News-Redaktion / 09.05.2020 / 08:53 / Foto: cartese / 0 / Seite ausdrucken

Die Morgenlage: Protest und Penicillin

In Libyen wird wieder gekämpft, die EU-Kommission will den Einreisestopp verlängern, Gastronomen protestieren trotz der kleinen Lockerungsübungen, der Penicillin-Herstellung in Europa droht das Ende, Boris Palmer will die Grünen nicht verlassen, die SPD will mehr Migranten aufnehmen und die Lufthansa will wieder ein bisschen mehr fliegen.

Regierungs-Angriff auf Luftwaffenstützpunkt in Libyen

Nahe Libyens Hauptstadt Tripolis laufen erneut Kämpfe um den Luftwaffenstützpunkt Al-Watija, meldet faz.net. Kampfjets der Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch hätten dort am Freitag Angriffe geflogen, wie Militärsprecher Mohammed Gnunu mitgeteilt habe. Der Stützpunkt werde von General Chalifa Haftars Libyscher Nationalarmee (LNA) kontrolliert Gnunu zufolge seien bei den Angriffen 15 mit Haftar verbündete Kämpfer getötet und sieben ihrer gepanzerten Fahrzeuge zerstört worden. Ein Militärzentrum der LNA habe am Freitag mitgeteilt, dass Haftars Truppen den Luftwaffenstützpunkt Mitiga in Tripolis angegriffen und dabei «erfolgreich» eine Startrampe für türkische Drohnen getroffen hätten.

Tote bei Angriff in Tripolis

Bei einem Angriff nahe der Residenzen des italienischen und des türkischen Botschafters in Libyen sind ein Zivilist und zwei Polizisten getötet worden, meldet sueddeutsche.de. Das habe die Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch am Freitag mitgeteilt und die Truppen von General Chalifa Haftar dafür verantwortlich gemacht. Außenminister Mohammed al-Siala habe von "kriminellem Beschuss durch Haftars Milizen" und einem Verstoß gegen internationales Recht gesprochen. Haftars Libysche Nationalarmee (LNA) habe sich zunächst nicht geäußert.

EU-Kommission will Einreisestopp bis Mitte Juni verlängern

Die weitreichenden Einreisebeschränkungen in die Europäische Union wegen der Corona-Krise sollten aus Sicht der EU-Kommission um weitere 30 Tage bis zum 15. Juni verlängert werden, meldet welt.de. Dies habe die Brüsseler Behörde am Freitag vorgeschlagen. Die Lage in Europa und weltweit bleibe instabil. „Daher sollten Maßnahmen an den Außengrenzen fortgesetzt werden, um das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Krankheit durch Reisen in die EU zu verringern“, habe die EU-Kommission mitgeteilt.

Gastronomen protestieren für weitere Corona-Hilfen

Trotz der angekündigten Lockerungen für die Gastro-Branche haben sich in Sachsen am Freitag zahlreiche Gastronomen an Protestaktionen beteiligt, meldet welt.de. In Leipzig hätten sie 2500 leere Stühle vor die Oper auf den Augustusplatz gestellt, in Dresden auf dem Neumarkt ein rotes Herz aus Polsterstühlen geformt und in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge hätten Gästeführer einer Statue von Adam Ries einen Mundschutz verpasst. Die Proteste seien Teil der bundesweiten Initiative «Leere Stühle» gewesen.

«Wir freuen uns alle, dass wir am 15. Mai wieder aufmachen können. Aber unter den Bedingungen, die derzeit gegeben sind, werden wir langfristig den Löffel abgeben», habe eine der Organisatorinnen in Leipzig gesagt. Passend dazu hätten die Gastronomen silberne Löffel in einen großen grünen Container geworfen. Die Behältnisse sollen nächsten Freitag vor das Bundeskanzleramt geschafft werden, um den Protest nach Berlin zu tragen. Die Initiative fordere einen Rettungsfonds für die Gastronomie mit Zuschüssen des Bundes.

Erfolge bei Coronavirus-Behandlung mit Wirkstoff-Kombination

Wissenschaftler in Hongkong haben eine erfolgreiche Behandlung des Coronavirus mit einem Cocktail aus drei Medikamenten gemeldet, berichtet kleinezeitung.at. Es habe sich gezeigt, dass die Kombination der Wirkstoffe bei Patienten mit einem milden bis moderaten Krankheitsverlauf die Anzahl der Viren im Körper schnell verringere, habe der Mikrobiologe Kwok-Yung Yuen in der im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Studie geschrieben.

