Wolfgang Röhl / 23.11.2018 / 06:25 / Foto: Pixabay / 84 / Seite ausdrucken

Deutschland, einig Alphafrauenland

Liebe Frauen,

wir Männer könnten richtig neidisch werden! Die ganze Welt scheint sich nur noch um euch zu drehen. Gut, vielleicht nicht gleich die ganze. Aber doch tonangebende Teile von Mitteleuropa sowie des Staates Kalifornien und der Stadt New York. 

Zum letzten Weltfrauentag würdigte die „New York Times“ sogar eine Reihe von ziemlich toten Frauen. Darunter Ada (nicht Linda!) Lovelace, eine Mathematikerin. Es handelte sich durchweg um verdienstvolle Damen, die ungerechterweise keinen Nachruf im Weltblatt erhalten hatten, obschon sie nach Ansicht der gegenwärtigen NYT-Redaktion spätestens beim Hinscheiden einen kräftigen Tusch verdient hätten.

Dass Frauen nun aber auch alles können, erfahren sie regelmäßig durch Fachmagazine wie die „Cosmopolitan“. Auf deren Titelblatt zum Beispiel eine Brünette in Hot Pans ein T-Shirt mit der Aufschrift „Girls can do anything“ trägt und ein „Undercover-Test“ angekündigt wird: „Wie leicht lassen sich fremde Männer zum Quickie überreden?“ StarkeFrau, das ist ja längst mehr als eine rhetorische Figur. Das ist eine bärinnenstarke Marke, wie PayPal oder KitKat.

„Die Zeit der Alpha-Männer ist vorbei“, erklärte deshalb jüngst der CDU-Mann Dieter Wersich, welcher die Hamburger CDU als Spitzenkraft bei den Bürgerschaftswahlen von 2015 auf 16 Prozent der Stimmen dimmte (14 Jahre zuvor hatte sie 47 Prozent eingefahren). Folglich wünscht Omega-Mann Wersich sich nichts sehnlicher als eine weibliche Parteichefin mit Namen Kramp-Karrenbauer. Was die CDU jetzt brauche, seien „Brückenbauer“.

Die Berliner Stadtreinigung wirbt unermüdlich

Die paar Fälle, in denen frauliche Brückenbaupower im Ergebnis denn doch ein wenig zu wünschen übrig lässt (etwa bei Uschi von der Laientruppe oder bei der „Feministen-Ikone“ und demnächst wohl gewesenen Facebook-Chefin Sheryl Sandberg) können nicht über den Fakt hinweg täuschen, den Ina Deter bereits 1986 auf den G-Punkt brachte: Frauen kommen langsam aber gewaltig. Und seit es Einparkassistenten gibt, ist auch das letzte Bollwerk des Mackertums geknackt.

Ohne Frauen, so hat es den Anschein, läuft praktisch nichts mehr. Außer womöglich in den MINT-Fächern, beim Schach, beim Angeln oder bei der Müllabfuhr. In letzterem Bereich könnte sich bald was ändern. Die Berliner Stadtreinigung wirbt unermüdlich um die allererste, sich hoffentlich bald zum Dienst meldende Müllwerkerin der Stadt („Planbare Arbeits- und Urlaubszeiten, Hilfe bei der Kinderbetreuung!“). Frauen werden der BSR demnächst gewiss die Bude einrennen.

Der Mann hingegen kann im Grunde weg. Er ist nicht bloß überflüssig, er stört sogar beträchtlich. Veranstaltet Kriege, rast auf Breitreifen quietschend um Ecken, grabscht alles an, was nicht bei drei auf der Tanne ist. Wäre besser, er zöge sich von diesem Planeten zurück und besiedelte einen anderen. Solche Gedanken fallen unvermeidlich an, tut man sich nur einen Tag lang die volle Qualitätsmediendröhnung rein.

