Sarrazins Eigensinn und seinen Mut zur Abweichung schätze ich. Von der Ex-DDR hat er offenbar keine Ahnung. Ein deutsches Nationalbewußtsein als Antithese zur herrschenden SED-Diktatur und als Quelle des Widerstands - was für ein Blödsinn. Die SED spielte vielmehr die “nationale Karte” bis zum Erbrechen, um die Unterwerfung unter die sowjetrussische Besatzungsmacht zu verschleiern (Nationale Volksarmee, Nationale Front, Freie Deutsche Jugend etc.). Die nationalen Farben in der Anti-SED-Front wurden erst nach dem Mauerfall sichtbar. Den AfD-Erfolg in Ostdeutschland führt er auch darauf zurück, daß in der DDR 45 Jahre westlicher Umerziehung ausgefallen seien. Scherzt er? Mitnichten! Offenbar glaubt er an eine “Umerziehung” mit lauteren Absichten, und offenbar glaubt er an die untilgbare Kollektivschuld des deutschen Volkes. Dabei ist er selbst ein Opfer dieser Umerziehung. Folgerichtig begreift er die AfD als den großen Feind; und vermutlich glaubt er immer noch an einen guten Wesenskern in der SPD, der CDU und sogar in der größenwahnsinnigen nackten Kaiserin.
Dairie, mitreißender Volksredner? Mein lieber Schwan! Was Hoecke redet, ist die eine Sache. Sie wurde so oder so interpretiert. Was mich stutzig macht: Er dreht auf wie der andere mit H mit sechs Buchstaben und redet nicht unähnlich. Daher hielt ich ihn für eine Art Maulwurf. Im Prinzip bin ich ratlos, wie jemand so reden kann. Mancher vom sogenannten Volk in dem Saal hat hoffentlich Beklemmungen gekriegt. Ich bin ratlos. Hatte er was genommen? Sollte das eine Karikatur sein?
Auf den Punkt gebracht. Das Problem ist, dass der Normalbürger nur noch in der politischen Diskussion vorkommt, wenn es darum geht, wer für Vorhaben X zahlen soll. Der Mittelstand ächzt unter einer schändlichen Steuer- und Abgabenlast. Entlastung bei der CDU Fehlanzeige. Auch die SPD hat jeglichen Gedanken an Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Totalalimentation breiter Massen aufgegeben. Damit nicht genug wird nicht wenigen Autofahrern schlicht das Fahren verboten, weil diese das Opfer eines Betrugs der Hersteller unter großzügigem Wegschauen des Staates geworden sind. Gleichzeitig verlottert die Infrastruktur und während China an der Massenmotorisierung arbeitet, sollen wir Fahrrad fahren. Derweil wir auf diese Tour zum Narren gehalten werden, feiert die organisierte Kriminalität in diesem Land weitgehend unbehelligt die Profite aus ihren illegalen Geschäften. Und da soll es noch wundern, wenn immer mehr Wähler sich eine Partei wünschen, die in dem Saustall mal richtig aufräumt?
Erinnerungskultur muß irgendwann mal enden. Gegenwart und Zukunft sind wichtiger. Andere Länder haben das schon lange begriffen. Rußland mit etwa 20 Millionen Toten durch Stalin. China (etwa 60 Millionen Tote durch Mao Tse Tung) hat diesen Unsinn der Erinnerungskultur erst gar nicht angefangen. Ebenso wie alle Kolonialmächte.
Ach Je. HR. Sarrazin, 2 Bücher, in denen Sie genau die Zustände sehen, welche auch von der AfD gesehen werden, haben nicht dazu beigetragen, dass Ihre Partei nur irgendwie zur Vernunft gekommen wäre. Und ja, Höcke mag nicht der grosse Sympathieträger sein, aber gegen Merkel, Habek und Söder wirkt er geradezu vertrauenerweckend, vorausgesetzt, Deutschland liegt einem am Herzen.
Eine echte Wohltat, Thilo Sarrazins geschliffene, scharf analytische intellektuelle Analysen zu lesen. Das gibt einem Vertrauen, dass man mit seiner Sicht nicht allein ist und dass noch ein paar brains unterwegs sind!
Grundsätzlich ist dem sicherlich zuzustimmen! Allerdings ist die Annahme, dass die AfD trotz und nicht wegen Höcke erfolgreich war, doch eher fraglich. Egal wo Höcke auftritt, füllt er die Säle und begeistert seine Anhänger. Auch wenn ich als Identitär-Libertärer (ja, auch das ist eine legitime und mögliche Position) nicht vom nationalen Sozialismus (wohlgemerkt nicht Nazi!) à la Höcke begeistert bin, so habe ich mir doch die eine oder andere Rede von ihm angehört. Der Pathos sagt mir nicht wirklich zu, dennoch ist aus meiner Sicht nichts Extremistisches (i.S. von Gewalt) darin zu finden. Im Gegenteil finde ich es erfrischend, einen Politiker zu hören, der tatsächlich etwas zu sagen hat jenseits von warmer Luft und dem ich tatsächlich abnehme, dass er sich als Diener des Volkes betrachtet.
Warum sollte ich Politikern “vertrauen”? Wie kommen Sie auf diese fast schon irrwitzige Idee? Politikern begegne ich grundsätzlich mit einer gehörigen Portion Misstrauen, da sie quasi immer nur mein Bestes wollen, mein Geld. Ich bin dazu da, um Politiker zu kontrollieren, da es eine Opposition - vielleicht mit Ausnahme der AfD (deren Rolle für mich nicht ganz klar ist, da ich nicht weiß, ob sie nicht auch von den Plutokraten finanziert wird) - nicht gibt. Allerdings bin ich auch nicht naiv, denn die Demokratie-Simulation, in der wir leben, wird uns keine echte Freiheit bringen, ganz im Gegenteil.
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