Wolfgang Meins / 04.01.2023 / 06:00 / Foto: Pixabay / 98 / Seite ausdrucken

Der unterschätzte Kältetod

Vielleicht weil es gut zur Klimapolitik passt, wird im Sommer viel über Hitzetote geredet. Vielleicht weil es zum drastischen Energiesparen nicht passt, will im Winter niemand über die viel bedrohlichere Kälte sprechen.

In Bezug auf das temperaturbedingte vorzeitige Ableben gilt: Nicht die Wärme ist der Bösewicht, sondern die Kälte. Je nach untersuchten Ländern und verschiedenen Klimazonen kommt ein kältebedingter Tod sehr viel häufiger vor als ein wärmebedingter. Da ist die Forschungslage ausgesprochen einheitlich. Das gilt allerdings nicht im selben Maße auch für das Ausmaß der Unterschiede. So zeigt eine umfassende Lancet-Studie aus dem Jahr 2021, dass der kältebedingte Tod zum Beispiel global 9,4-mal, in Europa 3,7-mal, in Nordafrika 16,4-mal und in Subsahara-Afrika gar 59,3-mal häufiger vorkommt. 

Eine Studie aus dem letzten Jahr demonstrierte dagegen für England und Wales ein sage und schreibe 78-mal höheres Risiko für einen kältebedingten Tod, was nicht wirklich gut zu den eben genannten Resultaten passt. Offensichtlich hängen die Ergebnisse auch stark von der (sehr komplexen) Forschungsmethodik, der Datenqualität und, böser Verdacht, vielleicht auch der politischen Grundhaltung ab. Wie dem auch sei: Ganz offensichtlich vermag der Mensch sich besser an Wärme anzupassen als an Kälte. Was wiederum kein Zufall ist, stand die Wiege der Menschheit doch in Ostafrika – und nicht am Polarkreis.

Obwohl es im internationalen Schrifttum mittlerweile zahlreiche fundierte Belege für die vorrangig von Kälte ausgehende gesundheitliche Gefährdung gibt, dringen diese, zumindest in Deutschland, kaum noch in die medizinische Diskussion ein, von der politmedialen ganz zu schweigen. Stattdessen geht es dort beim Problem der  temperaturabhängigen Todesfälle nur um die sogenannten Hitzetoten, meist in Verbindung mit dem dringenden Ruf nach Hitzeaktionsplänen. Kältetote geraten in dieser ideologisierten Welt allenfalls in Gestalt von erfrorenen Obdachlosen ins Blickfeld. Aber die spielen zahlenmäßig keine nennenswerte Rolle. Das Erfrieren ist letztlich eine (noch?) vergleichsweise selten vorkommende kältebedingte Todesart, die zudem häufig durch übermäßigen Alkoholkonsum getriggert ist.

So tötet Kälte

Wesentlich bedeutsamer sind bestimmte ungünstige Auswirkungen von Kälte auf den Körper beziehungsweise bestimmte Organsysteme. Kälte macht empfänglicher für virale und als Folge davon oft auch bakterielle Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, verschlimmert Asthmaerkrankungen, erhöht den Blutdruck und die Neigung zur Thrombenbildung, also zur „Verklumpung“ des Blutes. Im Gefolge davon steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Deshalb kann es nicht verwundern, dass konstant über die Jahrzehnte auch in Deutschland die Sterblichkeit in den Wintermonaten deutlich am höchsten ausfällt. Die Opfer dieser kältebedingten Übersterblichkeit werden im Folgenden vereinfachend als „Kältetote“ bezeichnet.

Nach einer US-Studie aus dem Jahr 2007 sind 0,8 Prozent aller Todesfälle dort kältebedingt – und damit häufiger als die Summe der Todesfälle infolge von Leukämie, Mord und chronischen Lebererkrankungen. Unter den Kältetoten finden sich vor allem Personen über 75 Jahre, darunter zwei Drittel Frauen, warum auch immer. In Gegenden mit niedrigem Einkommen überwogen unter den Kältetoten dagegen Männer, Säuglinge und Kleinkinder. Im Gegensatz zu den wärmebedingten Todesfällen, deren Häufigkeit nach Abklingen einer Hitzeperiode sehr rasch rückläufig ist, hält eine Welle kältebedingter Übersterblichkeit auch noch Wochen nach erfolgter Temperaturnormalisierung an.

