Gastautor / 08.08.2021 / 11:00 / Foto: Pixabay / 49 / Seite ausdrucken

Die Corona-Gewinnler

Von Konrad Adam.

Die wichtigsten Personen der Dauerposse „Wir schaffen das“, die seit sechzehn Jahren auf dem Spielplan steht und mittlerweile sämtliche Rekorde bricht, kennen wir schon lange. Seit Ausbruch der Corona-Hysteropandemie sind allerdings ein paar schon halb vergessene Figuren wieder aufgetaucht und neu hinzugekommen: der Blockwart, der seinen Nachbarn denunziert, weil er mehr als drei Personen ins Haus gelassen hat, und dann auch noch ohne Mundschutz. Der Mitläufer, der sich nach der Decke streckt und sagt: „Ich mache das, was alle machen, bin brav und habe zu gehorchen.“ Den Gelehrten, der seinen Mantel in den Wind hängt und jedem das erzählt, was der gern hören möchte (und, selbstverständlich, gut bezahlt), haben wir auch schon kennengelernt (früher als deutschen Physiker, heute als empirischen Sozialforscher). Und selbst die Führernatur, die sich für ihr geschichtsträchtiges Wirken auf den Willen des Herrgotts beruft, weckt Erinnerungen, die auszubreiten allerdings nicht ratsam ist und deshalb besser unterbleibt.

Dass Führernaturen aus dem Süden kommen, mag Zufall sein; dass die nachfolgende Geschichte in Bayern spielt, ist aber ganz gewiss kein Zufall. Dort hatte uns ein Biergarten, gleich neben der Straße gelegen, an einem heißen Tag zur Einkehr verlockt. Kaum hatten wir an einem der vielen freien Tische Platz genommen, als der Wirt auf uns zustürzte und das Anlegen der Maske befahl. Wozu denn?, fragten wir zurück, wir wollen doch nur etwas trinken, und das fällt mit der Maske schwer. Am Tisch könnten wir auf das Ding verzichten, brummte der Wirt, beim Weg hinein und hinaus aber nicht, da sei die Maske vorgeschrieben, auch dann, wenn der Weg kurz ist und durch nichts als die frische Luft führt. Ob wir die Masken denn jedenfalls bei uns hätten? Hatten wir; nur dass sie den Ansprüchen des braven Mannes nicht genügten. Es müsse schon die große, die Rüsselmaske FFP2 sein, sagte er, die habe er auf Vorrat und könne sie uns verkaufen. Das aber wollten wir nicht und machten Anstalten, zu gehen.

Da wurde der Wirt böse: So einfach ginge das nun wirklich nicht. Schlimm genug, dass wir uns ohne Maske Zutritt zu seinem Biergarten verschafft hätten, hinaus kämen wir ohne Maske jedenfalls nicht, Vorschrift sei Vorschrift, auch wir hätten uns danach zu richten. Da wurde uns klar, dass wir uns in einer ähnlich misslichen Lage befanden wie Mephisto, der als Pudel unbesonnen dem Dr. Faust ins Haus gesprungen war, in der Gestalt des Teufels aber nicht wieder hinaus konnte. Was tun? Eine dienstbare Ratte, das Hindernis aus dem Weg zu schaffen, stand uns nicht zu Gebote, wir mussten also selbst versuchen, den Bann zu brechen. Das taten wir, indem wir dem Wirt den bayerischen Gruß entboten und die vier oder fünf Schritte bis zur Straße auf eigene Faust zurücklegten – ohne Maske, ohne Erlaubnis und ohne jemandem weh zu tun, den Wirt vielleicht ausgenommen; aber der hatte es ja verdient.

Jeder kann mitmachen, keiner soll leer ausgehen

So etwas erlebt man in einem Land, das nicht nur die Maske, sondern einen bestimmten Typ, die Rüsselmaske, fordert, verbindlich, ausnahmslos und strafbewehrt. Wer nach den Gründen für das eigenwillige Reglement sucht, sollte nicht bei Medizinern oder Virologen vorstellig werden, sich vielmehr in der Geschäftswelt umsehen, am besten dort, wo sich die Bonzen mit den Lobbyisten treffen. Er wird da auf Gestalten wie Andrea Tandler stoßen, Spross einer alteingesessenen CSU-Familie. Allein für die Vermittlung im großen Maskendeal soll sie Provisionen in Höhe von 30 Millionen Euro bezogen haben – eine abenteuerliche Summe, die allerdings im Handumdrehen zusammenkommt, wenn man die 13 Millionen Einwohner des Freistaates dazu zwingt, sich alle paar Tage für 10 Euro eine FFP2-Maske zu kaufen. Und Söder tut das.