Es müsse aber noch untersucht werden, ob dies auch bei schwer erkrankten Corona-Patienten der Fall sei. An der Studie hätten sich 127 Corona-Infizierte in sechs verschiedenen Krankenhäusern in Hongkong beteiligt. 86 von ihnen hätten den antiviralen Medikamenten-Cocktail, bestehend aus dem zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzte Mittel Interferon beta-1b, der gegen HIV eingesetzten Wirkstoffkombination Lopinavir/Ritonavir sowie dem Hepatitis-Medikament Ribavirin, erhalten. Die übrigen Studienteilnehmer hätten nur das HIV-Mittel Lopinavir/Ritonavir bekommen. Bei den mit der Medikamenten-Kombination behandelten Studienteilnehmern seien die Tests auf das Coronavirus im Schnitt nach sieben Tagen negativ ausgefallen. In der Kontrollgruppe habe dies laut der Studie durchschnittlich zwölf Tage gedauert. Die Krankheitssymptome seien mit Hilfe des Medikamenten-Cocktails bereits im Schnitt nach vier Tagen verschwunden und damit doppelt so schnell wie bei den übrigen Patienten.

Großbritannien plant Quarantänepflicht für Einreisende

Großbritannien plant laut Medienberichten die Einführung einer zweiwöchigen Quarantänepflicht für Einreisende aus dem Ausland, meldet orf.at. Von der Maßnahme ausgenommen werden sollen lediglich Menschen, die aus dem Nachbarland Irland ins Vereinigte Königreich kommen, wie die „Times“ heute berichtet habe. Laut BBC solle die Quarantänepflicht Ende Mai in Kraft treten.

Dem „Times“-Bericht zufolge wolle Premierminister Boris Johnson die Quarantänepflicht bei der Vorstellung eines Fahrplans für Lockerungen von den Coronavirus-Einschränkungen heute offiziell ankündigen.

Palmer will Grüne "selbstverständlich" nicht verlassen

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer sieht nach eigenen Angaben keinen Grund, über einen Parteiaustritt bei den Grünen nachzudenken, meldet dernewsticker.de. In einer ersten Reaktion auf die Aufforderung des Landesvorstands Baden-Württemberg, er solle die Partei verlassen, habe er zu "Bild" gesagt: "Selbstverständlich trete ich nicht aus meiner Partei aus. Ich bleibe weiterhin aus ökologischer Überzeugung Mitglied der Grünen. Da die Vorwürfe gegen mich von meinen Gegnern erfunden beziehungsweise konstruiert worden sind, gibt es überhaupt keinen Grund, darüber nachzudenken." Die Südwest-Grünen hatten Palmer zuvor zum Parteiaustritt aufgefordert. Man behalte sich auch ein Parteiordnungsverfahren vor, habe der Landesvorstand am Freitag in Stuttgart mitgeteilt.

Mutmaßlicher indischer Spion in Frankfurt vor Gericht

Wegen möglicher Spionagetätigkeit für einen indischen Auslandsgeheimdienst muss sich ein 54-Jähriger ab August vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt verantworten, meldet welt.de. Die Anklageschrift des Generalbundesanwaltes sei zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet worden, habe das OLG am Freitag mitgeteilt. Der indische Staatsangehörige soll seit Januar 2015 Informationen über die in seiner Heimat oppositionelle Sikh-Szene und die Kaschmir-Bewegung in Deutschland sowie deren Angehörige beschafft haben. Seine Führungsoffiziere seien als Konsuln am indischen Generalkonsulat in Frankfurt tätig gewesen.

SPD will mehr Migranten aufnehmen

In der Großen Koalition gibt es erneut Streit über die „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“, die aus griechischen Lagern nach Deutschland kommen sollen, meldet dernewsticker.de. Die SPD fordere, die Altersschwelle anzuheben. "Die Union besteht weiterhin darauf, dass die Kinder unter 14 sein müssen", habe der SPD-Abgeordnete Lars Castellucci dem "Spiegel" gesagt. Das sei bei den Unbegleiteten aber selten der Fall. Das ist ein Eingeständnis, dass es die Kinder, mit denen das Aufnahmeprogramm der Öffentlichkeit verkauft wurde, kaum gibt. Das hatten Kritiker des Programms von Anfang an gesagt. Auch dass das Alter von 14 Jahren nun einmal die Grenze ist, bis zu der man als Kind gilt, scheint Castellucci zu übersehen, wenn er sagt: "Das Alter ist willkürlich festgelegt. Die Mehrheit ist einen Tick älter, und außerdem werden die Kinder auch älter, je länger wir brauchen."

