Stefan Klinkigt / 25.01.2019 / 16:00 / Foto: Oixabay / 39 / Seite ausdrucken

Deutschland an einem ganz normalen Wintertag

Gestern, Donnerstag, 24. Januar 2019, mittags 12:31 Uhr. Deutschland hat in diesem Moment einen Elektroenergiebedarf von 71,3 GW. 

Davon werden bereitgestellt (aus fossilen/nuklearen Quellen)*:

• 13% aus Kernenergie durch Nutzung von 100% der installierten Leistung

• 45% aus Kohle durch Nutzung von 71% der installierten Leistung

• 17% aus Erdgas durch Nutzung von 42% der installierten Leistung

Die in Deutschland noch laufenden emissionsfreien Kernkraftwerke (von denen das letzte 2022 abgeschaltet werden soll) laufen unter Volllast. Zusammen mit den als „dreckig“ verteufelten Kohlekraftwerken – die derzeit den Mammutanteil der Stromerzeugung stemmen – bilden diese beiden das Rückgrat der Energieversorgung des Landes. Die schnell regelbaren Gaskraftwerke übernehmen zum überwiegenden Teil die Bereitstellung von Regelenergie (Stichwort Residuallast).

Der Rest verteilt sich auf regenerative Quellen (sog. „erneuerbare Energien“) und Speicherkraftwerke (Pumpspeicher)*:

• 3% aus Windenergie durch Nutzung von 3% der installierten Leistung

• 4% aus Photovoltaik durch Nutzung von 6% der installierten Leistung

• 8% aus Biomasse durch Nutzung von 72% der installierten Leistung

• 3% aus Pumpspeichern durch Nutzung von 22% der installierten Leistung

Insgesamt sind das 93%. Der Rest verteilt sich auf Importe (u.a. 3% aus Frankreich, 2% aus der Schweiz und 1% aus Tschechien).

Und nun stellen wir uns dieselbe Bedarfssituation mal 10 Jahre später vor. (Es handelt sich hierbei noch nicht um den Extremfall einer sog. „Dunkelflaute“, bei der Wind und Photovoltaik Null Kilowattstunden erzeugen.) Alle „Atomkraftwerke“ wurden abgeschaltet. Ebenso die bösen „dreckigen“ Kohlekraftwerke. Strom aus fossilen Quellen gibt es nur noch aus Erdgas. Deutschland hat in diesem Moment einen Elektroenergiebedarf von 71,3 GW.

Von den sog. „Erneuerbaren" haben die Haupterzeuger Wind und Photovoltaik zwar eine installierte Leistung von 104,8 GW, erbringen aber auf Grund ihrer Volatilität zu diesem Zeitpunkt nur lächerliche 4,75 GW Leistung. Der Rest muss also von den nicht volatilen Erzeugern Biomasse (installierte Leistung 7,72 GW), Erdgas (installierte Leistung 29,6 GW) und Pumpspeicher (installierte Leistung 9,44 GW), bereitgestellt werden. Von diesen drei letztgenannten erfüllt letzten Endes nur Erdgas die Anforderungen, die zur Versorgungssicherheit „24 x 7 x 365“ beitragen. Wenn Pumpspeicher leergelaufen sind, erzeugen sie keine einzige Kilowattstunde mehr. Dasselbe gilt für Faulgas-Reaktoren („Biogas-Anlagen“ genannt).

Und was ist mit den zwei Millionen Elektroautos?

Rechnen wir das also mal schnell durch. Biomasse, Erdgas und Pumpspeicher (vorausgesetzt, letztere sind auch gefüllt!) erbringen zusammen unter Volllast 46,76 GW Leistung. Zusammen mit den Zappelstromerzeugern Wind und Photovoltaik: 4,75 GW + 46,76 GW = 51,51 GW. Benötigt werden in unserem Beispiel allerdings 71,3 GW. Bingo! 

Woher nehmen wir den Rest von rund 20 GW? Virtuellen Strom aus der Cloud? Oder aus Annalenas Zauber-Netz-Speicher? Dr. Axel Stolls Freie-Energie-Speicher? Aus der Steckdose? Was ist, wenn die Pumpspeicher leergelaufen und die Biogas-Tanks leer sind und der Wind weiterhin nicht pusten und die Sonne nicht scheinen mag? Und – vor allem – was ist mit den zwei Millionen Elektroautos, die dann noch zusätzlich auf Deutschlands Straßen rollen sollen? (Deren zusätzlicher Strombedarf ist hier noch gar nicht berücksichtigt!) 

