Nach „Dunkelflaute“ und „Hellbrise“ geht ein neues gefährliches Wort um: „Winddiebstahl“. Berichte über solche Phänomene sind nach Ansicht der EU-Blase geeignet „das friedliche Zusammenleben und die demokratischen Werte zu gefährden“. Ein Grund also, hier gleich damit anzufangen.
Stell dir vor, du kaufst Dir ein klein Häuschen mit romantischem Meerblick, und ein Jahr später ziehen sie vor deinem Gartenzaun eine hässliche Hotelburg hoch, architektonisch so anmutig wie die Haftanstalt von Berlin Moabit. Die rote Sonne versinkt nicht länger im Meer, stattdessen blickt der Erholungssuchende aus der zweiten Reihe auf so etwas wie Gaza-City. Ich nenne diesen Tatbestand jetzt einmal „Aussichts-Diebstahl“.
Eine verwandte Form der Enteignung sorgt seit einiger Zeit – etwa zwischen Belgien und den Niederlanden – für Streit. Es kristallisiert sich dafür sogar ein neues Wort heraus: der „Winddiebstahl“. Belgische Windparks in der Nordsee nehmen ihren niederländischen Konkurrenten den Wind weg, sagt der niederländische Wetterforscher Remco Verzijlbergh. Seit 2013 betreibt Belgien Windparks in der Nordsee. Diese liegen südwestlich der niederländischen Anlagen und kriegen deshalb oft zuerst den Wind ab. Dessen Energie ist dann verfrühstückt, bevor er in niederländischen Hoheitsgewässern als vergleichsweise laues Lüftchen ankommt. Das stelle ein großes Problem dar, wie Verzijlbergh erklärte: „Eine Windturbine ist dafür gemacht, dem Wind Energie zu entziehen. Misst man hinter einer Turbine, weht der Wind schwächer.“
Das Phänomen ist wenig erstaunlich, bemerkenswert scheint mir lediglich, dass es erst jetzt bemerkt wird. Immerhin wuchs in Deutschland die erste Großwindanlage („Growian“) schon vor gut 40 Jahren im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne in Holstein gen Himmel, was den kombinierten Tatbestand von Aussichtsdiebstahl und Winddiebstahl begründete.
Zugleich trat seitdem so etwas wie ein geistiger Schattenwurf ein. Wind gilt als etwas unerschöpflich Vorhandenes, das weder durch Hindernisse noch durch Nutzung so etwas wie Verschleiß unterworfen sein könnte. Auf die Idee, dass auch der Wind, das himmlische Kind, wenn man ihn zähmt und industrialisiert, unbeabsichtigte und durchaus negative Nebeneffekte haben könnte, wollte niemand kommen.
Eine optimistische Annahme ähnlich der Jungfrauengeburt
Nun weiß, wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, dass beispielsweise ein Staudamm die Umwelt nachhaltig, großräumig und nicht unbedingt zu ihrem Vorteil verändern und bisweilen sogar verwüsten kann. Warum sollte der Bau von 30.000 riesigen Windrädern keine unangenehmen Überraschungen nach sich ziehen? Die Technologiefolgen-Abschätzung, die seit den 1960er Jahren groß in Mode kam, um vor allem Chemieproduktion, Atomkraftwerke oder Gentechnik zu torpedieren, machte um die Windräder einen großen Bogen. Alles mit Wind und Sonne galt als so naturrein wie ein selbstgepresster Möhrensaft und so unschuldig wie ein Baby im Taufbecken des Baptisterium San Giovanni.
Eine optimistische Annahme ähnlich der Jungfrauengeburt, auf deren Basis die Industrienation Deutschland ihre künftige Energieversorgung gründete. Das spricht nicht unbedingt für die deutsche Allgemeinbildung und schon gar nicht für die seiner Politik-Entscheider, denn schon rein sprachlich ist beim Wind seit Jahrhunderten die Warnblinkanlage eingeschaltet. Das unterstreicht beispielsweise die Redewendung „jemandem den Wind aus den Segeln nehmen“.