Auf geht’s! Der Kaffee läuft noch durch, der Frühstücksspeck brutzelt in der Pfanne, da schwallt schon was mit Frauen aus dem Infosender. Nämlich, dass immer weniger von ihnen im Bundestag säßen. Daran tragen FDP und AfD die Schuld. Vermutlich deshalb, weil die gelben und blauen Populisten nicht genug Kandidatinnen zur Bundestagswahl aufgestellt haben, aber trotzdem in nicht unerheblichem Maße Stimmen absahnten. Merke: Demokratie ist gut, Frauenquote ist besser.

Andauerndes Gequassel über Intimes 

Später ein Expertengespräch auf einer anderen Staatsfunkwelle. Es geht um „Freundschaft im digitalen Zeitalter“. Interessantes Thema, oder? Wie verändern Facebook, WhatsApp & Co. unseren Umgang miteinander? Doch scheint für einen Mann, zumal wenn er Soziologie oder Psychologie oder ähnlich Weichwolliges studiert hat, es fast unmöglich zu sein, sich nicht eher früher als später an Frauen ranzuwanzen. 

Der Experte hat herausgefunden, dass nur ein Drittel der Männer einen besten Freund hat! Aber zwei Drittel der Frauen eine beste Freundin besitzen. Zudem würden sich Männer viel seltener „intime Dinge“ beichten. Etwa die schwierige Beziehung zur Mutter oder Eheprobleme.

Und worüber reden Männer, wenn sie an der Theke stehen? Fragt der Funk-Moderator, der wohl eher selten an Tresen verkehrt, seinen Fragen nach. Der Soziodingens erklärt, bei denen ginge es oft um Erfolg und so was. Weil Männer „rivalitätsgeneigt“ seien und gerne „prahlten“. Frauen dagegen, lobt er, gingen viel solidarischer miteinander um und hörten den Sorgen der anderen gern zu.

Machos könnten natürlich andersrum argumentieren. Dass Männer sich eben lieber über Sport oder Politik oder Wirtschaft austauschen anstatt über ihre Seelenblähungen, und dass solche Konversation ganz okay sein kann. Weil andauerndes Gequassel über Intimes nicht zwingend Solidarität anzeigt, sondern manchmal nur Seelengaffertum.

Doch das wird man aus einschlägigen Runden niemals hören. Nicht von einem Mann. Es wird noch die Rede davon sein, inwieweit der Frauen-Hype auch ein Männerprodukt ist.

Der Moderator befragt zwei Verlegerinnen

Weiter im Programm. Fast zeitgleich zur Freundschaftsdiskussion läuft auf einem staatlichen Kulturkanal ein Literaturmagazin. Schwerpunkt heute: das Thema „Frauen in Führungspositionen der Buchbranche.“ Der Moderator befragt zwei Verlegerinnen, die eine vom Aufbau-, die andere vom KiWi-Verlag. Allerdings weniger zu ihren Büchern als zu ihren fraulichen Karriereverläufen. Das ist, als würde man vom Hersteller einer französischen Käsespezialität vordringlich wissen wollen, wie er an die Käsefabrik gekommen ist und nicht, was seinen Käse so lecker macht. Den Spin des Beitrags dreht, wie gesagt, ein Mann.

Zur Abwechslung mal auf „Spiegel online“ switchen? Bingo! Da findet jeden Tag eine Hauptversammlung von Frauenversteher*innen aller vorstellbaren Genders statt. Am rechten Rand des Portals flackert seit Wochen wie irre der Hashtag #frauenland. Im roten Spiegel-Rahmen wechseln sich da unheimlich starke Frauensbilder ab, von Angela Merkel über Sarah Wagenknecht bis hin zur einer chilischarfen Polizistin in Ledermontur, die wie eine Nachfolgerin von Jamie Lee Curtis in „Blue Steel“ rüberkommt. Teaserzeile: „100 Jahre Frauenwahlrecht, 1 Jahr #metoo – Wie modern ist Deutschland?“ 

Das große „Gedöns“ (Gazprom-Gerd in seiner Zeit als Kanzler) um Frauen besorgen bei SpOn zum einen natürlich die Frauen selbst. Aber auch immer mehr Männer sind feministisch unterwegs. Zwar hat Georg Diez, einer der profiliertesten Frauen-Enganwanzer, sich vor einiger Zeit rätselhafterweise aus dem Kolumnistenstadl des Online-Spiegels verpieselt. 

