Ulli Kulke / 20.08.2024 / 06:15 / Foto: KI / 109 / Seite ausdrucken

Der Tagesspiegel auf der Jagd nach rechten Frauen

Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man einfach nur lachen. Geschlechter sind nur noch „Biologismus“. „Unhinterfragte Weiblichkeit“ – nur rechtsextrem! „Mutterschaft“? War gestern, ist rechte Ideologie!

Vielleicht komme ich ja auch zu spät, und solche Beiträge wie der vom Tagesspiegel, einer der beiden großen Hauptstadtzeitungen, werden sowieso nicht mehr ernst genommen, weil die Menschen – langsam, aber sicher – bei solchen Dingen nicht mehr jeden Quatsch einfach glauben. Aber das, was das Blatt jetzt abgesondert hat, ist dann doch erschreckend.

Ein hoch eingeflogener Beitrag (einen Tag lang online der Aufmacher) mit dem Titel „Gutaussehend, fürsorglich und völkisch. Wie subtil und effektiv rechtsextreme Frauen ihr Netzwerk mobilisieren“ sollte die TSP-Leser gegen Rechts wachrütteln, aufgemacht als investigativer Report. Nebenbei: Was so gefährlich an rechten Weibern sein soll, wird in dem Artikel nicht so recht klar, offenbar setzt man auf reine Implizität nach dem Motto: Sieht doch jeder. Geschenkt auch, dass in dem Artikel die Feststellung, es gebe nur zwei Geschlechter, nicht nur als „biologisch“ (biologisch ist sie korrekt, wie man weiß) hingestellt, sondern gleich als „biologistisch“ inkriminiert wird. Dazu ist in letzter Zeit ausreichend viel gesagt worden, das lassen wir einfach rechts liegen.

Aber was sagen wir denn dazu, dass die beiden Autorinnen den „rechten Frauen“ allen Ernstes vorwerfen: „Weiblichkeit und Mutterschaft sind in den Frauen fest verankert und werden nicht hinterfragt.“ Nein, nein, es geht hier nicht darum, dass Weiblichkeit nicht automatisch zur Mutterschaft führen müsse. Nein, es geht um Weiblichkeit und Mutterschaft beides für sich genommen, und darum, dass jede Frau von heute doch wohl selbstverständlich beides einzeln zu „hinterfragen“ habe. Es sei denn, sie ist „rechtsextrem“.

Der Tagesspiegel macht also zwischen den Zeilen deutlich: Frau? Wirklich? Bist du dir wirklich sicher? Denk nochmal darüber nach, und nimm das bloß nicht einfach hin, prüf das nochmal und erlöse dich aus deinem Biologismus. Der ist nämlich von gestern, „old school“. Damit, mit unhinterfragter Weiblichkeit gehörst du nicht mehr zu uns, kannst du beim Latte Machiato an der Bar nicht mehr reüssieren. Am besten wohl: Geh morgen zum Amt, und lass dich einfach umschreiben, amtlich umpolen, erstmal für ein Jahr, beim nächsten Christopher Street Day kannst du dich kräftigen lassen, danach kannst du dann ja, wenn du willst, wiederum deine Männlichkeit hinterfragen. So geht das heute. Meint der Tagesspiegel. Wie es scheint, allen Ernstes.

Ja dann bin ich wohl auch rechtsextrem

Einfach nur Frau geht nicht: Da lauert nämlich der Feind, die Feindin. Denn so heißt es gleich in der Unterzeile des Beitrags: „Rechtsextreme Frauen nutzen auf Social Media „weibliche“ Themen für ihre Zwecke.“ Frau sein zum Beispiel, das ist besonders verwerflich. Und das Muttersein erst: Über eine seiner rechten Protagonistinnen heißt es in dem Blatt: „Sie heiratete im Juli und wird, sofern sie selbst der Ideologie folgt, die sie verbreitet, eine Familie gründen und sich möglicherweise zurückziehen. Mutterschaft, natürlich von zentraler Bedeutung für die rechten Frauen, steht vor allem anderen…“ Immerhin, ein Trost für die Autorinnen: Eine Mutterschaft, so ideologisch verblendet sowas auch ist, zieht rechte weibliche Stimmen wenigstens vorübergehend aus dem Verkehr.

Es gibt Grund zur – beruhigenden – Annahme, dass die meisten Frauen, die das lesen, Mütter zumal, jetzt nicht sofort ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale prüfen oder sie, wie geboten, uminterpretieren. Sondern sich einfach denken: Also wenn die eine unhinterfragte eigene Weiblichkeit als Kennzeichen von Rechtsextremismus brandmarken, dann – ja dann bin ich wohl auch rechtsextrem, egal, nächstes Thema. Man geht 2024 nicht mehr jedem Quatsch auf den Leim. Folgen hat sowas dennoch.

