Gastautor / 21.05.2024 / 14:00 / Foto: Colin and Sarah Northway / 21 / Seite ausdrucken

Der Wahl-O-Mat hat einen linksgrünen Drall – sagt die KI

Von Tom Lausen.

BILD enthüllte, dass die Künstliche Intelligenz (KI) ChatGPT laut Wahl-O-Mat eine grün-linke Schlagseite hat. Nun erweist eine Konkurrenz-KI, dass auch der Wahl-O-Mat selbst nicht neutral ist.

Nachdem BILD vermeintlich überraschend mittels des Wahl-O-Mat herausfand, dass ChatGPT wohl grün oder links eingestellt ist, führte ich ein Gespräch mit Claude3 zum Wahl-O-Mat. Claude3 ist eine weitere künstliche Intelligenz (KI), die mir sagen sollte, ob man mit dem von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bereitgestellten Wahl-O-Mat eine Manipulation der Wähler beabsichtigt. Die Antwort vorweggenommen? Ja, das scheint deutlich so von der Bundeszentrale beabsichtigt zu sein.

Hier das vollständige Gespräch:

TL: Wenn man mit 38 Thesen einen Wahl-O-Mat füttert, die der angehende Wähler der Europawahl beantworten soll, um eine Wahlhilfestellung zu bekommen, dann frage ich mich, können in so einem Wahl-O-Mat die Thesen strategisch so an den Wähler gestellt werden, dass dieser unbemerkt und unterschwellig durch die Auswahl der Thesen und die Mengen zu bestimmten Themen automatisch einer politischen Partei mehr Zuspruch gibt?  Und würde man das ändern, wenn man von jeder Partei gleich viele Thesen im Wahl-O-Mat abbilden würde?

Claude3: Es ist in der Tat möglich, durch die gezielte Auswahl von Thesen und deren Formulierung sowie deren Quantität einen Bias zugunsten bestimmter politischer Positionen zu erzeugen. Dieses Phänomen wird manchmal auch als „Framing“ bezeichnet.

Einige Punkte, die hier eine Rolle spielen können:

  • Welche Themen werden überhaupt angesprochen und welche ausgelassen?
  • Wie sind die Fragen konkret formuliert - eher suggestiv oder neutral?
  • Werden mehr Thesen zu einem bestimmten Themenfeld gestellt, gewinnt dieses automatisch mehr Gewicht.

Um einen solchen Bias zu vermeiden, wäre es ratsam, für jede relevante Partei dieselbe Anzahl an Thesen zu formulieren und dabei sehr auf eine neutrale, nicht-suggestive Formulierung zu achten. Auch die inhaltliche Auswahl der Themenfelder sollte möglichst ausgewogen und repräsentativ für das gesamte politische Spektrum sein.

Letztendlich hängt es aber immer noch von der individuellen Auslegung und Bewertung des Nutzers ab, wie er auf die Thesen antwortet. Eine völlig neutrale und unverfälschte Darstellung ist schwierig, aber man sollte zumindest versuchen, größtmögliche Ausgewogenheit herzustellen.

TL: Was würdest Du dazu bei dieser Verteilung der Thesen im Wahl-O-Mat sagen?

Sozial-liberale Thesen: 12 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: SPD, Grüne, Linke)

Umweltbewusste Thesen: 10 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: Grüne, Linke, teils SPD)

Konservative Thesen: 8 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: CDU/CSU, AfD)

Pro-europäische Thesen: 8 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: SPD, Grüne, CDU/CSU, FDP)

Wirtschaftlich-liberale Thesen: 4 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: FDP, CDU/CSU)

Sicherheitsbewusste Thesen: 2 von 38 (Parteien, die diese oft vertreten: CDU/CSU, AfD)

Claude3: Bei der vorliegenden Verteilung der Thesen lässt sich durchaus ein gewisser Bias hin zu eher linken, sozialen und umweltbewussten Positionen erkennen:

  • Sozial-liberale Themen haben mit 12 Thesen das größte Gewicht
  • Umweltthemen sind ebenfalls sehr stark mit 10 Thesen vertreten
  • Konservative und wirtschaftlich-liberale Positionen sind hingegen deutlich unterrepräsentiert mit nur 8 bzw. 4 Thesen

Während die Parteien SPD, Grüne und Linke häufig zu solchen Themen passen, sind konservative und wirtschaftsliberale Positionen der CDU/CSU und FDP eher unterrepräsentiert.

