Dirk Maxeiner / 07.02.2016 / 11:00 / 0 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer (8):  Artenschützer unter sich

Die Bewohner  der ländlichen Gemeinde Deuringen vor den Toren Ausgburgs müssen seit längerem eine interessante Erfahrung machen: Die Natur macht einfach was sie will - und das ist meist nicht das, was der Mensch gerne hätte. Es begab sich dort nach dem Kriege, dass die amerikanischen Truppen einen Übungsplatz eröffneten. Als die Panzer dann später abrückten ließen sie eine wunderbare - und für die Region eher untypische Heidelandschaft zurück, in der seltene Arten eine Heimat gefunden hatten. Amphibien und Insekten, Vögel und Pflanzen lieben das geschundene Stück Land mit seinen Furchen und Tümpeln.

Doch einige Jahre nachdem keine schweren Kettenfahrzeuge mehr den Grund umpflügen, ist die Idylle bedroht: Sie verbuscht und der Wald rückt nach. Bäume gibt’s in der Gegend aber wirklich genug, weshalb man das Besatzungs-Biotop gerne erhalten würde. Aber wie? Erst wurde überlegt, Großtiere wie Rinder und Pferde anzuschaffen - doch dann müsste ein Zaun darum herum gezogen werden. Auch dachte man darüber nach das „Mikrorelief“, das durch die Panzer geschaffen wurde, durch den regelmäßigen Einsatz von Großfahrzeugen zu erhalten. Doch deren Einsatz kostet Geld, das nicht da ist.

Deshalb kümmert sich ein „Heidekümmerer“ ehrenamtlich um die Landschaft. Er entfernt Büsche, mäht das zwölf Hektar große Gelände und hat ein Auge darauf, dass gewisse Pflanzen nicht überhandnehmen. „Würde man das Gelände sich selbst überlassen, hätten wir dort schon längst wieder einen Wald“, sagt er.

Was mich für solche wertvollen Hinterlassenschaften des kalten Krieges auf eine grundsätzliche Idee bringt. Da sind einerseits die Naturschützer, die kein Geld haben. Da sind andererseits die Landrover-Liebhaber, die Lada-Niva- und GAZ 69- Freaks, die Unimog- und Traktoren-Fraktion. Auch viele alte Willys-Jeeps, DKW-Mungas, Dodge 58 Command-Car, Dodge WC 54 Ambulance, Borgward-Allrad-LKW und sogar ein Kettenkrad soll es in der Gegend geben. Diese nostalgischen Schwergewichte werden alle sorgsam gepflegt, aber aus Wald und Wiesen müssen sie fast überall draußen bleiben. Naturschützern sind die Dinger ein Dorn im Auge.

Doch jetzt ist die Gelegenheit zur Versöhnung gekommen! Motto: Einmal im Monat machen wir für euch die Heide platt und Ihr vergebt uns für den Rest der Zeit unsere Öko-Sünden. Ein Oldie-Feldzug für bedrohte Arten, aufsitzen, marsch! Das hat doch geradezu Modellcharakter: Regionen, die gerne so ein Heide-Biotop neu schaffen möchten, könnten die Offroad- und Paramilitär-Fraktion in ihrer Nähe um unbürokratische Amtshilfe bitten. Oder geht das jetzt zu weit?

 

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