Henryk M. Broder / 03.01.2009 / 14:48 / / Seite ausdrucken

Deutschland schämt sich in Blut und Boden

Dass die Palästinenser Israel, die Juden und alles drumherum nicht mögen, ist nicht klug aber verständlich. Sie sehen in Israel die Ursache aller ihrer Leiden, wären die Zionisten nicht in Palästina eingefallen, hätten sie längst einen eigenen Staat vom Jordan bis zum Mittelmeer und müßten nicht immerzu auf Demos gehen, um dort “Intifada bis zum Sieg!” zu rufen. Verständlich ist auch, dass sie umso wütender werden, je länger sie einer Fata Morgana nachjagen: einem Palästina, das nur in ihrer blühenden Phantasie existiert. Sie denken, dass man die Zeit zurückdrehen kannn, und niemand traut sich, ihnen zu sagen, dass die Zeitmaschine noch nicht erfunden wurde. Aber sie ahnen es, und deswegen benehmen sie sich wie Kinder im Sandkasten: Weil sie keine eigene Sandburg bauen können, wollen sie die Sandburg der Nachbarkinder zerdeppern.
Was aber ist es, das ganz normale Deutsche antreibt, in den antisemitischen Furor zu flüchten? Nicht jeder hat einen Opa bei der Waffen-SS gehabt, dessen unvollendetes Werk er bzw. sie fortsetzen muss. Dabei lieben sie tote Juden über alles. Nur mit den lebenden tun sie sich schwer.
Nachdem Angela Merkel erklärt hatte, für die Situation in Gaza sei allein die Hamas verantwortlich, bekam sie Briefe von aufrechten Deutschen, die sich vor Empörung nicht mehr einkriegen konnten - als wäre die Kilometerpauschale wieder abgeschafft worden. Wir dokumentieren Auszüge aus einigen der schönsten Zuschriften.

=So wie die Kampfgruppen der Juden im Warschauer Ghetto, die 1943 in militärisch völlig aussichtsloser Lage, ihre Extermination als Volk vor Augen, mit dem Angriff auf deutsche SS- und Wehrmachtseinheiten den ersten Warschauer Aufstand, den Aufstand des jüdischen Ghettos, begannen, so haben -  nach den israelischen Vernichtungsangriffen schon während des angeblichen Waffenstillstandes - die arabisch-palästinensischen Widerstandsgruppen ihren vezweifelten, militärisch zwecklosen Beschuss der israelischen Siedlungen in der Nähe des Gazastreifens - übrigens nach dem Teilungsbechluss der UNO samt und sonders arabische Gebiete - wieder aufgenommen.
Daraus eine Alleinschuld der arabischen Widerstandskämpfer abzuleiten, ist genau so, wie den Juden Warschaus die “Schuld” am Widerstand gegen die verbrecherische deutsche Wehrmacht zu geben. Das letztere wagen Sie natürlich nicht, Frau Bundeskanzlerin - jedoch haben Sie die unglaubliche Kühn- bzw. Frechhheit, “im Namen Deutschlands” die Attacken der israelischen Militärmaschinerie als gerechtfertigt, die Hamas- bzw. Dschihad-Kämpfer aber als Kriegsauslöser, ja -verbrecher und Terroristen hinzustellen. 
Ich stelle fest: Sie haben einfach nichts verstanden - alles vergessen - und nichts hinzugelernt.=

=Seit der Staat Israel existiert, hat er sich gegenüber seinen Nachbarn feindlich verhalten. Er wirkt wie ein PFAHL in seiner Umwelt, aggressiv, kriegsführend, unfriedlich. Etwas mehr Kenntnis von seiner Geschichte wäre Ihnen zuzutrauen. So aber verteidigen Sie eine verbrecherische Politik und diesen Staat. In der DDR geboren hatten Sie das Glück, ohne Krieg aufzuwachsen. Ich wünsche Ihnen diese Erfahrung nicht.
Wir haben sie. Im übrigen bedanke ich mich für die Kriegsweihnacht 2008.=

