Dirk Maxeiner / 26.01.2025 / 06:05 / Foto: Montage achgut.com / 82 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Crashtest-Dummys an der Brandmauer

Erstaunlicherweise sind Crashtests in der Politik immer noch Menschenversuche. Gegen Schimpansen sprechen ethische Gründe, gegen Dummys nichts, sie müssten nur ein bisschen sprechen können, so etwa auf dem Niveau von Annalena Baerbock.

John Paul Stapp war Colonel der US-Airforce und ein Kollege des Piloten Chuck Yeager, der sich als erster Mensch an die Schallmauer heranwagte. Mut und ein nonchalanter Umgang mit der eigenen Gesundheit kennzeichnete beide Charaktere. Stapp trieb es ziemlich wild, beispielsweise flog er mit einem Flugzeug bei offener Kanzel 917 km/h schnell, um auszuprobieren, ob man bei dieser Geschwindigkeit noch schadlos aussteigen könne. 

Bemerkenswert war auch der folgende Versuchsaufbau: 1947 ließ sich Paul Stapp in der Mojave-Wüste auf einen schienengeführten Raketenschlitten schnallen, erst rückwärts zur Fahrtrichtung, dann nach vorne blickend. Das Geschoss wurde innerhalb weniger Meter in einem Wasserbecken abgebremst, um die Reaktion des menschlichen Körpers auf drastische Verzögerungen wie bei einem Aufprall auf ein Hindernis zu simulieren. Im Jahr 1954 beschleunigte er auf 1.017 km/h und ließ sich in 1,4 Sekunden vollständig abbremsen. Der freiwillige Proband Stapp zog sich bei den wiederholten Testläufen Handgelenks- und Rippenbrüche zu. Ein regelmäßiges Symptom nach den Testläufen war eine Blutung in den Augen, die sich deshalb dunkel färbten.  

Ich beginne zu verstehen, warum Friedrich Merz, Olaf Scholz und Robert Habeck oft so dunkle Ringe um die Augen haben und vor der Wahl nicht mehr aussteigen wollen. Prinzipiell finde ich es erstaunlich, dass sich im Jahre 2025 noch Freiwillige finden, die sich fest vorgenommen haben, mit Schallgeschwindigkeit in eine Brandmauer zu crashen. Bei der Airforce wurden die Menschen bald durch Puppen und Schimpansen ersetzt. Auch in der Auto-Sicherheitsforschung tun heute sogenannte Dummys Dienst.

Erstaunlicherweise sind Crashtests in der Politik immer noch Menschenversuche. Gegen Schimpansen sprechen ethische Gründe, gegen Dummys eigentlich nichts, sie müssten nur ein bisschen sprechen können, auf dem Niveau von Annalena Baerbock sollte das doch möglich sein. Der erste Dummy der US-Luftwaffe hieß „Sierra Sam“. Den ersten Dummy der CDU könnte man beispielsweise „Sahara Friedrich“, den der SPD „Timbuktu-Olaf“, den der Grünen „Wärmepumpe“ nennen. Der Name wäre also zugleich Programm, was die Gestaltung der Wahlplakate erheblich erleichtern würde.

Die gebräuchlichen Dummys sind leider nicht sehr divers

Colonel Stapp, dem für seine Verdienste die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, war übrigens auch kein unpolitischer Mensch und setzte sich philosopisch mit der Großartigkeit des menschlichen Geistes auseinander, der in der Politik ja eher selten zum Tragen kommt. Seine Erkenntnis wird in der Wissenschaft als „Stapp’s ironical Paradox“ bezeichnet. Und sie lautet: „Die generelle Befähigung zur Unfähigkeit macht jede menschliche Leistung zu einem unglaublichen Wunder“ („The universal aptitude for ineptitude makes any human accomplishment an incredible miracle“).  

