Georg Etscheit / 26.02.2021 / 06:00 / Foto: Stefan Mikisch / 81 / Seite ausdrucken

Der Tod des Stefan Mickisch

In Bayern öffnen nächste Woche wieder die Baumärkte. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, mit welcher Geringschätzung die etablierte Politik in der Coronakrise mit der Kultur im Lande umspringt, dann ist er jetzt erbracht: Tapetenkleister, Schneckenkorn und Badezimmerarmaturen sind systemrelevant, klassische Musik, Oper, Schauspiel, auch Literatur, bildende Kunst und die populäre Kultur in ihrer ganzen Breite und Vielfalt sind es nicht. 

Die Stimmen der Sänger und Schauspieler, der Gesang der Chöre und der Klang der Instrumente sind verstummt und werden wohl so bald nicht wieder live vor großem Publikum zu hören sein, allen bemühten Streamingprojekten zum Trotz. Dabei hatten die Salzburger Festspiele schon im Sommer 2020 den Beweis erbracht, dass mit intelligenten Hygienekonzepten und darauf abgestellten Programmen beinahe volle Konzert- und Opernhäuser möglich sind. Dort gab es während der Saison keinen einzigen dokumentierten Ansteckungsfall. Die Salzburger Festspiele trotzen der Pandemie, später bewiesen auch das Konzerthaus Dortmund sowie die Bayerische Staatsoper mit wissenschaftlich begleiteten Feldversuchen, dass Kultur in „Pandemiezeiten“ möglich ist, ungeachtet dessen, wie man prinzipiell zur Notwendigkeit der staatlicherseits verordneten „Maßnahmen“ stehen mag.

Und die ignorante Missachtung der kulturellen Bedürfnisse der Menschen und vor allem der Künstlerinnen und Künstler fordert ihre Opfer. Wie viele Menschen, wie viele Veranstalter und Agenturen durch den seit einem Jahr herrschenden, faktischen Dauer-Lockdown in den Ruin gestürzt, wie viele Existenzen vernichtet, wie viele hoch begabte und bestens ausgebildete Sänger, Schauspieler, Instrumentalisten, Kleinkünstler in Depressionen verfallen sind und am Ende ihrer Kräfte sind, das wird erst nach und nach ans Licht kommen.

Und niemand weiß, ob und wie schnell sich das kulturelle Leben nach einem derzeit nicht absehbaren Ende der „Maßnahmen“ erholen wird. Christian Gerhaher, der bedeutende Lied und Opernsänger aus München, fürchtet, dass die Menschen sich „entwöhnen“ könnten, sich aus Angst vor Ansteckung, aus Bequemlichkeit oder aus Geldmangel ans zu Hause bleiben gewöhnen könnten. Er ist Mitinitiator einer Initiative namhafter Interpreten, darunter die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Dirigent Kent Nagano, die eine Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vorbereitet haben: "Pauschale Begrenzungen sind wissenschaftlicher Nonsens". 

Ein großer Musiker und Philosoph und ein widerständiger Mensch 

Wie prekär die Lage ist an der Basis der Kulturschaffenden im vermerkelten und verdrosteten Deutschland des Jahres 2021, zeigt ein Fall, der sich dieser Tage in Bayern ereignete, genauer gesagt in der bayerischen Oberpfalz. Dortselbst in Schwandorf, rund 40 Kilometer nördlich von Regensburg, wurde der Pianist Stefan Mickisch tot aufgefunden. Er wurde 58 Jahre alt. Über die Todesursache verlautete nichts, doch ernst zu nehmende Informationen besagen, dass Mickisch sich vermutlich selbst das Leben genommen habe. Den überregionalen Medien war sein plötzlicher Tod bislang keine Zeile wert.

Mickisch war zwar kein internationaler Star, doch er war ein großer Musiker und Philosoph, ein enzyklopädisch gebildeter, brillanter Musikvermittler und ein widerständiger Mensch, der, wie alle Unangepassten, zuweilen übers Ziel hinausschoss. In der Coronakrise sah er eine eminente Gefahr für die freie Gesellschaft als Basis unabhängigen Künstlertums. Und er hielt damit nicht hinter dem Berg, was ihm übel genommen wurde.

