Gerd Held / 28.07.2022 / 06:00 / Foto: Geolina 163 / 166 / Seite ausdrucken

Der zerbrochene Gesellschaftsvertrag

Wenn wichtige Güter auf einmal unbezahlbar werden, zerbricht das in einem Land etablierte Verhältnis von Leistung und Gegenleistung. Die Folge ist eine Arbeitskrise, die sich in Deutschland schon deutlich abzeichnet.  

Erst allmählich wird klar, wie einschneidend die Krise ist, in die Deutschland jetzt hineinläuft. Historisch errungene Positionen und grundlegende Fähigkeiten werden zerstört – und das nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft. Die Preise werden nicht auf ihr früheres Niveau zurückkehren. Eine Ursache ist der Wirtschaftskrieg gegen Russland, der sich immer mehr als selbstzerstörerischer Krieg erweist, insbesondere in Europa.

Aber es liegt noch ein viel größerer Schatten auf dem Land – eine Grundentscheidung, die die Produktivität der Betriebe und die Tragfähigkeit der Infrastrukturen auf ein historisch längst überholtes Niveau senkt: die „Rettung“ des Erdklimas. Mit ihr wurden Wirtschaft und Staat unter ein umfassendes höchstes Gebot gestellt, das den Betrieb von Kraftwerken, Fahrzeugen und Gebäuden einschränkt, ohne dass es gleichwertigen Ersatz gäbe.

Deutschland befindet sich mitten in einem großen Stilllegungs-, Blockierungs-, Lockdown- und Cancel-Szenario. Die Teuerungswelle ist die erste Konsequenz, bald werden elementare Güter des Lebens rationiert werden. Das bedeutet eine grundlegende Änderung des wirtschaftlichen und politischen Lebens. Wir bekommen eine Zuteilungs-Wirtschaft und einen Zuteilungs-Staat. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung wird zu einer neoautoritären Ordnung. 

Zwar wird diese Veränderung als „objektiv gebotene“ Notwendigkeit dargestellt, aber sie ist eine von Menschen getroffene Entscheidung, eine Wahl. Die pauschale Verabschiedung aller fossilen Energieträger ist eine völlig einseitige, keineswegs alternativlose Reaktion auf einen Klimawandel, der keineswegs linear auf eine Katastrophe zuläuft. Diese Reaktion ist im Grunde eine Notabschaltung. Und dieser Kurs wird blind beibehalten, obwohl sich schon eine dramatische Häufung von Kosten und Opfern zeigt.

Die Vermutung, hier liege nur ein „Elitenversagen“ vor, greift zu kurz. Hier muss ein soziales Versagen vorliegen – eine Fehlentwicklung der Gesellschaft. Ein größerer Sektor der Gesellschaft hat inzwischen kein Verhältnis mehr zur Produktivität von Betrieben und zur Tragfähigkeit von Infrastrukturen. Die Anforderungen an Mensch und Natur, die sich daraus ergeben, sind ihnen fern wie ein fremdes Land. Der bürgerlich-industrielle Gesellschaftsvertrag, der das hohe wirtschaftliche, politische und kulturelle Niveau Deutschlands ermöglichte, hat seine Verbindlichkeit verloren. Er zerbricht vor unseren Augen.   

Was durch die Preis-Revolution zerstört wird 

Die folgende Passage in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (27. April 2022) ist in zweifacher Hinsicht lehrreich. Hier wird einerseits deutlich, dass die „Klimarettung“ trotz existenzbedrohender Knappheiten weiter fortgesetzt und sogar noch auf weitere Bereiche (Gebäude und Verkehr) ausgedehnt wird. Und andererseits werden die Konsequenzen für die Konstitution und den Bestand der modernen Gesellschaft gar nicht ernsthaft in den Blick genommen, sondern völlig verharmlost.     

