Manuel Freund, Gastautor / 16.02.2020 / 16:00 / Foto: S.F. Leonard / 18 / Seite ausdrucken

Der Teufel trägt Bayer und heißt Monsanto

Von Manuel Freund.

Schon seit etlichen Jahren stehen moderne Formen der Landwirtschaft unter großer Kritik. Bauern haben es heutzutage immer schwerer, denn auf der einen Seite sinken die Preise für Fleisch, Milch, Getreide und sämtliche weitere Erzeugnisse von Bauernhöfen – auf der anderen Seite wird Landwirtschaft immer kostspieliger. Immer mehr Steine werden den Bauern in den Weg gelegt, Pestizidverbot hier, Düngeverordnung da, der Ökowahn hängt den Bauern langsam zum Hals raus. Die Bauernproteste sind schon längst fällig gewesen.

Eines der am härtesten kritisierten Unternehmen, das sich schon seit längerer Zeit in die Forschung nach modernen Methoden der Landwirtschaft gewagt hat, ist Monsanto. Schon immer in Deutschland hart kritisiert, hat Bayer vor einiger Zeit das Unternehmen aufgekauft. Das fachte in Deutschland Hass und Generalverdacht gegen Monsanto erst richtig an. Die Medien waren voll davon, überall tönte es: Monsanto ist der Teufel. Man sollte nicht einmal mehr darüber nachdenken. Monsanto ist böse, das ist in Deutschland ein Fakt wie eins und eins gleich zwei. Aber die wenigsten haben sich je wirklich mit dem Thema beschäftigt.

Die Kritiker Monsantos schrieben in einem Brief an das Unternehmen diverse Male davon, dass Monsanto die „uralten Traditionen des Afrikanischen Ackerbaus“ zerstöre, als ob Monsanto den Bauern eine Waffe an den Kopf halten und sie allesamt versklaven würde. Die Bauern entscheiden sich freiwillig dazu, Produkte von Monsanto zu kaufen, weil diese einfach einen größeren Kosten-Nutzen-Effekt haben als die tollen uralten Traditionen.

Genetisch modifizierte Züchtungen sind nun mal oft der beste Ansatz, um Hungersnöte zu bekämpfen. Durch die Modifizierung wird die Ernte nicht nur größer, die Pflanzen sind auch resistenter gegenüber Dürren, Parasitenbefall und weiteren Katastrophen, die jedes Jahr in Afrika tausende Ernten ruinieren. Millionen von Menschen in Entwicklungsländern hungern, und die uralten Traditionen haben daran jahrhundertelang nichts geändert, jetzt bietet Monsanto eine tatsächliche Lösung für einen Teil des Problems, und alle hacken darauf rum, als würde es ihnen Spaß machen, den Afrikanern beim Hungern zuzuschauen.

In meinem Englischkurs ist ein Bauernsohn

Kenia ist das beste Beispiel. Das Land ist einer der größten Abnehmer von Monsanto in Afrika. Bis kurz nach der Jahrtausendwende war die Nahrungsmittelversorgung eine Katastrophe. Erst als kenianische Bauern angefangen haben, Kunstdünger zu verwenden und genetisch modifizierte Samen anzupflanzen, konnte der Bedarf nach und nach immer besser abgedeckt werden. An den Statistiken des Länderprofils Kenia der WKO  (Wirtschaftskammern Österreich) kann man prima ablesen, dass zwar die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Kenia seit einigen Jahren gar nicht und seit über zehn Jahren nur minimal angewachsen ist, der Ertrag aber deutlich gestiegen ist. Der Welthunger-Index von Kenia ist seit 2000 von 36,5 auf 23,2 Punkte gesunken, in der gleichen Zeit die Unterernährungsrate von 31,3 Prozent auf unter 24 Prozent.

Außerdem gibt es oft die Anschuldigung, dass Monsanto mit Absicht nur Samen verkaufe, die sich nicht fortpflanzen können, um die Bauern abhängig zu machen. In meinem Englischkurs ist ein Bauernsohn. Als wir in Englisch über das Thema Monsanto gesprochen haben, war natürlich die Mehrheit der Klasse gegen Monsanto. Nachdem wir zwei Texte gelesen haben, stand die Meinung der meisten Kurskameraden schon fest; eigentlich traurig, wie wenig es braucht, um einem Menschen eine Meinung einzuflößen.

Gott sei dank gab es in dem Kurs neben mir noch zwei weitere, die die Meinung des Arbeitsheftes nicht einfach kopiert haben, einer davon der Bauernsohn. Dass der Bauer pro Monsanto ist, sollte eigentlich sowieso allen zu denken geben, denn der muss es ja wissen. Dieser erklärte mir und einigen Kameraden, dass diese Samen polyploid sind, das heißt, sie haben keine Chromosomenpaare sondern Triplets. Dadurch verlieren die Pflanzen zwar die Fähigkeit, sich zu befruchten, aber die Früchte werden größer.

