Korr. Den Erich Mühsam habe ich allerdings in falschem Kontext eingebaut. Er wurde schon 1934 in Oranienburg ermordet.
Die Deutschen nennen ihr Land, das der Dichter und Denker. Aber waren es nicht immer diese, im Nachhinein so genannten “Dichter und Denker”, die im Augenblick des Dichterns, Denkens und natürlich des Komponierens in aller Regel alleine waren, zurückgezogen, ja sogar der Welt (beinahe) abhanden gekommen? Es waren immer einsame Wanderer, die sich weit, sehr weit und oft zu weit nach draußen gewagt hatten, um dort Dinge zu finden, die sie bannten, noch nie vorher gesehene Dinge, gedachte Gedanken, gehörte Stimmen und Klänge. Und wenn sie es vermochten aus dieser einsamen Wanderung jemals zurückzukehren, brachten sie ihre Schätze mit, damit die anderen sie betrachten mögen. Und häufig waren die dann zunächst erschrocken, ja, entsetzt über die Findlinge, als wären es Fischfossilien aus den höchsten Erhebungen der Alpen. Aber mit der Zeit änderte sich bei manchen Rezipienten die Wahrnehmung und sie erkannten das Einzigartige, das Unerhörte der bizarren Mitbringsel. Diese Wanderer sind seltsame Vögel, sie sind es gewohnt sich auch zu verlaufen und trotzdem ihren Weg wieder zu finden. Wie arm wären wir Sesselpupser, wenn wir sie nicht hätten, die schrägen Wandervögel - samt ihrer merkwürdigen Funde, Mitbrinsel an Gedanken, Stimmen und Tönen! Deutschland war immer schon eigentlich das Land der Sesselpupser -das Land als das der Dichter und Denker immer bloß Desiderat!
@Gottfried Meier: Schließen Sie besser nicht von sich auf andere. So “wunderbare” Menschen wie der Herr Dr. Friedrich aus Bayreuth kommen oft gar nicht auf die Idee, dass sie Schuld an irgendetwas haben. Sie sind überzeugt davon, alles richtig gemacht zu haben - und da Herr Friedrich sich auf der Seite der Guten weiß, wird er vermutlich ruhig schlafen können - wie all die anderen, die Herrn Mickisch diffamiert haben. Das Schicksal von Herrn Mickisch bewegt mich sehr. Er hat so viel Wahres gesagt - sehr mutig - während andere Künstler sich wegducken. Verstehen kann ich das schon, wenn die Existenz auf dem Spiel steht. Nicht verstehe ich das Schweigen bestens alimentierter Künstler, die ausgesorgt haben. Segeln die wirklich alle auf Merkelkurs? Oder geht ihnen alles, was hier passiert, am Allerwertesten vorbei, da sie in einer anderen - privilegierten - Welt leben?
Natürlich gab es Helden, man muss nur mal die Insassen von Oranjenburg oder Buchenwald abklappern. oder auch gern Dachau. Ich picke mal einen heraus: Fritz Gerlich: ” Er ist einer der ersten gewesen, der den kriminellen Charakter des Nationalsozialismus und insbesondere seiner Führungsschicht erkannte. Am 9.3.1933 verhaftet, war er schwersten Mißhandlungen ausgesetzt und wurde 1934 anläßlich des Röhm-Putsches in Dachau ermordet.” 1934, wohlgemerkt. Über die Heroenverehrung nach Pearl Harbour und Stalingrad kann man nur lachen, ganz besonders über die des von Stauffenberg, Spross einer Familie, die die Nationalsozialisten veehrte. Hierzu: “Der wiedergefundene Freund”, Fred Uhlmann, mutmaßlich stark autobiographisch, gemischt mit Fiktion.
“Bauchschmerzen bekommt man bei der Passage, in der er Angela Merkel mit Hitler und Markus Söder mit Goebbels vergleicht und man den Eindruck gewinnt, er halte die derzeitigen Verhältnisse in Deutschland vielleicht bereits für schlimmer als die NS-Zeit.” Wer ist “man”, der Bauchschmerzen bekommnt? Diktaturen sind immer zeitbezogen zu sehen und zu beurteilen. Natürlich gibt es in den “derzeitigen Verhältnissen” keine Gulags, Konzentrationslager (Lager bzw. Anstalten für “Quarantäneverweigerer” allerdings schon) und Gaskammern. Das alles gab es auch nicht in der DDR, die bisher auch als Diktatur galt. Aber vielleicht ändert sich ja gerade diese Einordnung durch das gegenwärtige System, da die Ähnlichkeiten kaum noch zu verdecken sind. Die Frage sollte und müsste deshalb lauten: was wären solche CHARAKTERE wie die Alte, Söder, unser sächsische Statthalter und andere in einer anderen Zeit, z. im Nationalsozialismus, geworden? Die Alte und Söder sicherlich nicht die Geschwister Scholl, soviel dürfte sicher sein. Es ist der ganz persönliche Charakter eines Menschen, der sein Wirken in einem ganz bestimmten System bestimmt.