Seine angetrocknete Schleimspur wurde zum Glück durch Christian Stöcker aufgefrischt. Dessen Logik zufolge wäre Voraussetzung für eine schönere Welt, dass allein Frauen das Wahlrecht zustände. Weil, „Frauen sind besser für die Demokratie – überall“. 

Seinen Leserinnen gibt Stöcker listig zu verstehen, dass er nicht zu jenen „Drecksäcken“ gehört, die „eine Politik der Rücksichtslosigkeit“ befördern: „Ich bin ja selbst ein weißer Mann, und ich finde mich ehrlich gesagt ganz nett.“ Vermutlich verliebt sich alle 11 Minuten eine Feministin in den Hamburger Kognitionspsychologen mit der strömungsgünstigen Haartracht. Was wir dem Krischan von ganzem Herzen gönnen würden.

So gut wie jedes Thema wird irgendwann auf Frau gequält

Am weitesten vorangeschritten bei der Feminisierung der Medienlandschaft ist die gute alte Tante „Zeit“. Früher ein Konvolut für bräsige Ohrensesselbesitzer, welche Theo Sommer und die Gräfin Dönhoff für geopolitische Bescheidwisser hielten, wird am Hamburger Speersort unter der Pflegschaft von Giovanni di Lorenzo so gut wie jedes Thema irgendwann auf Frau gequält. Nirgendwo sonst wird mit derart heiligem Ernst über „Gender-Forschung“ debattiert. Nur hier erhält weibliches Hadern, Hoffen und Streben in Gestalt ungezählter Gefühlslagemeldungen so viel Raum im Blatt. 

Glücklose Partnerschaften. Freud und Leid alleinerziehender Mütter. Frauen, gefangen im Körper eines Mannes. Kein Kummerkasten in der „Brigitte“ deckt Frauensorgen bunter und vielfältiger ab als die Zeit. Wehe, es kommt jemand auf den Gedanken, auch Frauen hätten vom Kuchen der Macht doch schon hier und da ein hübsches Stück abgegriffen! Der wird in der Zeit qua Historikerin belehrt, dass eine Merkel oder eine May noch lange keinen Frühling macht. Denn: „Macht ist männlich codiert, deshalb werden Frauen, die Macht haben, automatisch zu Männern.“ Ferner kriegt er ins Stammbuch geknallt: „In der westlichen Kultur ist die Unterdrückung der Frau fest verankert.“ 

Fest verankert. In der westlichen Kultur. Keine Fake News. Das steht da wörtlich. Kann man nachlesen

Selbstredend wäre unser Streifzug durch die Welt des zeitgemäßen Minnesangs unvollständig ohne einen Blick in die „Taz“. Dort hat die lustvolle Unterwerfung unter jedes gendersternchenblöde Postulat Tradition. Sofern der Quark von Menschen stammt, welche garantiert nicht als männliche Heteros verdächtigt werden können.

In einer Kolumne, die das kokette Rubrum „Eier“ trägt, sinnt ein Taz-Redakteur darüber nach, ob „dieses MeToo-Ding“ nur eine Bewegung sei oder, ey, „gar eine Revolution“. Zerknirscht wie in einem Moskauer Schauprozess räumt der Eiermann zunächst ein, dass er beim Ausbruch der Pranger-Pandemie im Jahre 2017 noch nicht „mutig“ genug war, zu erkennen, „dass #MeToo der Moment des frühen 21. Jahrhunderts sein würde, der einen weiteren Aspekt der männlichen Herrschaft demontiert.“ 

Jetzt aber, ein Jahr später, wirft er den Verdammtinnen dieser Erde seine erlösende Prognose in den Schoß: „Es sieht gut aus.“ Mit der Revolution. Wirklich und echt jetzt: Solche Chosen treiben manch einen Deutschen um. Präziser, manchen Bio-Deutschen. Wir möchten die Eingebürgerten in dieser Causa keinesfalls unter Generalverdacht stellen. 