Die gebräuchlichen Dummys sind leider nicht sehr divers, vielleicht müsste die Familie für den Einsatz in Berlin noch ein wenig erweitert werden. Der am häufigsten verwendete „50-Prozent-Mann“ hat 175 cm Körpergröße und wiegt 78 Kilogramm. Er entspricht dem angenommenen durchschnittlichen männlichen Autofahrer. Sein „großer Bruder“, der 95-Prozent-Mann, ist 188 cm groß und wiegt 101 Kilogramm. Er ist damit größer als 95 Prozent der männlichen Autofahrer. Die „5-Prozent-Frau“ misst 152 cm und wiegt 54 Kilogramm. Nur fünf Prozent der weiblichen Autofahrer sind kleiner. Den durchschnittlichen weiblichen Körper bildet keiner der gängigen Dummys ab, hier liegt ein ganz klarer Fall von Diskriminierung vor. Auch der Rückgriff auf nur zwei Geschlechter ist zweifelhaft. Olaf Scholz beispielsweise scheint mir von Größe und Gewicht her zwischen 50-Prozent-Mann und 5-Prozent-Frau zu liegen und rethorisch eher einer Fledermaus verwandt zu sein, die im Schlaf nicht von der Decke fällt.

Friedrich Merz wiederum befindet sich irgendwo zwischen 50- und 95-Prozent-Mann und hat eine spezielle Gangart entwickelt, die er sich bei der Echternacher Springprozession abgeschaut haben muss. Die Pilger machen nach mehreren Schritten vorwärts danach wieder ein oder zwei Schritte zurück. Das sollte ursprünglich vor Krankheiten wie Veitstanz und Epilepsie bewahren und schwankt zwischen Obskurantismus und Flagellantentum. In dieser Sphäre bewegt sich auch Friedrich Merz: Einmal schließt er „Zufallsmehrheiten“ mit der AfD aus, ein paar Tage später will er Anträge einbringen, „unabhängig davon wer zustimmt“, Stand Samstag, 25.1.2025, gegen 17 Uhr. Merz hat sich inzwischen in die Causa so verknotet, dass er vor der interessanten Alternative steht, entweder sich selbst oder die CDU abzuschaffen – und das in einem Raketenschlitten, der ohne Bremsen auf die Brandmauer zudonnert. Nach dem versetzten Frontalaufprall am 23. Februar, werden die Aufräumarbeiten wohl umfangreich ausfallen, und es dürfte nach neuen Freiwilligen gefahndet werden.

Ich ahne still, dass ein gewisser Markus Söder alternativlos durch den Rauch an der Aufprallstelle stapfen und sich den Staub von der Trachtenjacke wischen wird, um dem Volke jovial die Ausweglosigkeit der Lage und die Konsequenzen daraus zu verkünden: „Ja mei, wenn‘s mit dem Aiwanger ganga ist, dann wird’s auch mit der Alice ganga – mei des is schdaadspolidische Verandwordung“. Es gibt keinen Politiker, den sein Geschwätz von gestern so kompromisslos nicht interessiert wie den amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten. Der „Maggus“ mit den elastischen Beinen, neuerdings auch mit „Henriquatre“-Bart, ist unbestritten der Harry Houdini der Union. So nannte sich der berühmteste Entfesselungs-Artist der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Spiegel beschreibt eine Houdini- Nummer unter der prophetischen Überschrift „Der Magier, der durch Wände ging“:

Es ist exakt High Noon, als Harry Houdini sich öffentlich aufknüpfen lässt. Zwei Mitarbeiter der Psychiatrie fixieren ihn mit einer Zwangsjacke und binden seine Fußknöchel an ein dickes Seil. Dann wird er per Kran kopfüber in die Höhe gezogen. Scheinbar hilflos, in sich verpuppt, baumelt der gefesselte Körper in der Luft, über den Köpfen Tausender Schaulustiger. Doch da, ein Raunen geht durch die Menge: Houdini windet sich, zuckt und zerrt, wie durch ein Wunder schafft er es, den rechten Arm zu befreien. Scheinbar mit den Zähnen löst er die Schnallen, Gurte, Riemen und zappelt wie ein Fisch, bis auch der linke Arm zum Vorschein kommt. Ein Trommelwirbel - und Houdini ist frei. Triumphierend schwenkt der Mann mit den stechend blauen Augen die Zwangsjacke, frenetischer Applaus brandet auf.

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

Foto: Montage Achgut.com/ MGA Research Corporation, NHTSA/ via Wikimedia Commons

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Arnold Balzer / 26.01.2025

Merz und seine 180° Wende in Sachen Einwanderungspolitik: Ein AfD-Jurist entlarvt das Ganze als Lüge bzw. Wahlkampf-Geklingel, weil das, was Merz jetzt absondert, gar nicht realisiert werden kann, und es ist anzunehmen, dass er das weiß! Siehe youtube-channel von Axel Raue: “Umsetzung unmöglich: AfD-Jurist lässt Merz-Lüge auffliegen!” (25.01.2025), v=uxJ0oGaFE78.

