„Sie werden zu Ostern genug Eier haben“, schrieb kürzlich das ZDF. Das trifft nicht zu, denn seit mindestens zehn Jahren haben wir eine Eierkrise, die vor allem unsere politischen Entscheidungsträger heimsucht.
Stellvertretend für das ganze Achse-Team habe ich in diesem Jahr die vornehme Aufgabe, Ihnen, liebe Leser, Frohe Ostern zu wünschen! Im Privatkreis und bei guten Bekannten pflege ich diesen Wunsch mit der unpassenden aber von Herzen kommenden Bemerkung zu verbinden: „Außerdem wünsche ich Dir viel Geld und dicke Eier“. Damit schließe ich nicht nur die Christen, sondern auch die alten Germanen ins Ostergebet ein, die mit ihren Friedens- und Freudenfeuern alles Böse vertreiben wollten. Womit wir mitten im Thema sind.
Was ist eigentlich aus der „Eierkrise“ geworden? Vor 14 Tagen las ich in der Süddeutschen Zeitung folgende Schlagzeile: „Trumps Eierkrise lässt Bayern kalt“. Trump und Eierkrise? Das war mir neu. Und warum lassen Trumps Eier die Bayern kalt? Irgendwie dachte ich jedenfalls nicht an Ostern, sondern, nun ja, woran man bei Trump so denkt. Nur die Süddeutsche dachte nicht daran und formulierte fröhlich: „Wenige Wochen vor Ostern sind Eier in vielen Staaten der USA noch immer knapp und teuer. Bayerns Agrarministerin Kaniber gibt hingegen Entwarnung.“
Das Ganze lief zwar unter der Rubrik „Glosse“, vermied jedoch den dafür entscheidenden Punkt, den ich hiermit nachreichen möchte. Gibt man im Thesaurus das Wort „Eier“ ein, erhält man allerlei vogelwilde Synonyme darunter zu allererst: „Gelege, Testikel, Familienjuwelen, Klöten“. Weiterführend heißt es auf Wortbedeutung.info zu der Formulierung "keine Eier in der Hose haben" sie umschreibe "den Mut zu etwas nicht aufbringen können" (umgangssprachlich). Vor diesem Hintergrund scheint mir die deutsche Eierkrise keineswegs bewältigt zu sein, ganz im Gegensatz zur amerikanischen. Die deutschen Presseeinlassungen zu Trump und seiner Eierkrise bekommen jedenfalls eine zweite, ausgesprochen unterhaltende Bedeutungsebene, und werden zu echten Perlen der schreibenden Zunft.
„Eierrollen, Eierschieben und Eiertrudeln“.
„Große Eierkrise erreicht Deutschland“, schrieb „Die Welt“, das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) frohlockte: "Eierkrise in den USA, warum Deutschland jetzt dringend gebraucht wird". Das ZDF fragte: „Werden auch in Deutschland die Eier knapp?“ Tatsächlich hätten "Angebot und Nachfrage in den vergangenen Wochen nicht zusammengepasst". Dies liest sich wie eine gekonnte Anspielung auf die Rolle der CDU-Verantwortlichen in den Koalitionsverhandlungen. Als ausgesprochener Irrtum erscheint hingegen die Ankündigung: „Sie werden zu Ostern genügend Eier haben“. Im selben Beitrag wird dann noch die Frage gestellt: „Kaufen uns die USA die Eier weg?“ Doch wo sind die in deutschen Landen zu finden? Sollten sie sich am heutigen Ostersonntag zum Eiersuchen in der deutschen politischen Landschaft verabredet haben, müssen Sie sich jedenfalls ziemlich anstrengen.