Die Maske ist ein Massenartikel, ein ganz besonderer freilich, weil nämlich, wie man uns verspricht, gesundheitsdienlich. Wo die Gesundheit ins Spiel kommt, gibt es kein Halten mehr, da ist nichts zu teuer und alles erlaubt, fast alles jedenfalls. Da geht es Schlag auf Schlag: Nach den Alten sind jetzt die Jungen an der Reihe, nach den Alpha-, Beta- und  Gamma-Varianten die Delta-Version, nach dem ersten, der zweite, der dritte und der vierte Piks, danach ein Wiederholungs- oder Auffrischungstermin – man weiß ja nie. Und gerade weil man nichts Genaues weiß, weder über die Wirksamkeit noch über die Gefahren der Massenimpferei, kann man gar nicht oft genug mit der Spritze in der Hand herumfuchteln. Das Volk hat ja ein Recht, von seiner Führung gehegt und gepflegt zu werden, das wusste auch schon Robert Ley.

Doch auch die beste Führung schafft das alles nicht allein, sie ist auf Helfer angewiesen, auf Männer wie Karl Lauterbach, Frauen wie Andrea Tandler oder Kinder wie Jens Spahn. Jeder kann mitmachen, keiner soll leer ausgehen, alle dürfen zulangen, die Ärzteschaft genauso wie die Krankenhausbetreiber, die Pharmaproduzenten, die Versicherungsagenturen, die Nachhilfelehrer, die Maskenhändler und so weiter. Begleitet von Solidaritäts-Appellen und humanitären Phrasen, haben sie ein Geschäftsfeld entdeckt, das einfach deshalb weiterblühen muss, weil es Gewinne und Wachstum ohne Ende verspricht. „Bereichert euch!“, hieß die Parole des Bürgerkönigs, „It´s the economy, stupid!“, rief Bill Clinton seinen Leuten zu. Wie genau er damit ins Schwarze getroffen hatte, war ihm wohl selbst nicht bewusst. Inzwischen wissen wir es aber alle.

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Leserpost

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Steffen Huebner / 08.08.2021

@Frances Johnson “Viele lassen es sich gefallen.” - Ich nicht, Leber und Lunge bekommen die nicht!

S. v. Belino / 08.08.2021

Herr Adam nennt sie Rüsselmaske, ich hingegen bezeichne ihre Träger als Papageientaucher. Die Ähnlichkeit der Maskenträger mit dem wenig bekannten nordischen Vogel ist für mich einfach frappierend. - Die Vorstellung des Einsatzes einer - leider nicht immer unmittelbar vorhandenen - dienstbaren Ratte hat mich köstlich amüsiert. Wie oft schon hätte ich mir eine solche auf dem unbedachten Weg vom Tisch zur Toilette gewünscht, um damit den beflissen herbeieilenden Kellner -“Bitte legen Sie sofort eine Maske an!” auf den Ausschanktresen zu treiben. Oder auf den nächstgelegenen Tisch - was immer ihm am sichersten erschienen wäre. Welch’ ein Terror.

Heinrich Wägner / 08.08.2021

Die Blockwarte werter Herr Adam kenne ich noch aus meiner Kinderzeit .Wir leben wieder in einen Denunziantenstaat ohne echt Werte nur Begriffshülsen .Menschen werden denunziert und ausgegrenzt im Namen der Toleranz und werden mit Hass überschüttet .Wer eine abweichende Meinung hat ist der neue Junde von heute. Wann wird er ein Zeichen tragen müssen auf dem steht Du bist anders als wir .Wann wird das Brieflein im Kasten stecken mit Termin und Zeit wo die Ungeimpften sich an der Sammelstelle treffen müssen. Damals waren wir Kinder heute sind wir Nazis und Umweltsäue, gesungen vom Kinderchor der Neuzeit. ” Ich mach das was alle machen,ich bin brav und habe zu gehorchen” genau so ist ,wie damals .

Gerhard Sauer / 08.08.2021

Ein ähnliches Erlebnis wie Konrad Adam hatte ich bei Aldi. Ich hatte die FFP2-Maske vergessen und eine OP-Maske aufgesetzt. Ich stand schon an der Kasse, nur wenige Schritte vom Ausgang entfernt, da pflaumt mich die Kassiererin ein: „Warum trage Sie keine FFP2-Maske. Das ist hier Vorschrift und zwar schon lange“. „Ich habe meine vergessen und die OP-Maske schützt Sie doch genauso gut.“ Die Kassiererin saß hinter einer Glaswand und trug zwei Masken übereinander. „Papperlapapp, hier ist eine FFP2-Maske vorgeschrieben und zwar ausnahmslos! Halten Sie sich daran!“ Ich packte meine Sachen und ging die paar Schritte zum Ausgang. Draußen in der frischen Luft wurde mir klar: Dieses Volk ist nicht zu heilen, es ist und bleibt verknöchert und versödert. Da gibt es nichts zu retten.

