News-Redaktion / 18.02.2021 / 08:51 / Foto: cartese / 0 / Seite ausdrucken

Die Morgenlage: Vertrauen und Verschärfung

In Burma wurde trotz Drohungen des Militärs verstärkt gegen die Putschisten demonstriert, die NATO berät über die Zukunft ihres Afghanistan-Einsatzes, in Neckarsulm gab es einen Briefbombenanschlag auf die Lidl-Zentrale, die EU wartet schon seit Dezember auf Millionen von Impfdosen, die Stromausfälle in Texas verschärfen den Chipmangel in der Automobilindustrie und offenbar müssten in diesem Jahr erstmals die Bundestags-Diäten gesenkt werden.

Größte Proteste seit Tagen in Burma

In Burma (Myanmar) reißen die Proteste gegen den Militärputsch und den drohenden Abstieg in eine neue Ära der Diktatur nicht ab, meldet kleinezeitung.at. Allein in der früheren Hauptstadt Rangun hätten sich am Mittwoch Zehntausende Demonstranten versammelt. Laut Beobachtern habe es sich um die größte Kundgebung seit Tagen gehandelt. Mit einer Sitzblockade sei der Verkehr teils lahmgelegt worden, wie Fotos in Sozialen Netzwerken zeigten. Das Nachrichtenportal "Eleven Myanmar" habe von einem "Demonstranten-Meer" gesprochen.

In der Großstadt Mandalay seien in der Nacht zahlreiche Militärfahrzeuge aufgefahren, wie auf Fotos auf Twitter zu sehen war. Dennoch habe es auch dort am Mittwoch Massenproteste gegeben. Das Internet in Myanmar sei die dritte Nacht in Folge blockiert gewesen. In den vergangenen Tagen habe die Armee ihre Präsenz in vielen Hochburgen der Proteste massiv verstärkt. Immer wieder gebe es in Sozialen Netzwerken Berichte von Festnahmen und Angriffen der Einsatzkräfte auf friedliche Demonstranten.

Mutmaßlich Islamisten überfielen Schule in Nigeria  

Nach der Entführung mehrerer Schüler in der Stadt Kagara in Nigeria haben die Behörden die Zahl der Verschleppten mit 44 angegeben, meldet kleinezeitung.at. Nach inoffiziellen Angaben aus Regierungskreisen seien 29 Schüler gemeinsam mit drei Lehrern und zwölf Familienmitgliedern entführt worden. Ein Schüler sei bei dem Angriff in der Nacht auf Mittwoch getötet worden, habe es geheißen. Zuvor sei von hunderten Verschleppten die Rede gewesen. Präsident Muhammadu Buhari habe einen Rettungseinsatz angeordnet.

Der Überfall habe sich demnach im zentralen Bundesstaat Niger ereignet. Uniformierte Angreifer mit Sturmgewehren seien in das Gebäude des Wissenschaftskollegs der staatlichen Schule in der Stadt Kagara eingedrungen. Bei den verschleppten Schülern handele es sich um Heranwachsende im Teenager-Alter. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich mindestens 650 Schüler in dem Gebäude befunden. Einem Mitarbeiter der Schule und einigen Schülern sei offenbar die Flucht gelungen. Die restlichen Entführten seien in einen nahegelegenen Wald gebracht worden, habe es aus offiziellen Kreisen geheißen.

In Nigeria war es schon in der Vergangenheit häufiger zu Entführungen gekommen. Im April 2014 etwa waren von der Islamistengruppe Boko Haram ca. 270 Mädchen aus ihrer Schule in Chibok im Bundesstaat Borno entführt worden. Auch in den Folgejahren habe es immer wieder ähnliche Fälle gegeben. Im Dezember des vergangenen Jahres waren im Nordwesten des Landes 300 Schulkinder entführt worden.

NATO berät über Zukunft des Einsatzes in Afghanistan

Die NATO-Verteidigungsminister beraten heute über die Zukunft des Bündniseinsatzes in Afghanistan, meldet orf.at. Dabei gehe es unter anderem darum, wie mit der erhöhten Bedrohungslage der internationalen Truppen umzugehen sei. Dass man derzeit noch nicht über den eigentlich für den 30. April geplanten Abzug der internationalen Kräfte aus Afghanistan reden könne, bedeute eine „veränderte Sicherheitssituation“, habe die deutsche Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gestern gesagt.