Im finsteren Trumpland haust ein Mann, der mit all dem wahrscheinlich wenig anzufangen weiß (Triggerwarnung: Schneeflöckchen wird davon abgeraten, die Homepage dieser Kreatur anzuklicken). Jack Donovan nennt sich „Maskulinist“ und wirkt optisch wie eine Kreuzung aus dem „Machete“-Darsteller Danny Trejo und dem Boss einer salvadorianischen Straßengang. Außerdem sei er, heißt es im Netz, sowohl schwul als auch rechtsextrem. Wir zitieren ihn hier trotzdem mal (nach einem Blog-Eintrag in der meist immer luziden „Acta diurna“ des berüchtigten Herrn Klonovsky):

Wenn ein Mann mir versichert, er sei gegen Rassismus oder Sexismus oder Xenophobie oder Transphobie oder was auch immer gerade angesagt ist, dann ist alles, was ich sehe: Angst. Er hat Angst, seinen Job zu verlieren. Er hat Angst, seine Kunden zu verlieren. Er hat Angst, von der Schule geschmissen zu werden. Er hat Angst, von den Medien angeschwärzt zu werden. Er hat Angst, verklagt zu werden. Er hat Angst, sein Haus zu verlieren. Er hat Angst, seine Freundin oder Ehefrau zu verlieren. (...) Er kennt die Regeln und er hat gesehen, was mit denen passiert, die gegen sie verstoßen haben.

Wo dieser amerikanische Kinderschreck recht hat, hat er recht. Finde ich. Deshalb ein Tipp, liebe ganz, halb oder gar nicht bewegten Frauen. Wenn gewisse Männer sich an euch ranfiezen wollen, vorgebend, sie seien eure Partisanen hinter den Fronten des ewigen Geschlechterkampfes: Haut den Typen dahin, wo’s weh tut. 

Schöne Grüße aus dem Hause #miregal!

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B.Rilling / 23.11.2018

You make my day Herr Röhl! Ihr Artikel hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und nun kann ich in den täglichen beruflichen Kampf gegen die männlichen Unterdrückerkollegen gegen mich armes benachteiligtes Weibchen ziehen! Bitte unterlassen sie das Ranwanzen auch weiterhin! Das macht so unmännlich! Und dieses Frauenquotengetue spült ja leider Gottes auch nur die völlig ungeeigneten Damen an die Spitzen…ich will keine Beispiele nennen. Doch!!! Die Grünen sind mit weiblichen Spitzenpersonal immer ganz dolle vorne mit dabei! Egal ob in Bayern, Deutschland oder Europa! Ich versuche mir diese Damen immer in wichtiger wirtschaftlicher Funktion vorzustellen….. nein, das Elend kann man sich nicht ausmalen! Und sie erweisen den wirklich fähigen Frauen, welche es natürlich zuhauf gibt, so einen Bärendienst!

Martin landner / 23.11.2018

Würde sich die Welt um die Frauen drehen, würden die grünen nach Köln, Kandel, Freiburg, Chemnitz usw. auf der Straße stehen & gegen den IS demonstrieren. In Wirklichkeit sind Frauenrechte komplett scheissegal, genauso wie Homosexuelle, Juden oder schwarze. Es geht einfach darum, gegen westliche Gesellschaften mobil zu machen.

Steffen Lindner / 23.11.2018

Da bin ich ganz gelassen. Die Entwicklung der Demografie in Deurschland und einigen anderen Ländern der Speerspitze des Feminismus wird diesen Frauen bald den ihnen gebührenden Platz zuweisen. Man lese Houellebecqs „ Unterwerfung“

Emmanuel Precht / 23.11.2018

Böse weiße Männer gehen auf den Mars, passt ja der Planet des Kriegsgottes. Die Gender-Xanthippen (Gelfen) können sich dann Mutter Erde mit den Islamisten teilen und in Diskussionen über den Fortbestand treten. Wenn das erledigt ist kann man unbeschadet nach ein paar Jahren vom Mars zurück und den Islamisten den Garaus machen. Wohlan…

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