Dirk Maxeiner / 01.05.2022 / 06:00 / Foto: Pixabay / 60 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Akten machen sich aus dem Staub

Die längste Lebenserwartung haben in Deutschland Akten. Zumindest bislang. In jüngster Zeit tendieren Akten und andere Zeugnisse staatlichen Handelns hingegen dazu, sich vorzeitig zu verabschieden. „Entscheidende Akte zu Schwesigs umstrittener Klimastiftung spurlos verschwunden“, meldet aktuell Die Welt. Der NDR modifiziert die Nachricht insofern, als dass eine wichtige Akte „nicht zu finden“ sei. Die CDU-Landtagsabgeordnete Katy Hoffmeister hält es hingegen „für nicht sehr wahrscheinlich, dass eine Akte so komplett verschwinden kann". 

Es gibt also offenbar eine ganze Menge Wege, auf denen sich eine Akte aus dem Staub machen kann. Hat ein Emissär sie im Kofferraum von Putins S-Klasse vergessen? Ist sie nicht zu finden, wie neulich mein Autoschlüssel, den ich in den Mülleimer geworfen hatte? Hat David Copperfield die Akte komplett verschwinden lassen, wie einst einen Waggon des Orientexpress? Oder haben Frau Schwesigs Kinder ihr einen Streich gespielt und die Akte als Osterei im Garten verbuddelt und dort vergessen? Der Fall ist auch deshalb so mysteriös, weil Manuela Schwesig dem gehobenen Dienst der Steuerverwaltung in Schleswig entstammt und dort als Steuerfahnderin ein besonders herzliches Verhältnis zu belastenden Akten entwickeln konnte.

Möglicherweise haben wir es ja auch mit einer tierischen Plage zu tun? Vielleicht haben sich der Borkenkäfer oder der Bücherwurm heimlich vermehrt und suchen vorzugsweise die Gemächer und Hinterstübchen deutscher Politiker und Amtspersonen auf? Es gibt ja noch mehr Hinweise auf ein geheimnisvolles, zerstörerisches Unwesen, das im Verborgenen zuschlägt. Denken wir nur an Ursula von der Leyens Mobiltelefon, von dem sämtliche Daten aus ihrer Zeit als Verteidigungsministerin gelöscht wurden, die Aufschlüsse über Beraterverträge hätten geben können. Bei Olaf Scholz wurde das Gedächtnis sogar direkt befallen, in Sachen Wirecard kann er sich nur noch erinnern, wenn jemand nachhilft.  

Aktensterben vergleichbar dem Faunenschnitt 

Gedächtnisverlust ist im politischen Raum durchaus nichts Neues, siehe Helmut Kohls Bundeslöschtage. Und wer erinnert sich nicht an den Einsatz 1989/90 der DDR-Staatssicherheit in der olympischen Kombination Gewichtheben und Aktenschlucken. Reißwölfe aus eigener Produktion erwiesen sich dabei schnell als zahnlos, weshalb in der Not westliche Fabrikate hinzugezogen wurden. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir es im Moment wieder mit einer deutlichen Intensivierung des Geschehens zu tun. Ich vermute, dass demnächst auch bei Jens Spahn, Karl Lauterbach, Lothar Wieler und Christian Drosten Akten verlorengehen und Fälle von Amnesie auftauchen. Im Gesundheitswesen inklusive Pharmaindustrie und Ärzteschaft könnte es in Sachen Corona sogar zu einem großen Daten- und Aktensterben kommen, ähnlich dem großen Faunenschnitt vor 444 Millionen Jahren. 

Da die sonntägliche Lebenshilfe bei dieser Kolumne nicht zu kurz kommen darf, empfehle ich den Betroffenen den Testsieger im Aktenvernichter-Vergleich „Fellows Powershred 60 Cs“ mit der Bewertung „sehr gut“, dem Schnitttyp „Kreuzschnitt, Partikelschnitt“ sowie einem Überhitzungsschutz. Alternativ können auch die Dienste von „documents“ in Anspruch genommen werden, einem Dienstleister in der Kategorie „Informationsmanagement“, bei dem Akten nach „EU-DSGVO, BDSG, DIN ISO 9001 und DIN 66399“ zu Staub gemacht werden, und dies auch noch nachhaltig. Jedenfalls verspricht man dort: „Als führendes Unternehmen der Branche stellen wir uns der Verantwortung für unseren Lebensraum“.