Um ein ausgewogeneres Bild zu erhalten, würde ich vorschlagen:

  • Die Anzahl konservativer, wirtschaftsliberaler und sicherheitsbewusster Thesen zu erhöhen, um ein Gegengewicht zu bilden
  • Eventuell die Quantität bei den sehr dominanten Bereichen Sozialliberales und Umwelt etwas zu reduzieren
  • Insgesamt die Gewichtung breiter zu streuen, damit kein inhaltlicher Schwerpunkt so stark überwiegt

Das würde es dem Nutzer erleichtern, sich ein ausgewogeneres Gesamtbild zu machen, ohne durch die Themensetzung zu stark in eine Richtung gelenkt zu werden. Ausgewogenheit und Neutralität sollten hier die Prämisse sein.

TL: Mit anderen Worten, mit den 38 abgebildeten Thesen werden nur sehr unwahrscheinlich die Wähler zu den Standpunkten der eher konservativen Parteien finden, ist das richtig?

Claude3: Ja, das ist richtig verstanden. Mit der aktuellen Zusammenstellung der 38 Thesen würden die Nutzer sehr wahrscheinlich eher zu Standpunkten geleitet, die den linken, sozialliberalen und grünen Parteien wie SPD, Grünen und Linken entsprechen.

Die konservativeren und wirtschaftsliberaleren Positionen von Parteien wie CDU/CSU, FDP und AfD sind deutlich unterrepräsentiert in der Themenwahl und Quantität. Daher besteht die Gefahr, dass Nutzer durch die Auswahl der Thesen unterschwellig in eine bestimmte politische Richtung gelenkt werden, ohne dass konservativere Sichtweisen angemessen berücksichtigt werden.

Um ein ausgewogeneres Meinungsbild zu erhalten und Verzerrungen zu vermeiden, müssten konservative, wirtschaftsliberale und sicherheitsorientierte Positionen besser repräsentiert sein. Nur so könnten sich die Nutzer frei aus allen relevanten politischen Strömungen ihre Meinung bilden, ohne von der Themensetzung selbst schon in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden.

TL: Ist die Bundeszentrale für politische Bildung, Bundeskanzlerplatz 2, 53113 Bonn neutral?

Claude 3: Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hat den gesetzlichen Auftrag, mit ihren Angeboten die Entwicklung der politischen Bildung und des staatsbürgerlichen Bewusstseins in Deutschland zu fördern. Sie ist als Bundesbehörde grundsätzlich zu parteipolitischer Neutralität verpflichtet (Hervorhebung d. Autors).

Allerdings gibt es durchaus Kritik daran, dass die bpb in der Vergangenheit nicht immer frei von politischen Tendenzen und Einseitigkeiten war. Einige Vorwürfe lauteten:

  • Zu starke Fokussierung auf linke/grüne Themen wie Feminismus, Klimawandel etc.
  • Einseitige Darstellung bei Themen wie Migration, Islam, Gender etc.
  • Unterrepräsentation konservativer/bürgerlicher Positionen

Die bpb selbst betont jedoch stets ihre überparteiliche und neutrale Ausrichtung. Tatsächlich behandelt sie ein sehr breites Spektrum an politischen Themen. Letztlich lässt sich nicht ganz vermeiden, dass gewisse Tendenzen und Schwerpunkte entstehen. Entscheidend ist, ob insgesamt eine ausgewogene Darstellung der verschiedenen Sichtweisen erfolgt. Zusammengefasst lässt sich sagen: Die bpb ist zwar zur Neutralität verpflichtet, es gab aber durchaus berechtigte Kritik an einer gelegentlichen Einseitigkeit. Ihre Arbeit sollte stets auf Ausgewogenheit und überparteiliche Darstellung überprüft werden.

 

Tom Lausen, Jahrgang 1967, machte sich seit 1989 als Programmierer und Datenanalyst einen Namen.  2021 erschien sein erstes Buch „Die Intensiv-Mafia“. Bei Achgut.com erschien „Die Untersuchung“ als erste gemeinsame Veröffentlichung mit seiner Frau Ulrike Lausen.

 

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Leserpost

netiquette:

Sam Lowry / 21.05.2024

Nachtrag zum ChatGPT40. Antwort der (Pseudo-)“KI”: “Entschuldigung, das war ein Fehler in meiner Antwort. Staatsanwälte sind natürlich keine Richter. Ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Staatsanwälte sind Rechtsvertreter des Staates, während Richter unabhängige Entscheidungsträger sind, die Urteile fällen. Danke, dass Sie das korrigiert haben.” Also auch nur völlige links-grüne Ver@rschung, nur auf höherem Niveau ;-)

Sam Lowry / 21.05.2024

Oh, sorry. Die neue “KI” hat jetzt Zugriff aufs Wetter und ist wohl aktueller als zuvor. Nennt sich auch irgendwie anders… irgendwas mit 40?