Hr. Etscheid, daß Hr. Mickisch Suizid begangen habe, ist - Stand jetzt - eine Vermutung. Auch wenn dem so wäre: der Auslöser für seine Entscheidung ist - ebenfalls Stand jetzt - nicht bekannt. Daß sie, so es denn zuträfe, in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stand, weiß -Stand jetzt - niemand. Auch Sie, Hr. Etscheid, wissen es nicht. Ich denke, Sie sollten nochmals darüber nachdenken, ob Sie den Tod eines Menschen wirklich für eigenen Zwecke instrumentalisieren wollen. Daß Sie Hr. Misckisch und seine Verdienste - die Musik betreffend - durch Ihren Nachruf ins öffentliche Bewußtsein rücken, ehrt Sie. Das sollte Ihnen allerdings auch genügen.
Nebenbei: „Wir sehen eine Trendwende“, Wieler, w-on. Etwas Optimismus. Steht ihm. Ich komme zurück auf den Bayreuth-Rausschmiss. Wie das veranstaltet wurde, ist extrem unkultiviert. Wenn ich Merkel oder Söder wäre und den Mikisch schon erlebt hätte, würde ich dort dieses Jahr nicht erscheinen. Sowas ist derartig unterirdisch, öffentlich auf FB jemandem bei einem Rausschmiss das DU zu entziehen, jemandem, von dem auch gesagt wird, er hätte psychische Probleme gehabt wie übrigens viele Künstler, die natürlich unter so einem Lockdown mehr werden, da darf man als Politiker nicht erscheinen, egal was Mikisch von Hans Scholl gepostet hat. Abstand von Hans und Sophie Scholl täte vielen Leuten gut, und ich lade jetzt dazu ein: Zehn Jahre, von 1933 bis 1943 hat sich kein A**** aus der Familie Scholl um die Vorgänge gekümmert, soweit ich weiß, auch nicht während der sog. Kristallnacht 1938. Aber plötzlich nach Stalingrad 1942/43 und nach Eintritt der USA in den Krieg 1942 sprossen die großen Widerstandskämpfer aus dem Boden wie Pilze. Die Juden aber hatten schon lange vorher gelitten. Ausgeschlossen von Schulbesusch, von akademischen Ämtern, boykottiert in jedem Handel, und schon getötet und eingelocht ab jener Kristallnacht, siehe Erich Mühsam. Plötzlich zeichnet sich eine Wende ab, denn intelligenten Köpfen muss klar gewesen sein, dass ein Krieg gegen die SU und die USA zugleich nicht zu gewinnen war. Und plötzlich, ein Jahr nach der Wannseekonferenz sind die Ersten inklusive Herrn von Stauffenberg, nicht mehr dabei, als alle Juden weg sind in Lagern oder geflüchtet. Der sog. “Blutrichter” Freisler hätte die Gruppe nicht enthaupten sollen, dann würden sie nicht so verabsolutiert als Heroen. Dr. Traute Lafrenz wurde längst nicht so veehrt, vielleicht weil sie überlebt hat. Nekrophiler Heroenkult einer zu spät entstandenen Organisation, mit der man sich nicht zu schmücken braucht. Es gab Polen, u. andere, die den ganzen Krieg über Juden versteckt hielten, namenlose Helden.
@Gisela Tiedt: Ich habe nach Ihrem Hinweis jetzt den Artikel von Alexander Wendt gelesen und bin ziemlich irritiert über die auch dort verbreitete Selbstmordtheorie. Gerade sein letzter Text auf Facebook am 17.02.21 klingt alles andere als depressiv! Hier seine Worte: “Als besonders erfreulich und ehrenvoll empfinde ich die im Dezember erfolgte Einladung der „Sibelius Akademie Helsinki“, an dieser traditionsreichen Universität (1600 Musikstudenten), in Verbindung mit der Finnischen Nationaloper, Wagner in seiner Gesamtheit, musikalisch, textlich, und philosophisch aufzubauen. Man sucht dort nach einem umfassenden Wagnerexperten. Matti Salminen, Olli Mustonen und Esa-Pekka Salonen sind die hoch geschätzten Kollegen vor Ort, und meine Arbeit soll schon Ende April beginnen. Somit darf ich Ihnen und euch Allen ein von Hoffnung geprägtes, Angst – freies, und nach wie vor kulturelles Erbe hoch haltendes Jahr wünschen ! Und verbleibe mit den allerbesten Wünschen… “Vielleicht sollte man die Umstände seines Todes gewissenhafter recherchieren (?)
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