Wobei wir hier bisher nur von der Stromerzeugung reden. Zum Energiebedarf kommen ja noch Heizenergie, Prozesswärme und Treibstoffe hinzu (es sei denn, Schiffe, Flugzeuge, Mobilkräne, Straßenbaumaschinen etc. werden dann auch alle elektrisch betrieben). Von der gigantischen Ressourcenverschwendung, wenn Deutschlands großartige Kulturlandschaften dann mit noch mehr nutzlosen, Vogel- und Fledermaus-schreddernden Windrädern verschandelt werden, will ich hier gar nicht erst anfangen. Dennoch besitzt man soviel Chuzpe, den ganzen Irrsinn als „Nachhaltigkeit" zu bezeichnen. Weitere Ausführungen dazu kann man hier nachlesen

Wer heute noch im Ansatz an einen Sinn dieser grotesken „Energiewende“ glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. ...und, nein, die Lösung liegt woanders: Der Strom wird rationiert und das störrische Volk wird zum Verzicht umerzogen. Die stromfressende Industrie wird abgeschafft, individuelle Mobilität wird verboten (außer für die Partei- und Staatsführung natürlich), warme Pullover statt Heizen... Strom gibt es nur noch, wenn die Steckdose welchen hergibt. So einfach ist das.

Halt, da hätte ich ja fast einen Denkfehler gemacht. In zehn Jahren sollen ja bereits alle Diesel- und Benzin-betriebenen Fahrzeuge verboten sein. Dann bräuchten wir ja noch viele Millionen Elektrowägelchen mehr ...oder eben Mittelalter: Eselskarren und Laufräder. Hoffentlich gehen uns dann nicht die Esel aus.

 

* Quelle: https://www.electricitymap.org

Foto: Pixabay

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Lars Schweitzer / 25.01.2019

Ich glaube, ich nehme doch den größeren Generator… Es kann aber auch gut sein, dass sich Deutschland nach 2022 schnell entvölkert, solange es noch Länder mit Stromversorgung gibt, die Deutsche reinlassen.

toni Keller / 25.01.2019

Alle Apologeten der erneuerbaren Energien, die noch etwas Restverstand haben, sehen das Speicherproblem und gehen davon aus, dass es bereits gelöst ist. Genau daran hapert es aber gewaltig, zum einen aus rein physikalisch-technischen-chemischen Gründen, als da sind Giftigkeit der entsprechenden Materialen, Risiken der angedachten Verfahren,  und der einfachen Tatsache, dass jede Umwandlung (und Speichern ist eine solche) von Energie mit einem Verlust selbiger einhergeht und es einfach keine Energiespeichermethoden gibt. Elektrische Energie ist was anderes, als Gurken, die man einlegen kann und selbst das ist nicht so einfach wie es scheint. Das andere Problem, welches noch geflissentlicher ignoriert wird, ist die Frage, was mit dem Wetter langfristig (also dem Klima) geschieht, wenn man dem Wind massenweise kinetische Energie entzieht, also die Luft sozusagen abbremst. Noch witzigerweise hat man, mal wieder möchte man seufzen, Schüler dazu gebracht für den sofortigen Ausstieg aus der Kohle und dem Nichtwiedereinstieg in die Atomenergie zu demonstrieren, unter dem Motto “was sollen wir lernen für eine Zukunft, die wir nicht haben!” Liebe Kinder, ihr habt genau in dem Moment keine Zukunft mehr, wo euren Forderungen entsprochen wird und liebe Kinder, dieses Land kann mit klassischer Landwirtschaft so wie die Amish sie betreiben, vielleicht mal 4 Millionen Menschen ernähren, wir sind aber mittlerweile 82 Millionen. Und liebe Kinder alles was euch eine Zukunft mit all den Annehmlichkeiten die für euch selbstverständlich sind, wie die absolute Reduzierung der Kindersterblichkeit, eine Lebenserwartung von über 70 und Netflix, Smartphone, Disko, Skifahren mit Mami und Papi und im Sommer ist Malle viel zu langweilig, weil ihr da schon alles kennt, usw usw, also liebe Kinder wenn ihr das alles und noch besser auch in Zukunft haben wollt, dann seht zu dass ihr fleißig lernt, auch und besonders die Fächer die es mit den Fakten haben und nicht die Mathematik vernachlässigen!  

