Dirk Maxeiner / 09.12.2018 / 06:29 / Foto: Kobel Feature Photos / 46 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Die Hubschrauber-Grünen

Ich liebe Hubschrauber. Das hat sich sogar auf unseren Sohn übertragen. Eine der ersten Worte, die er sprach, war „Hubasaba“. Dann schauten wir gemeinsam in den blauen Himmel über Frankfurt-Fechenheim, bis wir das knatternde Objekt entdeckten. Besonders schön war es, wenn im benachbarten Chemiewerk ein Störfall vorlag, was öfter vorkam. Dann stand der Polizeihubschrauber mit dröhnender Turbine in der Luft herum. Bevor jetzt einer die falschen Schlüsse zieht: Störfälle waren schon damals grundsätzlich Einzelfälle. Nur die Grünen waren anderer Meinung und beschworen eine dauernde Gefährdung der Bevölkerung. Aber es ging ja auch um Chemie. Doch zurück zum Hubschrauber fliegen. Das ist aus drei Gründen gefährlich: Ersten unmittelbar, weil die Dinger ganz gerne abstürzen. Zweitens gefährden sie angeblich das Klima. Und drittens sind sie politische Killer, beispielsweise wenn ein grüner Ministerpräsident mit dem Heli zum Wandern fliegt. Ich komme darauf zurück.

Mein persönliches Hubschrauberflug-Vorstrafenregister ist im Großen und Ganzen überschaubar. Besonders gerne erinnere ich mich an einen Flug vom „Heliport“ in Monaco in die französischen Seealpen, zwecks Beobachtung der Rallye Monte Carlo. Der Technik-Chef eines großen Autoherstellers hatte den Mitflug möglich gemacht. Wir schwebten nach einer knappen Stunde auf einer Wiese neben einer Sonderprüfung der Rallye ein. Dort warteten schon ein halbes Dutzend weiterer Hubschrauber sowie eine qualmende Imbissbude, die den Zuschauern grobe französische Bratwürste offerierte.

Ich schätzte, dass sich der CO2-Ausstoß der Wurstbude mit dem unseres Helikopters in etwa die Waage hielt. Um den Umweltfrevel auf möglichst viele Würste zu verteilen, habe ich drei riesige Merguez mit scharfem Dijonsenf gegessen. Ich konnte die Klima-Bilanz damit auf einen Wert drücken, der pro Wurst einer Fahrt mit dem Auto von Berlin nach Moskau entspricht. Mit einem Elektrofahrrad könnte ich pro Wurst vermutlich bis zum Mars radeln, allerdings geht mir da unterwegs die Luft aus. Aber ich bereue nichts: Mit dem Hubschrauber zur Bratwurstbude, das hat was.

Deshalb freut es mich, dass ein gestandener Grüner offenbar meine Begeisterung für solche Aktionen teilt. Wenn man als grüner Ministerpräsident mit dem „Hubasaba“ zu einer zünftigen Wanderung ins Wurzacher Ried in Schwaben aufbricht, um 140 Kilometer zu überbrücken, ist das selbstverständlich von sehr viel höherer staatstragender Bedeutung als meine Bratwurstsause. Aber es hat irgendwie auch was.

Dieser Markus Lanz ist mir schon mehrfach aufgefallen

Jedenfalls konnte Markus Lanz vor ein paar Tagen in seiner Talkshow der süßen Versuchung nicht widerstehen, Winfried Kretschmann darob ein wenig zu nerven. Dieser Markus Lanz ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen. Er ist so ein ganz Smarter und Freundlicher – und doch trägt er den Dolch im Gewande. Erst vor kurzem ließ er beispielsweise Günter Wallraff ins Messer laufen, als er ihm ein verfälschtes Seehofer-Zitat genüsslich unter die Nase rieb. Sollte ich es jemals zum Intendanten des ZDF schaffen, dann darf dieser Lanz jedenfalls bleiben, sofern er noch da sein sollte. Claus Kleber darf natürlich auch bleiben, allerdings als Sonderkorrespondent in Kattowitz, wo das ZDF-Studio als Zeichen der Konversation der Kohle-Industrie in einem Bergwerk eingerichtet wird.

