Deutschland klatscht – aber wie?

Von Bernd Fischer.

Vor einigen Wochen wurde von einer Kommission von Genderlinguisten die neue Initiative für eine noch gerechtere gendergerechte Sprache vorgestellt. Die praktische Umsetzung des Vorschlags warf zahlreiche neue Fragen auf.

Der Autor berichtete ausführlich auf der Achse des Guten („Genderstern war gestern – Jetzt wird geklatscht!“). Diese Initiative sieht, wie mittlerweile allgemein bekannt sein sollte, vor, den Genderstern nicht zu übergehen, wie es bisher mit der jeweils eingeschobenen Sprachpause (die in Fachkreisen Glottisschlag genannt wird) der Fall war, sondern durch ein Klatschen in die Hände hervorzuheben! Die Zustimmung zu dieser Initiative in der BRD war überwältigend, denn wie sollte man sich sinnvollerweise auch gegen eine noch gerechtere gendergerechte Sprache aussprechen, auch wenn sie bereits in der alten Version allgemein als ziemlich gerecht empfunden wurde? Allein den Autor dieser Zeilen erreichten hunderte von Zuschriften; es scheint, als ob sich alle in den Dienst der natürlichen Sprachevolution stellen wollen! Deutschland klatscht also für noch mehr Gendergerechtigkeit. Aber der Eifer, mit dem dieser neuer Standard umgesetzt wird, wirft auch Fragen und Probleme auf. 

So kam es beim Umsetzen dieser Sprachregelung im Straßenverkehr zu mehreren Beinaheunfällen, da besonders engagierte Autofahrer/Klatsch/innen beim Telefonieren über die Freisprechanlage die Hände vom Lenkrad genommen hatten, um den Genderstern zu klatschen. Begriffe wie „Geist/er/Klatsch/in/fahrer/Klatsch/innen“ und „Polizist/Klatsch/innen“ stellen leider doch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, so dass Automobilverbände davor warnen, derzeit die gendergerechte Sprache während der Fahrt anzuwenden. Genderlinguisten empfehlen stattdessen, beim Fahren die Gendersprachpause aus der alten Regelung zu verwenden und dabei beim Glottisschlag etwas länger zu pausieren. Auch aufgrund der daraus resultierenden Unterbrechungen („Hallo, bist du noch dran!??“) ist dies jedoch keine befriedigende Lösung, zumal auch fraglich ist, ob sie wirklich mit einem signifikanten Mehr an Gendergerechtigkeit verbunden ist. Volkswagen hat deshalb bereits angekündigt, im nächsten Jahr ein Modell auf dem Markt zu bringen, mit dem das Genderklatschen durch die Betätigung des Blinkers jederzeit gefahrlos in das Gespräch eingefügt werden kann. Allerdings wird bei Umschalten auf den neuen Gendermodus Rechtsblinken nicht mehr möglich sein.

Seitens der Anwender dieser noch gerechteren Sprachform erreichten uns auch eine Reihe interessanter Anregungen. Mehrere Leser wollten wissen, ob es auch zulässig sei, zweimal oder mehrfach in die Hände zu klatschen. Hiervon rät die Kommission der Genderlinguisten jedoch ab, da durch das Mehrfachklatschen der natürliche Sprachfluss beeinträchtigt werden könnte und Stotterer dies als Diskriminierung ansehen könnten. Außerdem bestünde Verwechslungsgefahr mit dem Applaus. Diesen wolle man (ähnlich wie die Begriffe Indianer, Mohr etc.) perspektivisch zwar auch abschaffen, da er als „Relikt der Kultur alter weißer Männer“ angesehen wird – nach einer Ersatzform wird bereits gesucht –, der Umstellungsprozess werde sich aber noch einige Zeit hinziehen.

Der Genderpups öffnet die olfaktorische Wahrnehmungsebene

Eine Reihe von Lesern wollte wissen, welche Gründe die Kommission bewogen haben, den Genderpups (auch: Genderfurz) nicht in die engere Wahl zu nehmen! Obschon diese Variante die Gendergerechtigkeit noch deutlicher verbessert hätte – schließlich wäre mit ihr neben der akustischen und visuellen sogar noch eine dritte Ebene der Wahrnehmung einbezogen worden, nämlich die olfaktorische –, kam sie nicht in Betracht, da sie laut Klimaschutzverbänden eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz aufweist als die Lösung mit dem Klatschen. 

Dann wäre da noch die sehr häufig aufgeworfene Frage, in welcher Form Einarmige die neue gendergerechte Sprache umsetzen sollen. Auch hier zeichnet sich bereits eine Lösung ab. Der Einarmige bzw. die Einarmigin soll mit der einen Hand in sein/ihr Gesicht (bzw. bei strittigen Diskussionen in das Gesicht des Gegenübers bzw. der Gegenüberin) schlagen. Problematisch sind allerdings die Menschen ganz ohne Arme. Hier wird in Betracht gezogen, den Genderstern zu artikulieren, indem man die Zunge heraussteckt und gleichzeitig Luft aus dem Mund presst.

