Am 12. Juni hatte Altmaiers Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser im Deutschen Bundestag behauptet, es gäbe keine Interessenverflechtungen zwischen den Autoren der umstrittenen Broschüre „Und sie erwärmt sich doch“ und Klimaschutzorganisationen.
Jetzt stellt sich heraus: Hauptautor Dr. Harry Lehmann gehört dem dem 34-köpfigen „Verein der Freunde und Förderer des PIK e.V.“ an. Die Ziele des Vereins ist, „das PIK vor allem durch Beschaffung von Mitteln zur Verwirklichung seiner steuerbegünstigten, gemeinnützigen Zwecke … unterstützt werden“.
Lesen Sie selbst:
Aus einem Brief von Fritz Vahrenholt an den UBA-Chef Holger Flasbarth:
Sehr geehrter Herr Flasbarth,
…Sie bezeichnen die intensive Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) „wegen dessen unbestrittenen Kompetenz“ als „folgerichtig“.
Wie objektiv und transparent kann die Vergabe von Forschungsmitteln in Höhe von 8 Mio € sein, wenn der Autor der in Rede stehenden Broschüre Dr. Harry Lehmann dem 34-köpfigen „Verein der Freunde und Förderer des PIK e.V.“ angehört? Die Ziele des Vereins sind eindeutig formuliert ( http://www.pik-potsdam.de/institut/querverbindungen/freunde-des-pik) : Durch den Verein soll „ das PIK vor allem durch Beschaffung von Mitteln zur Verwirklichung seiner steuerbegünstigten, gemeinnützigen Zwecke … unterstützt werden“.
Ich stelle die Frage, in welcher Weise war der für den Klimaschutz zuständige Fachbereichsleiter Dr. Lehmann an der Vergabe von Forschungsaufträgen des UBA an das PIK beteiligt, hat er bei den Vergabeentscheidungen mitgezeichnet, hat er seine Mitwirkung im Verein der Freunde und Förderer transparent gemacht, war Ihnen seine Mitgliedschaft bekannt ? Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das Mitwirkungsverbot befangener Personen (§ 16 Vergabeverordnung). …
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt
Anfrage im Deutschen Bundestag, 245. Sitzung am 12. Juni 2013:
Holger Krestel (FDP):
Meine erste Nachfrage: Können die Öffentlichkeit und ich davon ausgehen, dass personelle Verflechtungen zwischen dem Umweltbundesamt und Klimaschutz- und Umweltorganisationen keinen besonderen Einfluss auf die Studie des Umweltbundeamtes mit dem Titel „Und sie erwärmt sich doch“ gehabt haben?
Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:
Inwiefern Mitarbeiter der Umweltbundesamtes genauso wie wir Abgeordnete des Deutschen Bundestages oder wie Mitarbeiter im Bundesumweltministerium nicht auch Mitglied von Umweltschutz- oder Naturschutzorganisationen sind, kann ich Ihnen – Stand heute – nicht sagen. Ich kann Ihnen aber sagen, dass kein Mitarbeiter zusätzlich für eine entsprechende Organisation tätig ist, was, wie ich glaube ein Unterschied ist. …
Und hier der vollständige Vahrenholt-Brief:
An den
Präsidenten des Umweltbundesamt
Herrn Jochen Flassbarth
Postfach 1406
06813 Dessau-Roßlau
Betr. : Falschdarstellungen in Ihrer Broschüre
„Und sie erwärmt sich doch“ , Ihr Schreiben vom 3. Juni 2013
Sehr geehrter Herr Flasbarth,
in Ihrem Schreiben vom 3.6.2013 erklären Sie, es wäre Ihr Anliegen gewesen, in der erwähnten Broschüre ein vollständiges Bild der Debatte um den Klimawandel zu entwerfen und zu diesem Zwecke Autoren und Journalisten zu benennen, die den dort im Teil A dargelegten „Konsens“ nicht teilen. Es ging Ihnen aber nicht um „ein vollständiges Bild der Debatte um den Klimawandel“. Auf Ihrer Web-Seite schreiben Sie : „Außerdem zeigt das UBA, welche Kreise gezielt Zweifel am wissenschaftlichen Kenntnisstand verbreiteten und auf welche Weise sie dabei vorgingen“. Diese Wortwahl zeigt, dass es Ziel der Broschüre war, Kritiker des „Konsenses“ als „Klimawandelskeptiker“ zu diffamieren. Welcher der angeführten Personen bezweifelt den Klimawandel ? Ich bestimmt nicht .