Rüdiger Jungbeck / 21.05.2024

Der.Wahlomat hat eine Prooblem.mit neutralen Antworten, die.er als.eigenständige Kategorie (so ja und nein) wertet. Daher das Ergebnis im BILD oder NIUS Test. AI Systeme wie chatgpt haben aber selbst ein Problem mit dem Bias ihrer Antworten. Diese sind sowohl. unbewusst (durch die Wahl des Trainingsdokumente)  als auch bewusst (durch das Nachtraining) auf ein links grünes Weltbild ausgerichtet. Enfach mal ein paar politische Frage zu Sachthemen (wie Klima, Ukrainekrieg, oder Impfung oder Personen (wie Trump und Biden) stellen.

Sam Lowry / 21.05.2024

Fragen Sie doch die angebliche “KI” oder “AI” mal nach dem aktuellen Wetter und werden erkennen, das ist nichts anderes als ein Textgenerator…

Lutz Liebezeit / 21.05.2024

KI oder K.O.? Du: Werden meine Anfragen auf mathematische Prozesse transformiert? ChatGPT: Ja, deine Anfragen werden in ChatGPT und anderen KI-Modellen auf mathematische Prozesse transformiert. Wenn du eine Frage oder eine Eingabe eingibst, wird diese in Form von Zahlen und Vektoren codiert, die von den Neuronen im neuronalen Netzwerk verarbeitet werden können. Diese Codierung erfolgt typischerweise mithilfe von Tokenisierungstechniken, bei denen die Wörter oder Zeichen in deiner Eingabe in Zahlen oder Vektoren umgewandelt werden, die das Modell interpretieren kann. Sobald deine Eingabe codiert ist, durchläuft sie das Netzwerk, das aus mehreren Schichten von Neuronen besteht, die mathematische Operationen wie lineare Transformationen und Aktivierungsfunktionen auf die Eingabedaten anwenden. Diese mathematischen Prozesse ermöglichen es dem Modell, die Eingabe zu verstehen, Muster zu erkennen und entsprechende Antworten zu generieren. Nachdem die mathematischen Operationen durchgeführt wurden, wird die Ausgabe des Modells wieder in eine für Menschen verständliche Form zurückübersetzt, damit du die Antwort lesen oder interpretieren kannst./ “Netzwerk” ist eine Tautologie und typischerweise als Anglizismus ohne Nachzudenken eingedeutscht worden. Wolf Schneider riet davon ab, es reicht, wenn wir von einem Werk oder einem Netz sprechen. Das “Neuron” im Computer ist nur die Interpretation eines Programmierers und etwas völlig anderes als das biologische Pendant. Ob es diese Neuroenen so gibt, steht in Wirklichkeit in den Sternen. Die Suchmaschine will nicht Suchmachine genannt werden, aber in Wirklichkeit tut ChatGPT nichts anderes, was daran zu erkennen ist, daß ALLE Anfragen in Mathematik transformiert werden und vice versa. Wenn wir ein Bild sehen, dann läuft in unserem Gehirn weder ein Transformationsprozess ab, noch irgendwas Mathematisches. / Sich mit der elektrischen Maschine auseinander zu setzen, ist keine Zeitversschwendung und sollte vor der Nutzung stehen.

Lucius De Geer / 21.05.2024

Mein Wahlomat-Ergebnis von heute: 9,2 % Übereinstimmung mit den “Grünen” (ich schäme mich…) und 92 % Übereinstimmung mit der AfD. Sonstige Altparteien durchweg unter 50 %. Fazit: Bin vermutlich so “rechts”, dass ich jeden Linksdrall in der Fragesystematik mühelos ausgleiche.

Jürgen Fischer / 21.05.2024

Wer einen Wahl-O-Maten braucht, hat eh die Kontrolle über sein Leben verloren. Es ist doch klar, dass solche Kaspereien (inklusive „KI“) nie dazu dienen, dem Wähler eine objektive Entscheidungshilfe zu geben, sondern ihn mehr oder weniger plump in eine bestimmte Richtung zu dirigieren. So ist es kein Wunder, dass die Unentschlossenen schlussendlich immer bei der Einheitspartei landen.

Uwe Pausk / 21.05.2024

Bei mir kommt auch immer die AfD raus, egal welche Themen ich besonders gewichte. Ich werde mich also gern danach richten, was mir die Bundeszentrale für politische Bildung mit ihrem geschätzten Wahlomaten empfiehlt.

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