Die Kältetoten in Europa

Nach aktuellen Berechnungen des Economist fiel in „Europa“ – das heißt 27 EU-Staaten, außer Malta, plus Großbritannien, Norwegen und der Schweiz – von 2000 bis 2019 die temperaturbedingte Übersterblichkeit während der Monate Dezember bis Februar jeweils deutlich höher aus als die von Juni bis August. Im Mittel starben während dieses 20-jährigen Zeitraums in den drei Wintermonaten pro Woche 21 Prozent mehr Menschen als während der drei Sommermonate. In absoluten Zahlen waren das in einem „milden“ Winter insgesamt 32.000 Extratote beziehungsweise Kältetote, in einem „harten“ Winter 335.000.

Im Mittel führt eine Abweichung von der langjährigen winterlichen Durchschnittstemperatur von minus 1 Grad in Europa zu 1,2 Prozent mehr Toten und in Deutschland zu knapp 2 Prozent mehr Toten. Im Hinblick auf die Ergebnisse in den einzelnen Ländern gilt es zu berücksichtigen, dass der Unterschied zwischen Wärme- und Kältesterblichkeit in wärmeren Ländern deutlich stärker ausgeprägt ist. Der wesentliche Grund dafür sind die in den kühleren Ländern besseren Heizungsmöglichkeiten und Isolationen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sowohl in den warmen als auch den kalten Ländern – etwa Portugal gegenüber Finnland – die Kälte jeweils deutlich mehr Todesopfer fordert.

Wie wirken sich die gestiegenen Energiepreise aus?

Was läge angesichts dieser eindeutigen medizinischen Datenlage also näher als der Frage nachzugehen, ob, und wenn ja, wie viele zusätzliche Kältetote in diesem Winter infolge der gestiegenen Energiepreise beziehungsweise deren Auswirkungen auf das praktische Leben – vor allem durch niedrigere Wohnungstemperaturen – zu erwarten sind? Eigentlich wäre das die Aufgabe des Umweltbundesamtes (UBA) oder auch der anderen einschlägigen epidemiologischen Forschungseinrichtungen. Aber auf deren Ergebnisse kann man lange warten. Dabei wäre das UBA – das sich ansonsten zu jeder noch so abseitigen Thematik ausführlich äußert – geradezu in der Pflicht, zu diesem Thema sowohl die Fachdiskussion zu befördern als auch den politisch Verantwortlichen die Konsequenzen ihrer Energiepolitik im Hinblick auf die Volksgesundheit aufzuzeigen.

Diese Forschungsleerstelle hat nun das angesehene britische Wirtschaftsmagazin The Economist zumindest teilweise ausgefüllt. Im Heft vom 26. November wird eine eigene Studie zu der Frage vorgestellt, wie sich der Anstieg der Energiepreise in diesem Winter auf die Sterblichkeit in den oben genannten europäischen Staaten auswirken wird. Als Korrelat für die Energiepreise wird der Strompreis verwendet, was angesichts der engen Verknüpfung der Preise von Elektrizität, Gas und anderen Brennstoffen auch durchaus angemessen erscheint. Diese methodisch überzeugende Studie des Economist hat bei deutschen Medien – von einer Ausnahme abgesehen – bisher keine Resonanz gefunden. Und das, obwohl – oder weil? – die Ergebnisse ausgesprochen besorgniserregend sind.

Im Zeitraum von 2000 bis 2019 hatten die vergleichsweise niedrigen und nur wenig schwankenden Energiepreise jeweils nur einen geringen Effekt auf die Anzahl der Kältetoten. Ein Preisanstieg von 10 Prozent allerdings, so die Berechnungen des Economist, führt bereits zu einem Anstieg der Kältetoten um 0,6 Prozent, abgeschwächt oder auch verstärkt durch besonders milde oder kalte Temperaturen. Aufgrund der diesjährigen starken Verteuerung von Energie, so die Hypothese der Economist-Autoren, ist folglich davon auszugehen, dass die Energieknappheit beziehungsweise der Preisanstieg die winterbedingte Übersterblichkeit deutlich in die Höhe treiben wird.