Zentrum seines Wirkens war lange Zeit Bayreuth, wo seine konzertanten Einführungsvorträge zur sommerlichen Festspielsaison Kultstatus besaßen. „Waren Sie auch schon bei Mickisch?“, raunten sich die Wagnerianer zu. In seinen Gesprächskonzerten am Vormittag eines jeden Spieltages erfuhr man, wo genau der Felsen der Brünnhilde liegt und was es mit dem „Tristanakkord“ auf sich hat. Vor sich auf dem Flügel ein zerfleddertes Bündel Noten, hatte Mickisch jedes Detail aus Wagners Leben und Werk im Kopf und verknüpfte Anekdotisches mit seinem profunden Wissen aus Musik, Literatur und Philosophie. Im Beethovenjahr 2020 zeigte er, wie nahe das Scherzo der „göttlichen Eroica“ der Morgendämmerung in „Siegfrieds Rheinfahrt“ aus der „Götterdämmerung“ kommt. Wagner habe vom Titan viel gelernt, sagte Mickisch und erhielt einen Sonderapplaus, als er den Walkürenritt mit Beethovens Neunter jazzig verschmelzen ließ.

Wie kaum ein anderer verstand es Mickisch, in den kaum je ergründlichen Kosmos der 13 Opern Richard Wagners hinein zu graben und sein Publikum auf ebenso unterhaltsame wie tiefschürfende Entdeckungsreisen mitzunehmen. Dabei ließ er die atemlosen Zuhörer auch an seiner Exegese des Werkes des von ihm verehrten Anthroposophen Rudolf Steiner teilhaben und gestattete sich sogar leicht esoterische Ausflüge in die Astrologie: „C-Dur ist Widder, sich hochkämpfend“.

„Es muss raus, im Feingeist grummelt der Wutbayer“

Das Bild vom Widder, der zuweilen mit dem Kopf durch die Wand möchte, traf auch auf Mickisch selbst zu. „Es muss raus, im Feingeist grummelt der Wutbayer“, schrieb zutreffend das Oberösterreichische Volksblatt. Nicht nur in Sachen Corona nahm der Künstler mit dem harten ostbayerischen Tonfall kein Blatt vor den Mund, vor allem, wenn es um sein Idol Richard Wagner ging, wobei Mickisch als Querdenker par excellence die neue Rechtschreibung konsequent ablehnte: 

„Richard Wagner wurde im „Dritten Reich“ „vereinnahmt“ und auf der Grundlage von nicht adäquatem Verständnis seiner Opern und deren Aussagen mißbraucht, das heißt, zu etwas gemacht was er nicht war. Die Diskussion darüber versperrt seit vielen Jahrzehnten vielen den Zugang zu Wagners Werken und diskreditiert diese, meistens auf der Grundlage von Nicht-Kenntnis seiner Musik und seiner Texte. Dieser Zustand sollte beendet werden. Er gereicht denen zum Nachteil, die seine Stücke dadurch nicht oder in falscher Weise kennenlernen.

Zu diesem Thema halte ich es für erlaubt und angebracht, zusätzliche, prinzipielle Argumente zur Sprache zu bringen.

Walter Scheel, wirklich kein "Wagnerianer", hat bei einem Festspielbesuch in Bayreuth in den 70er Jahren einmal gesagt, daß es natürlich etwas unglücklich war für die Schäferhunde, „Lieblingstiere des Führers“ gewesen zu sein, aber deswegen trotzdem „nicht alle Schäferhunde in Deutschland abgeschafft wurden“ … eine launige, und, wie ich finde, recht treffende Bemerkung…

Ich glaube, daß man beim Hören oder Spielen von Wagners Musik kein „schlechtes Gewissen“ zu haben braucht, und zugegeben sehr subjektive Bemerkungen Wagners – in seinen, wie ich persönlich meine, eigentlich eher „unnotwendigen“ Büchern – immer im Spiegel der damaligen Zeit sehen kann und sollte. (Siehe hier).

Da oben hatte ich nichts „dreinzureden“

Mit diesen „unnotwendigen“ Büchern meinte er unter anderem Wagners antisemitische Hetzschrift „Das Judenthum in der Musik“, ein absolut unappetitliches Pamphlet, das schon zur Zeit seiner Entstehung (1850, Neuauflage 1869) äußerst umstritten war und heftige Proteste provozierte. Der Politologe Matthias Küntzel schrieb 2013 in Die Welt, Wagners antisemitische Schriften hätten das Scharnier gebildet, das die christliche Judenfeindschaft der Vergangenheit mit dem rassistischen Antisemitismus der Zukunft verbunden habe. Der Meister sei Avantgarde gewesen, als Musiker wie als Judenhasser. 