„Die stark gestiegenen Preise für Gas, Öl und Benzin haben einen Vorgeschmack darauf geliefert, welche sozialen Folgen die ehrgeizige Klimapolitik der EU haben kann. Das gilt insbesondere für die umstrittene Ausweitung des Emissionshandels von Industrie und Energieunternehmen auf Gebäude und Verkehr. Von 2026 an sollen auch die Lieferanten von Heiz- und Treibstoffen für ihren CO2-Ausstoß bezahlen. Das hat die EU-Kommission vorgeschlagen, um die in beiden Sektoren unverändert hohen Emissionen zu senken. Sie hofft, dass Haushalte etwa in CO2-freie Heizungen und andere Fortbewegungsmittel investieren, wenn das Heizen und Autofahren teurer wird. Zugleich belastet das natürlich vor allem sozial schwache Haushalte besonders stark.“ 

Hier liegt zunächst einmal eine dreiste Beschönigung der beschlossenen Energie-Verteuerung vor: Sie soll so hoch sein, dass die Menschen einen „Anreiz“ haben, andere Energiesysteme für Verkehr und Gebäude zu wählen. Besteht der Anreiz darin, dass die neuen Systeme ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben? Mitnichten, denn das Ziel ist ja negativ: Beendigung aller Energiegewinnung aus fossilen Energiequellen. Die Verteuerung führt keineswegs zu einer besseren Alternative, sondern zu einer Energiegewinnung mit einem schlechteren Preis-Leistungs-Verhältnis. Obendrein führt die Abhängigkeit der „regenerativen“ von Wind und Wetter dazu, dass ihr Output an verwertbarer Energie sehr unregelmäßig ist und die Anforderung der Stetigkeit, die für moderne Energie-Infrastrukturen unverzichtbar ist, nicht erfüllt. Die angeordnete Verteuerung und Abschaltung der herkömmlichen Energieträger soll also eine Wende erzwingen, die sich aus einer freien Abwägung von Vor- und Nachteilen gar nicht ergeben würde. Der Kosten-Anreiz ist in Wahrheit ein Kosten-Zwang.  

Die verharmlosende Geschichte von den „besonders betroffenen Armen“ 

Und dann kommt der Schlusssatz der zitierten FAZ-Passage: Es geht um die sozialen Folgen der Energieverteuerung. Es wird behauptet, die Mehrbelastung sei eigentlich nur für einen kleinen Teil der Gesellschaft problematisch – nämlich für die „sozial schwachen Haushalte“. Was heißt „sozial schwach“? Das sind die einkommensschwachen Haushalte, die Armen, die auf Zuwendungen angewiesen sind. Aber blicken wir einmal auf die Facharbeiter oder auch die angelernten Arbeiter. Sie gehören nicht zu den Armen und Mittellosen. Sie betrachten ihren Lohn nicht als Zuwendung in einer Notlage, sondern als Gegenwert für ihre Leistung. Ihr Arbeitsvertrag gehört zum bürgerlichen Gesellschaftsvertrag. Und nun wird durch die Teuerungswelle der Wert ihres Lohns stark herabgesetzt – und damit der Wert ihrer Leistung. Mit anderen Worten: Sie verlieren etwas viel Wertvolleres als diejenigen, die von Sozialhilfe leben. 

Die Teuerungswelle führt bei der arbeitenden Bevölkerung dazu, dass bestimmte Güter, die sie sich bisher leisten konnte, nun für sie unerreichbar werden. Die Kombination von Wirtschaftskrieg gegen Russland und Klimarettung führt bei vielen dazu, dass sie ihr Auto nicht mehr halten können; oder dass das Geld für die große Ferienreise mit der Familie fehlt; oder dass die bisherige Wohnung in günstiger Lage nicht mehr bezahlbar ist. Das Verhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung hat sich also stark und dauerhaft verschlechtert. Nicht nur nominell im Geldbetrag, sondern ganz materiell in Arbeitsstunden und erreichbaren Gütern. Der Bruch des Gesellschaftsvertrages ist mit Händen zu greifen.  

Das gilt nicht nur für die große Mehrheit der Haushalte im Land, sondern auch für die Unternehmen. Deren Kosten werden durch die Verteuerung der Energie erheblich gesteigert, und sie können diese Kosten nicht ohne Weiteres an die Käufer ihrer Produkte weitergeben. Denn deren Kaufkraft ist begrenzt. Entweder müssen die Unternehmen einen Teil der Mehrkosten in ihrer Bilanz auffangen – dann sinken die Erträge des Unternehmens. Oder sie versuchen, die Kosten vollständig weiterzugeben – dann gehen die Absatzzahlen zurück und eventuell verschwinden ganze Märkte. Auch für die Unternehmen wird das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung verschlechtert, auch hier zerbricht der bestehende Gesellschaftsvertrag. Und auch für die staatliche Infrastruktur verändern sich die Verhältnisse: Ihre Herstellungs- und Unterhaltskosten steigen, während zugleich die Auslastung zurückgeht, wenn seltener von den Verkehrs- und Versorgungssystemen Gebrauch gemacht wird. War der Zustand der Infrastrukturen bisher ein Zeichen eines guten Verhältnisses von Leistung und Gegenleistung zwischen Bürgern und Staat, gibt es nun Verfallserscheinungen.    