Diese Faktoren spielen eine Rolle

Die Autoren „bauten“ und prüften also ein statistisches Modell, in das sie – neben dem Strompreis für jedes Land – die Faktoren einschlossen, von denen bekannt ist, dass sie einen Einfluss auf die Anzahl der Kältetoten haben. An erster Stelle stehen dabei natürlich die kommenden Wintertemperaturen von „mild“ über „durchschnittlich“ bis „hart“ – basierend auf dem Temperaturspektrum von 2000 bis 2019. Außerdem wurden in das Modell noch eingeschlossen der Schweregrad der (noch nicht beendeten) Grippesaison – unterstellt wurde eine „normale“ Saison – und die relevanten demographischen Charakteristika der einzelnen Länder.

Nicht in die statistische Analyse einbezogen werden konnte das Problem, wie sich Covid-19 auf die zu erwartende Übersterblichkeit in diesem Winter auswirken wird. Dabei könnte, so die Autoren, Covid-19 durchaus auch zu einer Verminderung der winterlichen Übersterblichkeit beitragen, da das Virus in den beiden vorangegangenen Wintern bereits viele alte und gebrechliche Menschen dahingerafft hat. Entlastungen der Bürger in Form von staatlich festgesetzten Obergrenzen für Strompreise wurden bei der Analyse berücksichtigt, nicht jedoch direkte Geldtransfermaßnahmen wie in Deutschland.  

Deutschland geht voran

Unter der Annahme von Elektrizitätspreisen, die in etwa auf dem jetzigen Niveau verharren, würden in einem durchschnittlichen Winter in Europa 147.000 (+4,8 Prozent) mehr Menschen sterben, als es dem langjährigen Mittel von 2000 bis 2019 entspricht. Ein milder Winter würde zu 79.000 (+2,7 Prozent), ein harter zu 185.000 (+6,0 Prozent) zusätzlichen Toten führen. Deutschland gehört dabei zu den stärker betroffenen Ländern. Hier wäre bei einem „harten“ Winter mit etwa 42.000 (ca. +18 Prozent) zusätzlichen Toten zu rechnen, das heißt, etwa 14.000 Menschen würden dann in jedem der drei Wintermonate zusätzlich sterben, weil die Energie zu knapp und zu teuer ist.

Der Economist führt die gestiegenen Energiepreise zu einseitig, wie ich finde, auf den durch Putin vom Zaun gebrochenen Ukrainekrieg zurück. Schließlich setzte der Preisanstieg doch bereits 2021 mit dem Anspringen der Konjunktur nach dem Corona-Einbruch ein. Die gestiegene Nachfrage traf dabei auf eine bereits seit Jahren gewollte und teils auch bereits erreichte Verknappung und Verteuerung fossiler Energien. Zudem liegt Russlands Invasion nun fast schon ein Jahr zurück. Und mit jedem weiteren Tag wächst die Verantwortung (auch) der deutschen Regierung, wirksame Maßnahmen gegen die aktuelle und zukünftige Energieknappheit rasch und energisch auf den Weg zu bringen. Wummse und Doppelwummse werden das Problem auf Dauer jedenfalls nicht lösen können.

Aber die Ampelkoalition gefällt sich darin, dauerhaft teures LNG in notgedrungen zu geringen Dosen einzukaufen, weiter an der Mär von der künftigen Rundum-Versorgung mit den „Erneuerbaren“ zu spinnen, das baldige und dann wohl endgültige Aus der Atomkraft zu besingen und gleichzeitig eigene ergiebige Gaslagerstätten nicht erschließen zu wollen. Obwohl diese geeignet wären, den hiesigen Energiemangel innerhalb eines Jahres nachhaltig zu beheben – wenn man denn wirklich wollte. 

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Franz Kutschke / 04.01.2023

Es gibt schlicht keinen Grund eine Klimaerwärmung, so sie denn käme, aktuell stoppen zu wollen. Folge der Wissenschaft heißt Ende der Wende. Je früher, desto besser für alle.