H.Nietzsche / 08.08.2021

G. Böhm, es ist genau so wie Sie exzellent beschreiben. Bill Gates: “Wir sägen die DNA auf, tun ein Gen hinein und nähen sie wieder zu.”  Und weiter: - Die veränderte DNA liefert Informationen, die mit einer Smartphone-App am Unterarm ausgelesen werden können. - Kein Grund, daran zu zweifeln. Volles Vertrauen den Genossen Gentechnikern!

Jirina Paskovsky / 08.08.2021

Jirina Paskovsky Die Situation wird immer absurder!  Wie gestern beim Aldi. Da werden sog. Medizinmasken und sogar bunte Stoffmasken zum Kauf angeboten, und als ich an der Kasse fragte, wenn ich mir diese Masken kaufe, ob ich sie auch im Geschäft tragen kann, da wurde der Kassierer ganz verlegen und sagte, das ginge wohl nicht. Ja, nun, soll man die masken etwa auf den Füssen statt Socken tragen?  Oder was? Armes Absurdistan-Deutschland!

HaJo Wolf / 08.08.2021

Ich bin befreit vom Tragen einer Maske. Aus medizinischen Gründen. Tatsächlichen, keine erfundenen. Befreit vom Tragen JEDER Maske. Das wollte man allerdings im hiesigen Mediamarkt nicht einsehen und mich nötigen, diesen merkwürdigen durchsichtigen Kunststoffbogen vors Gesicht zu spannen. Was ich ablehnte mit dem Hinweis darauf, dass mit (Zitat aus dem Attest) das Tragen einer Maske nicht zuzumuten ist. Auch das wollte der Blockwart im Mediamarkt nicht akzeptieren. Ich habe den ungastlichen Verkaufsraum also unverrichteter Dinge verlassen mit dem sehr hörbar geäußerten Versprechen, künftig bei diesem Unternehmen NICHTS mehr zu kaufen. Nie mehr. Handhabe ich z.B. seit fast 35 Jahren schon mit Ferrero so, Geht ganz einfach: das Leben funktioniert auch ohne XYZ hervorragend.

G. Böhm / 08.08.2021

Nachtrag 2: Wer hätte das gedacht, die scheinbare Ohnmacht treibt Stefan Lehnhoff in die Enge und als Abwehrreaktion entspringt ihm jungkommunistisches Gedankengut, er spricht, ähnlich wie Sarah Wagenknecht, von Enteignung. Was ist los in diesem Land möchte man Broders Spiegel befragen. - Abseits von Corona und Klima laufen weltweit Prozesse ab, die wir anscheinend weder verinnerlicht noch gedanklich richtig aufgearbeitet haben. Die Veränderungen haben ihre Ursachen in der der sich gegenwärtig vollziehenden vierten industriellen Revolution, der ‘Digitalisierung’. In rasender Geschwindigkeit findet ein globaler Konzentrations- und Umverteilungsprozeß statt, wie man ihn bis dato nicht erlebt hat. Es entstehen High-Tech-Agglomerate, die aufgrund ihrer Ressourcen mächtiger sind als 95 % aller Länder auf dem Planeten für sich genommen. Selbst für die Großmächte stellen diese ein Bedrohungspotential dar. Diese Player haben eine neue Strategie entwickelt, um ihren Bestandsschutz zu garantieren. Zu den größten Lebewesen der Welt gehören Pilze, die mit ihrem unsichtbaren Geflecht alles durchdringen. Auf eben diesen Wege haben diese Agglomerate die Staaten mit ihren Regierungen durchsetzt und sind mit diesen eine Art Symbiose eingegangen, die nicht mehr gelöst werden kann, ohne scheinbar ins Chaos abzugleiten. So sichern die Pilze ihr Überleben, sie haben also aus der ehemaligen Zerschlagung von AT&T gelernt. Es geht für die Player faktisch um alles, um ein absolutes globales Controlling bis herunter zum einzelnen Individuum. Die Digitalisierung mit der Schnittstelle Mobilephon (späterhin eingesetzter Chip) macht das möglich. Die alten Industrien sind an ihrer Endstufe angelangt und stehen faktisch allen zur Verfügung. Nunmehr geht es um die neue Welt des genoptimierten homo.

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