Wie das funktioniert, durfte ich vor ein paar Jahren auf dem Sneeker Meer in Friesland erleben. Manfred Haferburg, Achgut.com-Energieexperte und seinerzeit Käpt‘n einer 17 Meter langen und 100 Jahre alten holländischen Tjalk, lieferte mir Anschauungsunterricht. Sein Flachboden-Segler trug den schönen Namen „Vrouwe Hendrika“ und riesige braune Gaffelsegel. Manfred schipperte uns zum Abendessen in ein friesländisches Restaurant. Sobald eine Jolle in unseren Windschatten geriet, sackte deren Segel zusammen wie eine Hüpfburg, aus der die Luft entweicht, was mich still erheiterte, weil wir die Ersten im Restaurant sein würden. Merke: Ein wenig praktische Anschauung und Naturbeobachtung kann in Sachen Energiewende respektive Energiehalse durchaus hilfreich sein.
Der „Windschatten“ ist für mich ein erfreuliches Naturphänomen
Meine ersten Erfahrungen mit der Windkraft machte ich übrigens mit einem Volkswagen Käfer, Baujahr 1962, mit 34 PS im Heck. Im Gegensatz zu den Betreibern von Windkraftanlagen war der sogenannte „Windschatten“ für mich ein äußerst erfreuliches Naturphänomen, erlaubte es doch eine Steigerung der Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf 130 km/h, besonders bergab. Auf abschüssigen Autobahnabschnitten saugte ich mich an verdutzte Opel-Rekord-Fahrer heran, nahm Fahrt auf und zog dann haarscharf hinter deren Heck heraus, um den überrumpelten Klassenfeind mit der im Windschatten aufgebauten Überschussgeschwindigkeit niederzukämpfen.
Dies geschah instinktiv mit einer pumpenden nach vorne gebückten Haltung und leicht aus dem Sitz gehobenem Gesäß. Windschnittigkeit ist im Erbgut des Homo sapiens spätestens seit der Domestizierung des Pferdes und danach mit der Erfindung des Drahtesels verankert. Ich vermute, auch Trabi-Fahrer kannten diese Form der heroischen Auseinandersetzung mit dem Luftwiderstand und vervollkommneten dergestalt ihre physikalische Allgemeinbildung, die in der DDR ohnehin besser war als hierzulande.
Der sogenannte Winddiebstahl sei kein Einzelfall, geht nun die allgemeine Klage unter windigen Geschäftemachern um, sondern ein wachsendes Problem, das ganz Europa betreffe. Mit jedem neuen Windpark verschärfe sich die Situation. Die Nordsee verwandelt sich dank der Lufthoheit grüner Ideen in einen überfüllten Parkplatz für subventionierte Windräder, auf dem jeder versucht, dem anderen die beste Position streitig zu machen.
„Eine leidenschaftliche und große Gemeinschaft“
Die technischen Effekte des „Winddiebstahls“ sind tatsächlich wissenschaftlich gut belegt. Vorgelagerte Windanlagen bremsen große Luftmassen ab, dahinterliegende Windparks verlieren spürbar an Leistung. Je nach Umständen wird es im Windschatten darüber hinaus trockener und Niederschläge bleiben aus, die Windräder verursachen dann genau die Klimaveränderungen, die sie offiziell verhindern sollen.
Die Achse des Guten, deren zutreffende Prognosen allmählich ganze Bücherregale füllen, beschrieb das schon 2019 („Wie Deutschland seinen Wind ausbremst“) und 2022 („Dürre durch Windräder?“). Aber eher geht Friedrich Merz, unser schwankendes Rohr im Winde, durch ein Nadelöhr oder ein Kamel durch ein Physik-Semester, als das Deutschland von der Windrad-Manie ablässt. So werden sich künftig immer mehr Windräder den Wind gegenseitig aus den Segeln nehmen, ein Phänomen, das wir ja schon aus der Politik hinlänglich kennen.
