Henryk M. Broder / 08.09.2016 / 08:47 / 20 / Seite ausdrucken

Der Wahnsinn dampft aus allen Poren

Kurz bevor der G-20-Gipfel im chinesischen Hangzhou feierlich aber ergebnislos zu Ende ging, verließ Kanzlerin Merkel den Konferenzsaal, um eine Erklärung zum Ausgang der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern abzugeben, bei der die „rechtspopulistische“ AfD die CDU überholt und auf den dritten Platz verwiesen hatte.

„Natürlich hat das was mit der Flüchtlingspolitik zu tun, ich bin Parteivorsitzende, ich bin Bundeskanzlerin, in den Augen der Menschen kann man das nicht trennen, und deshalb bin ich natürlich auch verantwortlich. Ich halte dennoch die Entscheidungen, so wie sie getroffen wurden, für richtig, und jetzt müssen wir weiter arbeiten... Alle müssen darüber nachdenken, wie können wir jetzt das Vertrauen zurückgewinnen, und vorneweg natürlich ich.“

Das war’s. Sie hatte alles richtig gemacht, nur die Wähler hatten es irgendwie in den falschen Hals bekommen. Jetzt müsse darüber nachgedacht werden, wie man das Vertrauen zurückgewinnen könne. Ein echter Merkel-Satz, verschachtelt, konfus, unverbindlich. Die Kanzlerin würde eher ein Dirndl zum Staatsempfang anziehen, als dass sie zugeben würde, dass sie etwas verbockt hat.

Und bevor es zu einer „virtuellen Diskussion“ (Fraktionschef Volker Kauder) über die Frage kommen konnte, ob Merkel noch einmal für das Bundeskanzleramt kandidieren sollte, sprang ihr ausgerechnet einer ihrer Kritiker zur Seite, Parteifreund Wolfgang Bosbach:

„Eine solche Debatte würde der CDU eher schaden als nutzen, und ich wüsste nicht, mit wem wir mehr Erfolg haben könnten bei der Bundestagswahl 2017 als mit der jetzigen Kanzlerin.“

Während inzwischen zwei Drittel aller Deutschen die Politik der Kanzlerin für gescheitert halten, möchte der sonst zur Vernunft neigende Bosbach Angela Merkel wieder ins Rennen schicken, weil ihm niemand einfällt, mit wem die CDU „mehr Erfolg“ haben könnte. Noch besser war nur eine Stellungnahme des Vizekanzlers Sigmar Gabriel, SPD, der angesichts der Milliarden, die für „Integration“ ausgegeben werden, forderte: „Man darf das alles nicht nur den Zuwanderern zur Verfügung stellen, sondern man muss in einem großen Solidarpakt auch anderen Menschen in Deutschland helfen.“

Deutschland im Spätsommer 2016: Der Wahnsinn dampft aus allen Poren.

Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche

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Leserpost

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Frank Stricker / 08.09.2016

Wunderbar Herr Broder, “ein echter Merkel-Satz, verschachtelt, konfus, unverbindlich”. Immer wieder herrlich wie die Kanzlerin mit der sprachlichen Präzision einer Planierraupe uns die Welt erklärt. Vielleicht gibts im Ersten demnächst nach der Sendung mit der Maus die Produktion “Mutti erklärt die Welt”, passend dazu mit Peter Altmaier als “blauer Elefant”..............

Horst Jungsbluth / 08.09.2016

Die Parteien sind seit Jahrzehnten außer Rand und Band und die Politiker glauben, dass alles “im Lot bleibt”, weil es trotz haarsträubender Entscheidungen, unnützem Parteiengezänk und innerparteilicher Grabenkämpfe noch immer glimpflich ausgegangen ist. Aus der Literatur ist bekannt, dass der “Krug solange zum Brunnen geht, bis er bricht” und ich fürchte, dass diese von Kriminellen organiserten Flüchtlingsströme unser Land überfordern, weil es erstens wirtschaftliche Profiteure gibt, zweitens die “Strategen des Untergangs”  diese Krise für die weitere Destabilisierung nutzen werden und drittens die Regierung das partout nicht erkennen will und alles falsch macht, was falsch zu machen ist. Dabei hätte man aus den neunziger Jahren lernen können, als das alles schon einmal ablief und der “Spiegel” bereits in Heft Nr. 46/90 unter dem Titel “Manchmal wie ein Tier” über das schmutzige Schleppergeschäft berichtete. “Die Welt” zitierte am 5.4.1990 aus einem vertraulichen BND-Papier berichtete, dass “Flüchtlinge aus dem Kosowo Terrorgruppen in Deutschland verstärken sollten”.  Regierung und Opposition sollte man einmal daran erinnern, dass sie für unser Land und die eigene Bevölkerung zuständig und verantwortlich sind und nicht für die halbe Welt.

Andreas Müller / 08.09.2016

Nun ja, mit Angela Merkel wird die Union im nächsten Jahr bei der Bundestagswahl erfolgreicher sein als ohne, das kann schon sein. Sagen wir mal ... mit Merkel 25%, ohne 15%?

Grunzel Kurt / 08.09.2016

Was hat sie alles richtig gemacht? Nichts. Sie hat unser Volk geteilt und hat sich von uns abgewand. Sie lebt als Diktatorin und das ganze Gefolge nickt ab. Wir brauchen neue Politiker mit neuen Ideen. Die alten Politiker kann man schon nicht sehen und hören . Menschen als Nazis, Rechtspopulisten und Rechte enzustufen zeigt die Schwäche der Altparteien .Ich selbst möchte diese moslemische Kultur nicht in Deutschland. Sie ist gefährlich für uns. Urlaub ja, aber dann zurück. Wer ordentlich redet sind undSarah Wagenknecht und Gysi. Dort steckt die Wahrheit.

Václav Endrst / 08.09.2016

Das Verhalten von Volker Kauder und Wolfgang Bosbach kommt es mir vor als eine Neuauflage von der Kult der Persönlichkeit.

Beatrice Hamberger / 08.09.2016

Vielleicht will sie der Bosbach einfach nur noch ins Messer laufen lassen. Anders ist dieser Zynismus nicht zu erklären.

Christian Tauber / 08.09.2016

Der Wolfgang Bosbach hat das vielleicht gar nicht so positiv gemeint. Er hat vielmehr zum Ausdruck gebracht, daß es Frau Dr. Merkel eben gelungen ist, alle eventuell als Konkurrenten geeigneten Personen wegzubeißen - er hat also Recht, wenn er sagt, daß ihm niemand (mehr) einfällt, mit dem die CDU mehr Erfolg haben könnte, bedauert diesen Umstand aber sicher außerordentlich.

Bernd Ufen / 08.09.2016

Das Statement von Bosbach bestätigte, was ihm von Kritikern schon länger unterstellt wurde: Das er nicht seine eigene Meinung kundtat, sondern das taktisch klug eingesetzte Überdruckventil der CDU war. In der Landtagswahl von Mecklenburg-Vorpommern hat dies Ventil versagt, somit erfolgte jetzt seine Enttarnung. Die Partei hat nichts begriffen.

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