Dirk Maxeiner / 24.03.2019 / 06:13 / Foto: Pixabay / 59 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Ein adipöser Lastwagen rettet das Klima

Beim Blick auf die Badezimmerwaage tröste ich mich immer mit Vergleichen. Dank der deutschen Qualitätspresse weiß ich beispielsweise, dass Donald Trump 110 Kilo plus wiegt, es ist also noch Platz nach oben. Ein ausgewachsener Gorilla bringt sogar etwa 150 Kilo auf die Waage, dem kneift sogar die Jogginghose. Ausgewachsene Elefanten sind zwischen 3.000 und 6.000 Kilo schwer, das ist fast so viel, wie ein kleiner Tyrannosaurus mit sich herumschleppte. Und damit komme ich endlich zu meinem eigentlichen Thema: der sogenannten Elektromobilität.

Audi hat soeben das neueste elektrische Wunder der Automobil-Technik vorgestellt, den Audi e-tron. Er soll alles besser als ein Tesla können und ist schon für schlappe 79.900 Euro (zuzüglich Überführung mit einem Diesel-LKW) zu haben. Mit Passagieren und Gepäck ist der e-tron so schwer wie eine trächtige Elefantenkuh (über 3.000 Kilo), kann allerdings nicht an jedem Baum auftanken. Allein die Batterie ist mit rund 700 Kilo fast so schwer wie ein kompletter VW-Golf der ersten Serie (ab 1974). So etwas nenne ich Fortschritt! Der neue Audi fährt einen „Tank“ spazieren, der so viel wiegt wie ein vollwertiges Auto vor 45 Jahren. 

Der Tank des Golf I (40 Liter Volumen) wog mit Inhalt schätzungsweise 60 Kilo, je nach Motorisierung kam man damit aber locker doppelt so weit (Golf I-Diesel) wie mit dem Audi von heute. Ansonsten konnte der erste Golf genauso viel Passagiere wie die Elefantenkuh aus Ingolstadt transportieren. Der Audi wiegt laut Autobild sogar mehr als ein 7,50 Meter langes „Hymer Exis-Wohnmobil“, das als Alternative zu einer nicht vorhandenen Berliner Zweiraum-Wohnung taugt.

"Erleben Sie ein neues Level an Elektromobilität", bewirbt Audi seinen adipösen Lastwagen, "der den Fahrer in ein neues Zeitalter katapultiert." Wie das aussieht beschreibt ein Tester von Autobild unter anderem so: "Über Nacht 50 km Reichweite zu Hause am Stecker geholt. Dann Freizeitparkausflug am Sonntag, 120 km futsch, aber Fahrspaß. Gerade so aufladen bis Montagmorgen geschafft, mit 12 km Rest-Akku in Hamburg angekommen. 1. Fazit: Traumauto, aber am Ende musste ich 90 km/h fahren mit einem 80.000-Euro-Goldstück." Mit Rücksicht auf den Anzeigenkunden will er damit wohl sagen: So ab 250 zurückgelegten Kilometern fühlt man sich im Audi als Pilot eines Lastenseglers der nervös nach einer Landebahn Ausschau hält.

Das Gehirn durch einen Lithium-Ionen-Akku ersetzt

Erinnert sich noch jemand an die vielgepriesene „Effizienz-Revolution“? Intelligenz und Know-how sollten künftig Ressourcen ersetzen. Die Edel-Ökos Amory/Hunter Lovins und Ernst Ulrich von Weizsäcker formulierten vor 20 Jahren die These vom „Faktor 4: Doppelter Wohlstand. Halbierter Verbrauch“. Daraus wurde jetzt: „Faktor 10: Fünfaches Gewicht, halbierte Reichweite“. 

