Nachdem Robert von Loewenstern mir heute mit seinem Fahrbericht schlicht die Autobahn geklaut hat, bleibt mir nix anderes übrig, als in die Luft zu gehen. Am Himmel ist halt mehr Platz und die Freiheit grenzenlos, wenn man Reinhard Mey glauben darf. Der Mann kannte halt Uschi von der Leyen nicht und hatte auch keine Ahnung von Herbert Diess, beides fliegende Untertassen, die die Schwerkraft überwunden haben und die dieser Tage den Luftraum über Europa verunsichern. Noch weniger wissen konnte der fliegende Barde von Lothar Wieler, dem einzigen Tierdoktor mit angeflanschtem Booster, wobei es sich bekanntlich um einen Hilfsantrieb für Raketen handelt.
Ich bin schwer fürs Boostern, außer beim Impfen, da ist mir die Methode im Moment zu heikel. Ein Booster-Leugner bin ich aber nicht, dafür ist die Technik auf anderen Gebieten einfach zu bestechend und ausgereift. In der Elektrotechnik nennt man einen Spannungs- oder Leistungsverstärker „Booster", aber auch als Hilfsantrieb für Dampfmaschinen hat sich der Booster bewährt. Karl Lauterbach ist der Beweis. Außerdem nennt man eine Hilfssprengladung zum besseren Zünden „Booster“, ich empfehle sie daher für die Koalitionsverhandlungen. Die CDU fährt derzeit ebenfalls mit einem Booster durchs Gelände, und zwar in Form einer Diesellokomotive ohne Führerstand. Der Übergang zum Booster-Bike, einer Achterbahn im Freizeitpark Toverland in den Niederlanden, ist dabei fließend. Außerdem heißt eine Energydrink-Marke von Edeka „Booster“, ich kauf mir morgen eine Palette und lasse sie im Impfpass eintragen. Always be on the safe side of live.
Und nun zum Fliegen. Uschi von der Leyen boosterte sich bekanntlich mit Hilfe ihres Dienst-Jets über 50 Kilometer von Wien nach Bratislava, was eine fliegerische Meisterleistung darstellt, weil der Landeanflug bei dieser Distanz schon vor dem Start beginnt. 19 Minuten soll das Ganze gedauert haben, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag also gerade mal bei 150 km/h, was einer Behinderung des Luftverkehrs gleichkommt (die Donaudampschifffahrt braucht für die Strecke übrigens auch nur 75 MInuten). Zu Uschis Entlastung kann man also hervorbringen: Sie ist nicht geflogen, sondern lediglich in der Luft rumgestanden, das ist vollkommen in Ordnung und dem Aufenthalt von Annalena Baerbock im Luftraum über ihrem Trampolin vergleichbar.
Ihr nervigen Kritiker, regt euch also ab, die Mädels hüpfen halt gerne ein bisschen rum, müssen ja sonst den ganzen Tag stillsitzen. Und jetzt kommt mir nicht mit irgendwelchen Flugkosten-Abrechnungen. Eine Stunde mit einem Privatjet in der Luft parken kostet gerade mal 500 bis 2.000 Euro Treibstoff, das ist billiger als ein McKinsey-Berater, und der kann noch nicht mal fliegen. Als Verteidigungsministerin gab Uschi über 150 Millionen für solche externen flugunfähigen Vögel aus, dagegen ist ein Privatjet eine Spardose. Wenn Uschi fliegt, kann sie keine Berater empfangen, sie sollte im Prinzip ganz in der Luft bleiben, das wäre für alle das billigste. Man muss die Sachen eben vom Ende her denken.
Eine schöne Frau mit italienischen Wurzeln
Das ist auch bei Volkswagen-Chef Herbert Diess der Fall, der fliegt auch gerade, gestartet ist er bereits, aber kein Mensch hat eine Ahnung, wo er landet, am allerwenigsten er selbst. Schuld daran ist eine schöne Frau mit italienischen Wurzeln und dem noch schöneren Namen Daniela Cavallo, ihres Zeichens Vorsitzende des Betriebsrates bei Volkswagen. Das springende Pferd auf rotem Grund, Markenzeichen von Ferrari, nennt man übrigens Cavallo Rosso, es ist eine Insignie italienischen Stolzes. Insgesamt stellt diese Kombination eine ausgesprochen toxische Mixtur dar, gewissermaßen den finalen Booster für Dynamo-Herberts Frührente.
Und das kommt so: Diess ließ mal eben so en passant fallen, dass sich in Wolfsburg 30.000 Mitarbeiter einen schönen aber nutzlosen Lenz machen, die man deshalb im aufziehenden elektrischen Nirvana nicht mehr vorgesehen habe, weshalb man auch die Sozialvereinbarungen auf Strom umstelle, und der könne halt mal ausfallen. Buddhistisch gesehen, bedeutet Nirvana den Austritt aus dem Samsara, dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten durch Erwachen. Leider sind die VW-Werker früher erwacht als es gut war für Diess. Als er dann auch noch zu amerikanischen Heuschrecken fliegen wollte, statt den abgeklemmten VW-Werkern auf der Betriebsversammlung Rede und Antwort zu stehen, entzog Daniela Cavallo dem hochfliegenden Herbert erst mal die Starterlaubnis.
Sie stellte ihm ein „Armutszeugnis für den Volkswagen-Konzern" aus und ließ ihn anschließend erst einmal erden. Erdung ist die elektrisch leitfähige Verbindung mit dem Erdboden und aus Sicherheitsgründen dringend geboten. Dynamo-Herbert, der Volkswagen zum führenden E-Auto-Hersteller des Planeten machen will, war dieses Detail offenbar nicht bekannt. Jedenfalls traf ihn der Blitz, und er musste den Gang nach Cavallo zur Betriebsversammlung antreten, wo seine Karriere ins Trudeln geriet wie ein auslaufender Brummkreisel.
Seitdem fliegt Herbert Diess und man lässt ihn vorläufig in der Luft betanken. Der Aufsichtsrat grübelt darüber, wie man ihn unauffällig auf dem Erdboden einer für alle gesichtwahrenden Verwendung zuführen könnte. Das Problem: Diess hat schon länger das Radar ausgeschaltet.
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