Der Ausflug von Winfried Kretschmann fand übrigens schon Mitte des Jahres statt, wurde aber erst jetzt zum Klimagipfel in Polen richtig ruchbar. Schließlich gibt sich der Winfried als großer Klimaschützer, was sein Fehlverhalten nun doch etwas delikater macht als meine Wurscht-Bilanz. Noch im August forderte er: „Wir müssen radikal umsteuern, wir müssen mehr für den Klimaschutz tun… andernfalls werden wir große Teile der Erde nicht wiedererkennen… Dass die AfD die menschlichen Ursachen des Klimawandels leugnet, zeigt, auf welcher Spur diese Partei insgesamt ist: Ideologie total, Fakten werden ignoriert… Wir in Baden-Württemberg müssen Vorbild sein…“. 

Wenn ich das so lese, bin ich der Meinung, dass Kretschmanns Ausflug ins „Wurzacher Ried“, bewusstseinserweiternde Wirkung gehabt haben könnte, zumindest theoretisch. Denn dort kann man sich klimamäßig wunderbar fortbilden. Nach der „Riß“- und der „Würm“-Kaltzeit (Etwa 300.000 bis 12.000 Jahre vor Erscheinen der AfD) gingen die Gletscher dort wegen der seinerzeitigen Erderwärmung zurück und hinterließen ein großes Seebecken, das dann allmählich zu einer Moorlandschaft wurde. „Der Mensch hat in den letzten rund 300 Jahren dann anfänglich durch Trockenlegen und später durch Torfstechen das große Biotop Moor gefährdet“, heißt es auf Wikipedia. Kurz gesagt: Der Baden-Württembergische Ministerpräsident durchwanderte ein Naturschutzgebiet, das seine Existenz der letzten globalen Erwärmung verdankt, die weder von Daimler und Benz noch von Airbus und Eurocopter verursacht worden sein kann.

Das ist für den Ministerpräsidenten einer erfolgreichen Industrieregion prinzipiell eine gute Botschaft, nur darf er diese natürlich auf keinen Fall zu seiner Entlastung vortragen. Das würden ihm seine Weltretter nie verzeihen, da kann er ja gleich den Palmer machen. Stattdessen übernahm ein örtlicher CDU-Hinterbänkler die Verteidigung des Angeklagten und gab pflichtschuldigst zu Protokoll: „Hier wird nicht Herr Kretschmann angegriffen, sondern das Amt selbst“. Sachdienliche Hinweise, was er damit meint, erhalten sie bei der Drogenberatungsstelle ihres Vertrauens.

„Alleinerziehende Mutter“, „Krankenschwester“ und „Diesel“

Aber was hat Kretschmann da nun genau gemacht im unter Naturschutz stehenden Klimakatastrophenmoor? In einem Bericht ist die Rede von einer „Nachtwanderung“, was mich dann doch erschrecken ließ, weil ich in freudscher Fasson „Nacktwanderung“ las und tatsächlich um die Würde des Amtes fürchtete. Außerdem musste ich an die Grünen-Vorläufer der „Lebensreform“- und Wandervogel-Bewegung denken.

Es war wohl weder eine Nackt- noch eine Nacht-Wanderung, zumindest zeigen die Fotos einen am hellen Tage und in voller Montur herumspazierenden Winfried Kretschmann. Der ließ sich von einer Drehleiter der örtlichen Feuerwehr in die Höhe befördern, um den Blick zu prüfen, den künftige Besucher von einem geplanten Aussichtsturm auf das Naturschutzgebiet haben werden. Damit will man verhindern, dass sie darin rumlatschen wie der Ministerpräsident. Man nennt das “Besucherlenkung“.

Der bereits zitierte CDU Waldschrat, sein Name ist Haser, schaffte argumentativ einen echten Looping (was mit einem Hubschrauber ganz besonders schwierig ist): „Sollte also der Flug des MP am Ende dazu führen, dass abertausende von Kindern künftig von einer Plattform aus die Arbeit der Naturschützer im Ried live miterleben können, haben wir mehr für die Sache des Naturschutzes und der Bildung unserer Kinder getan, als ein einziger Hubschrauberflug jemals kaputtmachen könnte.“ Man beachte die tadellose Kombination der Begriffe „Kinder“, „Naturschutz“ und „Hubschrauber“. Da können die Besitzer von Diesel-Autos echt was lernen, etwa Kombinationen in der Art von „alleinerziehende Mutter“, „Krankenschwester“ und „Diesel“.