Schinken, Cola, Toast oder diverse Süßigkeiten

Auch an dem Gerücht, dass Monsanto-Dünger die Umwelt verschmutzt, ist relativ wenig dran. Monsanto entwickelt chemischen Dünger, der so billig ist wie möglich, dabei das Feld so gut wie möglich fruchtbar macht und zusätzlich die Nitratwerte möglichst wenig in die Höhe treibt. Deutsche Bauern werfen einfach den Kot ihres Viehs auf die Felder, vor allem in Bayern und Schleswig-Holstein sorgte das in den letzten Jahren vermehrt für viel zu hohe Nitratwerte. Außerdem ist das praktisch, da viele deutsche Bauern sowohl Ackerbau als auch Viehwirtschaft betreiben. In Entwicklungsländern haben die wenigsten Ackerbauern zusätzlich noch eine große Viehherde. Somit sind Kunstdünger nicht nur nicht schlimmer als natürliche, sondern sogar besser. Das war nämlich der Grund, warum man überhaupt erst angefangen hat, Glyphosat zu verwenden. 

Ähnlich vage ist die Behauptung, dass der Dünger Krebs verursacht. Es ist tatsächlich so, dass in den Düngern und vor allem Pestiziden Glyphosat ist, und das steht bekanntlich auf der Liste der potenziell krebserregenden Stoffe. Aber auf dieser Liste stehen auch Dinge wie Schinken, Cola, Toast oder diverse Süßigkeiten. Im Prinzip ist sogar Atmen potenziell krebserregend. Hier in Deutschland können wir uns mit solchen Lappalien rumschlagen und auf Glyphosat verzichten, wir haben ja das Geld dafür. Aber erzähl mal bitte einem hungernden Afrikaner, er soll wegen irgendetwas wissenschaftlich nicht einmal Bewiesenem plötzlich noch mehr hungern. So hart es auch klingen mag, den afrikanischen Farmer interessiert es nicht, ob er in 20 Jahren eventuell Krebs bekommt, wenn er und seine Familie davor verhungern. Die 9 häufigsten Todesursachen in Afrika sind allesamt Virus-/Infektionskrankheiten oder Organanfälle (Schlaganfall, Herzinfarkt).

In Deutschland hingegen verursacht Krebs tatsächlich ein Viertel aller Tode. Ich finde es relativ unfair von Deutschen, zu sagen, dass Menschen in dritte Welt Ländern auf die Umwelt achten sollen. Wir haben vielleicht den Lebensstandard erreicht, ab dem wir für Bio und Fair Trade kaufen könnten, aber für viele Bauern, die Monsanto-Produkte kaufen, geht es wirklich ums Überleben, das haben viele Menschen nicht wirklich auf dem Schirm. Jeder sollte sich vielleicht mal in den Kopf rufen, dass die Bauern keine bessere Alternative haben. Wer gegen Monsanto ist, der ist faktisch gegen mehr Ernährungssicherheit in Kenia.

Monsanto wird von den Medien verteufelt, und der normale Bürger übernimmt die Meinung der Medien. So passiert es mit enorm vielen Themen in Deutschland. Durch den Mangel an Interesse, aber den Überschuss an Unzufriedenheit ist es leider normal geworden, dass man meckert, ohne zu recherchieren. Wenige denken wirklich darüber nach und erkennen, dass Monsanto zwar kein Wohltätigkeitsverein ist, aber mit seinen Produkten Entwicklungsländern eher hilft als schadet. Mal wieder bestimmen die Medien inklusive der Öffentlich-Rechtlichen die Deutsche Durchschnittsmeinung.

 

Manuel Freund, 18, ist Schüler aus Hamburg und Mitglied des Redaktionsteams des Jugendblogs Apollo-News, wo dieser Beitrag ebenfalls erscheint. Der Text entstand im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Jugend-Workshop von Hayek-GesellschaftApollo-News und Achgut.com.

Foto: S.F. Leonard Flickr via Wikimedia Commons

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Engelbert Gartner / 16.02.2020

Aus dem Text:  “Monsanto wird von den Medien verteufelt, und der normale Bürger übernimmt die Meinung der Medien”  In dem Buch von Konrad Lorenz (  Nobelpreisträger ) , die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, gehört die Indoktrinierbarkeit der Menschen zu einer dieser Todsünden.  PS:  Dieses Buch ist hoch interessant und sehr zu empfehlen. MfG E. Gartner

