“Regierung, Medien und Bürger: Wir trauen uns gegenseitig nicht mehr über den Weg.” So ist es.
Ich behaupte mal ganz unverfroren, dass ich den meisten meiner Mitmenschen über den Weg trauen kann, selbst wenn sie keinen Mundschutz tragen. Ich weigere mich, jeden unter Generalverdacht zu stellen, er könne ein böses Killervirus in sich beherbergen, vor allem dann, wenn er mir symptomfrei und pumperlgesund entgegentritt. Allerdings bin ich in meinem Leben schon so oft angelogen worden, gerade von staatlicher Seite, dass ich hier mein antrainiertes Misstrauen für überlebenswichtig halte. Und wenn mir jemand alle paar Wochen oder gar Tage etwas anderes erzählen will, dann ist dieses Misstrauen auch absolut berechtigt. Das gilt gerade bei den “bisher getroffenen Maßnahmen”, deren Begründungen inzwischen häufiger wechseln als die Unterwäsche eines Durchschnittsbürgers.
schau ich mir an, wie die Staatsbürger hier in NRW so beim Einkauf rumlaufen, welche persönlichen Abstände sie einhalten und wie sie reagieren, wenn man sie freundlich darauf hinweist, dass sie einem gerade in den Nacken atmen… dann vertraue ich den Bürgern auch nicht. Und nicht jeder ist in der Lage, sein persönliches Risiko zu senken. Was nicht heißen soll, dass ich alles gutheiße. Aber ich stelle mir die Frage, ob Eigenverantwortung wirklich funktioniert in diesem Lande.
Verweise auf Tichy vom 24.04.: „ Land der zwei Kasten.“ Da steht alles drin. Trotteln, die unser Geld verschleudern, entwerten und nie selbst verdient haben, sind per definitionem nicht in der Lage Freiberufler, Unternehmer, Gewerbetreibende und ALLE anderen, die Arbeiten überhaupt nachzuvollziehen. Es bedarf schon eines besonderen Klientels Berliner Raubritter, um derartiges zu veranlassen. Wie sagte Prof. Püschel: „ Ist normalerweise nicht wirklich gefährlich.“ Geschenkt, Herr Schneider. Schönes Wochenende.
Unsere Wirtschaft gleicht einem Fahrzeug ohne Bremsen was mit hoher Geschwindigkeit auf eine Betonmauer zurast. Es werden gelegentlich Analogien zur Krise 1929/1932 gezogen. Das ist aber falsch, heute werden bestehende Wirtschaftsstrukturen unwiederbringlich zerstört während 1932/1933 ein im Prinzip intaktes System wieder hochgefahren werden musste. Wir werden (nicht nur in Deutschland) von Wahnsinnigen regiert die offenbar nicht wissen, was Sie anrichten.
Nein, ich traue meinen Mitbürgern seit Jahrzehnten nicht mehr: Seit ich Toilettenanlagen in der Bahn, in Baumärkten, entlang der Autobahnen, bei öffentlichen und privaten Events sehen und ertragen musste. Nein, Claudia desinfiziert die Tische NICHT. Nein, die Deutschen (nicht nur die) haben sich bisher kaum die Hände gewaschen, wenn sie »auf 00« waren. Nein, die Deutschen halten selbst mit Einkaufswagen keinen Abstand (grade gestern wieder erlebt). Der Rest Ihrer Geschichte ist jedoch zutreffend.
Herr Schneider, was Ihren letzten Absatz betrifft, so was das in der Vergangenheit eher umgekehrt, der “Siegestaumel” blieb den Deutschen erspart. Das Virus ist tot, es lebe das Virus!
Misstrauen ist keine Einbahnstrasse.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.