Und dann gab es natürlich wieder diejenigen, die selbst eine solch ernsthaft geführte und längst überfällige Debatte in schamlosester Weise mit Spott überziehen mussten, indem sie bewusst offensichtlich abstruse Vorschläge unterbreiteten. Da war die Rede davon, dass das Klatschen mit jeweils einem Liegestütz oder einer Kniebeuge verbunden werden sollte. Ein gewisser Philippicae – ein erbärmlicher Schreiberling – tat sich unter diesen jämmerlichen Unverbesserlichen besonders hervor. Aber auch diese Ewiggestrigen werden die ganz natürliche Sprachevolution in diesem Lande nicht aufhalten können. Am Ende wird die Gendergerechtigkeit triumphieren!

 

Bernd Fischer studierte Physik und Mathematik mit anschließender Promotion in Köln und Boca Raton (USA), anschließend war er viele Jahre in leitenden Positionen in der Finanzbranche sowie Autor von zahlreichen Artikeln und Fachbüchern zur Finanzmathematik tätig. Seit 2019 arbeitet er als freier Schriftsteller. Dieser Beitrag erschien zuerst auf seinem Blog Philippicae.

 

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Leserpost

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Hjalmar Kreutzer / 14.12.2022

Beim Genderfurz sehe ich tatsächlich die Gefahr der „amici falsi“, der unfreiwilligen Bremsstreifen in der Unterhose, kann mich aber für die akustische Nachahmung als Zungenpfurrrzz erwärmen. Aber bitte die Hand vor den Mund halten und keine Gespräche bei Tisch mehr! Genderlinguist-pffrrzz -innen!

Sam Lowry / 14.12.2022

Randal(e) Kolo Muani hat soeben das 2:0 gegen Marokko geschossen. Mal zurücklehnen und Popcorn bereitstellen…

Heiko Loeber / 14.12.2022

Kabarettist Dieter Nuhr zieht beim Gendern seit längerem für jedes * den Nasenrotz hoch. Ich hielt das spontan für praktikabel und übernahm fortan diese schöne Dieter-Nuhr-Sitte beim Praktizieren des Petra-Gerster-Neuspeech, das man meines Erachtens gar nicht gering genug schätzen kann.

Sam Lowry / 14.12.2022

Seitdem der Fußball politisiert wurde, interessiert er mich nicht mehr. Trotzdem wünsche ich an dieser Stelle Messi den krönenden Abschluss seiner Karriere. Ein absolutes Ausnahmetalent in seiner Sportart. So wie Boris damals… ja, die guten alten Zeiten. Und sie waren gut, im Gegensatz zu heute!

Andy Malinski / 14.12.2022

Ich erwarte Proteste der Pharmalobby, weil dann blähungshemmenden Mitteln die Marktgrundlage entzogen wird.

sybille eden / 14.12.2022

Das mit dem klatschen ist Mist ! Gestern komme ich vom Einkaufen mit zwei ziemlich vollen Tüten und sprach mit einer Nachbarin ein paar belanglose Worte. Danach konnte ich den ganzen Einkauf von der Strasse aufsammeln !

Anna Hegewald / 14.12.2022

Tut mir leid, aber diesen ganzen Blödsinn muss man doch nicht mitmachen. Einfach so sprechen, wie man es mal gelernt hat. Zu solchem Schrott lasse ich mich nicht zwingen.

Dirk Jungnickel / 14.12.2022

Leider ist die Liste der Gender - Arschlöcher…, die einen Lehrstuhl inne haben noch nicht veröffentlicht (Ich gendere hier jetzt aus zwei Gründen n i c h t.)  Womöglich kann sie so schnell wie sie sich in Absurdistan verlängert nicht zeitnah herausgegeben werden. Das nächste Ansinnen liegt vermutlich schon auf der Lauer. Statt Gender - Klatschen wird eine App herausgebracht, die man seinem Gegenüber unter die Nase zu halten hat.  Diesem App - und PIN - Wahnsinn müßte man einen Extra - Beitrag widmen. In nicht allzu ferner Zukunft, wird sich jeder eine App zur Messung des CO2 - Ausstoßes anschaffen müssen.  ( Weil ja von ROTGRÜNDUMMLINKS CO2 als Giftgas verortet wurde !) Über die App wird dann per Anzeige die erlaubte Atemfrequenz reguliert bzw. angeordnet. Die Gedanken sind (noch) frei, aber dem Atmen geht schon bald die Luft aus…

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