Friedrich Merz, unser möglicherweise nächster Bundeskanzler, ist zwar Sauerländer, passt aber auch ins österliche Brauchtum in Ostfriesland. Dort trifft man sich laut NDR zum „Eierrollen, Eierschieben und Eiertrudeln“. Die mitwirkenden Eiertrudler stellen sich auf die Dünen am Strand und lassen Eier hinunterkullern. Sieger ist derjenige, dessen Ei am weitesten kommt und dabei unbeschädigt bleibt. Als Gewinn erhält er das Ei des Gegners. Aus Naturschutzgründen findet das Eiertrullern heutzutage nur noch auf künstlich aufgeschütteten Sanddünen am Norseestrand sowie dem Adenauerhaus, dem Willy-Brandt-Haus und der Bayrischen Landesvertretung in Berlin statt.
„Make my eggs great again“
Die Süddeutsche berichtet in dem oben erwähnten Beitrag zur Ami-Eierkrise auch vom Brauch des "Eierrollens", dem Kinder im Garten des Weißen Hauses frönen. Trump habe darauf bestanden, den Wettbewerb wie gehabt mit 30.000 echten von US-Farmen gespendeten Eiern auszutragen und lehne schnöden Ersatz aus Plastik ab. Unter der Überschrift „Was der Präsident von Söder lernen könnte“ gab es dann noch einen SZ-Ratschlag: „Alternativ hätte er auch wie Markus Söder ein riesiges Schoko-Ei mit seinem Gesicht verlosen können“.
Nun scheint es so, dass der US-Präsident zwar genug Eier hat, aber noch nicht auf die Idee kam, sein Konterfei darauf zu drucken. „Make my eggs great again“ bringt halt nur Söder: „Schöne Ostern und – mein Super-Osterei“ flötete er in einem Video auf Instagram – und im Hintergrund hoppelte ein animierter weißer Hase durchs Bild. Da haben wir es, das Dilemma der deutschen Politik: Nach außen mit dicken Schokoladeneiern protzen und sich im Hintergrund hasenfüßig vom Acker machen.
Als deutsche Version des Washingtoner Eierrollens empfehle ich daher an den Ostertagen das Parlament für das Volk zu öffnen, damit es unter den 630 Abgeordneten-Sitzen nach Eiern suchen kann, vielleicht haben die Damen und Herren sie ja nur besonders gut versteckt.
Für den amerikanischen Präsidenten dürfte hingegen das österliche "Eierklopfen, Eiertitschen oder Eierbicken" geeigneter sein, besonders im Hinblick auf ein kommendes Zusammentreffen mit Wladimir Putin: „Beim Eierbicken stoßen zwei Mitspieler ihre hart gekochten Ostereier leicht gegeneinander – mit dem Ziel, das Ei des jeweils Anderen zu zerbrechen. Dabei gibt es unterschiedliche Varianten, etwa nur die Spitzen oder aber auch nur die flachen Seiten der Eier anzubicken. Derjenige, dessen Ei dabei zuerst beschädigt wird, hat verloren“. Man kann das übrigens auch zu dritt machen, Xi Jinping zögert aber noch.
Nur 1.60 Meter groß, aber ziemlich viel Eier
Nicht zögerlich ist hingegen die italienische Ministerpräsidentin Georgia Meloni, die zwar nur 1.60 Meter groß ist, aber ziemlich viel Eier hat. Jedenfalls ist ihr Eiertrudeln fremd. "Die Wahl in Italien zeigt, der Faschismus ist nicht vorbei" begrüßte Sascha Lobo 2022 die neue italienische Präsidentin im Spiegel und "Watson" enthüllte: "Faschismus, Impfskepsis und Anti-Homo-Ehe: Giorgia Melonis Gesinnung in 17 Zitaten". Und genau diese dem linkstrudelden Zeitgeist gegenüber furchtlose Italienerin traf sich gerade mit Donald Trump und vermittelte für Europa im Zollstreit mit der EU. Mit ihren Neidern könnte man mühelos das Kolosseum in Rom füllen. Unsere Stammesfürsten von Merz ("Ich bin schockiert über Donald Trump") bis Steinmeier ("Hassprediger") hocken derweil einsam hinterm Limes und haben viel Zeit zum Eiersuchen.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.