Die Frage, ob man von einem unserer führenden Politiker einen Gebrauchtwagen kaufen würde, ist seit der Wahl vor zwei Wochen beantwortet. Autokauf ist Vertrauenssache und da scheint mir der Ruf der Polit-Branche irgendwie ruiniert zu sein. Volkswagen liegt deutlich vor Volkspartei, Diesel hin, Diesel her. Im übertragenen Sinne steht sich das Angebot der Volksparteien auf einer Halde die Reifen platt. Die Verschrottung ist nur noch eine Frage der Zeit.
Dabei sind prominente Vorbesitzer dem Wiederverkaufswert eines Vehikels eigentlich zuträglich. So brachte der sogenannte „Papst“-Golf von Benedikt XVI bei einer Ebay-Versteigerung immerhin 188.938,88 Euro. Ich folgere daraus, dass Benedikt einen Führerschein besitzt und sich zumindest zeitweise auch mal hinter das Steuer eines normalen Autos setzte. Das spricht für ihn.
Unsere Politgrößen nehmen ja eher im Fond eines Dienstwagens Platz. Die Aussicht ist dort erheblich eingeschränkt. Nach vorn reicht sie lediglich bis zur Kopfstütze des Chauffeurs. Zum Glück ist in die Kopfstütze meist ein Fernseh-Bildschirm eingebaut. Das erweitert den Horizont zumindest bis in die Intendantenrunde von ARD und ZDF. Die liefern im Prinzip alles, was ein Staatslenker für die Übersicht braucht.
Nun wollen ja alle ein bisschen mehr Populismus wagen. Für den Anfang empfehle ich den Beteiligten, mal wieder aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen. Dort ist man dem richtigen Leben ziemlich nah. Alles, was der lernwillige Politiker dafür braucht, ist ein eigenes Auto, einen Führerschein und eine rudimentäre Kenntnis der Straßenverkehrsordnung (StVO).
Für den Anfang genügen die Grundregeln: "1. Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. 2. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird." Das ist doch schon mal was (man könnte übrigens auch darüber nachdenken, dass neue Gesetze den Grundregeln der Straßenverkehrsordnung entsprechen müssen). Aber das nur nebenbei.
Der Besuch einer Fahrschule wäre hilfreich
Nun zur Fahrerlaubnis. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Politiker tatsächlich einen Führerschein haben. Wenn nicht, wäre der Besuch einer Fahrschule sicherlich hilfreich. Man lernt dort beispielsweise, Stoppschilder und durchgezogene Linien zu beachten. Weiterhin wird einem beigebracht: Wer sich nicht an die Regeln hält, kriegt Minuspunkte und darf irgendwann nicht mehr ans Steuer. (Dabei kommt mir ein revolutionärer Gedanke: Möglicherweise lässt sich dieses Punkte-System ja von der Führung von Kraftfahrzeugen auf die Führung von Staaten übertragen. Schön wäre auch ein Sehtest für Bundeskanzler, der spätestens nach zwei Legislaturperioden fällig ist). Aber auch das nur nebenbei.
Zurück zum politischen Verkehrsübungsplatz. Alles, was jetzt noch fehlt, ist also ein Privatauto, das in vielen Fällen nicht vorhanden sein dürfte. Deshalb hier eine kleine Kaufberatung, individuell abgestimmt auf bekannte Persönlichkeiten des politischen Show-Business.
Angela Merkel: Für die Bundeskanzlerin ist ein gebrauchter Golf 2 genau richtig. Er ist so unprätentiös wie ihre Hosenanzüge. Er wurde bis 1992 gebaut und gilt als ein Musterbeispiel von Robustheit. Das Ding kann man praktisch nicht kaputtkriegen. Er lässt sich relativ leicht reparieren und kann sogar lange Zeit ohne Pflege und Wartung gefahren werden. Auf Verschleiß gewissermaßen. Irgendwann sind natürlich teure Reparaturen fällig, dann muss man ihn abstoßen. Den Ärger hat dann der Nachfolger. Dieser Zeitpunkt kündigt sich durch ungute Geräusche im Getriebe an. Ähnlichkeiten mit der Bundesrepublik sind nicht zufällig.
Peter Altmaier: Der bekommt kein eigenes Auto, sondern darf auf dem Dachgepäckträger von Angela Merkels Golf 2 mitfahren.
Martin Schulz: Für den Mann aus Würselen scheint mir ein Ford-Transit der vierten Generation das ideale Fahrzeug zu sein. Sehr praktisch beispielsweise für Umzüge. Etwa aus der SPD-Parteizentrale in die Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich empfehle den kleinsten Motor mit zwei Litern, Downsizing ist in der SPD ja das Gebot der Stunde. Außerdem ist dieser Fahrzeugtyp in Anatolien sehr beliebt. Parteikollegin Aydan Özoğuz kann ihn dort später entsorgen.
Alexander Gauland: Der Mann braucht einen Jagdwagen. Da bietet sich der paramilitärische VW 181 an, der bis 1980 gebaut wurde und in dem es sich stilsicher der Wehrmacht gedenken lässt. Den Beifahrersitz bitte ausbauen, weil ja niemand neben ihm sitzen will ("Sondermodell Gauland"). Sein Parteikollege Björn Höcke sollte unbedingt auch einen VW 181 anschaffen, allerdings mit deutlich sichtbaren Beulen und tiefen Kratzern im Blech („Sondermodell Leni Riefenstahl“).
Christian Lindner: Tesla. Der fährt rückwärts genauso schnell wie vorwärts, man muss nur den Elektromotor umpolen. Große Versprechung mit begrenzter Reichweite. Die Akkus des Tesla laden aber immerhin schneller auf als die der FDP, beim letzten mal brauchte sie vier Jahre. Auf Jamaika wird’s mit dem Tesla allerdings schwierig, es gibt keine Ladestation.
Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir: Segway mit Fahrradhelm.
Sarah Wagenknecht: Porsche 911 in schwarz. Passt zum gebunkerten Vermögen der ehemaligen SED. Und zu roten Kostümen.