Ich gratuliere zu diesem bahnbrechenden Erfolg! Und das ist erst der Anfang einer Politik, die das Gehirn durch einen Lithium-Ionen-Akku ersetzt hat. Bis 2030 sind laut Verkehrsminister Andreas Scheuer zehn Millionen Elektroautos notwendig, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Die Frage angesichts der unheimlichen Elefantenvermehrung lautet jetzt lediglich, ob zuerst die Erdkruste zusammenbricht oder das Strom-Netz.

Es weiß natürlich jeder in der Automobilindustrie, wie bekloppt das alles ist. Das Elektroauto gilt unter den Ingenieuren als so  eine Art Perpetuum Mobile des Wunschdenkens, allerdings ohne Perpetuum. Das hindert die Branche aber nicht daran mitzumachen. „If you can‘t beat them, join them“ sagt der Engländer. Man versprach ja auch, unerreichbare Abgas-Grenzwerte einzuhalten. Allerdings wird diesmal keine Bescheiß-Software eingesetzt. So etwas brauchen wir nicht mehr. Wir haben eine neue Generation des Fortschritts, die funktioniert mit einer inneren Selbstbescheiß-Software. Sie wurde in der Planwirtschaft erfolgreich getestet, zuletzt in Venezuela.

Wie beim Bescheißen liegt der Volkswagen-Konzern auch beim Selbst-Bescheißen ganz vorne. So will der neue Volkswagenchef Herbert Diess bis 2030 etwa 40 Prozent der Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkaufen. Richten soll es der Staat mit Zuckerbrot und Peitsche, sprich mit Subventionen und Verboten. Diess schwebt so eine Art Baugeld für Elektro-Immobilien vor. Die Reichweite dieser Firmenpolitik dürfte aber immerhin bis zur Pension des großen Vorsitzenden Diess (60) reichen. Danach ist es eh egal und der Mann geht zum Nachladen auf den Golfplatz. 

Lediglich ein wenig in der Geografie verirrt

Bei Volkswagen, dessen Führungsetage sich traditionell als Staat im Staate sieht, sitzt ja ohnehin schon das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat. Das führte bereits zu dem delikaten Umstand, dass man sich eine Milliarde Diesel-Strafzahlungen selbst überwies.  Diese Form von gedeihlichem Geben und Nehmen soll nicht von irgendwelchen Defätisten gestört werden. „Im eigenen Hause schart Diess zunehmend Manager seines Vertrauens um sich“, schreibt die FAZ vom vergangenen Freitag, „die Kultur des Widerspruchs, mit der VW den Diesel-Skandal und die Ära Winterkorn hinter sich lassen wollte, scheint nicht zu seinen wichtigsten Zielen zu gehören“. Will sagen: Es wird weiter genickt in Wolfsburg. Der Wackeldackel sitzt bei VW nicht nur auf der Hutablage, sondern vermehrt sich in den Führungsetagen. 

Der Chef geht mit gutem Beispiel voran und macht aus Volkswagen so eine Art Lieferando des grünen Zeitgeistes. Sogar gretamäßig ist er gut aufgestellt. Via Linked-in ließ er wissen: „Persönlich und als CEO von Volkswagen AG habe ich viel Verständnis und Sympathie für streikende Schülerinnen und Schüler, die Angst um unseren Planeten haben. Sie sind unzufrieden mit uns, mit der Politik und den Unternehmen. Wir müssen die richtigen Antworten finden, das sind wir unseren Kindern und den kommenden Generationen schuldig. Volkswagen und ich leisten unseren Beitrag! ‪#FridaysForFuture“.

Und die Antwort heißt: ‪#ElephantsForFuture!

Dass der Herbert es gretamäßig voll drauf hat, wird die Angie und den Steini aber freuen. Und wie der Herr, so das Gescherr. Hiltrud Werner, im VW-Vorstand für „Recht und Integrität“ (echt jetzt) zuständig, fühlt sich gar zum Wahlkämpfer in Ostdeutschland berufen und warnt pflichtschuldigst vor der AfD: „Es wäre schrecklich, wenn die Menschen die Wahlen 2019 nur nutzen, um der Regierung eins auszuwischen.“ Oder gar sich dem Zwang zur Elektro-Immobilität zu entziehen, respektive die Subventionen für Volkswagen zu gefährden.

