Jennifer Nathalie Pyka / 16.08.2015 / 19:36 / 6 / Seite ausdrucken

Der Tränensack und der Busfahrer Teil II

Ein Weltbild bricht zusammen. Deutschlands berühmtester Busfahrer, der erst neulich Claus Kleber zu Tränen rührte, hat die Facebook-Seite der AfD mit einem “Like” versehen. Zudem hat er noch andere Schweinereien verlinkt. Etwa eine leicht unterkomplexe Grafik mit der Frage, warum es für in Deutschland hungernde Kinder an Geld fehle, für andere Länder aber Milliarden übrig seien. Das wiederum hat eine Redakteurin von „Puls“,  dem Jugendkanal des Bayerischen Rundfunks, herausgefunden – natürlich nicht ohne Folgen. „Alles nur Fake?“, fragt sie zunächst besorgt.

Denn eines steht fest: Alles, wirklich alles, hätte man dem Busfahrer verziehen. Sahra Wagenknecht, Che Guevara, Anonymous - aber AfD, das geht zu weit. Was sind seine Worte dagegen noch wert? Nichts, rein gar nichts.

Was also tun? Claus Kleber raten, sich von seinen Tränen zu distanzieren? Schwer umsetzbar. Aussitzen? Wäre eine Variante. Aber nicht die beste. Die mutige Redakteurin vom Bayerischen Rundfunk entscheidet sich schließlich, nicht zu schweigen. Sie geht in die Offensive und ruft den Busfahrer an. Knallhart. Schließlich muss ja geklärt werden, ob der Mann “am Ende doch kein Held ist”. Und siehe da, sie findet Erstaunliches heraus:

“Ich rufe nochmal bei ihm an, weil ich wissen will, warum er das geteilt hat. Er erklärt mir, dass es ein Fehler war, die AfD zu liken. Aber er sagt auch, dass er von der Bundesregierung enttäuscht ist, dass er Menschen kennt, deren Rente nicht reicht oder die kaum genug verdienen für Miete und Essen. Und trotzdem sagt er, er kann das trennen von den Asylbewerbern.”

Sollte die Welt da draußen doch mehr als bloß Wille und Vorstellung sein? Die Puls-Redakteurin kommt ins Grübeln, ihr fehlt vielleicht gerade ein wenig die passende Schublade. Schlussendlich entscheidet sie sich aber, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Der Busfahrer bekommt Bewährung.  Immerhin hat er ja gestanden und bereut seine Tat. „Vielen in Deutschland geht es so wie dem Busfahrer aus Erlangen“, stellt sie fest. Aber weil womöglich in gerade diesem Moment weitere Busfahrer in Deutschland Gefahr laufen, die Seite der AfD mit „Gefällt mir“ zu markieren, fügt sie pflichtbewusst hinzu:

“Die viel gescholtenen “besorgten Bürger” können zwei Richtungen einschlagen: Die in die Fremdenfeindlichkeit oder die in Solidarität. Welche Richtung sie nehmen – diese Weiche stellen sehr häufig die Politiker. (…) Deshalb ist es so gefährlich, wenn Politiker zündeln, anstatt Ängste zu nehmen. Wenn sie jahrelang nicht in die Flüchtlingshilfe investieren, um am Ende zu behaupten, Flüchtlinge nur noch in Zelten unterbringen zu können.“

Was lernen wir daraus? Ganz klar: Lieber erst um drölfzig Faccebook-Ecken recherchieren, bevor man weint oder hypt. In Zeiten, in denen man auch eruiert, ob die Großtante der Putzfrau eines Autors, mit dessen Texten man nicht einverstanden ist, Dreck am Stecken hat, müsste das eigentlich Standard sein. Denn was jemand sagt oder schreibt, selbst wenn er es fundiert begründen kann, wird ohnehin überbewertet. 

Und sollte demnächst ein anderer Busfahrer die Umsetzung des Asylrechts kritisieren, so sollte auch Claus Kleber sein Investigativ-Team ins Rennen schicken, bevor er überhaupt erwägt, Tränen der Wut zu verdrücken. Denn wer weiß - hinterher hat der Busfahrer ja doch noch „Kein Mensch ist illegal“ bei Facebook geliket.

Siehe hier.

Henryk M.Broder schrieb zu diesem Thema vor drei Tagen das hier.