Wobei Wagner selbst sicher nicht der Auffassung war, dass es sich bei seinen politischen Schriften um „unnotwendige“ Werke gehandelt habe. Das Gegenteil dürfte der Wahrheit entsprechen, zumal sein antisemitisches Gedankengut nach Meinung von Experten in verklausulierter Form auch Eingang in seine Werke fand. Diesen Widerspruch zwischen genialem musikalischen Werk und seinem, gelinde gesagt, umstrittenen Schöpfer, müssen Wagnerianer aushalten. Stefan Mickisch, der unter Depressionen gelitten haben soll, konnte dies offenbar nicht, weswegen er den etwas tumben Vergleich zwischen deutschem Schäferhundwesen und Hitlerei zog oder eben von „eigentlich unnotwendigen Büchern“ schwadronierte.

Für den Mainstream in Medien und auf dem grünen Hügel war dies eigentlich schon zu viel, zumal Mickisch, Friedrich Nietzsche zitierend, heftig gegen die Presse polemisierte („Sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung“) und gegen das moderne Regietheater. Bei vielen seiner Fans rannte er damit offene Türen ein. „Viele weinten sich bei mir aus, das „wären ihre allerletzten Festspiele“, sie „könnten den Unfug nicht mehr ertragen etc., ob ich auf dem Hügel nichts im Sinne Richard Wagners ändern könne“, schrieb er selbst. „Das musste ich stets bedauernd verneinen, weil meine Matineen sowohl inhaltlich als auch kaufmännisch von mir selbst gestaltet waren, im Evangelischen Gemeindehaus. Da oben hatte ich NICHTS „dreinzureden.“

Mit Beginn der Coronakrise verschärfte sich Mickischs Ton noch einmal. Sven Friedrich, Leiter der Villa Wahnfried, des heute als Museum dienenden einstigen Wohnhauses der Familie Wagner in Bayreuth, erteilte dem Interpreten Hausverbot, nachdem dieser auf Facebook einen längeren Text mit der Überschrift „Der Coronafaschismus“ verbreitet hatte. Der Bayerische Rundfunk stempelte ihn nun „endgültig zum intellektuellen Außenseiter“. Der Wagnerianer sei zum „Verschwörungstheoretiker“ geworden. 

Gesichtsmaske als Symbol von Sprachlosigkeit

Wer den Text vorurteilsfrei liest, wird darin nichts wirklich Anstößiges finden. Mickisch beklagt die Aushebelung bisheriger Grundrechte und die „Zerstörung der sowieso schon sehr eingeschränkten Demokratie und Freiheit der Bürger“ und sieht eine gesellschaftliche Totalüberwachung heraufdämmern. Einmal in Fahrt, nimmt er sich auch „Klima“-Greta vor, die Energiewende und die Rundfunkgebühren. Er fordert seine Mitmenschen auf, Widerstand zu leisten. „Seien Sie bockig. Entwickeln Sie eine gesunde Distanz und Egalität gegenüber Polizisten, Bürokraten und dem Staat“. Bauchschmerzen bekommt man bei der Passage, in der er Angela Merkel mit Hitler und Markus Söder mit Goebbels vergleicht und man den Eindruck gewinnt, er halte die derzeitigen Verhältnisse in Deutschland vielleicht bereits für schlimmer als die NS-Zeit.

Am Ende dieses Textes kann Mickisch Corona sogar etwas Positives abgewinnen: „mehr Ruhe, auf einige Zeit keine Operninszenierungen mehr, die Werke und Komponisten schänden, weniger Massentourismus, Aufblühen von Pflanzen und Vermehrung von Tieren.“ Warum dieser Wort- und Klanggewaltige offenbar nun selbst die Flinte ins Korn warf, wird wohl ungeklärt bleiben. Hatte er vielleicht das Gefühl, dass für Menschen wie ihn in einer zunehmend auf Konformität getrimmten Quarantänegesellschaft, mit der Gesichtsmaske als Symbol von Sprachlosigkeit und Vereinzelung, kein Platz mehr ist?