Vom Vorstand eines Konzerns, der in China 20 Fabriken unterhält, ist dieses Eintreten für Recht und Integrität wirklich mutig. Frau Werner hat sich lediglich ein wenig in der Geografie verlaufen. Ansonsten beklagt die Frau nicht ganz zu unrecht: „Die Jahre nach der Wiedervereinigung waren eine systematische Deindustrialisierung der DDR“. Da bleibt die rätselhafte Frage, warum man das jetzt auch im Westen nachholen will.

Von Dirk Maxeiner ist soeben in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ein ideales Geschenk für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, gleichsam als Zündkerze für das Fest der Ruhe und Besinnlichkeit. Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Rudolf George / 24.03.2019

Der VW-Konzern scheint schon viel grüner zu sein, als man denkt. Statt ein sinnvolles bzw. zumindest realistisches Konzept für E-Mobilität auszudenken, das sich mit dem Geschäftsmodell eines Herstellers von Fahrzeugen für den Individualverkehr verträgt, wird ein Auto vorgestellt, das allen links-grün Denkenden eine ideale Angriffsfläche bietet. Der E-Tron ist eine überdimensionierte Bonzenschleuder, die das Feindbild „drecks Reiche“ mustergültig bedient, und er stellt eine sinnlose Ressourcenverschwendung dar, die das Feindbild „Umweltsau“ (oder „Klimakiller“) ebenso bedient. Damit schaufelt man dem Individualverkehr das Grab. Man kann also nur daraus schließen, dass VW sich der zeitgeistigen Forderung der Selbstabschaffung voll und ganz ergeben hat, d.h. er ist nicht nur grün, sondern schon supergrün.

Stefan Riedel / 24.03.2019

@Herren Klaus Reichert.  C H I N A hat ... (was denn nun, zwei Millarden können sich nicht irren?) Batteries Not Included ( the C- man, upps)

J.Burghardt / 24.03.2019

In Europa sind die deutschen Automarken stark vertreten, selbst in Ländern in denen es vor Jahren selbstverständlich war nur heimische Marken zu kaufen. Da man davon ausgehen darf, daß nicht alle Länder den so klugen Deutschen nacheifern wollen oder können, stellt sich die Frage, wer macht dann das Geschäft mit diesen Ländern? Werden alle Fließbänder auf E-Auto umstellen ?

Engelbert Gartner / 24.03.2019

Es gäbe durchaus Möglichkeiten, dass sich E-Autos in unserem Land durchsetzen. Man bräuchte nur gesetzlich vorzuschreiben, dass neue Straßen in unserem Land nur nach bergab gebaut werden dürfen. :-)

Dirk Kern / 24.03.2019

Wenn wir sehenden Auges unsere Schlüsselindustrie ruinieren, mit Millionen abwandernder Arbeitsplätze, wegbrechender Steuereinnahmen, nicht mehr finanzierbarem Sozialstaat und integrierbarem Zuwanderern, dann wird es so richtig rumpeln in Deutschland! Tut mir echt leid, vor allem für meine Kinder, dass ich das noch erleben muss. Ich dachte, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Naziregime und WW2 den meine Eltern erleben mussten, wären ziemlich singuläre Ereignisse unserer Geschichte. Da habe ich mich wohl getäuscht.

