Es ist schon goldig, wie die gesamte Medienlandschaft auf den Erfolg der AfD bei der Niedersachsenwahl reagiert. In einer Mischung aus Entsetzen und Ratlosigkeit, letztlich wie nach einer Naturkatastrophe.
Man hat keine Erklärung. Oder man denkt sie sich – vielleicht – nur insgeheim, schweigt aber darüber lieber, weil sie den guten Ton verletzten könnte.
Dabei ist es eigentlich einfach: Es gibt ein ziemlich großes Bevölkerungsspektrum im Land, das sich von allen anderen Parteien nicht mehr repräsentiert sieht, es denkt konservativer, „rechter" als die linksliberale Einigkeit zwischen Linken, CDU/CSU und FDP. Dies vor allem in Sachen Migration, aber auch bei der Energie, beim Thema Umverteilung und gesellschaftlichen Fragen wie dem Gendern, Quoten und anderem. Ich würde sogar behaupten, dass dies eine – stille – Mehrheit ist.
Diese stille Mehrheit ist dreigeteilt. Die einen wählen trotzdem die Altparteien, weil sie „vornehm" bleiben wollen, sich als brave Demokraten auch gegen „rächts" sehen und die Hoffnung haben, durch ihr Kreuzchen außerhalb von R2G doch noch etwas zu bewegen, auch wenn sie hinterher meist enttäuscht sind. Die zweite Gruppe geht gar nicht zur Wahl. Die dritte wählt die AfD. Davon eher die Minderheit aus Überzeugung vom Personal, schätze ich mal. Weit mehr aus taktischen Gründen, als Denkzettel, als Warnschuss, in der Hoffnung, der Union und der FDP etwas zum Denken zu geben. Leider kommt diese Botschaft nicht an. Und das wiederum hat dann auch sehr viel mit den Medien und ihren Vorlieben und ihrer Trägheit, Saturiertheit zu tun.
Wie hatte Susanne Gaschke neulich in der Welt geschrieben? Unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Politik leidet unter der weitverbreiteten Feigheit. Die Feigheit in den Medien (hier würde ich – auch im Sinne Gaschkes – auch von Denkfaulheit, von Bequemlichkeit sprechen) und der Leitfiguren in den etablierten Parteien bedingen sich gegenseitig.
Ändert sich da nichts, so fürchte ich, dass sich innerhalb der hier genannten Dreiteilung des breiten eher konservativen bis rechten Spektrums einiges verschieben könnte. Vielleicht sollten die Journalisten auch mal in die Nachbarländer schauen und dort auch nicht alles nur als Naturkatastrophe interpretieren.