Linker Antisemitismus ist kein deutsches Phänomen. Boykott - Kampagnen gegen Israel zum Beispiel würden in vielen europäischen Ländern zu härterem gesetzlichem Vorgehen führen, als dem Verbot der Kennzeichnung von Waren aus den besetzten Gebieten als israelisch, das die EU beschlossen hat. Deutschland bremst hier eher. Das Phänomen des linken Antisemitismus ist auf die grundsätzliche Feindschaft gegenüber dem “Kapital”, den “Ausbeutern”, also den Unternehmern, Selbstständigen, dem liberalen Bürgertum, den nicht - linken, unabhängigen Intellektuellen, zurückzuführen. Und hier fanden und finden sich viele Juden. Aktuell hat er auch mit der Anzahl muslimischer Wähler zu tun. Man findet ihn deshalb bei linken Parteien in Großbritannien und in Frankreich stärker, als z.B. in Deutschland. Obwohl sich z.B. unsere SPD hier in den letzten Jahren auch zunehmen radikalisiert hat.
Es gibt eine Menge Reiche in diesem Land und der kleine Klassenkämpfer weiß nun in den seltensten Fällen, wie es zu dem offensichtlichen Wohlstand gekommen ist, ob mit viel oder wenig Gaunerei und Dreistigkeit usw. Gleichzeitig ist es aber wenig opportun, den Kapitalisten als solchen ganz allgemein an den Pranger zu stellen oder in die Pfanne zu hauen. Nicht einmal aus der linken Parteiperspektive und nicht einmal, wenn es sich ganz konkret um bekannte Namen und Gesichter aus dem Fernsehen handelt, von denen jeder zu wissen glaubt, einen gewissenlosen Ausbeuter, Betrüger und Gesetzesbrecher vor sich zu haben. In all diesen Fällen kommt der klassische anonyme Jude dem potentiellen linken Weltverbesserer gerade recht. Man probiert es halt einmal und sieht sofort, man muss sich für fast keine rhetorische Schandtat rechtfertigen. Andere, die kein Problem mit dem Kapitalismus sehen, stören sich vielleicht daran, dass die alttestamentarische Religion der Realität dieser Welt ganz unübersehbar näher ist als diese ganze verlogene Spektrum der Christenheit. Ich glaube, wenn ich Pfarrer oder Theologe wäre, dann hätte ich damit auch ein Problem. Ich denke, es ist die erfolgreiche Art, individuelle Lebensphilosophie im freien Streben nach Glück oder auch Macht umzusetzen, die ohne jeden Gedanken an irdischen Jammer und Verteufelung der Lust an jedem und allem auskommt, die den Neid und Antisemitismus anstachelt. Es bleibt zuletzt übrig dieses “Dideldum!”, welches letztlich das Fass zum Überlaufen bringt, wo keine anderen tragfähigen Argumente existieren. Wir alle wünschen uns wenigstens so ein Dideldum, wenn uns sonst nichts geblieben ist. Die Juden haben es in ihren Genen.
Vorhin schrieb ich einige Bemerkungen zum Judenhass durch Kommunistische Lagerleitungen in den KZ des III. Reiches. Wenn es auch dort noch Brauch war, Juden zu berauben und zu demütigen, also unter vom Nazismus gleichermaßen Betroffenen, nimmt es nicht Wunder, dass ein Judenstaat her musste, der eine Zufluchts- und Schutzfunktion ausübt. Sieht man den Judenhass unter dem Aspekt des Raubes von Eigentum zu allen Zeiten, hat man den Schlüssel für alle bekannten Pogrome vom Mittelalter bis zu den Hamas- und Palästinenser-Angriffen. Wenn der kleine Staat Israel mehr anerkannte Universitäten und Hoch- schulen hat als die gesamte Levante, erkennt man sofort, warum die sichtbare Überlegenheit die Folge ist, die leider neuen Hass erzeugt.
Bzgl linken Antisemitismus : Mich würde stark interessieren warum man Kritik an Israel immer gleich setzt mit Antisemitismus, Fakt ist nunmal dass Isreal (genauso wie sehr viele andere Länder) oft Mist macht/gemacht hat. Gerechtfertigte Kritik an einem Staat hat aber nicht gleich etwas mit verquerem Rassedenken zu run. Ich weiß nicht wie es um die Säkularisierung in Israel bestellt ist, aber es würde keineswegs schaden da ein wenig zwischen Juden einerseits und Israel andererseits zu differenzieren. Nur weil ich den Papst und die orthodoxen Patriarchen kritisiert bin ich auch noch kein Christenfeind.
Den Judenhass bzw. zumindest die Ablehnung des Judentums gab es sogar unter Linken in den Konzentrationslagern des III. Reiches. Buchenwald bei Weimar war unter kommunistischer Selbstverwaltung. Die deutschen Kommunisten hatten mehr Macht als die überwiegend lettischen SS-Bewacher, die sich aus rein sprachlichen Gründen nicht oft in die Barackenstadt begaben. Das KZ Buchenwald gab es seit 1937, die später eingelieferten Juden sind von den Mithäftlingen ohne Umstände beraubt und gedemütigt worden. Dies war wohl der generelle Hauptzweck des Antisemitismus. Das gleiche trifft m.E. auch für die Araber zu. Es ist schwer die hohen isrealischen Standards vor Augen zu haben, vor allem für die Jugend, während die eigene Umgebung verarmt , fast überall , in einer “geron-nenen Zeit” lebt. So wird “der reiche Jude” als Schuldiger auserkoren, um die eigene Mängel zu verdecken.
Wenn ein übriges vorbestrafter Politiker der Grünen bereits im “Spiegel” 18/91 anlässlich des damaligen Golfkrieges mit den Worten von einem Parteifreund!!! zitiert wird: “Wenn ich den Golfkrieg damit beenden könnte, dass eine Million Juden sterben müssten, dann würde ich das in Kauf nehmen” und dieser Politiker dann noch Karriere macht und von den Medien gar als Bürgerrechtler gefeiert wird und die jüdischen Interessenvertreter nehmen das so hin, dann fragt man sich schon, wesen Interesse diese Leute vertreten, da es nicht der einzige Ausfall dieses Grünen war und sein Kumpel ebenfalls wegen mehrerer Delikte vorbestraft, ungeheuerlichen Vorwürfen ausgesetzt ist, denen nicht nachgegangen wird.
Besonders in der schriftlichen Übersetzung, aber auch wenn ich dem englischen Original zuhöre, ist es leider an vielen Stellen sehr schwer, herauszufinden, was der Interviewte eigentlich sagen will. Und mein Englisch ist vermutlich besser als das von 99 % der Leser hier. Ich fürchte, dass dieses Interview, jedenfalls diese Kurzfassung davon, nicht dabei helfen wird, die Haltung des Simon-Wiesenthal-Zentrums zur jetzigen Lage in Deutschland besser zu verstehen oder zur Klärung der Diskussion in Deutschland beizutragen. Dazu der leicht herablassende Ton… Wirklich schade.
Sie haben die vierte Variante vergessen, den Antisemitismus aus der viel zitierten Mitte der Gesellschaft. Oder wo platzieren Sie die ganzen Möllemänner?
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