Zwei führende Wirtschaftsforschungsinstitute stellen fest, dass Deutschland in der Rezession verharrt und die Aussichten weiterhin trübe sind. Während die Probleme in Deutschland hausgemacht sind, wachsen andere große Volkswirtschaften trotz globaler Krisen.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rechnet in seiner Konjunkturprognose mit einer weiteren Rezession in Deutschland. Die deutsche Wirtschaft schrumpft in diesem Jahr um 0,2 Prozent, ist das Ergebnis der neuen IW-Konjunkturprognose. Im Gegensatz dazu wachsen alle großen Volkswirtschaften trotz Zollstreit und diverser Krisen, die oft als Gründe für Deutschlands Wirtschaftsmisere herangezogen werden. Der Euroraum wächst in diesem Jahr um 0,8 Prozent, die Volkswirtschaften der USA um 1,3 Prozent und China sogar um vier Prozent.
Besonders düster ist die Lage in der deutschen Industrie und im Baugewerbe. Industriefirmen werden nach dem Rückgang von drei Prozent im Jahr 2024 auch in diesem Jahr weniger Wertschöpfung erreichen als noch im Vorjahr – hohe Energiepreise, steigende Löhne und viele Regulierungen belasten die Wirtschaft zusätzlich, so das IW. Bauunternehmen müssen nach Einbußen von 3,7 Prozent im Jahr 2024 auch 2025 weitere Einschränkungen hinnehmen. Auch hier bremsen die Konjunktur hohe Baukosten aufgrund von Regulierungen. Die schlechte Entwicklung ist inzwischen auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen: Seit Mitte 2024 schrumpft die Zahl der Erwerbstätigen. Im Sommer dürfte es bundesweit wieder drei Millionen Arbeitslose geben – das gab es zuletzt im Jahr 2010.
Das Ifo-Institut meldet unterdessen in seiner Konjunkturumfrage, dass das Geschäftsklima im Großhandel mit Rohstoffen, Zwischenprodukten, Maschinen und Ausrüstungen (Produktionsverbindungshandel) eingebrochen ist. Im April sank das Ifo-Geschäftsklima auf -33 Punkte, nach 22 Punkten im März. „Der Produktionsverbindungshandel ist das Bindeglied zwischen Herstellern beziehungsweise Erzeugern und Abnehmern sowie Weiterverarbeitern in Industrie, Handwerk und Bauwirtschaft“, sagte Ifo-Branchenexpertin Ulrike Mandalka. „Die aktuell schlechte Stimmung in dieser Branche deutet darauf hin, dass die Wirtschaft noch weiter an Schwung verlieren könnte. Fast zwei Drittel der Großhändler in diesem Bereich klagen über mangelnde Nachfrage.“ Für den Großhandel mit Konsumgütern sank das Geschäftsklima auf -24 Punkte, nach -18 Punkten im März.