Nachdem ich heute davon berichtet habe, wie ein niedersächsischer Lehrer wegen seiner privaten politischen Meinung dienstlich schikaniert wird, haben drei weitere Blogs interessante zusätzliche Aspekte veröffentlicht. Susanne Baumstark erläutert hier den in diesem Zusammenhang wichtigen Unterschied zwischen miesen Denunzianten und ehrbaren Whistleblowern:
"Die drei wesentlichen Elemente sind erstens: Der Whistleblower handelt nicht egoistisch motiviert, da er nicht nach persönlichem Vorteil oder medialer Aufmerksamkeit strebt. Zweitens: Er enthüllt einen gravierenden Missstand auf Seiten von Machthabenden. Und drittens gibt es ein gewichtiges öffentliches Interesse an der Enthüllung. In dem Maße, wie ein Enthüllungsakt von diesen drei Kriterien abweicht, verflüchtigt sich dessen Ehrbarkeit und verschiebt sich das Whistleblowing zum Denunziantentum. Und aus dem Helden wird eine selbstsüchtige Petze, ein querulatorischer Rechthaber oder eine sonst wie tragische Figur." (Siehe auch hier Peter Schneider im Schweizer Tagesanzeiger)
Michael Klein auf ScienceFiles schreibt hier:
"Der niedersächsische Denunzianten-Stadl erinnert massiv an die Aufarbeitung der Akten der Würzburger Gestapo durch den Kanadischen Historiker Robert Gellately. Was Gellately gefunden hat, hat ihn wohl selbst überrascht: Nicht die Gestapo war es in erster Linie, die die Bevölkerung ausgeforscht und ausspioniert hat. Nein, die Gestapo in Würzburg, sie konnte sich gar nicht vor Hinweisen retten. Die Denunzianten, sie standen Schlange."
Und er resümiert: "Das ist die große Unbekannte, mit der bei Schulbehörden regelmäßig nicht gerechnet wird: Schüler. An Schüler, die eigentlich der Grund der Existenz von nicht nur Schulen, sondern auch Schulbehörden sind, an sie und ihr schulisches Wohlergeben hat niemand gedacht. Man hatte Wichtigeres zu tun: Die Gesinnung eines Lehrers zu erschnüffeln und aus Likes zu erschließen und ihn wegen falscher Like-Verteilung zu versetzen. Deutschland 2016. Denunziantentum ist wieder salonfähig und der Irrsinn endemisch."
Peter Grimm auf sichtplatz.de, hat sich die betreffende CDU-Abgeordnete Gudrun Pieper mal etwas näher angesehen und schreibt: "Jemand, der solche Fragen einer sozialdemokratischen Ministerin stellt, die der Nachsicht gegenüber Pegida wohl unverdächtig ist, muss schon sehr um die Einhaltung politischer Korrektheit im öffentlichen Raum besorgt sein, oder? Schauen wir doch mal auf diesbezügliche Verdienste von MdL Gudrun Pieper. Hier ist beispielsweise folgende Meldung: Bei der Debatte über die Flüchtlingspolitik im niedersächsischen Landtag hat die CDU-Abgeordnete Gudrun Pieper für einen Eklat gesorgt. In Richtung der türkischstämmigen Grünen-Parlamentarierin Filiz Polat sagte sie: „Am besten hätte man Sie abschieben sollen.“

Während Denunzianten übrigens auch bei den Medien durchaus Gehör finden, haben die "echten" Wistlblower keine Chance und leben oft gefährlich, wie nicht nur die Dokumentation "Der aufrechte Gang und seine Folgen" so eindrucksvoll bewies, wo diese mutigen Leute in den Knast, in die Psychiatrie gesteckt oder gar ermordet wurden. Man mag über die AfD denken, wie man will, aber sie nun einmal eine zugelassene Partei genauso wie die "Linke", nur ohne deren Vergangenheit. Und die Mehrheit unserer Lehrer hat sich ebenso wie die Mehrheit der Journalisten noch nie durch politische Klugheit ausgezeichnet.
Das spricht Bände über die Stimmung im Lehrerzimmer. Gibt ja 25% Grünwähler unter unseren Leerkörpern, der große Rest macht sein Kreuz vermutlich vergleichbar weit Links. Vielleicht war der Lehrer auch einfach nur zu kompetent. Also hat bei Schülern, die "nachweislich" unbeschulbar waren das Gegenteil bewiesen. Lehrer reden idR untereinander mehr über Schüler als mit den Schülern, ein Ruf ist damit schnell mal zementiert. Die unbewusste Abwehrhaltung der Lehrer gegenüber Schülern mit entsprechendem Ruf sorgt dann nur für die Bestätigung des Vorurteils. Möglicherweise hat der Lehrer sich einfach anders verhalten, bekam positive Ergebnisse und hat damit - als Anfangsverdachtsmoment gegen ihn - versehentlich die lehrberufliche Inkompetenz des Rests nachgewiesen? Solls ja geben.