Die Sommerpause ist vorbei und der Straßenwahlkampf hat begonnen. Doch von Angela Merkel erfährt man nichts Interessantes – nicht einmal, wenn man sie kennenlernt, berichtet Radio- und Fernsehmoderator Tim Lauth in der aktuellen Ausgabe der Radio-Kolumne „Der Wochen-Wahnsinn“. Spannender ist es bei Martin Schulz, dem „HSV der Politik“, zwar auch nicht, ergänzt Zeitgeisterjäger Matthias Heitmann. Doch offenbar nutzt Merkel ihre zur Schau getragene Ahnungslosigkeit. In ihrer Rolle als Bundesmutti kommt sie jedenfalls gut an. Und wenn dann Leute noch rufen ‚Wir sind das Volk‘, dann klingt das ungefähr wie ‚Mama, wir wollen nach Hause!'“
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Tim Lauth: Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des Wochen-Wahnsinns. Mein Name ist Tim Lauth, und ich spreche mit dem Mann, der das Hardcoverbuch und E-Book „Zeitgeisterjagd“ geschrieben hat: Matthias Heitmann. Matthias, willkommen zurück aus dem Urlaub! Bist Du schon wieder auf Empfang, oder liegst Du gedanklich noch am Strand?
Matthias Heitmann: Das zwar nicht, aber lass uns trotzdem mal den Spieß umdrehen heute. Welchen Wahnsinn hast Du denn so erlebt?
Lauth: Ich durfte in der letzten Woche mehrere Wahlkampfauftritte von Angela Merkel moderieren. Ich war kreuz und quer in der Republik unterwegs, und ich habe sogar meinen Puderbeutel bei der Kanzlerin im Auto liegengelassen.
Heitmann: Du hast einen Puderbeutel?
Lauth: Ja, Moderatoren haben so etwas, Matthias…
Heitmann: Na gut, Schwämmchen drüber, bitte kein Kopfkino! Gibt es denn sonst etwas Interessantes über die Kanzlerin zu berichten, das wir noch nicht wussten?
Lauth: Nun, ich habe über die Kanzlerin erfahren, dass sie … eigentlich wirkt wie eine ganz normale Frau über 60. Man meint nicht, dass sie die mächtigste Frau der Welt ist. Immerhin reagiert sie auf Pöbeleien und Zwischenrufe ziemlich locker. Und Zwischenrufe gab es ja einige. „Wir sind das Volk!“ haben einige Zuschauer gerufen. Darauf sagte sie: „Wir sind alle das Volk.“
Heitmann: Wenn das die Störer von heute sind, dann braucht man sich auch nicht wundern, dass die Dame so unbesiegbar wirkt. Offenbar nutzt es Merkel, wenn sie sich, wie jetzt auf der Spielemesse GamesCon, als etwas unbedarfte Frau über 60 darstellt, die keine Ahnung hat von modernen Sachen wie Virtual Reality und so. Dabei ist sie die eigentliche Meisterin virtueller Welten. Ihre ganze Politik findet im virtuellen Raum statt. In ihrer Rolle als Bundesmutti kommt sie jedenfalls gut an. Das hat so was Heimeliges, Sicheres. Und wenn dann Leute noch rufen „Wir sind das Volk“, dann klingt das ungefähr wie „Mama, wir wollen nach Hause!“
Lauth: Da hast Du Recht, Matthias. Jetzt hat ja sogar Horst Seehofer die Flüchtlingsobergrenze beerdigt. Damit ist nun auch der letzte Ausreißer wieder nach Muttis Esstisch zurückgekehrt.
Heitmann: Ja, stimmt. Die Rolle des Stinkstiefels hatte der aber auch nur bekommen, weil Martin Schulz sich nicht den Bart schmutzig machen wollte. Irgendeinen Bösewicht brauchst Du halt für jedes Spiel.
Lauth: Apropos Rolle: Was glaubst Du, welche Rolle unsere Eintracht in dieser Saison spielen kann?
Heitmann: Die Eintracht kann auf jeden Fall positiv überraschen. Und man hat den Eindruck, dass die Verantwortlichen einen Plan und ein System haben und dass sie sich auch trauen, etwas zu riskieren. Das alles denkt man von Schulz nicht. Der ist inzwischen so etwas wie der HSV der Politik: Man fragt sich nur noch, wie hoch die Niederlage wird.
Lauth: Dass die Eintracht für Überraschungen ist, daran sollte in der Tat kein Zweifel bestehen. Wo es sonst noch gute Gründe für Optimismus gibt, das werden wir in der nächsten Woche vertiefen im Wochen-Wahnsinn mit Matthias Heitmann. Bis dahin: Machen Sie‘s gut – und besser!
Das komplette Archiv des „WochenWahnsinns“ findet sich unter http://www.zeitgeisterjagd.de/wochenwahnsinn/.
Am 5. Oktober 2017 feiert das Bühnenprojekt „Zeitgeisterstunde“ von Matthias Heitmann und Tim Lauth Premiere im Frankfurter Kabarett „Die Schmiere“. Das Programm ist „ein Fitnessprogramm für den Verstand und ein ‚Würg-Shop‘ für den zynischen Mainstream, denn es liefert, was heute gar nicht gut ankommt: gute Gründe für Optimismus.
Infos und Karten hier.