Volker Voegele / 25.01.2019

In Deutschland hat die Regierung von Frau Merkel 2015 eine ‘Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung’ für den Kernenergieausstieg etabliert. 17 Mitglieder, darunter aber keine Fachkraft für Kraftwerke, Strom-Versorgung bzw. -Netze und Elektrik. Aktuell hat die 2018 etablierte „Kohlekommission“, genauer ‘Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung’ die Aufgabe die Kohlekraftwerke auszusortieren. 28 stimmberechtigte Mitglieder, darunter aber keine Fachkraft für Kraftwerke, Strom-Versorgung bzw. -Netze und Elektrik. Von den 13 bisherigen EU-Kommissaren für Energie, der vorletzte war Herr Oettinger, hatte ein einziger Physik/Mathematik für das Lehramt studiert. . Die in den Medien zu Energiefragen häufig präsentierte Claudia Kemfert ist Wirtschaftswissenschaftlerin. Und so weiter und so fort in ähnlichen Organisationen, Kommissionen, Gremien, Instituten, etc. Wie vom politischen Mainstream gewünscht, hat die ‘Energiewende’ den Status einer Heilslehre erreicht. Nun sieht aber jeder folgendes: Die Stromkosten steigen überproportional, die Versorgungssicherheit sinkt (- da mehr Netzeingriffe), es gibt mehr Emissionen als zuvor und wenn die Industrie keine Stromrabatte mehr bekommen würde, würde sie sukzessive ins Ausland abwandern. Fehlt nur noch ein veritabler Blackout. Auf dessen bereinigende Wirkung kann man aber getrost verzichten.

Immo Sennewald / 25.01.2019

Besonders sympathisch: Wenn ein Künstler auch noch Sinn und Verstand für Naturwissenschaften und Technik hat! Danke Stefan Klinkigt, weiterhin viel Erfolg, gute Wünsche und Grüße nach Dresden.

P.Steigert / 25.01.2019

Soll ich Ihnen mal was sagen. Diese Gesellschaft verdient gar keinen Strom. Alle kriegen das, wovon viele grüne Maoisten jetzt schon träumen - ein Nomadenleben in Jurten. Kuhdung ist dann der Standard.

Werner Geiselhart / 25.01.2019

Herr Klinkigt, es ist noch schlimmer als Sie in Ihrem Artikel angeben. Am 24.01.19 um 23 Uhr betrug die Windleistung gerade mal 0,66 GW bei einem Bedarf von 66 GW, also 1% des Strombedarfs. Kohle, Gas und Kernkraft lieferten 53 GW, also 81% des Bedarfs. Kernenergie lieferte 100%, Kohle ca. 80% der installierten Leistung, Wind+Sonne ca. 0,63%. Ich habe mir jetzt einen Generator gekauft, eigentlich wollte ich den erst 2022 anschaffen, aber wie es aussieht, braucht man den schon früher.

Günter H. Probst / 25.01.2019

Heute morgen hat eine “Energieexpertin” des DIW im dlf erzählen dürfen, daß demnächst der Strom wieder ganz billig würde, weil die Kosten für Solaranlagen und Windturbinen immer geringer würden. Ich habe nichts gegen Solaranlagen und Windturbinen. Aber das Solaranlagen in der Nacht und die Windturbinen bei Windstille keinen Strom liefern, sollten eigentlich auch die Energieexperten des DIW wissen. Selbstverständlich hat der Moderator bei der Expertin nicht nachgefragt, wie hoch denn die Kosten der nicht im Betrieb befindlichen, aber für eine sichere Stromversorgung vorgehaltenen, Kraftwerke sein werden. Er hätte ja ihre Daten vom Donnerstag einbringen können. So ticken die ÖR-Propagandamedien und deswegen ist der Aufbau einer demokratischen Gegenöffentlichkeit wie über achgut so wichtig.

Tim Weiskat / 25.01.2019

Den Artikel sollten mal Greta und die anderen Schulschwänzer lesen, die heute für einen schnellen Kohleausstieg demonstriert haben. Wobei das vermutlich auch nicht hilft, denn erstens werden sie ihn nicht verstehen - es fehlen halt ein paar Mathe-Stunden… Zweitens hilft es vermutlich nicht, wenn die Schüler ihn lesen - sie tun ja nur, was Mama (w, d), Papa (m, d), der Lehrer (m, w, d) und der Parteisekretär (m, w, d) ihnen gesagt haben.

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