Felix Perrefort / 26.01.2019 / 10:00 / 18 / Seite ausdrucken

Der Wohlfühl-Antifaschismus

Ein „konstruktiver Journalist“, dem es dem Selbstverständnis nach weniger um Fakten, sondern um Werte geht, wird wissen: Clan-Kriminalität ist wohl eher ein migrantisches Phänomen. Es zu skandalisieren und zu bekämpfen würde daher nicht etwa deren Opfer schützen, die auch in Not geratene Flüchtlinge sein können, sondern nur den Rechten helfen. Ein Vertreter dieser Zunft, der Magnus Klaue in der Jungle World eine sehr lesenswerte Kritik gewidmet hat, teilte sich deshalb auf Twitter so mit: 

Verstöße gegen das Nichtrauchergesetz, einige Gramm Marihuana und Kokain und „eine Ordnungswidrigkeitenanzeige auf Grund [sic!] eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.“ Wenn das die große „Clan-Kriminalität“ in Deutschland sein soll, fühle ich mich in diesem Land sehr sicher. (13.01.19)

Nicht ganz so sicher wie der Urheber dieser Zeilen und Redaktionsleiter von Monitor, Georg Restle, der weniger „aufmerksamer Beobachter sozialer Entwicklungen“ sein, sondern vielmehr „als zivilgesellschaftlicher Leithammel“ (M. Klaue) fungieren möchte, fühlen sich der nun personengeschützte Rapper Bushido und seine Frau. Da der Abou-Chaker-Clan auf sie eine Säureattacke geplant haben soll und der Entführung seiner Familie verdächtigt wird, wurden der Clan-Chef und sein Bruder nun verhaftet

Auch um das Sicherheitsgefühl des Opfers eines versuchten Ehrenmordes in Essen dürfte es schon besser bestellt gewesen sein. Der unglücklich verliebte Neunzehnjährige wurde brutal zusammengeschlagen, teilweise skalpiert und überlebte nur knapp. Doch da man im sogenannten Kampf gegen rechts eher weniger Gefahr läuft, Bekanntschaft mit einer solchen archaischen Brutalität zu machen, wird sich Restle auch weiterhin „in diesem Land sehr sicher“ fühlen – also dort gut und gerne leben, wo andere – zumeist übrigens Muslime – sich nicht einmal gefahrlos verlieben können. 

Der ich-zentrierte Modus

Während Rosa Luxemburg noch darauf insistierte, dass die „revolutionärste Tat“ darin besteht, „laut zu sagen, was ist“, plädiert Restle dafür, über einen „werteorientierten Journalismus“ nachzudenken „statt permanent nur abbilden zu wollen, ‚was ist‘.“ Hier wie auch in seiner heldenhaften Selbstbeschreibung als „Journalist über den Tag hinaus“, mit der er berufliche Profession und zivilgesellschaftliche Initiative verschmelzen lässt, kündigt sich der ich-zentrierte Modus an, der charakteristisch für den neu erwachten „Antifaschismus“ ist. 

Nur wer in erster Linie an sich selbst denkt, gelangt vom Gegenstand krimineller Clans unmittelbar zu seinem persönlichen Sicherheitsgefühl – wobei evident ist, dass er so schnell nicht ins Fadenkreuz gerät. Seine faktenbefreite Beschwichtigung verweist auf das Movens dieser neu erwachten „Antifaschisten“. Es geht ihnen darum, wie sie sich fühlen. Genau das ist der brutale Egoismus, den sie in anderen stets vermuten.

Indessen zeigt die Oberstaatsanwältin Petra Leister, dass es mutige Menschen gibt, die als Vertreter bürgerlicher Rechtsordnung das „antifaschistische“, mitunter psychotisch anmutende Spektakel der neudeutschen Linken nicht nötig haben. Weil letztere ausschließlich damit beschäftigt sind, durch Realitätsverleugnung das Wasser von den Mühlen der Rechten zu schöpfen, werden sie es Menschen wie Frau Leister eben auch nie reichen können. 