Karsten Dörre / 24.03.2019

Wer unbedingt E-Mobilität kennenlernen möchte sollte ein-E-Fahrrad testen. Und daraus Schlussfolgerungen für ein E-Kfz ziehen - mit Berücksichtigung der zeitlichen und technischen Gegebenheiten. E-Mobilität hat einzig einen Hintergrund: Abschaffung privater, motorisierter Fortbewegungsmittel. Wie das ungefähr aussieht ist beim japanischen ÖPNV seit langem zu bewundern. Videos findet man mit dem Stichwort: “Japan volle Züge”.  Wer es noch besser haben möchte auch mit dem chinesichen Peking, Video-Suchwort “Beijing Subway, Line 13, morning rush hour - just a little crowded”. Bei letzterem Video muss man beachten: da ist niemand auf der Flucht sondern nur auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause.

herbert binder / 24.03.2019

Es gibt einen schönen Witz, der endet mit der Frage: “Bin ich dann ein Rauberer?” und der unmittelbaren Antwort: “Nein, aber ein Zauberer”. An den mußte ich spontan denken, als ich auf Ihrer Startseite von der Politik-Substitution las, lieber Herr Maxeiner: Austausch von politischem Hirn gegen Lithium-Ionen-Akku. Ich konnte gar nicht schnell genug zu Ihrem Artikel gelangen, so gespannt war ich, wo Sie da fündig geworden sind. Deutsches Politikhirn - ich hätte eher gedacht, daß es für die Goldgräber im damaligen Amerika wahrscheinlicher war, einen kopfgroßen Nugget zu finden - geradezu ein sicheres Ereignis.

PaulaBruno / 24.03.2019

Die Welt befindet sich im (Klima-) Wandel, das müssen wir doch nun endlich mal begreifen. Sagen jedenfalls die Klima-Hysteriker! Und die würden es ja auch gut finden, wenn Handwerker künftig mit einem Lastenfahrrad durch die Gegend fahren oder Esel-Shuttel auf dem Lande eingeführt werden. Da paßt doch auch so ein Öko?????- Elefanten-Auto (Ha, ha) ganz gut dazu, während die Chinesen (früher mal ein Land voller Radfahrer) auf´s Auto umsteigen !!!! Über den Wolken… wird der Dreck dann grenzenlos sein!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Dirk Maxeiner / 03.03.2024 / 06:15 / 79

Der Sonntagsfahrer: E-Autos in Quarantäne

Die Mobilitätswende ist mausetot. Jetzt steigt auch noch Apple mit seinem gehypten Autoprojekt aus. Was wirklich wächst, ist die Zahl der Abstellflächen für waidwunde E-Mobile.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 25.02.2024 / 06:10 / 53

Der Sonntagsfahrer: Brandmauer unter dem Meeresspiegel entdeckt!

In dem mitteleuropäischen Landstrich, den wir vorübergehend als Deutschland bezeichnen, scheinen Brandmauern und Schutzwälle schon mal unterzugehen. Das macht Hoffnung auf die Endlichkeit des grünen…/ mehr

Dirk Maxeiner / 18.02.2024 / 06:15 / 92

Der Sonntagsfahrer: Der Kampf der Globulisten

Bei den Grünen tobt ein Kampf um die Homöopathie. Deren Wirksamkeit sei wissenschaftlich nicht nachweisbar, sagen die parteiinternen Kritiker. Das gilt freilich auch für Covid-Impfungen…/ mehr

Dirk Maxeiner / 11.02.2024 / 06:05 / 93

Der Sonntagsfahrer: Wer hat Schuld am E-Auto-Desaster? Mr. Bean!

Liegt die Pleite mit den Elektroautos an der AfD? An den „Maxwellschen Gesetzen“? Oder treffen Mars und Uranus auf den Widder? Weit gefehlt: Mr. Bean war…/ mehr

Dirk Maxeiner / 04.02.2024 / 06:15 / 77

Der Sonntagsfahrer: Geheimsprech für Autopiloten

Sie wollen Ihre Meinung sagen? Befolgen Sie dazu einfache Prinzipien der Verschlüsselung. Ein Satz mit Olaf Scholz klingt dann so: „Die Kopfstütze braucht die Zentralverriegelung,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com