Sein Fraktionskollege Helge Lindh habe kritisiert: "Viele Bundesländer und Teile der Union wollen keine fast erwachsenen Männer aus Afghanistan. Aber diese Jungen haben die gleiche Menschenwürde. Und sie haben Fluchtgründe, zum Beispiel, weil sie von den Taliban verfolgt werden." Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wolle nun eigene Beamte nach Griechenland schicken, die sich ein Bild machen sollen. Die Union wolle falsche Signale vermeiden. Unionsfraktionsvize Thorsten Frei habe dem "Spiegel" gesagt: "Wenn wir einen Zwölfjährigen aufnehmen, der auf der Flucht von seiner Familie getrennt wurde, senden wir das Signal nicht. Wenn wir kranke Kinder aufnehmen, auch nicht. Aber wenn wir den 17-Jährigen aufnehmen, dann schafft das neue Fluchtanreize für viele."

Festnahme nach tödlichem Messerangriff

Nach einer tödlichen Messerattacke in einer Asylbewerberunterkunft im oberfränkischen Kronach ist der dringend gesuchte Verdächtige festgenommen worden, meldet welt.de. Der 28-Jährige habe sich in Paris befunden und werde nun an die deutschen Behörden ausgeliefert, hätten die Ermittler am Freitag mitgeteilt.

Der Afghane soll Anfang April bei einem Streit einen 23-jährigen Landsmann mit einem Messer getötet haben. Daraufhin sei der 28-Jährige geflüchtet. Die Polizei habe eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. In Zusammenarbeit mit Dienststellen aus der Schweiz und Frankreich habe der Verdächtige schließlich widerstandslos festgenommen werden können. Nach seiner Auslieferung nach Deutschland soll er in Haft kommen.

Keine Penicillinproduktion mehr in Europa?

Laufend ist zuletzt angesichts der Coronavirus-Krise gefordert worden, dass wieder mehr – etwa Medizin und Medizinprodukte – in Europa produziert werden muss, um Abhängigkeiten zu beenden. In Kundl in Tirol sitzt mit Novartis der letzte Penicillinproduzent Europas. Und just hier stehe nun ein Fragezeichen hinter der Produktion, meldet orf.at unter Berufung auf einen Bericht des „Standard“ (Samstag-Ausgabe). Novartis prüfe, die Herstellung des Antibiotikums wegen des enormen Preisdrucks zu beenden und den Wirkstoff künftig aus Asien zuzukaufen. Das gelte nur für die Antibiotika-Herstellung, nicht aber für Kundl als Produktionsstandort, habe es weiter geheißen.

„Es ist eine Tatsache, dass die kostendeckende Produktion von Penicillin extrem herausfordernd ist“, wird Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher zitiert. „Daher kaufen auch wir einige Wirkstoffe bereits aus China zu, und es ist nicht auszuschließen, dass dies in den kommenden Jahren noch weiter zunimmt.“

Die Lufthansa will wieder fliegen

Der fast komplett zusammengestrichene Flugplan der Lufthansa-Gruppe wird langsam wieder aufgebaut, meldet welt.de. Ab Juni werden wieder Urlauberziele wie Mallorca, Sylt, Kreta oder Rostock angeflogen, habe der Konzern mitgeteilt. Im Laufe des kommenden Monats steige die Zahl der angeflogenen Ziele von zuletzt lediglich 30 auf dann wieder 106.

Um das zu bewältigen, würden 80 zuletzt geparkte Flugzeuge wieder in Betrieb genommen. Im Zuge der Corona-Krise hatte die Lufthansa rund 700 ihrer 760 Flugzeuge eingemottet. Täglich seien nur noch etwa 3000 statt sonst bis zu 350.000 Passagiere befördert worden.

Allerdings gebe es verschärfte Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. So müssten die Passagiere seit dem 4. Mai bei der Lufthansa Group während des gesamten Fluges eine Mund-Nasen-Bedeckung an Bord tragen. Auch das Catering sei eingeschränkt.

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