Arnold Balzer / 26.01.2025

Dank des zweifelhaften Satirikers/Komikers Martin Sonneborn, der bekanntlich ernsthaft Politik betreibt, die man nicht ernst nehmen kann, wissen wir, dass der Möchtegern-Kanzler in seinen eignen Reihen, hinter seinem Rücken versteht sich, auch gern “Fotzenfritz”  genannt wird. Wie es dazu kam, erklärt Sonneborn höchstpersönlich in einem Utube Video vor, siehe v=ftf8PsLi0jc .

Bernhard Bach / 26.01.2025

@H.J.Gille:  Sorry, ihre anscheinend privaten geschichtstheologischen Forschungen zur “Zeloten-Bande um Jesus herum” kann Anspruch auf Exklusivität beanspruchen. Dieses “Mein Reich ist nicht von dieser Welt” passt leider so gar nicht in ihr Narrativ. Kleiner Tipp: Schauen Sie mal unter den “Essenern” nach. Jesus wird in der biblischen Forschung eher mit dieser “Bande” in Verbindung gebracht.

W. Renner / 26.01.2025

Das Kanzleramt - welches nebenbei bemerkt, inzwischen 8 mal so gross, wie das Weisse Haus ist - mit einem Schimpansen zu besetzen, wäre sicher eine NASA erprobte Methode. Die Kosteneinsparungen wären enorm und der Schimpanse könnte sich jederzeit daran erinnern, wer ihn füttert.

W. Renner / 26.01.2025

Das Dumme an Crashtest Dummys ist, dass sie Crashs nicht verhindern, sondern gerade zu suchen.

Richard Loewe / 26.01.2025

vor 25 Jahren war ein großes Schild an der Tür des Handy-Ladens: Nur Dummy’s im Laden. Hat mir beim Vorbeigehen immer ein Schmunzeln ermöglicht (ja, auch wegen der Verstärkung der Botschaft durch den Deppen-Apostroph). Das scheint inzwischen das Motto des Politikbetriebs in Deutschland zu sein und ich bin ein Miesepeter geworden, weil ich nicht drüber Lachen kann.

B.Jacobs / 26.01.2025

Nun, es ist doch erstaunlich wie sich Politiker wie Grüne Gaunerkraten als Demokraten aufspielen wollen, gegen den Souverän, das Volk das deren Diäten trotz Notlage blechen muss. Da sind sie ja mit der großén Schwester SPD sehr einig und Herr Scholz verspricht auf dem Wahlplakat “In eine erfolgreiche Zukunft” obwohl die Ampel schon jetzt ein 4 Milliarden Loch in der Staatskasse hinterlassen hat und noch mehr Asylparasiten durch pampern will, damit D. Schulden Weltmeister wird.  Jeder realistisch denkende Bürger weiß, die erfolgreiche Zukunft SPD/Grün ist die Kostenexplosion für deutsche Bürger und integrierte Migranten und Schuldenexplosion, den Pleitegeier freut es. Das Volk hat nichts zu sagen, also wehre es sich gegen diese abgehobenen selbst ernannten Politiker Diktatoren, die wie Feudalherren daher kommen wollen. Eine kleine Drohung gegen Merz hat er auch schon im Gepäck, mit der Erinnerung an die Wahl von Kemmerich, dessen Familie von der Antifa eingeschüchtert wurde, also Herr Merz, bleiben Sie stark, dann sind sie wieder dem geschundenen Volk näher. Die EU, die EU juchu, als grüne Khmer bildet sich tatsächlich ein, über das Veto der Alliierten zu stehen zu können im besetzten Deutschland, da kann man nur wie damals rufen Gorbi hilf, Donald hilf! Immerhin den nächsten Dienstvertrag muss der deutsche Bundeskanzler auch in den USA unterschreiben. Der kann jetzt mit Uschi Schlitten fahren, da diese im Wahne doch nicht glaubt, sie kann die USA wie Russland erpressen mit ihrer Krieg geilen Horde. Auch Russland wird sich freuen den Stänker Eurokraten eins auszuwischen. Das Gesicht von Uschi nach Davos war zu köstlich, als müsse sie dauerhaft saure Gurken essen. Die Italiener haben sich gewehrt, die Franzosen haben sich gewehrt, die Ungarn wehren sich, also warum sollten wir das nicht auch können.

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