Christoph Becker / 16.02.2020

Meine Eltern haben früher, als ich so um die 18 war (jetzt bin ich 63), oft scherzhaft gemeint, ich würde ja wohl noch den Kunstdünger auf dem Brot essen wollen. Also ich wußte es in dem Alter auch nicht besser als Manuel Freund heute. Anderseits gab es das Wissen, dass ich inzwischen auf meinen Blog freizahn.de in vielen Artikel zum Thema Landwirtschaft und Klima zusammengetragen habe damals noch nicht. Aber auch heute ist dieses Wissen in Deutschland an den Unis, an den Schulen und auch bei den allermeisten Bauern und bei der Firma BAYER noch nicht angekommen. Die Leute die Monsanto wußten allerdings schon mit ziemlicher Sicherheit seit über 10 Jahren bescheid. Siehe “Hat Monsanto Bayer abgezockt?” Was wissen ist jedenfalls in der Welt. Es verbreitet sich und es einwickelt sich weiter. Vor diesem Hintergrund ist fast alles was Manuel Freund in seinem Artikel geschrieben hat falsch. Die alten Methoden mit denen man 10.000 Jahre Landwirtschaft betrieben hat schaden der Umwelt und den Böden, und habe verschieden Zivilisationen ruiniert, wie der Geologie Prof. David Montgomery z.B. in seinem Vortrag “Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life”  erklärt. Weil diese alten Methoden schlecht sind und weil man es nicht besser wusste, hat die Grüne Revolution überhaupt nur funktioniert und Monsanto und BAYER groß und reich gemacht. Aber die “moderne” Landwirtschaft die Manuel Freund so gut findet, ist noch zerstörerischer für das Land und noch gefährlicher für unsere Zivilisation.  Firmen wie BAYER-Monsanto werden untergehen, oder die Zivilisation und die Völker, die heute von der von diesen Firmen propagierten Landwirtschaft abhängen werden zusammen mit diesen Firmen untergehen.  

beat schaller / 16.02.2020

@Holger Schwarz. Danke für diesen informativen und sachlichen Kommentar. Eine ganz tolle Ergänzung und die ist genau deshalb wirksam , weil sie differenziert und sachlich erklärt. Danke Herr Freund für Ihre interessante Feststellungen zum Thema. . b.schaller

Georg Schwaar. / 16.02.2020

Hallo Manuel, Als Landwirt bin ich mit deinem Beitrag einverstanden.# Lediglich deine Aussage zum Mineraldünger stimmt nicht. Mineraldünger enthält kein Glyphosat.

Werner Liebisch / 16.02.2020

Ob Glyphosat nun krebserregend ist oder nicht, sei dahingestellt, jedoch ist Glyphosat auch als Antibiotikum zugelassen, ob das nun so vorteilhaft ist, wage ich zu bezweifeln…

Frank Dom / 16.02.2020

Heutzutage ist man der Wahrheit am nächsten, wenn man immer das Gegenteil annimmt von dem, was in den Medien kolportiert wird. Für dieses Thema gilt daher, dass die nächste Hungerkatastrophe in Afrika powered by Green-Marxism ist.

sybille eden / 16.02.2020

Lieber Manuel Freund, dass ist ein großartiger Beitrag von dem ich jetzt mit 69 viel gelernt habe ! Vielen Dank dafür. Die Hetze gegen Agrarkonzerne ist doch nichts anderes als der ewige Hass gegen den sogenannten “Kapitalismus”. Halt immer die selbe Leier. Ziemlich stupide auf die Dauer.

Holger Schwarz / 16.02.2020

Sehr geehrter Herr Freund, zu erst einmal finde ich es positiv, dass sich junge Menschen wie Sie, ernsthaft Gedanken machen, wie man die größten Probleme der Menschheit lösen könnte, statt freitags unnütz auf den Straßen rumzuhüpfen. Doch an einigen Sachen muss ich ein wenig herummäkeln. Ersteinmal hat Dünger nichts mit Glyphosat zu tun, das ein Herbizid ist. Zweitens störe ich mich immer wieder an dem Wort “Pestizid”. Ich halte europaweit Vorträge zu einem aktuellen weinbautechnischen Problem und warne vor einem Vortrag die Zuhörer immer, dass wenn ich im Raum das Wort Pestizid vernehme, ich meine Sachen zusammenpacken und den Saal verlassen werde. Dieses Wort stammt aus dem angelsächsischen Sprachraum und wird dort als ein Überbegriff für Pflanzenschutzmittel verwendet. Unter Fachleuten jedoch kommt dieser Begriff nicht vor. Diese Verwenden andere Begriffe: Herbizide-gegen Kräuter, Akarizide-gegen Milben, Insektizide-gegen Insekten, Fungizide-gegen Pilze, Bakterizide- gegen Bakterien usw. Gegen was wirkt dann ein Pestizid? Gegen die Pest? Dieser Begriff wird in Politik und Presse verwendet, weil jeder mit dem Begriff Pest immer etwas sehr Furchtbares verbindet. Nach dieser Definition wären auch zB: Canesten, das sich mache an die Weichteile schmieren, jedes Antibiotikum und auch Insektenspray Pestizide. Man kann diesen Begriff sehr einfach durch das Wort Pflanzenschutzmittel ersetzen. Wem das zu lang erscheint, kann gerne auch die Abkürzung PSM verwenden. Ich selbst betreibe biologischen (jedoch ideologiefreien) Weinbau. Gegen Mehltau benutze ich Kaliumbicarbonat. Nach grüner Definition wäre dies ebenfalls ein Pestizid, der Bäcker nennt es aber schlicht und einfach Backpulver. Bitte mal alle darüber nachdenken. Vor allem die Politik und die Medien. Gruß aus Heilbronn Holger Schwarz

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