Sie schreiben weiter : „ Bei Ihren biografischen Angaben haben wir uns auf Eckpunkte Ihrer Tätigkeit konzentriert“. Ich halte daran fest: Meine 30- jährige Tätigkeit für die erfolgreiche Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Deutschland zu verschweigen, sich auf persönliche Angriffe zu beschränken, meine Biografie auf die Stationen bei Shell und RWE zu verkürzen, dienen allein dem Zweck, das Bild eines Lobbyisten der Energiewirtschaft zu suggerieren.
Zu meinen Hinweisen bezüglich der Klimasensitivität erklären Sie, dass die Veröffentlichung Otto et.al. bei Redaktionsschluss noch nicht vorlag. Auch ohne diese Arbeit hätten Sie in der erwähnten Broschüre bereits vorliegende Arbeiten, die aus Beobachtungen die Sensitivität deutlich unter 3 Grad Celsius bei Verdoppelung der CO2 Konzentration im Median herleiten, erwähnen müssen, wären Sie an einem vollständigen Bild der Debatte interessiert gewesen. Genannt seien Lewis (2013) und Masters (2013). Wenn dem Umweltbundesamt der Zugang zu weiteren Quellen fehlt, helfe ich gerne aus :
Ka-Kit Tung und Jiasong Zhou in PNAS (2013) Usind data to attribute episodes of warming and cooling in instrumental records
Zhaohua Wu et al in Climate Dynamics (2011) On the time varying trend in global mean surface temperature
J.I Robson et al (2012) Initial decadal predictions of the rapid warming of the North Atlantic Ocean in the mid 1990s
Ole Humlum et al in Global planetary change (2011) Identifying natural contributions to late Holocen climate change
Weitere Quellen finden Sie auf unserer Web-Seite http://www.kaltesonne.de
Auf die Ergebnisse des Norwegischen Research Councils hatte ich bereits in meinem ersten Schreiben hingewiesen.
Sie erklären weiter, dass keine langfristige Stagnation oder gar ein Stopp der globalen Erwärmung erkennbar sei. Wie lange wollen Sie eigentlich noch die Augen vor diesen Realitäten verschließen?
(Hier steht im Original eine Grafik, die die Stagnation belegt)
Hansen (2012) konstatiert „ The 5-year mean global temperature has been flat for a decade” und in der Fachliteratur erscheinen immer mehr Artikel, die die Ursachen für diesen Temperaturverlauf suchen. Sie behaupten jedoch, es gäbe „keine wissenschaftliche Basis“ für einen Stillstand der globalen Mitteltemperaturen. Wie Sie sehen, gibt es diesen Stillstand aber faktisch. Das Warum wird diskutiert, nicht die Tatsache.
Latif (2006) macht dafür Ozeanströmungen verantwortlich. Wenn diese den Temperaturanstieg seit 2000 kompensieren, dann haben AMO und PDO in ihrer positiven Phase den Anstieg 1980-2000 beschleunigt.
Sie bezeichnen die intensive Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) „wegen dessen unbestrittenen Kompetenz“ als „folgerichtig“.
Wie objektiv und transparent kann die Vergabe von Forschungsmitteln in Höhe von 8 Mio € sein, wenn der Autor der in Rede stehenden Broschüre Dr. Harry Lehmann dem 34-köpfigen „Verein der Freunde und Förderer des PIK e.V.“ angehört? Die Ziele des Vereins sind eindeutig formuliert ( http://www.pik-potsdam.de/institut/querverbindungen/freunde-des-pik) : Durch den Verein soll „ das PIK vor allem durch Beschaffung von Mitteln zur Verwirklichung seiner steuerbegünstigten, gemeinnützigen Zwecke … unterstützt werden“.
Ich stelle die Frage, in welcher Weise war der für den Klimaschutz zuständige Fachbereichsleiter Dr. Lehmann an der Vergabe von Forschungsaufträgen des UBA an das PIK beteiligt, hat er bei den Vergabeentscheidungen mitgezeichnet, hat er seine Mitwirkung im Verein der Freunde und Förderer transparent gemacht, war Ihnen seine Mitgliedschaft bekannt ? Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das Mitwirkungsverbot befangener Personen (§ 16 Vergabeverordnung).
Das UBA hat sich mit dem Titel der Broschüre „ Und sie erwärmt sich doch“ , in der es abweichende wissenschaftliche Positionen als „unhaltbare Thesen“ brandmarkt, den falschen Kronzeugen gewählt. Galileo war der Abweichler von der herrschenden Meinung und sollte von der Inquisition der Kirche mundtot gemacht werden. Das UBA steht mit seiner Broschüre nicht in der Tradition Galileos. Ganz im Gegenteil.
Mit freundlichen Grüßen