Reife kommt mit den Jahren, und dann auch die Einblicke in die unschöne Welt der biologisch wirksamen Chemie. Der Wunsch, daß die Jugend chemisch und bürgerlich werde, habe ich zur Kenntnis genommen. Es gibt auch eine langweilige Welt ohne toxische Stoffe- das ist das Veggi - Bürgertum - keineswegs anders als dasjenige, was meint nur wegen Dioxin bürgerlich zu sein.
Hier ist Manuel Freund auf dem hölzernsten Holzweg. Beim Kauf von Monsanto durch Bayer hat sich Bayer trotz Warnungen aus allen Richtungen der Finanz- und Wirtschaftswelt verschluckt. Insbesondere die USA sind hier treibende Kraft.
Ein paar Anmerkungen: 1. Glyphosat ist ein Breitband-Herbizid, das den Pflanzenanbau in Kombination mit genmodifizierten, resistenten Nutzpflanzen besonders einfach macht. Es kann z.B. auf Pflügen verzichtet werden, was auch unter ökologischen Gesichtspunkten interessant ist. Glyphosat ist des weiteren kostengünstig und wird vergleichsweise schnell abgebaut. 2. Kunstdünger kann genauso wie natürlicher Dünger Nitrat enthalten. Kunstdünger erlauben es jedoch, die Düngung gezielt an die Bedürfnisse des Bodens anzupassen und z.B. nicht mehr Nitrat auszubringen als nötig und sinnvoll. 3. Pestizid = Schädlingsbekämpfungsmittel ist ein sinnvoller Überbegriff für verschiedene Typen von Pflanzenschutzmitteln (@ Holger Schwarz).
@Christoph Becker: <Firmen wie BAYER-Monsanto werden untergehen, oder die Zivilisation und die Völker, die heute von der von diesen Firmen propagierten Landwirtschaft abhängen werden zusammen mit diesen Firmen untergehen.> Dieser Aussage von Ihnen stimme ich zu. Aber nicht aus dem von Ihnen genannten Grund. Schon die moderne Bio-Landwirtschaft braucht für die gleichen Erträge 40% mehr Fläche. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der gegen die Brandrodungen in Südamerika auf die Barrikaden geht. Ausserdem ist der Verderb dieser Produkte innerhalb der Logistik-Kette deutlich! höher als bei Produkten, die nach dem Stand der Technik hergestellt werden (werde jede Woche damit konfrontiert). Wenn Firmen wie BAYER/Monsanto untergehen werden, dann wird auch das Nahrungsangebot für die Menschheit deutlich zurückgehen. Dies wird zu blutigen Verteilungskämpfen und dem Untergang der Zivilisation, wie wir sie heute kennen, führen. Abhilfe wäre entweder ein “sozial verträglicher” massiver Bevölkerungsrückgang (dann können wir wieder zu Techniken die mit einer Lebenserwartung <50 Jahre verbunden waren zurückkehren) oder aber wir müssen sicherstellen, dass der aktuelle “Stand der Landtechnik” sich weiterentwickelt und weltweit eingesetzt wird. Extensivierung durch Verzicht auf den aktuellen Stand der Technik ist ein Luxus, den wir uns in Deutschland nur leisten können weil wir die Möglichkeit haben, auf Kosten anderer Menschen in Ländern weltweit jederzeit satt zu werden. Ich persönlich halte aus diesem Grund eine Extensivierung für moralisch verwerflich.
Hallo Engelbert Gartner@, stammt nicht auch der Satz von Konrad Lorenz, dass für Mäuse, Menschen und Elefanten die gleichen Naturgesetze gelten. Hat der Prof. nicht ausgeführt, wenn eine Spezies in ihrem Habitat zu groß wird, dass dann alle anderen Arten darunter leiden und verdrängt werden. Nun 8 Milliarden der Gattung Homo sapiens breiten sich ungebremst auf diesem Raumschiff Erde aus. Wäre vielleicht kein Problem, wenn davon nicht 20% Homos insipiens wären und glaubten mit ihren grünen Hirnen könnten alle Probleme unter Missachtung der Naturgesetze gelöst werden. Nur mit Biolandwirtschaft und ohne Gentechnik kann eine so große Weltbevölkerung nicht ernährt werden. Nur drei Prozent der Erdoberfläche sind für Landwirtschaft nutzbar. Lebensmittel gibts im Bio- und Hofladen. Und der Strom kommt aus der Steckdose. Orginal Grünsprech oder grünes Geschwafel.