Die Taliban hätten zuletzt einen „großen Krieg“ für den Fall angekündigt, dass das Doha-Abkommen nicht eingehalten wird. Die USA hatten den Taliban über diese Vereinbarung einen Abzug aller ausländischen Soldaten bis Ende April in Aussicht gestellt, um sie zu Friedensgesprächen und einer Reduzierung der Gewalt in dem Land zu bewegen.

Weiter Proteste nach Verhaftung von Rapper in Katalonien

Nach der Verhaftung des katalanischen Rappers Pablo Hasél ist es in Spanien erneut zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen, meldet kleinezeitung.at. Hunderte Menschen hätten sich am Mittwochabend auf dem zentralen Madrider Platz Puerta del Sol versammelt und die Freilassung des 32-jährigen Künstlers gefordert. Maskierte Demonstranten hätten die Polizei aus der Menge heraus mit Flaschen beworfen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtet hätten.

Auch in Barcelona sei es nach schweren Zusammenstößen am Vortag zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Randalierer hätten Gegenstände auf Polizisten geworfen und Mülltonnen in Brand gesetzt. Die Sicherheitskräfte hätten mit Gummigeschossen reagiert. Mindestens sechs Menschen wären festgenommen worden, habe die katalanische Polizei mitgeteilt.

Hasél war wegen des Vorwurfs der Terror-Verherrlichung sowie Beleidigung der spanischen Krone und staatlicher Institutionen verurteilt worden. Hintergrund sei eine Serie von Twitter-Beiträgen, in denen der 32-jährige Rapper die Monarchie und die Polizei angegriffen hätte. Polizisten habe er unter anderem als "beschissene Söldner" bezeichnet und warf ihnen die Tötung von Demonstranten und Migranten vorgeworfen.

Draghi stellt sich zweiter Vertrauensfrage

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi will heute mit einem Vertrauensvotum in der Abgeordnetenkammer die letzte Hürde nach seiner Vereidigung nehmen, meldet orf.at. Am Morgen beginne die Sitzung in der größeren der beiden Parlamentskammern. Nach der Debatte stehe am Abend die Vertrauensabstimmung für Draghi und sein Kabinett auf dem Programm. Beobachter gingen davon aus, dass der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einer festen Mehrheit rechnen kann.

Gestern habe er im Senat in einer programmatischen Rede über seine politische Agenda gesprochen. Ein wichtiger Punkt war der Plan für die Milliarden an Hilfsgeldern aus dem EU-Wiederaufbaufonds, den Italien in einigen Wochen in Brüssel vorlegen will. Auch im Senat hätte er sich einer Vertrauensfrage stellen müssen, die er gestern Abend souverän überstanden habe. 262 der 304 abstimmenden Abgeordneten des Senats votierten für seine Regierung.

Briefbomben-Anschlag auf Lidl in Neckarsulm

In einem Verwaltungsgebäude des Discounters Lidl in Neckarsulm hat es eine Explosion gegeben. Drei Personen wurden verletzt, als sie einen Brief öffneten, meldet welt.de. Wer die Sendung verschickt habe, sei bisher nicht bekannt. Der Bürgermeister habe von einer „Schreck- und Schocksituation“ gesprochen. Eine Person sei mittelschwer, zwei andere leicht verletzt worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt hätten.

Die Rettungskräfte vor Ort hätten rund 100 Mitarbeiter der Firma in Sicherheit gebracht. Spezialisten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg durchsuchten mit Sprengstoffspürhunden das gesamte Gebäude, wobei sie keine weiteren verdächtigen Gegenstände gefunden hätten. Zu möglichen Tätern und dem Motiv sei bisher noch nichts bekannt.