Und nächste Woche öffnen die Baumärkte und die Friseure dürfen den Bürgern ihre Würde zurückgeben.

Foto: Stefan Mikisch

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Frances Johnson / 26.02.2021

Korr. Den Erich Mühsam habe ich allerdings in falschem Kontext eingebaut. Er wurde schon 1934 in Oranienburg ermordet.

Albert Schultheis / 26.02.2021

Die Deutschen nennen ihr Land, das der Dichter und Denker. Aber waren es nicht immer diese, im Nachhinein so genannten “Dichter und Denker”, die im Augenblick des Dichterns, Denkens und natürlich des Komponierens in aller Regel alleine waren, zurückgezogen, ja sogar der Welt (beinahe) abhanden gekommen? Es waren immer einsame Wanderer, die sich weit, sehr weit und oft zu weit nach draußen gewagt hatten, um dort Dinge zu finden, die sie bannten, noch nie vorher gesehene Dinge, gedachte Gedanken, gehörte Stimmen und Klänge. Und wenn sie es vermochten aus dieser einsamen Wanderung jemals zurückzukehren, brachten sie ihre Schätze mit, damit die anderen sie betrachten mögen. Und häufig waren die dann zunächst erschrocken, ja, entsetzt über die Findlinge, als wären es Fischfossilien aus den höchsten Erhebungen der Alpen. Aber mit der Zeit änderte sich bei manchen Rezipienten die Wahrnehmung und sie erkannten das Einzigartige, das Unerhörte der bizarren Mitbringsel. Diese Wanderer sind seltsame Vögel, sie sind es gewohnt sich auch zu verlaufen und trotzdem ihren Weg wieder zu finden. Wie arm wären wir Sesselpupser, wenn wir sie nicht hätten, die schrägen Wandervögel - samt ihrer merkwürdigen Funde, Mitbrinsel an Gedanken, Stimmen und Tönen! Deutschland war immer schon eigentlich das Land der Sesselpupser -das Land als das der Dichter und Denker immer bloß Desiderat!

Sabine Heinrich / 26.02.2021

@Gottfried Meier: Schließen Sie besser nicht von sich auf andere. So “wunderbare” Menschen wie der Herr Dr. Friedrich aus Bayreuth kommen oft gar nicht auf die Idee, dass sie Schuld an irgendetwas haben. Sie sind überzeugt davon, alles richtig gemacht zu haben - und da Herr Friedrich sich auf der Seite der Guten weiß, wird er vermutlich ruhig schlafen können - wie all die anderen, die Herrn Mickisch diffamiert haben. Das Schicksal von Herrn Mickisch bewegt mich sehr. Er hat so viel Wahres gesagt - sehr mutig - während andere Künstler sich wegducken. Verstehen kann ich das schon, wenn die Existenz auf dem Spiel steht. Nicht verstehe ich das Schweigen bestens alimentierter Künstler, die ausgesorgt haben. Segeln die wirklich alle auf Merkelkurs? Oder geht ihnen alles, was hier passiert, am Allerwertesten vorbei, da sie in einer anderen - privilegierten - Welt leben?

Frances Johnson / 26.02.2021

Natürlich gab es Helden, man muss nur mal die Insassen von Oranjenburg oder Buchenwald abklappern. oder auch gern Dachau. Ich picke mal einen heraus: Fritz Gerlich: ” Er ist einer der ersten gewesen, der den kriminellen Charakter des Nationalsozialismus und insbesondere seiner Führungsschicht erkannte. Am 9.3.1933 verhaftet, war er schwersten Mißhandlungen ausgesetzt und wurde 1934 anläßlich des Röhm-Putsches in Dachau ermordet.” 1934, wohlgemerkt. Über die Heroenverehrung nach Pearl Harbour und Stalingrad kann man nur lachen, ganz besonders über die des von Stauffenberg, Spross einer Familie, die die Nationalsozialisten veehrte. Hierzu: “Der wiedergefundene Freund”, Fred Uhlmann, mutmaßlich stark autobiographisch, gemischt mit Fiktion.