Sam Lowry / 04.01.2023

Nachtrag: Webcam “Buffalo › Ost: NY 33 at Jefferson Avenue”. Am 24.12. festgefahren, am 26.12. kann man das Auto nicht mehr erkennen, nur noch ein großer Haufen Schnee…

A. Ostrovsky / 04.01.2023

@sybille eden : Man kann aus einem Begriff nicht die Welt erklären. Der Begriff, der einer bestimmten Sprache zugeordnet ist, kann nur eine empirische Situation oder einen empirischen Sachzusammenhang BESCHREIBEN. Für jeden Menschen, dem die eigene Erfahrung zu dem empirischen Fakt fehlt, bleibt der Begriff leer. Wer die Lautformung oder das Schriftbild eines Begriffes nicht mit eigener Erfahrung verbinden kann, für den bleibt es ein weitgehend inhaltsloses Geräusch oder Schriftbild. Man kann Sätze mit solchen leeren Begriffen auswendig lernen und bei jeder Gelegenheit wiederholen. Wenn das Räderwerk solcher Begriffe in eine feste Form gebracht wird, entsteht eine Dogmatik. Dann reden alle von der “unbefleckten Empfängnis” haben aber keine Idee, wie das abgelaufen sein könnte. Oder sie wiederholen, dass der Marxismus-Leninismus die einzige wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse ist, oder dass Jesus für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist, haben aber von der Arbeiterklasse keine Vorstellung oder sind gar nicht fähig, ihre Sünden zu erkennen. Ein Begriff kann nur eine Bedeutung haben, wenn man ihn seinen eigenen Erfahrungen zuordnen kann. Jeder Mensch hat aber eigene, individuelle Erfahrungen, die mit den Erfahrungen Anderer nicht vereinbar sind. Der eine hält die Polizei für einen Helfer und der andere wird von Polizisten grundlos zusammengeschlagen, weil er - ohne es zu wissen - gerade zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Der Begriff Polizei hat für beide verschiedene und nicht vereinbarte Inhalte. Noch schlimmer ist es, wenn man mit einem Label das komplexe Denkgefüge von Menschen, ihre politischen, religiösem. sozialen Ideen beschreiben will. Mit einem Gummi-Begriff, der beliebig dehnbar ist, und der im Laufe von 100 Jahren auch von jedermann beliebig gedehnt worden ist, KANN MAN NICHTS ERKLÄREN. Man fügt nur Sprechmuster innerhalb einer Dogmatik aneinander.

Sam Lowry / 04.01.2023

@Thomin Weller: Auf einer Trafic-Cam in Buffalo konnte man auf einer Autobahn ein in einer Schneewehe festgefahrenes Auto sehen, dass mehrer Tage dort stand und immer weiter zugeweht wurde, bis es nicht mehr zu erkennen war. Die Autobahn selbst war mehrere Tage gesperrt. Ich weiß nicht, ob es besser ist, im Auto auszuharren, bis evtl. Rettung eintrifft oder sich im Blizzard bei minus 35 Grad auf den Weg zu machen und irgendwann die Orientierung zu verlieren. Kommt am Ende dann wohl aufs Gleiche raus. MFG