Die neue Skepsis gegenüber dem Wokismus dürfte man inzwischen auch bei Zeitungen wie dem Tagesspiegel realisiert haben. Beunruhigenderweise lässt man dennoch nicht locker. Obwohl Umfragen immer deutlicher zeigen, dass die Menschen vom gesamten Genderthema vor allem genervt sind. Dennoch wollen es die Kämpfer weiter auf die Spitze treiben, und merken nicht oder wollen nicht merken, wie sehr diese Haltung die Gesellschaft spaltet. Und: Wie sehr sie wie geschildert der Titulierung „rechtsextrem“ die Schärfe nimmt, weil die Vorwürfe immer beliebiger und hanebüchener werden. Heiraten und Kinderkriegen, und das auch noch als unhinterfragte Frau, auf rechtsextreme Ideologie zurückzuführen – es soll Leute geben, die so etwas genauso in Zukunftsängste treibt wie andere der Klimawandel. Konsequenzen beim Wahlverhalten nicht ausgeschlossen. Aber hinterher will es dann keiner gewesen sein.

 

Ulli Kulke ist Journalist und Buchautor. Zu seinen journalistischen Stationen zählen unter anderem die „taz“, „mare“, „Welt“ und „Welt am Sonntag“, er schrieb Reportagen und Essays für „Zeit-Magazin“ und „SZ-Magazin“, auch Titelgeschichten für „National Geographic“, und veröffentlichte mehrere Bücher zu historischen Themen. 

Foto: KI

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Leserpost

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gerhard giesemann / 20.08.2024

Ziemlich viel bigottisches Weibergeschwätz hier. Welch Verzweiflung, welcher Spott.

Karl Dreher / 20.08.2024

Umfragen zeigen immer deutlicher, daß die Menschen vom gesamten Genderthema vor allem genervt sind. In der Tat: Konsequenzen beim Wahlverhalten sind nicht ausgeschlossen. So ist es ...  warten wir die jetzt anstehenden “Landtagswahlen Ost” ab - dort gibt es viele gut ausgebildete, zu Recht selbstbewußte Frauen - gut so! Und wir “Männer Ost” wissen das sehr zu schätzen!

Marc Munich / 20.08.2024

PS: @ Sigrid Miller:  **** Der - in Ihren Augen bestimmt altmodische und stockkonservative - Josef Ratzinger (Papst Benedikt) schrieb in einem seiner letzten Bücher (glaub “Gott und die Welt”) sinngem in etwa:  “Wenn man die spezifische Botschaft des Glaubens negiert oder neutralisiert, werden wir nicht origeneller oder gescheiter, sonder nur , je nach den Moden des Zeitgeistes, immer mehr hinunter uniformiert und am Ende metaphysisch dümmer.  Diese Uniformierung nach unten erleben wir ja in der Uniformität modernen Daseins mehr als deutlich”. ****  Ich hoffe, Sie können damit was anfangen!  ****

Dr. med. Jesko Matthes / 20.08.2024

Besser als der Artikel selbst ist nur noch dieses geniale Titelbild. Ich steh’ total auf hübsche Schwangere in Uniform… und lach’ mich schon den ganzen Tag schlapp. - Chapéau!

Marc Munich / 20.08.2024

@Sigrid Miller:  **** Haben Sie auch keine Stereotype aus dem toten Knochen (namens Säkularismus/Atheismus und schließlich Sozialismus)  einer in totalem Niedergang berfindlichen Epoche vergessen?  Z.B. die bösen Kreuzzüge des Christentums, ohne dem Sie IHRE privaten Glaubensoffenbarungen längst mit Kopftuch gen Mekka und unter der Fuchtel des Propheten kundtun bzw. NICHT kundtun dürften? Wenn Sie wirklich so “modern eingestellt” und wissend wären,  würden Sie dennoch nie einen Satz wie: “Lasst doch die Religionen endlich aus dem Spiel”, tätigen. Das wäre nämlich in etwa wie: “Lasst doch die Neugier oder den (rationalen) Wissensdrang endlich aus dem Spiel!” Die Rede ist natürlich von der nun mal von je her, unumstößlichen ZWEIDIMENSIONALEN Anlegung des menschl. Bauplans: der Ratio UND der Metaebene!  Sie hätten danach längst den unverdächtigen META-Horizont von A. Einstein (“Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind”) o. Kants, der die spirituelle Sinnsuche “als unhintertreibbares religiöses Bedürfnis des Menschen” sah, verstanden.  Sie hätten die größten Astronomen und Mathematiker und auch den Begründer der theoretischen Physik, Isaak Newton verstanden, der sagte: “Die wunderbare Einrichtung und Harmonie des Weltalls kann nur nach dem Plane eines allwissenden und allmächtigen Wesens zustande gekommen sein.”  Sie - stellvertrend für eine sich in oberflächlicher Überlegenheit wähnenden (Post)Moderne-  hätten den Geist eines Werner Heisenbergs (“Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott”) erfasst, anstatt mit präpotentem WissensGETUE a la “der Mensch hat sich Gott ausgedacht”, zu glänzen.  Im Gegensatz zu den “Gläubigen” (UND den Agnostikern) haben die “Wissenden” das Problem der Beweispflicht.  Als reine Ratio-Wesen müssen sie BELEGEN, dass es Gott (o. Satan) nicht gibt. Können sie das nicht, sind auch nur GLÄUBIGE (der eigenen Privatoffenbarungen) ****