T. Schneegaß / 26.02.2021

“Bauchschmerzen bekommt man bei der Passage, in der er Angela Merkel mit Hitler und Markus Söder mit Goebbels vergleicht und man den Eindruck gewinnt, er halte die derzeitigen Verhältnisse in Deutschland vielleicht bereits für schlimmer als die NS-Zeit.” Wer ist “man”, der Bauchschmerzen bekommnt? Diktaturen sind immer zeitbezogen zu sehen und zu beurteilen. Natürlich gibt es in den “derzeitigen Verhältnissen” keine Gulags, Konzentrationslager (Lager bzw. Anstalten für “Quarantäneverweigerer” allerdings schon) und Gaskammern. Das alles gab es auch nicht in der DDR, die bisher auch als Diktatur galt. Aber vielleicht ändert sich ja gerade diese Einordnung durch das gegenwärtige System, da die Ähnlichkeiten kaum noch zu verdecken sind. Die Frage sollte und müsste deshalb lauten: was wären solche CHARAKTERE wie die Alte, Söder, unser sächsische Statthalter und andere in einer anderen Zeit, z. im Nationalsozialismus, geworden?  Die Alte und Söder sicherlich nicht die Geschwister Scholl, soviel dürfte sicher sein. Es ist der ganz persönliche Charakter eines Menschen, der sein Wirken in einem ganz bestimmten System bestimmt.

Alexander Jäger / 26.02.2021

Hr. Etscheid, daß Hr. Mickisch Suizid begangen habe, ist - Stand jetzt - eine Vermutung. Auch wenn dem so wäre: der Auslöser für seine Entscheidung ist - ebenfalls Stand jetzt - nicht bekannt. Daß sie, so es denn zuträfe, in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stand, weiß -Stand jetzt - niemand. Auch Sie, Hr. Etscheid, wissen es nicht. Ich denke, Sie sollten nochmals darüber nachdenken, ob Sie den Tod eines Menschen wirklich für eigenen Zwecke instrumentalisieren wollen. Daß Sie Hr. Misckisch und seine Verdienste - die Musik betreffend -  durch Ihren Nachruf ins öffentliche Bewußtsein rücken, ehrt Sie. Das sollte Ihnen allerdings auch genügen.

Frances Johnson / 26.02.2021

Nebenbei: „Wir sehen eine Trendwende“, Wieler, w-on. Etwas Optimismus. Steht ihm. Ich komme zurück auf den Bayreuth-Rausschmiss. Wie das veranstaltet wurde, ist extrem unkultiviert. Wenn ich Merkel oder Söder wäre und den Mikisch schon erlebt hätte, würde ich dort dieses Jahr nicht erscheinen. Sowas ist derartig unterirdisch, öffentlich auf FB jemandem bei einem Rausschmiss das DU zu entziehen, jemandem, von dem auch gesagt wird, er hätte psychische Probleme gehabt wie übrigens viele Künstler, die natürlich unter so einem Lockdown mehr werden, da darf man als Politiker nicht erscheinen, egal was Mikisch von Hans Scholl gepostet hat. Abstand von Hans und Sophie Scholl täte vielen Leuten gut, und ich lade jetzt dazu ein: Zehn Jahre, von 1933 bis 1943 hat sich kein A**** aus der Familie Scholl um die Vorgänge gekümmert, soweit ich weiß, auch nicht während der sog. Kristallnacht 1938. Aber plötzlich nach Stalingrad 1942/43 und nach Eintritt der USA in den Krieg 1942 sprossen die großen Widerstandskämpfer aus dem Boden wie Pilze. Die Juden aber hatten schon lange vorher gelitten. Ausgeschlossen von Schulbesusch, von akademischen Ämtern, boykottiert in jedem Handel, und schon getötet und eingelocht ab jener Kristallnacht, siehe Erich Mühsam. Plötzlich zeichnet sich eine Wende ab, denn intelligenten Köpfen muss klar gewesen sein, dass ein Krieg gegen die SU und die USA zugleich nicht zu gewinnen war. Und plötzlich, ein Jahr nach der Wannseekonferenz sind die Ersten inklusive Herrn von Stauffenberg, nicht mehr dabei, als alle Juden weg sind in Lagern oder geflüchtet. Der sog. “Blutrichter” Freisler hätte die Gruppe nicht enthaupten sollen, dann würden sie nicht so verabsolutiert als Heroen. Dr. Traute Lafrenz wurde längst nicht so veehrt, vielleicht weil sie überlebt hat. Nekrophiler Heroenkult einer zu spät entstandenen Organisation, mit der man sich nicht zu schmücken braucht. Es gab Polen, u. andere, die den ganzen Krieg über Juden versteckt hielten, namenlose Helden.