„Gesellschaft“ bedeutet Leistung und Gegenleistung 

Hier zeigt sich, wie unzureichend es ist, die Folgen der Preis-Revolution nur bei einzelnen besonders betroffenen Gruppen zu suchen. Und überhaupt die Bürger als „Betroffene“ anzusehen und nicht als Leistungsträger. Die Idee des Gesellschaftsvertrages geht davon aus, dass ein modernes Land sich nicht aus einer „zuteilenden Hand“ und einer Vielzahl von „Empfängern“ zusammensetzt, sondern aus einer Vielzahl von Leistungsträgern – und aus vielfältigen Verhältnissen von Leistung und Gegenleistung. Und dass die Stabilität eines Landes immer die Form von mehr oder weniger dauerhaften Verträgen annehmen muss, in der diese Gegenseitigkeit ihren Ausdruck findet.

Es bedeutet daher einen tiefen Bruch, wenn eine Teuerungswelle aufgrund völlig einseitiger Entscheidungen („Klimarettung“, „Wirtschaftskrieg gegen Russland“…) stattfindet, und dann von dem grundlegenden Rechtsverhältnis, das dadurch verletzt wird, nicht mal die Rede ist. Das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung wird nicht nur faktisch verschlechtert, sondern ist als Rechtsverhältnis gar nicht mehr existent. „Gesellschaft“ bedeutet nur noch, dass man etwas zugeteilt bekommt oder einem etwas genommen wird.   

Ein Präzedenzfall: die Migrationskrise 

Migration ist in modernen Zeiten eine alltägliche Tatsache mit einer langen Geschichte. Zu dieser Normalität gehört, dass es eine Übereinkunft zwischen dem Migranten und dem aufnehmenden Land gibt. Auch hier ist eine Art Vertrag im Spiel. Aber seit etlichen Jahren, insbesondere seit der Migrationskrise von 2015, findet eine massenhafte, einseitige Grenzüberschreitung statt. Von einem Vertrag ist nicht mehr die Rede. Stattdessen wird behauptet, dass die heutige Massenmigration aufgrund einer allgemeinen Notlage stattfinden muss. Migration wird auf Flucht-Migration reduziert. Und daraus wird ein einseitiges Migrationsrecht und eine einseitige Aufnahmepflicht der Zielländer konstruiert.

Das Grunderfordernis der beiderseitigen Zustimmung wird ausgehebelt. So steht heute der größere Teil der Migration auf der Welt außerhalb jeden Vertrages. Migration findet nun als einseitige Landnahme statt. Sie soll rechtens sein, sofern sie sich auf eine Notlage beruft. Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung, das im Zielland galt, wird an dieser Stelle massenweise außer Kraft gesetzt. Dem alltäglichen, fraglosen Zusammenhalt eines Landes, der auf dem Prinzip „Gesellschaftsvertrag“ beruhte, wird eine schwere Verletzung zugefügt. Diese Wunde ist nach wie vor offen.     

Und jetzt haben wir eine Industriekrise 

Und nun kommt in breiter Front eine Teuerungswelle, die die Gesamtrelation zwischen Arbeit und Reallohn, zwischen Leistung und Gegenleistung in diesem Land einschneidend verschlechtert. Der Gesellschaftsvertrag ist damit insgesamt infrage gestellt. Im Zuge der neuen Erbfeinde „fossile Brennstoffe“ und „Putins Russland“ wird alles das, was gerade noch als Leistung von Generationen anerkannt wurde und für das diese Generationen ein Recht auf Gegenleistung hatten, zur Schuld dieser Generationen erklärt. Die „Zeitenwende“ ist eine gigantische Schuldverschiebung. Wer einmal Autos gebaut hat, soll dafür jetzt büßen. Wer mit Russland Handel getrieben hat, ebenso.