Zum Schluss bleibt noch die Frage: Wo hat der Kretschmann bloß den Hubschrauber her? Von der Bundeswehr kann er ja nicht stammen, die fliegen nur ab und zu und meist nicht, wenn sie gebraucht werden. Hubschrauber ham wa nich, dafür gibt’s aber demnächst wieder Panzer, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen versprochen. Die Bundeswehr soll ein neues Panzer-Bataillon mit vier Kompanien und insgesamt etwa 500 Soldaten sowie mehrere hundert neue oder modernisierte Kampf- und Schützenpanzer bekommen.

Wobei sich eine weitere Frage stellt: Wofür braucht ein Land, das seine Grenzen sperrangelweit offen hält, Panzer? Wenn Putin einmarschieren will, dann setzt er seine Mannen in Moskau in den Flexibus, sie werfen kurz vor Berlin den Pass weg und rufen beim Grenzübertritt "Asyl". Danach landen sie automatisch in einer ehemaligen Bundeswehrkaserne mit guter Verpflegung, Taschengeld und Truppenbetreuung. Da fällt kein Schuss, ich schwör. 

Vielleicht sollte die Bundeswehr statt Panzern besser neue Hubschrauber kaufen. Damit kann man nicht nur die Welt retten, sondern auch rechtzeitig abhauen. Grüner geht’s nicht.

Von Dirk Maxeiner ist soeben in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ein ideales Geschenk für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, gleichsam als Zündkerze für das Fest der Ruhe und Besinnlichkeit. Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Kobel Feature Photos via Wikimedia Commons

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Alexander Mazurek / 09.12.2018

Warum will das Volk denn Diesel fahren, wenn es doch Hubschrauber fliegen kann?

Gerhard Giesemann / 09.12.2018

Stimmt, Herr Maxeiner, die Dinger sind gefährlich für jeden, der sich da reinhockt. (Einer meiner Fluglehrer, ein hervorragender Pilot, ist anfangs der Siebzigerjahre abgestürzt mit seiner “Alouette II”, ein Polizeihubschrauber der Landespolizei von Baden-Württemberg damals. Ja gut, er hatte einen “Kavalierstart” hingelegt, der ging schief - kurz vorher war ein Minister der Landesregierung zugestiegen, insgesamt drei Tote. Mich hat er immer zusammengeschissen, wenn ich so was gemacht habe … .).  Aber Panzerli: Stimmt, brauchen wir nicht, sind ohnehin eher typische Angriffswaffen - sollten wir nur den Türken und Konsorten verkaufen, die können da was mit anfangen, wir doch nicht. (Mein Flugzeug hieß übrigens “Ka6”, hängt heute im Deutschen Museum zu München an der Decke, ein einsitziges Segelflugzeug. Wenn ich mich mal daneben stelle und Sie machen ein Foto, dann haben Sie gleich zwei Museumsstücke auf einmal im Kasten. Das “Ka” steht natürlich für Kamikaze, das heißt “göttlicher Wind”, und wenn ich hin und wieder den Geier-Sturzflug verübte, so kam es mir wirklich so vor, einfach göttlich. Habe das aber überlebt und mach’ das auch nicht mehr …).

Bernhard Krug-Fischer / 09.12.2018

Sonntag früh. Ich wache auf. Der Griff zum Handy, schnell auf achgut und zum “Der Sonntagsfahrer”. Wie immer köstlich. Der Sonntag ist gerettet.

Martin Landvoigt / 09.12.2018

Einfach köstlich ... wenn nur der Anlass nicht so bitter wäre.

Jürg Casanova / 09.12.2018

Vom Himmel hoch, da kommt er her, unser grüner Ministerpräsident, mit dieselfreiem Motor und Rotorenblättern, den Vorformen der Windkrafträder, die demnächst unsere Buchen und Eichen ersetzen. Die Inszenierung dieses neuen Frühmenschen des postindustriellen Zeitalters scheint mir höchst gelungen, sie trieft geradezu vor Symbolik. In den kommenden Jahrzehnten werden wir erleben, wie sich das säkularisierte Spätchristentum mit einem europäisierten Islam zu einer höchst effizienten Verwaltungsmaschinerie vermählt, die sich der Judenfrage und überhaupt aller Fragen dezidiert annimmt, vielleicht vor oder eher nach der millionenfachen Konversion der Grünen und Linken zum Islam. Alle Atomkraftwerke sind dann abgeschaltet, Kohlekraftwerke sowieso, es gibt keine Wirtschaft mehr, nur noch Elektroautos und defekte ICE, Wind und Wasser und natürlich Helikopter für die Parteiober*innen und Chefredaktor*innen. Das Volk kann in den Windradwäldern mit roten und grünen Socken wandern und die toten Fledermäuse und Vögel einsammeln und sie an mobilen Mikrowellenöfen, die man überall aufladen kann, aufwärmen.