Die Gedächtnislücke ist nach dem Stand meiner Erkenntnis die einzige biologische Nische, in der ein Überleben der gegenwärtigen herrschenden Klassen sichergestellt werden kann.

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Thorsten Gutmann / 01.05.2022

Habe ich das richtig verstanden, lieber Herr Maxeiner, müssen wir das Phänomen, das Sie hier beschreiben, so verstehen, daß es sich die früheren Generationen der Akten noch leisten konnten, einfach nur so vor sich hinzustauben, während die neuen, die postcoronaischen Jahrgänge von Sammelmappen es so weit erst gar nicht mehr kommen lassen, sie - mit schlichten Worten ausgedrückt - sauber bleiben?

Thomas Kache / 01.05.2022

Es ist zwar der Erlangung des Erinnerungsvermögens diverser Protagonisten nicht unbedingt zuträglich, jedoch hat man im Mittelalter mit dem Zeigen der Werkzeuge ganz beachtliche Gedächtnisleistungen erreichen können. Jens Spahn im Krankenschwesternwohnheim, K. Klabauterbach eine Woche ohne Talkshow, etc, mir würde schon noch ein bisschen was einfallen. Als denne- ergreift sie und übergebt sie… bestenfalls dem Volke.

A. Ostrovsky / 01.05.2022

Es trifft primär gar nicht zu, dass wir den Staat ablehnen. Der Staat lehnt uns ab.

Markus Knust / 01.05.2022

@Hans Demanowski Der Aurus Senat erinnert mich irgendwie an meine Kindheit und die Raumfähre “Buran” - die uns als Errungenschaft des Sozialismus präsentiert wurde. In Wahrheit hatten die Russen einfach das Space Shuttle kopiert und mit eigenen Aufklebern verziert. Über dieses Level sind sie wohl nie hinausgekommen, wenn man sich den Aurus Senat so anschaut. Für 200 große Scheine sicherlich ganz erschwinglich, zumindest wenn dafür die Peinlichkeit in Kauf nimmt, mit einem Fake Rolls Royce durch die Gegend zu fahren.  Ansonsten parkt man den wohl lieber um die Ecke.

Gus Schiller / 01.05.2022

Da hat doch das verdammte Klima die Steinlaus (Petrophaga lorioti) zur Aktenlaus mutieren lassen. Und zack verschwinden in der Bananenrepublik D ganze Aktenarchive im Verdauungstrakt dieses gefährlichen Insekts. Himmel hilf, wirf DDT übers Land. Hilft auch gegen ganz viel anderes.

Bernhard Krug-Fischer / 01.05.2022

@ A. Ostrovsky, wenn ich es wüsste, hätte ich nicht nachgefragt. Von der Dame hört man ja jetzt nichts mehr. @Petra Kehr, ich habe schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass der BND das Handy auslesen könnte. Aber das ist politisch nicht gewollt. Übrigens gibt es ein Video, wo mit dieser Expertise Werbung gemacht wird!! @Frank Box, woher wissen Sie, dass die Akten in Moskau liegen?? Ich gehe davon aus, dass die Akten in den USA liegen. Schon mal was von der Operation „Rosenholz“ gehört“?? 

Josef Cissek / 01.05.2022

@Hans Demanowski: informieren Sie sich bitte, wieviel deutscher (generell westlicher) Technik in dem Aurus steckt. Nicht mal das Leder für die Polsterung kommt aus Russland. ;-))))

K. Schmidt / 01.05.2022

Was in den Akten steht, ist doch eh schon egal. Es zählen nur Kurzzeit-Moral und Gefühle!

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