Kunstdünger und Glyphosat haben nichts miteinander zu tun ! Ich schätze zwar einen jungen Menschen , der sich interessiert und dies und jenes hinterfragt mehr als die stupiden , Dummhüpfer und Fruchtzwerge, aber ordentlich recherchieren muß man trotzdem auch. Also , als ich in diesem Alter war , da gab es auf dem Lande noch echte Hackfrüchte. Die hießen so, weil man dort hacken mußte. Zum einen um die Kapillare zu zerstören und eine Bodenaustrocknung zu erschweren , zum anderen um Unkraut zu vernichten , was damals einfach weggehackt wurde. Ein enormer Arbeitsaufwand, der nur mit vielen unterbezahlten Landarbeitern zu bewerkstelligen war. Wenn man die aber nicht mehr hat, und/oder nicht mehr bezahlen will, muß man sich etwas anders gegen das auflaufende Unkraut einfallen lassen. Das sind dann die Unkrautvernichter geworden , zu denen u.a. auch Glyphosat gehört. Also mit Düngung hat das nix zu tun und mit Kunstdüngung schon gar nicht! Ob der Einsatz von Glyphosat wirklich der Bringer ist , halte ich für fraglich. Unzweifelhaft ist der Einsatz aber eine Verringerung des ökonomischen Aufwandes bei gleichzeitiger Steigerung des Ertrages für den Bauern, der allerdings davon ebenfalls nichts hat, denn die Preise machen die Ketten des Einzelhandels und nicht ein ominöser Markt, der schon längst keiner mehr ist. Und mit der Ausbringung von , wie Sie sagen Kot, ist es ähnlich. Früher wurde in der Stallhaltung eine Einstreu benutzt , die aus den damals noch vorhandenen langen Strohhalmen des Getreides bestand. Daraus wurde durch Urin und Kot der Tiere dann der Mist, der ausgemistet werden mußte und auf dem Misthaufen zwischengelagert wurde. Die Scheiße war die gleiche , allerdings die Auswirkung auf die Umwelt eine ganz andere, denn im Stroh-Fäkal-Gemisch liefen bereits Zersetzungen ab, wie Gärung und mikrobiologische Aufspaltung , so daß der Einfluß auf den Boden ganz anders war, als der der jetzigen Gülle . Kein Bauer will mehr ausmisten, der Aufwand ist einfach zu groß.
Nun, Aufklärung wird nichts nützen, wenn Leute nicht aufgeklärt werden wollen, sondern lieber der Panik frönen. Schließlich ist es sehr einfach, Menschen zu manipulieren, indem man ihnen Angst macht. Das funktioniert immer, zumindest bei denen, die denken lassen, statt selber zu denken. So wird ein idealisiertes Bild der Landwirtschaft vergangener Jahrhunderte gezeichnet mit glücklichen Kühen, Bauernhofidylle, gesunden Lebensmitteln. Das ist Romantik, die nichts mit der Realität zu tun hatte. Es gab Missernten und daraus resultierend Hungersnöte, es gab gepanschte Lebensmittel en masse - z. B. mit Bleizucker gesüßten Wein, der wohl Beethoven das Leben kostete - es gab landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel, die ganz traditionell produziert voll Bio waren und deswegen mit hochgiftigen Pilzen oder Bakterien wie Mutterkorn oder dem Botulismuserreger verseucht, was vielen Menschen das Leben kostete. Aber bitte, kehren wir zurück zu einer ersponnenen Traumwelt, die so nie existierte. Gehen wir, statt für den Menschen unschädliche Unkrautvernichtungsmittel einzusetzen, wieder mit der Hacke auf den Acker und ernähren so Deutschland und die ganze Welt. Wird gewiss sehr amüsant - für Zyniker.
Klasse geschrieben! Ich war 7 Jahre Biobauer und bin mit voller Überzeugung zur konventionellen Landwirtschaft zurück gekehrt. Vieles von den Vorurteilen gegenüber der konventionellen LW sind einfach ideologischer Herkunft. Und viele Erwartungen die man in die ökologische LW hinein interpretierte entsprechen nicht der Tatsache oder bewirken sogar das Gegenteil. Nur den Zusammenhang zwischen Nitrat und Gülle würde ich so nicht unwidersprochen stehen lassen.
Glyphosat ist kein Dünger, sondern ein Wirkstoff, der ein bestimmtes Pflanzenenzym hemmt, das in allen Pflanzen vorkommt und für deren Wachstum notwendig ist - egal ob es sich dabei um unerwünschtes Unkraut oder um eine Nutzpflanze handelt. Im Klartext: Sobald die Aussaat der Nutzpflanze erfolgt ist, DARF gar kein Glyphosat mehr im Boden sein, sonst is’ die auch wech oder wächst gleich gar nicht. Dünger allerdings ist sehr wohl hilfreich für das Wachstum der Nutzpflanzen, deswegen macht man das schließlich. Das ist besonders hilfreich, wenn die Konkurrenz der Unkräuter vorher minimiert worden ist - durch Glyphosat. Glyphosat selbst wird also irgendwie vor der Aussaat abgebaut worden sein, mit bestimmten Halbwertzeiten. Dies geschieht tatsächlich, und zwar bakteriell durch Bodenbakterien. Was da übrig bleibt ist dann wiederum wertvoller Pflanzendünger, insbesondere Phosphatdünger. Auch Stickstoffdünger, das “Gly” steht für Glycin, eine Aminosäure. Näheres, insbesondere Halbwertzeiten in Abhängigkeit von Temperatur, Feuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit (Bakterien!) ist zu finden im ww-net, ein sehr guter Artikel bei wiki. Ursprünglich wurde und wird immer noch die Vorbereitung des Bodens für die Aussaat der Nutzpflanze durch Pflügen erreicht - daher war auch die Erfindung des Pfluges in grauer Vorzeit so entscheidend für die Seßhaftwerdung des Menschen. Mit der Folge, dass er sich unverschämt vermehrt hat, insbesondere seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Übrigens: Glyphosat gibt es seit mehr als 40(!) Jahren, schon lange ist da kein Patenschutz* mehr drauf, große Umsatzrenditen sind da nicht drin, wo es jeder machen kann und es geht relativ einfach. Natürlich hat sich die Industrie jahrzehntelang einen abgebrochen, um einen Nachfolger zu kreieren - ohne Erfolg, das Zeug ist unschlagbar. Ein echter Hammer, und ungiftig für Mensch und Tier. Höchstens, wenn der Bauer die Brühe säuft, dann garantiere ich auch für nix. *Die maximale Dauer eines Patenschutzes ist 20 Jahre.
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