Eigentlich wäre es das Gebot der Stunde, alles zu tun, damit die Knappheit der Güter und ihre erhöhten Herstellungskosten wieder verringert werden. Dazu braucht es nicht weniger Industrie, sondern mehr Industrie. Dazu wäre es geboten, sich dreimal zu überlegen, ob es wirklich im Interesse Europas und Deutschlands liegt, die internationale Arbeitsteilung mit Russland dauerhaft zu zerstören. Und alles spricht dafür, dass jetzt die Luft aus der Blase der postindustriellen Scheinbeschäftigungen gelassen wird. Denn diese Beschäftigungen tragen nichts dazu bei, dass knappe und teure Güter wieder vorhanden und erschwinglich sind. Doch statt sich um Energie und Lebensmittel zu kümmern, will man mit den kleinlichsten Vorschlägen die Gesellschaft in ein Sparsamkeits-Regime treiben. Und man treibt damit nur die Abwärtsspirale noch weiter. 

Nein, wir brauchen wieder mehr Industriearbeit im Lande, und diese Arbeit ist ohne materielle Gegenleistungen nicht zu bekommen. Wer glaubt denn im Ernst, dass man die Leute, die sich vielerorts schon aus der Arbeit zurückziehen, dadurch wieder in die Betriebe bekommt, dass man ihnen täglich vorsingt: „Das Essen muss teurer werden“ oder „Dreht doch die Heizung runter“. Da häufen sich dann die Krankenscheine. Man geht in Teilzeitarbeit. Oder man bleibt ganz weg. Der „Spiegel“ vom 16. Juli titelt: „Wo sind die nur alle hin? – Wie der Mangel an Arbeitskräften das Land lahmlegt“. Wir stecken schon mitten in einer Industriekrise. Und sie besteht nicht allein darin, dass dem Land das Gas ausgeht, sondern auch darin, dass dem Land die Gründe ausgehen, die Menschen zur Arbeit in der Industrie bewegen. Wozu soll man sich noch anstrengen, wenn das effiziente Produzieren in Deutschland nichts mehr wert ist? 

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Theodor Breit / 29.07.2022

Walter Ebert: „Das Thema mit den westlichen Werten ist ein wenig komplexer.“ ;-) Solche Themen sind immer komplexer, als dass man sie hier adäquat darstellen könnte. „Nun habe ich aber lange genug in der Ukraine gelebt, um zur Meinung gelangt zu sein, dass die derzeitige Regierung eben diese Werte nicht vertritt.“ Glauben Sie nicht, dass dieses >Problem< auch viel komplexer zu betrachten ist. Dass die ukrainische Regierung für Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Korruption steht, ist sehr unterkomplex dargestellt. Dafür gibt es keine objektiven Belege und Quellen! Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Korruption finden sie in jedem Staat der Welt. Dies dann bei den Staaten, die man nicht mag, als Alleinstellungsmerkmal hinzustellen, ist leider nur eine ganz billige Manipulationstechnik. Und könnte es vielleicht sein, dass Sie den Begriff >westliche Werte< von vorne herein fehlinterpretieren?// „Diese Menschen kommen aus ganz bestimmten Gründen zu ihren Wertvorstellungen, und es ist zwecklos, ihnen unsere aufzudrücken. Oder mit der Moralkeule zu drohen“ Das erhärtet den Verdacht, dass Sie westliche Werte gar nicht verstehen. Der Rassist, Talib, Republikaner und Veganer hat das Recht, solche Einstellungen zu haben, solange er die Einstellungen anderer respektiert. Sobald er aber seine Normen anderen aufzwingt, verstößt er gegen unsere westlichen Grundlagen. Nur die Russen verstoßen im Moment gegen westliche Normen, nicht die Ukrainer. Sind die in Russland eingefallen und zwingen den Russen in deren Land ihre Normen auf? Da Sie das Offensichtliche nicht erkennen wollen, gehören Sie doch auch zu den Leuten, die unsere Werte nicht teilen! Frage: die beiden Klassenschlechtesten haben beide schlechte Noten. Der eine verachtet das Schulsystem und will sich selbst auch nicht ändern. Der andere bemüht sich jetzt, lernt, nimmt Nachhilfestunden, so dass eine Verbesserung erwartbar ist. Auf wen setzen Sie also? Also wenn Sie westliche Werte gerne mögen.