A. Ostrovsky / 04.01.2023

@sybille eden : “A.OSTROVSKY - allerding waren die 68er Kommunisten !” Seltsam, ich habe gar kein Problem mit der Logik, glaube ich. Ich wollte sagen, die Behauptung, der Niedergang Deutschlands wäre die Folge einer Unterwanderung durch ostdeutsche und russische Kommunisten seit 1990, kann nicht stimmen. Die ostdeutschen Kommunisten, soweit sie auf der Linie der SED waren, WAREN KEINE 68-er. Wenn dann in Ihrer Logik die 68-er Kommunisten waren, muss es ZWINGEND solche und solche Kommunisten geben. Können Sie da mitgehen? Wenn nun ein Begriff gar nicht exakt beschreibt, was drin ist, dann ist der Begriff selbst inhaltsleer! Nun kann man sich auch aus der anderen Richtung nähern: Waren dann die ostberline Parteiführer gar keine Kommunisten? Das ist kompliziert. Sie nannten sich Kommunisten, warenm aber Stalinisten, die behauptetn, den Marxismus-Leninismus “in die Tat” umzusetzen. Die Taten Stalins waren aber nicht auf einen Kommunismus gerichtet, sondern auf eine gnadenlose, rachsüchtige und irrationale Diktatur einer kleinen Clique. Sie müssen sich das so vorstellen, wie heute/bis gestern, als eine kleine Clique um Merkel unter dem VORWAND, die freiheitlich-demokratische Grundordnung “in die Tat” umzusetzen, alle Äußerungen zensiert hat. Die schlimmsten Feinde waren die Abweichler, die sich der Diktion Stalins/Merkels nicht unterordnen wollten. Sie wurden als “Trotzkisten” bis in den Tod verfolgt. Es gab auch schwerste Differnzen zwischen den Stalinisten und den Maoisten, die bis zu bewaffneten Grenzkonflikten an der chinesisch-sowjetischen Grenze führten. Wir haben also Stalinisten, Maoisten, Trotzkisten, Leninisten, Marxisten, und jetzt sogar Putinisten und Amerikanisten/Pelosiisten, die alle keine Kommunisten sind/waren. Wie wollen Sie mit simplen Zuweisungen in dieses Gewirr Ordnung bringen? Ihre Aussage, dass die 68-er Kommunisten waren, hat für mich keinen Sinn, weil der Begriff Kommunisten keinen allgemeingültigen Inhalt hat. Das ist wie “wir sind die Guten”.

Thomin Weller / 04.01.2023

@A. Ostrovsky “Da gibt es keine gesonderte Abführung der Wärme, sondern die Wärme wird einfach in den Verkaufsraum abgegeben.” In fast allen hamburger Penny, Aldi Wellblechhütten steht ausserhalb ein Wärmeregister mit Ventilator im Schatten. Split-Gerät. Der Grund, je höher die Temperatur auf der warmen Seite, desto schlechter der gesamt Wirkungsgrad im adiabatischem System. In Schweden gabs mal ein Wärmetauscher als Windschutz im Türeingang eines Einfamilienhaus. Das lohnt sich dort richtig.—“Wir haben ein riesiges Problem in Deutschland: Es ist der Bildungsstand der jüngeren Generationen.”—Nicht nur Bildung. Es sind viele nur noch Feststeller, keine Absteller. Ein Plattfuß beim Fahrrad und sie sind hilflos überfordert. Manche zu dämlich z.B. das Ventil zu wechseln. Ein Loch flicken ist eine hochkomplexe Master- oder Doktorarbeit. Natürlich gibts Ausnahmen die leider eine Minderheit sind. Viele sind einfach nur noch fremdbestimmte Konsumenten. Denen das Smartphon wegnehmen und sie drehen restlos bis zum Mord durch.

Chr. Kühn / 04.01.2023

Und weil in ein paar Tagen wieder der Jahrestag ansteht der Beginn der sowjetischen Offensive im Osten, hier ein “passendes” Bibel-Zitat, das auf dieses Unglück paßt: “Betet aber, daß eure Flucht nicht falle in den Winter (...)” (Matthäus, glaube ich). Nun, die Flucht fiel in den Winter, es hob an Feuer und Zetermordio, und danach waren eine vielhundertjährige deutsche Geschichte in diesen Gegenden zwischen Pillkallen und Küstrin zu Ende, eine Dutzend Million Deutsche ohne Heimat, und eine Million, vielleicht auch zwei (im Gegensatz zu den KZs interessiert das nämlich nicht so sehr), erfroren, verhungert, erschossen, auf dem Grund der Ostsee. Immerhin: für diese Armen gab es noch einen Rest von Deutschland, in den sie fliehen konnten. Wird “unsere” Flucht dereinst auch in den Winter fallen, und welche Destination werden wir haben können? Im Anbetracht der 80. Wiederkehr der Schlacht von Stalingrad, welche ja auch überwiegend im Winter stattfand, ist das schwer verdauliche Denkkost.

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