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Leserpost

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Werner Arning / 26.01.2019

Die sogenannten neudeutschen Antifaschisten unterstellen ihrem politischen Gegner den gleichen Hass, der sie vermutlich selber bewegt. In ihrem teilweise blinden Eifer zielen sie gar nicht selten über das Ziel hinaus. Es ist oft ihr eigener Hass, ihre unterdrückte Aggression, ihre Wut, die sich ein Ventil sucht, die entweichen will. Das Thema des Antifaschismus kommt fast zufällig daher, ist ihnen quasi vor die Füße gefallen. Es ist ihnen höchst erwünscht, erlaubt das Thema ihnen, da gesellschaftlich durchaus erwünscht (der ehrenhafte Kampf gegen Rechts), ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Zu jeder Epoche gab es Minderheiten an denen hasserfüllte, oft frustrierte Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen, ihr Mütchen gefahrlos kühlen durften. Diesen Minderheiten durften sie es zeigen, ohne Bestrafung befürchten zu müssen. Auf diese Weise entstehen Progrome. Es geht dabei weniger um die Sache, sondern um das Ausleben niederer Instinkte. Diese wohnen dem Menschen inne und lässt etwa eine staatliche Autorität das Entweichen und Ausleben dieser Instinkte zu, oder begünstigt diese gar, dann kommt es zu all diesen kleinen und großen Katastrophen, von denen die Geschichtsbücher voll sind. Sie sind heute noch genauso möglich wie vor einigen Jahrzehnten. Es braucht dazu nur ein passendes Opfer und eine staatliche Autorität, die dem Treiben kein Ende setzt, sondern die Gewalt etwa belohnt oder etwa durch Medien wohlwollend begleiten lässt. Auf diese Weise werden ganze Teile einer Gesellschaft zu Komplizen eines geplanten Vorgehens einer Regierung. Und wer sich einmal mitschuldig gemacht und mit Dreck besudelt hat, hält anschließend still, selbst wenn er das Unrechtmäßige seines Handelns und des Handelns der Staatsmacht erkennt. Er hat dich zu diesem Zeitpunkt bereits zum Mittäter oder Mitläufer gemacht. In der Folge wird er es vorziehen, über das Gewesene zu schweigen.

Gabriele Schulze / 26.01.2019

Eigentlich wollte ich einen Zusammenhang zwischen Feminisierung der Gesellschaft und dem destruktiven Dogma des Gefühls herstellen, dann lese ich von der Oberstaatsanwältin Leister.  Aber wahrscheinlich ist sie nur eine Ausnahme in dem obwaltenden Gefühlsbrei.

B. Richter / 26.01.2019

Gott bewahre uns vor Propagandabeauftragten wie Restle. Aber vielleicht unterhält er gute Kontakte in die Clanszene? Nutten und Koks inbegriffen? Das würde ja einiges erklären. Alles Spekulationen? Nein, konstruktivistisch, also Restle-like, nur halt in die andere Richtung.

S.Niemeyer / 26.01.2019

In der Illner-Show zum Thema Clan-Kriminalität am Donnerstag war eine interessante Beobachtung zu machen: Nachdem Illner den Anwalt/Clan-Verteidiger separat befragt hatte, nahm er seinen Platz in der Runde neben dem Berliner Justizsenator (grün) ein, der ihn sofort mit herzlichem Handschlag begrüßte. Als die Talkrunde beendet war, die Kameras aber noch liefen, wandte sich der Herr Justizsenator sofort wieder herzlich diesem Sitznachbarn zu. Ich fand’s bemerkenswert und aufschlussreich.

Marcel Seiler / 26.01.2019

“Verstöße gegen das Nichtrauchergesetz, einige Gramm Marihuana und Kokain und „eine Ordnungswidrigkeitenanzeige auf Grund [sic!] eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.“ Wenn das die große ‘Clan-Kriminalität’ in Deutschland sein soll…” Dieser Schreiber verwechselt die Anklagepunkte, die sich nur auf Beweisbares im Einzelfall stützen dürfen, mit der Brutalität der dahinter liegenden Kriminalität, die im Einzelfall leider oft nicht “gerichtsfest” ist. – Es ist vielfach komplette Ahnungslosigkeit, die diese Linken auszeichnet. Auch dann, wenn sie sich Journalisten nennen.

Ruedi Tschudi / 26.01.2019

DieseClan-Kriminalität, auch Mafia, kann nur gedeihen, wenn es eine korrupte Justiz und Politik gibt. Da muß man ansetzen. Das wußte schon der Journalist Dagobert Lindlau.

Berni Klein / 26.01.2019

Auch hier denke ich wieder an Michel Houellebeq’s sehr lesenswertes Buch “Unterwerfung” und sage mir mehr und mehr: Lass sie kommen, die Islamisierung! Es gibt eh nur einen Gott, ob ich ihn Allah oder Gott nenne ist eh wurscht. Aber gut für uns Männer, gut für Leute mit konservativen Werten und einem entsprechenden Weltbild. Schlecht für Menschen mit radikal feministischen,  nihilistischen und hedonistischen Anschauungen, denn der Islam ist ein erklärter Gegner solcher Weltbilder.  Das könnte sich noch als Ironie der Geschichte herausstellen!  (Zynismus aus)

Wilfried Cremer / 26.01.2019

Letztendlich sinkt die Linke sanft in Hegels Schoß. Alldorten zählt bekanntlich nichts, was nicht Fake wäre.

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