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Leserpost

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Frank Mora / 18.08.2015

Übrigens… Bei aller Berichterstattung um “Flüchtlinge”, “Menschen, die zu uns kommen”, “Bürgerkriegsflüchtlinge” und “Menschen, die bei uns eine Zukunft suchen”, die alle synonym gebraucht werden fällt ein Fakt völlig unter den Tisch. Wer politisch verfolgt ist und in der Heimat um sein Leben fürchten muß, der soll bei uns (in EU-Europa) Schutz finden. Das ist diskussions- und alternativlos. Allen anderen (Westbalkanesen und den vorrangig anlandenden Jungmännern aus Afrika und Arabien, die tausende Euros/Dollars für Schlepper aufbringen konnten um den Shuttleservice der Italiener und Griechen zu erreichen, müssen konsequent wieder nach Hause, wenn sie nicht existenziell verfolgt werden. Wir haben in Europa eine Arbeitslosenquote von 10%! In den “Transitländern I und GR von weit über 20%! Was sollen wir mit Millionen schlecht ausgebildeten jungen Leuten, wenn wir noch nicht einmal unsere eigenen schlecht ausgebildeten Nachbarn und Mitbürger in bezahlte Arbeit bringen können? Da brüten wir einen sozialen Sprengstoff aus, den die Meinungsführerelite völlig ausblendet. Pegida und AfD sind eben nicht pauschal “Nazis”, sondern Leute, die diesen Schlamassel aushalten, um nicht zu sagen ausbaden müssen. Die Angst um ihr Auskommen, ihre Krankenversicherung, ihre Rente,  ihre Wohnung, ihre persönliche Sicherheit (und die ihrer Töchter) haben. In ganz EU-Europa. 650 000 klopfen dieses Jahr bei uns an. Eine Vorhut. Die öffentliche Infrastruktur beginnt zusammenzubrechen. Und unsere Politiker? Überweisen mal so eben 80-90 Milliarden zur Umschuldung an die sich verzockt habenden Griechen und streiten wie die Kesselflicker um 3 oder 4 % für Erzieherinnen und Betreuungsgeld oder Kindergartenbau. Hallo! “Housten, we have a problem” Berlin und Brüssel: Wir auch!

Anja Krupop / 17.08.2015

Ich habe wieder Angst. Eine Angst, von der ich dachte, sie gehöre eine fernen Vergangenheit an. In den 80er Jahren wurde ich bei Moped- oder Bahnfahrten nach Tschechien mehrfach gefilzt. Grimmig aussehende Stasimänner und noch grimmigere -Frauen kontrollierten jede Nische meiner Kleidung und Taschen. Tamponpäckchen musste ich aufreißen und entleeren. Einmal hatte ich einen zugeklebten Brief dabei, den ich, weil er sicher in die USA gehen sollte, in einen Prager Briefkasten werfen wollte. Gebellte Frage: “Was ist das?” Ich sage: “Na, ein Brief.” Wieder Gebell: “Das ist kein Brief! Das ist ein Behältnis! Aufmachen!”. Das “Behältnis” samt Inhalt wurde konfisziert. Sonst geschah mir kein Leid. Aber meine Knie schlotterten noch arg lange. Und jetzt? Man wird überwacht. Pausenlos. Nicht mehr bei Grenzübertritt nach Tschechien. Wer liest 24 Stunden am Tag meinen facebook- Account, meine postings, meine likes? Was, wenn man mich als Asylkritiker entlarvt? Wenn ich die falsche Partei like? Trifft mich ein Shitstorm? Werde ich von meinem Arbeitgeber entlassen? Zersticht man die Reifen meines Autos? Am besten, ich halte den Mund, wie ich es gelernt habe früher, oder ich sage nur dass, was man hören will von höherer Stelle. Ich poste nur noch harmlose Ferienbilder und like Tierbaby-Videos. Dann muss ich keine Angst haben. Ich habe gelernt, mich zu ducken. Das weiß ich noch von früher….

Ben Wilmes / 17.08.2015

Tja, sowas passiert wenn man Menschen in Schubladen steckt. Da soll es doch tatsächlich Leute geben, die einzelne Muslime nett finden, aber den Islam doof. Da soll es Leute geben, die die Theorien von Marx und Freud bedenklich finden und jüdische Kulturleistungen insgesamt bewundern. Die sich mit einem Veganer unaufgeregt unterhalten, während sie ein medium gebratenes Pfeffersteak goutieren.  Schlimm sowas, das sind ja richtige Menschen. Voll langweilig. Über Gutmenschen heulen und über “Nazis” sich empören ist viel aufregender als zu akzeptieren, dass auch der Einzelne bunt sein kann. Es soll ja nur die Republik “bunt” sein, nicht aber das Individuum. So will es die Gutmenschdiktatur.