Karla Kuhn / 09.12.2018

Fliegt der BW-MP mit einem E-Hubschrauber ?  ” Er ist so ein ganz Smarter und Freundlicher –...”  Ich verzeihe Ihnen Ihren Geschmacksausrutscher, Sie sind ein Mann !!  “„Hier wird nicht Herr Kretschmann angegriffen, sondern das Amt selbst“. Sachdienliche Hinweise, was er damit meint, erhalten sie bei der Drogenberatungsstelle ihres Vertrauens.” Herrlich !!  Ich habe eine politische Anfrage der Regierung von Oberbayern gemailt, mir wurde beschieden, daß ich leider keine Antwort erhalten kann,  weil die R.v.O. eine reine Verwaltungsbehörde ist. Werde ich mir bei der nächsten Wahl zu Herzen nehmen, denn eine Verwaltungsbehörde kann ich ja gar nicht wählen. So kann man unbequeme Fragen auch abschmettern, obwohl ich gar nicht mit einer Antwort gerechnet habe. “Zum Schluss bleibt noch die Frage: Wo hat der Kretschmann bloß den Hubschrauber her? ”  Phantastisch diese Frage aber vielleicht kommt der MP das nächste Mal mit dem E -Panzer zur Wanderung, kann er auch gleich alles plattwalzen. A propos Panzer,  WOZU sollen wir diese Monster noch brauchen ?  Grenzen gibt es keine mehr, Freund und Feind können ungehindert in Deutschland ein- und auswandern, bei voller Kost und Logis. selbstverständlich !!  Die “Wanderer” feixen sich kaputt.

Michael Scheffler / 09.12.2018

@Ziegler, das genau sehe ich als Problem an. Als Genosse fuhr man Wolga oder Tratra. Als Normalo musste man mindestens 12 Jahre auf ein Auto warten und ein Liter Benzin kostete 1,55 Aluchips für ein Liter angebliches Normalbenzin oder 1,65 für sogenanntes Sonder-VK (Schlangen an der Tanke inklusive). Das bei Löhnen von knappen 1000 Aluchips. In Rumänien hatte man dieses System zur Vervollkommnung gebracht, in Nordkorea lässt es sich noch besichtigen…

Wolfgang Richter / 09.12.2018

““Da können die Besitzer von Diesel-Autos echt was lernen, etwa Kombinationen in der Art von „alleinerziehende Mutter“, „Krankenschwester“ und „Diesel“. “” Und Ministerpräsident, womit das Thema des Artikels zum Ende hin wie bei einem Pilcher-Film schon gerundet auch noch ein Happy-End hat, denn ich erinnere mich, daß besagter Herr Kretschmann vor ca. 1 Jahr in den Medien kommentiert wurde, weil er sich statt des ideologisch geforderten neuen privaten E-Autos einen n e u e n diesel gekauft hatte. Seine Begründung wurde in etwa so zitiert, daß er schon mal für seine Kinder einen Hänger mit Baustellenzubehör für deren im Aufbau befindliches neues Domizil (vermutlich CO2-neutral und mit einer dafür zu lauten “Windmühle” vor der Haustür die Nachbarn nervend) durch die Lande ziehen müsse. Dafür brauche er ein Auto mit einem richtigen Motor, der den nötigen Zug habe. Und dafür sei eine E-Kutsche nun mal nicht geeignet. So ist es halt mit der Ideologie, die im Falle des Falles nur für andere gilt, dies auf dem Niveau der altbekannten Antoinette und ihrem “Brot und Kuchen” - Zitat. Diese verlogene Arroganz kostete sie seinerzeit den Kopf.  sollten die ideologisch gleich geschalteten Zeitgeister dem lieben Herrgott (noch ohne Gender) täglich dafür danken, daß “wir” uns aufklärerisch von derartigen Methoden der politischen Veränderung verabschiedet haben. Dauerhaft ? Man wird sehen, wohin die Kretschmänner, Murksels und ihre Minis das Land noch führen. Ein Blick nach Paris oder Brüssel aktuell könnte schon mal ein Wink sein.

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