B. Endres / 20.08.2024

Zeigt einmal mehr, dass woke ein Hass- und Todeskult autodestruktiver Narzissten ist. Die breite und exklusive Propagierung solchen Drecks im West-Reich dürfte allerdings ganz praktische Ziele verfolgen, namentlich die kulturelle Sterilisierung europäischer Frauen durch die Skandalisierung und auf dem Fusse folgende Kriminalisierung elementarer Realitäten menschlicher Fortpflanzung. Die Verstümmelung von Genitalien und chemische Unfruchtbarmachung im Rahmen der Transgender-Ideologie sind dann der nächste Schritt, läuft ja bereits. Bezeichnend dabei auch, dass man immer exklusiv Frauen und Mutterschaft targetiert, während Männer und Vaterschaft schon mal diskursiv eliminiert werden. Die durchgeknalltesten Ost-Planungen der Nazis waren Kinderkram gegen das, was globalistische D/EU-Rassisten im Verbund mit den Islam-Imperialisten hier durchziehen. Mit der Unfruchtbarmachung von versklavten Europäern hatten letztere im Osmanen-Reich übrigens schon viel Erfahrung gesammelt. Die Reaktion sollte dem angemessen sein.

Marc Munich / 20.08.2024

Haben Sie auch keine Stereotype aus dem toten Knochen (namens Säkularismus/Atheismus und schließlich Sozialismus)  einer in totalem Niedergang berfindlichen Epoche vergessen?  Z.B. die bösen Kreuzzüge des Christentums, ohne dem Sie IHRE privaten Glaubensoffenbarungen längst mit Kopftuch gen Mekka und unter der Fuchtel des Propheten kundtun bzw. NICHT kundtun dürften? Wenn Sie wirklich so “modern eingestellt” und wissend wären,  würden Sie dennoch nie einen Satz wie: “Lasst doch die Religionen endlich aus dem Spiel”, tätigen. Das wäre nämlich in etwa wie: “Lasst doch die Neugier oder den (rationalen) Wissensdrang endlich aus dem Spiel!” Die Rede ist natürlich von der nun mal von je her, unumstößlichen ZWEIDIMENSIONALEN Anlegung des menschl. Bauplans: der Ratio UND der Metaebene!  Sie hätten danach längst den unverdächtigen META-Horizont eines A. Einstein (“Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind”) o. den eines Kants, der die spirituelle Sinnsuche “als unhintertreibbares religiöses Bedürfnis des Menschen” sah, verstanden.  Sie hätten die größten Astronomen und Mathematiker und Sie hätten auch den Begründer der theoretischen Physik, Isaak Newton verstanden, der sagte: “Die wunderbare Einrichtung und Harmonie des Weltalls kann nur nach dem Plane eines allwissenden und allmächtigen Wesens zustande gekommen sein.”  Sie - stellvertrend für eine sich in oberflächlicher Überlegenheit wähnenden (Post)Moderne-  hätten den Geist eines Werner Heisenbergs (“Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott”) erfasst, anstatt mit präpotentem WissensGETUE a la “der Mensch hat sich Gott ausgedacht”, zu glänzen.  Im Gegensatz zu den “Gläubigen” (UND den Agnostikern) haben die “Wissenden” das Problem der Beweispflicht.  Als reine Ratio-Wesen müssen sie beweisen, dass es Gott (o. Satan) nicht gibt. Können sie das nicht, sind auch nur GLÄUBIGE (der eigenen Privatoffenbarungen) ...

Lutz Liebezeit / 20.08.2024

Denkfaulheit, Oberflächlichkeit, Starrsinn sind weibliche, Genußsucht, Rücksichtslosigkeit, Roheit sind männliche, Trotz, Eitelkeit, Neugier sind kindische Fehler. Maria von Ebner-Eschenbach

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