Falls Sie, liebe Leser, diese hier niedergeschriebenen Zeilen für die Nachwelt aufbewahren möchten, empfehle ich Ihnen, diese auszudrucken und an einem sicheren Ort trocken zu deponieren. Sie könnten beispielsweise das offizielle Portrait von Ursula von der Leyen ins Wohnzimmer neben die Kukucksuhr hängen und den Sonntagsfahrer unverdächtig dahinter klemmen. Die Europäische Union und ihr oberster Stahlhelm könnten nämlich Anstoß am Inhalt nehmen und ihn in die digitale Unterwelt verbannen.
So berichtete Martina Binnig Anfang der Woche auf der Achse über das „EU Disinfo Lab“, eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) die deshalb vollkommen unabhängig ist, weil sie von der EU und ihr anverwandten Proxys zuverlässig ausgehalten wird. Der Laden, pardon das „Lab“, versteht sich als „aktives Mitglied einer leidenschaftlichen und großen Gemeinschaft, die dabei hilft, Desinformationen aufzudecken, zu bekämpfen und zu verhindern, welche die Integrität der Bürger, das friedliche Zusammenleben und die demokratischen Werte gefährden“.
Die Veröffentlichung „HEAT: Harmful Environmental Agendas & Tactics“ (zu deutsch: „Schädliche umweltpolitische Agenden und Taktiken“) vom 23. Juni 2025 ist eine Abhandlung über schädliches und zu verbietendes Schriftgut und kontraproduktives Detailwissen – und liest sich unbeabsichtigt wie eine Zusammenfassung der Berichterstattung der Achse des Guten zu Klima- und Energiefragen. Der Sonntagsfahrer ist ob dieses Kompliments echt gerührt, auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, dass die handelnden Personen einen ausgesprochenen Windschatten haben und zu lange dem Disco-Effekt ausgesetzt waren.
Im larmoyanten Gestus von beleidigten Leberwürsten
So empören sich die EU-Desinformatiker schlicht über die Überbringer der schlechten Nachricht – und dies im larmoyanten Gestus von beleidigten Leberwürsten.
- Infografiken und visuelle Daten wie Strompreise oder Arbeitslosenquoten würden verwendet, um die Energiewende als direkte Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität und die Industrie in Deutschland darzustellen.
- Es wird Anstoß daran genommen, dass vor „Dunkelflaute“ gewarnt und Energiekritik mit populistischer Angst vermischt werden.
- Außerdem würden im Netz Hashtags verbreitet, die grüne Politik als wirtschaftlich verheerend darstellten und vor Stromausfällen und Massenverarmung warnten.
- Auch seien Memes im Umlauf, die sich über Temperaturdiagramme lustig gemacht hätten.
- Emotionale Memes hätten die Politik der Grünen als autoritär dargestellt und sie für den gesellschaftlichen Niedergang verantwortlich gemacht.
- Des Weiteren gehört zu den schädlichen, zu zensierenden Meinungen, dass CO2-Steuern sozial ungerecht seien.
- Die Studie zählt zu den wichtigsten „schädlichen Agenden und Taktiken“ auch „Narrative, die Klimamaßnahmen als autoritär oder elitär darstellen“.
Die Beschreibung der Wirklichkeit wird von der "leidenschaftlichen und großen Gemeinschaft" namens „EU Disinfo Lab“ also als "Harmful Environmental Agendas & Tactics“ empfunden. Der Blogger Norbert Häring schreibt, dem Bericht zufolge genüge es, „Deutschlands Energiewende oder das deutsche Heizungsgesetz oder die CO2-Abgabe als Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität, die nationale Industrie, die Energiesicherheit oder den Lebensstandard der Arbeitenden zu bezeichnen“, um künftig von großen Internet-Plattformen verbannt zu werden.
Angesichts des Tempos der Verblödung, die aus solchen Zensurvorhaben spricht, fällt mir nur eine der letzten Fragen der Menschheit ein, gerade richtig, um sie den Geistesgrößen vom „EU Disinfo Lab“ zu stellen: Wenn man in einem Fluggerät säße, das mit Lichtgeschwindigkeit fliegt, was würde passieren, wenn man die Scheinwerfer einschaltet?
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.