TOBIAS RÜGER / 16.08.2015

Hui, hat die Facebook-Seite der AfD gegefälltmirt?! Das kommt bekanntlich direkt vor im KZ den Gashahn aufdrehn. Und jetzt das: Begrüßt Asybewerber mit einem freundlichen ‘Hallöchen’. Wie nur konnte GEZ-Kleber einem derart abgründigen Schizo-Monster auf den Leim gehn? Recherchieren die bei der ARD sonst auch so schlecht?

Max Wedell / 16.08.2015

“Deshalb ist es so gefährlich, wenn Politiker zündeln…”, sagt die “mutige BR-Redakteurin”, und man ist gespannt, welche Zündeleien sie konkretisieren wird. “... Wenn sie jahrelang nicht in die Flüchtlingshilfe investieren, um am Ende zu behaupten, Flüchtlinge nur noch in Zelten unterbringen zu können.” Klar, man muß jahrelang bei geringem Flüchtlingsaufkommen massiv in die Flüchtlingshilfe investieren und in allen Städten schon mal prophylaktisch leerstehende Häuser bauen, denn es könnte ja jederzeit ganz plötzlich soviele Flüchtlinge geben wie nie zuvor, für die man die Häuser dann bräuchte… :D “... Wenn sie Asylbewerber in gute und schlechte unterteilen.” Ja, es ist wirklich schlimm, daß Asylbewerber, die verfolgt werden, und Asylbewerber, die nicht verfolgt werden, unterschiedlich behandelt werden… und eine fürchterliche Zündelei ist es auch, es eher schlecht zu finden, wenn Menschen, die gar nicht verfolgt werden, in ein Asyl-System hineinfliehen, das ausschließlich dem Schutz vor Verfolgung dient. :D “... Wenn sie [...] davon [reden], dass es jetzt Tempolimits auf der Autobahn braucht, weil dort so viele von den Schleusern abgesetzte Flüchtlinge herumlaufen.” Ja, es ist wirklich eine gefährliche Zündelei, auf einem Teil der A3 an der österreichischen Grenze ein Tempolimit von 80 km/h einrichten zu wollen, weil dort allein im Juli 1500 Flüchtlinge umherirrend aufgegriffen wurden… es sollte dort unbedingt weiter gerast werden dürfen, um bei Einheimischen “Fremdenhaß durch Tempolimit” zu verhindern. :D Hat diese Frau sie eigentlich noch alle beisammen? Der verlinkte Beitrag ist fälschlich mit “Gesellschaft Politik” getaggt, “Halluzinationen” wäre richtiger gewesen. Aber auch “Dahergeblubbertes Blablabla” wäre passend gewesen, denn es gab im Beitrag reichlich davon. Es ist daher völlig unglaubwürdig, wenn Christine Auerbach in ihrem PULS-Profil behauptet: “Mein PULS bleibt stehen bei… ...dahergeblubbertem Blablabla” Wenn das wirklich stimmen würde, hätte sie beim Verfassen ihres Artikels den Herzstillstand erleiden müssen. “Denn wer Angst hat, der denkt nicht mehr klar”, schreibt sie weiter. Wovor hat Christine Auerbach also Angst? Vor einem Raußschmiß beim BR? Da kann sie unbesorgt sein, nicht mehr klar denken zu können ist bei den ÖR nun wirklich kein Kündigungsgrund, wie man sieht.

Thomas Schlosser / 16.08.2015

Diese Art Hexenjagd auf absolut jeden, der mit der ungezügelten und ungesteuerten Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme nicht einverstanden ist, erinnert mich zunehmend an Gestalten wie Joseph McCarthy, die sich ebenfalls bei all ihrem Treiben stets auf der richtigen Seite wähnten…. Wenn man sogar für ein ‘Like’ auf der Facebookseite der biederen AfD an den medialen Pranger gestellt wird, dann ahne ich, wohin die Reise in dieser bunten Republik noch gehen wird: Andersdenkende werden zuerst diffamiert, dann verfolgt und schlussendlich aus dem Verkehr gezogen. Klingt utopisch…? Wer hätte denn Ende 1989 gedacht, dass Gestalten wie Sahra Wagenknecht und Gregor Gysi einmal zu Lieblingen der bundesdeutschen Medien avancieren würden…? Und doch ist es so gekommen. Mit anderen Worten: In dieser bekloppten Republik ist absolut nichts unmöglich…

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