Lutz Herzer / 28.07.2022

Folge ich der Berichterstattung der Mainstream-Medien der letzten Wochen, entsteht mir der Eindruck, dass ein Großteil der Ukraine von Russland bereits zerstört worden sein muss, quasi dem Erdboden gleichgemacht, also kein Stein mehr auf dem anderen. Zu meinem Erstaunen lese ich dann heute auf n-tv: “+++ 22:00 Ukraine will Stromexporte in die EU verdoppeln +++ Die Ukraine plant ab Samstag eine deutliche Erhöhung der Stromexporte nach Europa. Der Chef des ukrainischen Netzbetreibers Ukrenergo, Olexandr Kudrytskyj schreibt auf Facebook, dass der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E die Genehmigung erteilt habe, die Exporte von 100 auf 250 Megawatt zu steigern. Von ENTSO-E gibt es bisher keine Stellungnahme.” Strom ham se also noch in der Ukraine. Na denn. Haben ja auch immer noch nen Komiker als Präsidenten. Merkel hatte dagegen schon 2012 eindringlich davor gewarnt, dass Deutschland sich zur Komikernation machen könnte. Wie recht Heinz Schenk einst hatte mit seinem Song: “Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon.”

Karl Georg Lempenheimer / 28.07.2022

Wo die Pro-Kopf-Produktivität steigt, wird Arbeitskraft frei. Viele der übrig gebliebenen Kräfte befinden sich in nicht materiell produktiven Arbeitsverhältnissen. Die Gebildeteren beschäftigen sich zunehmend gesellschaftlich, politisch, journalistisch…. Der Rest ist arbeitslos. Diese Gebildeteren wollen sich einbringen, um etwas zu gestalten. Ihr Antrieb entspricht dem der produktiven Kräfte, die ebenfalls gestalten und dabei die Welt auf andere Art verändern. Infolgedessen sieht es heute nicht mehr so aus wie vor 150 Jahren. —— Hier Materialismus, dort Immaterialismus. Immaterialismus referiert auf andere, essentielle Lebenswerte, die dem Materialismus fremd sind. Kommunikation, Freude, Glück, Erfüllung sind immateriell. Immaterielle Gestaltung kann allerdings (aber muss nicht) genauso falsch gedacht/konstruiert werden wie Exzesse des Materialismus (bis hin zum Glauben an das einzig erstrebenswerte Ziel), der, vernünftig betrieben, ebenfalls unverzichtbar ist. Eine notwendige materielle Basis ergibt sich allein daraus, dass unser Körper materiell versorgt werden muss. Auch eine Reihe von kaum wegzudenkenden Annehmlichkeiten ist nur materiell zu erreichen. Annehmlichkeit widerspricht nicht per se dem Anliegen des Immaterialismus. Für immaterielle Philosophie gilt unbedingt: Klasse statt Masse —— Daraus ergeben sich Aufgaben: Wie ist eine passende Mischung von Materiellem und Immateriellem vereinbar? Wie kann vermieden werden, dass weder der Immaterialismus noch der Materialismus, jedes im eigenen, guten Interesse, Fehlläufer produziert, die seine Nützlichkeit konterkarieren? Wohin mit der überschüssigen Arbeitskraft durch ständige Produktivitätssteigerung? Wir können nicht immer und immer mehr materiell konsumieren, während das Immaterielle zu kurz kommt. Die frei gewordenen Köpfe hören nicht auf zu rauchen. Am Ende kommt heraus, was wir heute haben.

PALLA Manfred / 28.07.2022

+ + + und der AUTOR war selbst mal “Fach-Arbeiter” - da dürfte Ihm “meine kleine Formel” vielleicht gefallen : - > VOCALISTEN und MIT-Schwinger (Kon-Sonanten) - A wie Arbeiter, - E wie Entwickler, - I wie Ingenieur, - O wie Organisator und - U wie Unternehmer - der “Rest des Alphabets” (21)  l e b t ausschliesslich von den VOR-Genannten <  + + + und mein Spruch seit 2020 lautet immer noch : > Wenn sich DER WESTEN in zehn Jahren (2030)  n o c h als MUSEUMs-DORF für Milliarden von TOURI-Asiaten erhalten kann, ist schon VIEL gewonnen <  ;-)