Erst am Dienstag habe es eine Explosion bei einem Getränkehersteller in Eppelheim gegeben. Dabei sei ein Mitarbeiter verletzt worden. Eppelheim liege etwa 60 Kilometer entfernt von Neckarsulm. Auch in diesem Fall solle ein Paket verantwortlich gewesen sein. Bisher sei allerdings nicht bekannt, ob zwischen den beiden Vorfällen ein Zusammenhang besteht.

Apotheker: Steigende Corona-Zahlen durch mehr Tests

Der Apothekerverband Nordrhein rechnet mit wieder steigenden Corona-Fallzahlen in den kommenden Wochen, meldet welt.de. Unabhängig von den Mutationen werde auch die Ausweitung der Corona-Tests dazu führen, habe Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, der «Rheinischen Post» (Donnerstag) gesagt. «Wenn getestet wird, werden wir auch mehr Fälle haben», wird er zitiert und auf eine vermutete Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen verwiesen. Außerdem werde verstärkt der Pollenflug einsetzen. Das werde zu allergischen Reaktionen führen, die als COVID-Symptome fehlinterpretiert werden könnten. Auch das könne die Zahl der Corona-Tests in die Höhe treiben.

EU wartet seit Dezember auf Millionen Biontec/ Pfizer-Impfdosen

Die EU wartet Insidern zufolge auf zehn Millionen Dosen des COVID-Impfstoffs von Pfizer und Biontech, die eigentlich im Dezember fällig gewesen wären, meldet orf.at. Damit stünden etwa ein Drittel der bis jetzt erwarteten Lieferungen noch aus, habe die Nachrichtenagentur Reuters gestern von EU-Vertretern erfahren. Die EU-Kommission habe unterdessen einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 300 Millionen Dosen des Pfizer-Konkurrenten Moderna ausgehandelt.

Bisher hätte Pfizer etwa 28 Millionen Dosen des Impfstoffs an die EU geliefert, wie einer der Vertreter und eine mit dem Vorgang vertraute Person zitiert werden. Das seien etwa zehn Millionen Dosen weniger, als Pfizer versprochen hätte, habe der EU-Vertreter gesagt. Pfizer habe sich mit Verweis auf die Vertraulichkeit der Lieferpläne nicht äußern wollen. Bei der EU-Kommission sei keine Stellungnahme erhältlich gewesen.

Chipmangel in Autobranche verschärft sich durch Stromausfälle in Texas

Die Stromausfälle in Texas treffen die ohnehin am Limit arbeitenden Halbleiterhersteller, meldet handelsblatt.com. In der texanischen Hauptstadt Austin, wo rund 200.000 Bewohnern in bitterer Kälte Strom und Wasser abgestellt worden sei, betrieben gleich mehrere Chip-Produzenten Fabriken, aus denen sie unter anderem die Autoindustrie mit Leistungshalbleitern beliefern. In Folge der Stromausfälle hätten die ihre Produktion herunterfahren müssen.

Einer davon ist Infineon. Seit der Übernahme von Cypress Semiconductor im April 2020 würden die Münchener in der Hauptstadt des südlichsten US-Bundesstaates die sogenannte „Fab 25“ betreiben, in der unter anderem Mikrocontroller und Halbleiter für die Leistungselektronik hergestellt werden. Für die US-Autoindustrie verschärft diese gedrosselte Produktion ein bereits existierendes Problem. Schon im Januar hätten Volkswagen, Ford oder Nissan wegen des Mangels an Halbleitern Schichten in einigen US-Werken streichen müssen und konnten weniger Autos als geplant produzieren.

Bundestags-Diäten müssten in diesem Jahr erstmals gesenkt werden

Die Diäten der Abgeordneten des Deutschen Bundestages müssten laut einem Zeitungsbericht zum 1. Juli erstmals gesenkt werden, meldet deutschlandfunk.de. Grund sei der Konjunktureinbruch wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr, der zu sinkenden Löhnen geführt hätte, schreibe die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach sei der Nominal-Lohnindex, an dem sich die Diätenentwicklung orientiere, um 0,6 Prozent gesunken. Dementsprechend müssten die Diäten zur Jahresmitte von derzeit 10.083 Euro brutto im Monat um 60,5 Euro gesenkt werden.

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