Magdalena Schubert / 26.02.2021

@Gisela Tiedt: Ich habe nach Ihrem Hinweis jetzt den Artikel von Alexander Wendt gelesen und bin ziemlich irritiert über die auch dort verbreitete Selbstmordtheorie. Gerade sein letzter Text auf Facebook am 17.02.21 klingt alles andere als depressiv! Hier seine Worte:  “Als besonders erfreulich und ehrenvoll empfinde ich die im Dezember erfolgte Einladung der „Sibelius Akademie Helsinki“, an dieser traditionsreichen Universität (1600 Musikstudenten), in Verbindung mit der Finnischen Nationaloper, Wagner in seiner Gesamtheit, musikalisch, textlich, und philosophisch aufzubauen. Man sucht dort nach einem umfassenden Wagnerexperten. Matti Salminen, Olli Mustonen und Esa-Pekka Salonen sind die hoch geschätzten Kollegen vor Ort, und meine Arbeit soll schon Ende April beginnen. Somit darf ich Ihnen und euch Allen ein von Hoffnung geprägtes, Angst – freies, und nach wie vor kulturelles Erbe hoch haltendes Jahr wünschen ! Und verbleibe mit den allerbesten Wünschen… “Vielleicht sollte man die Umstände seines Todes gewissenhafter recherchieren (?)

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Georg Etscheit / 22.03.2024 / 06:15 / 124

Ricarda Lang als Dampfwalze – eine Klatsche aus der bayerischen Provinz

Das „Königlich Bayrische Amtsgericht“ war seinerzeit eine launige ZDF-Fernsehserie. Gestern gab es eine Fortsetzung mit der Grünen-Spitze – humorlos und beleidigt. Der vorgebliche Übeltäter war…/ mehr

Georg Etscheit / 10.03.2024 / 12:00 / 29

Cancel Cuisine: Fleischersatz von Bill Gates

Bill Gates investiert Millionen und Milliarden Dollar in Dinge, die ihm wichtig erscheinen. Zum Beispiel in die Landwirtschaft. Und in Fleisch aus dem Drucker. „Ich denke,…/ mehr

Georg Etscheit / 09.03.2024 / 06:15 / 111

Der heimatlose Stammkunde

Der Niedergang der Fachgeschäfte zwingt den Kunden, von Pontius zu Pilatus zu laufen oder selbst zu suchen und dann im Internet zu bestellen. Unlängst hat in…/ mehr

Georg Etscheit / 02.03.2024 / 14:00 / 11

Hauptsache Alarm – Jetzt läuft der Gardasee über 

Der Gardasee kann es den Medien einfach nicht recht machen, entweder es ist eine ausgetrocknete Mondlandschaft oder vom Überlaufen bedroht. Eines aber bleibt konstant: Er…/ mehr

Georg Etscheit / 24.02.2024 / 14:00 / 4

Die Schattenseiten des „sanften“ Wintertourismus

In den niedrigen Lagen Oberbayerns stirbt der Skitourismus aus. Wegen immer weniger Schnee zieht die Ski-Karavane einfach daran vorbei. Doch hat sich die Zahl der…/ mehr

Georg Etscheit / 23.02.2024 / 14:00 / 18

Na bitte: Covid-Aufarbeitung in Ärztefachblatt

"Der Allgemeinarzt" ist mit einer Auflage von 51.000 eines der ärztlichen Journale mit der größten Reichweite. Jetzt hat das Blatt den Mut, einem Kritiker der…/ mehr

Georg Etscheit / 18.02.2024 / 12:00 / 24

Cancel Cuisine: Cem und das Tierwohl

Cem Özdemir plant eine „Tierwohlabgabe“ auf bestimmte tierische Produkte. Eine neue Etappe auf dem Weg ins Veggie-Paradies. Langsam wird es ermüdend, immer wieder auf die…/ mehr

Georg Etscheit / 11.02.2024 / 13:00 / 16

Cancel Cuisine: Saures Lüngerl

Jenseits von Leber und Nierchen sind Innereien in unserer Küche schon lange aus der Mode gekommen. Leider, muss man sagen, denn da entgeht uns was.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com