=Wir wissen, der Holocaust war etwas sehr grausiges und etwas sehr schlimmes. Viele unschuldige Menschen sind umgekommen und wurden gequält! Doch was machen die Zionisten heute mit den Palästinensern?=

=ich schäme mich, zu einem Volk zu gehören, dessen Regierung nichts aus den Verbrechen der Geschichte gelernt hat und ein anderes Volk unterstützt, das ebenfalls nichts aus seiner eigenen schmerzlichen Vergangenheit gelernt hat.=

=Gerade wir Deutsche sollten auf Grund der Geschichte und der besonderen Beziehung die wir dadurch zu dem jüdischen Volk haben uns der Verantwortung diesbezüglich mehr als vertraut sein und eine Vorreiterrolle einnehmen wenn es darum geht das Unrecht zu bekämpfen.=

=Kann ein Staat im Laufe von 60 Jahren ein Land bis auf geringe Überreste von der Landkarte tilgen und damit einer Bevölkerung den weit überwiegenden Teil ihres Landes nehmen, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Kann ein Staat jahrzehntelang ein illegales militärisches Atomprogramm betreiben, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Kann ein Staat, in dem Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft zusammenleben könnten, Millionen Menschen vertreiben, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Kann ein Staat Millionen Menschen gefangen halten und seiner Lebensgrundlagen berauben, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Kann ein Staat mit seiner gewaltigen militärischen Übermacht einen Landstrich mit einer fast wehrlosen Bevölkerung bombardieren, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Kann ein Staat Menschen in großem Umfang physisch vernichten, ohne sein Existenzrecht zu verlieren?
Wie umfangreich und gräßlich müssen Verbrechen werden, daß ein Staat, der sie begeht, sein Existenzrecht verliert? Hatte das nationalsozialistische Deutschland Hitlers ein Existenzrecht oder hätte in Ihren Augen der Nazi-Staat infolge seiner Verbrechen sein Existenzrecht verwirkt?=

=Mit der Terroreskalation der israelischen Zio-Faschisten in Gaza muß Schluß gemacht werden!
Als Student hatte ich Blut für Israel gespendet. Inzwischen hat mich der tägliche Terror gegen Palästinenser gelehrt, dass es im Nahen Osten keinen Frieden geben kann, solange der Apartheid-Staat Israel nicht aus den Annalen der Geschichte verschwunden ist.
Mit Ihren Erklärungen unterstützen Sie die zionistischen Kindesmörder, deren von Expansion getriebener, politischer Fanatismus keine Grenzen kennt.
Ich kann nur hoffen, dass auch Sie früher oder später zur Verantwortung gezogen und vor Gericht gestellt werden.
Da öffnet die Krise hoffentlich neue Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklungen.=
(Diesen Brief hat Rainer Rupp geschrieben, der als “Topas” mit den Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklungen bereits Erfahrungen gesammelt hat. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Rupp)

=...ich befinde mich zur Zeit in Israel, und ich schäme mich für unsere Kanzlerin. Schon im 6 Tage Krieg 1967 war ich als junger Reporter für den SPIEGEL hier und habe schreckliches erlebt. Nun gerate ich wieder in einen Krieg und zwischen die Fronten. Sogar alte Freundschaften in Israel, die ich seitdem gepflegt habe, sind nun auf dem Prüfstand. Die Situation ist unerträglich. Henryk Broder hat letztens in einer Talkshow gesagt, daß es sich als Täter besser lebt als als Opfer. Zynisch und leider im Moment wahr. Aus eigener tragischer Geschichte nichts gelernt und die falschen Schlüsse gezogen. Ich hoffe, daß die Weltöffentlichkeit Druck macht, um Israel zum Einlenken zu bewegen.=
(Das hat mein alter Freund Günter Zint geschrieben, Erfinder und Gründer der St. Pauli Nachrichten, dem diese Jugendsünde aber nicht zum Vorwurf gemacht wird, weil er inzwischen bei den Guten mitmischt.)

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