Theodor Breit / 28.07.2022

@Thomas Brox: bei 2000 Zeichen kann man leider nicht tiefer in das Problem eintauchen. Leider. Grundsätzlich geht es mir um den Punkt, dass die Wiederholungen der Zustands-Analysen ab einem bestimmten Punkt nichts mehr bringen. Sondern dass nur die Frage nach der Wurzel des Problems zu einer WIRKSAMEN „Lösung“ bzw. Veränderung führen kann. Über die Tatsache, dass der aufgeklärte, bürgerliche (demokratische) Rechtsstaat in einer schweren Krise steckt, müssen wir nicht diskutieren. Ihre Betrachtung, dass Deutschland ohnehin mehr ein “aufgeklärter” Obrigkeitsstaat als ein bürgerlicher Rechtsstaat war und ist, ist nicht zielführend. Wenn ich früher 1000 euro hatte und jetzt nur noch 100, sollte mein erster Gedanke dahin gehen, wieder die 900 euro zurückzubekommen, und nicht von einer Million euro zu träumen. „Was sind die Ursachen? …Aber ich habe langsam schwerste Zweifel, ob der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat, wie wir ihn betreiben, nicht einige böse Konstruktionsfehler hat (Verhältniswahlrecht, schwache Gewaltenteilung, ... ).“ Die Frage ist. Was meinen sie mit Konstruktionsfehler, Sind die reparabel. Oder nicht? Und wenn sie reparabel sind, warum macht sich kein Mensch Gedanken über Verbesserungsmöglichkeiten. Stattdessen wird von allen Seiten nur gejammert. Fatalismus ist eine zentrale Säule unseres gegenwärtigen Problems./ Auf das Thema “Belohnung und Strafe” bin ich später im nachfolgenden Kommentar eingegangen// „Aber ich habe keine wirklich gute Idee, wie man das abstellen kann“ Lösungen und Veränderungen bedeuten Schmerz. Deswegen weigert sich unser Unterbewusstsein auch, über Ideen nachzudenken, mit denen man die Probleme abstellen könnte. Auch die Aufklärung war in der praktischen Umsetzung ein sehr schmerzhafter Prozess. Wir haben in unserer Kultur aber verlernt, Schmerz zu fühlen. Das ist der Grund, warum wir an einer eigenverantwortlichen Lösung des Problems gar kein Interesse haben. Sondern wir suchen Erlösung von außen. Das wird nicht funktionieren.

Wolfgang Richter / 28.07.2022

@ Fran Klar u.a. - “Manche versteigen sich zur Behauptung , Rußland habe die Ukraine überfallen .... Ich muß Sie warnen , hier wird gelogen !” Echt jetzt? Es interessiert keinen, ist gar ggf. fake, daß die Ukraine Frühjahr 2021 in ihr Gesetzbuch geschrieben hat, die Krim von Rußland zurück zu erobern und der Angriffstermin möglicherweise auf den 08. März 2022 festgesetzt war? Wär das dann auch der “gerechte Krieg” der Ukrainer, den wir jetzt massiv sponsern, gar nach Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages durch Lieferung von Waffen UND Ausbildung des ukrainischen Militärs daran als Kriegspartei? Überall nur Verschwörung. Da fällt die Orientierung schon mal schwer, egal ob bei “Corona”, Klima”, “Gaspreis” oder halt “Kriegsschuld”.

Wolfgang Richter / 28.07.2022

@ Fred Burig / Leo Hohensee - “Die Frage wäre, wie bekommt man weltweit die Menschen dazu zu verhüten?” Da sind “wir” ja dann schon mal echt fortschrittlich, mit den seit 2000 nachweisbar ca. 100 000 Abtreibungen jährlich. Zum Ausgleich “brauchen” wir ja sodann den Fachkräftezuwachs von außen. Tolles System. Aber keine Panik - im Moment geben die statistischen Werte ja her, daß die Rate an Lebendgeburten um ca. 12 % eingebrochen ist, natürlich reiner Zufall, daß diese Kurve mit der entsprechenden “Impf"entwicklung deckungsgleich ist. Nix hat mit nix zu tun.

Wolfgang Richter / 28.07.2022

@ Roland Hübner - “Selbstverständlich wären Eisenbahn etc. nie entstanden bzw entwickelt worden.”  Oder in einem Satz, wir würden nachwievor hierzulande leben, wie es zB die “Amish” in den USA für ihren Lebensweg halten. In einigen Ecken Rumäniens oder Bulgariens gibts auch noch derart idylllisches Treiben. Aber offenbar waren auch dort Mehrheiten nicht mehr damit zufrieden, wie der Umgang des Volkes zB mit den ehemals verantwortlichen Ceaucescus zeigt. Ist schon tragisch, daß die hiesigen Linksgrünen Geschichtswissen als abzulehnendes Genre “alter weißer Männer” werten. Möge das mal nicht für böse Überraschungen sorgen.

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