Zero Covid. Net Zero. Vision Zero. Stillgelegte Kraftwerke, stillgelegte Industrie, stillgelegte Flächen, stillgelegte Automobile. Politische "Visionen" machen Europa zum Zentralfriedhof. Nach dem Neuwagen-Verbrennerverbot geht’s jetzt den Altautos an den Kragen.
Bevor es richtig losgeht, hier ein kleiner Hinweis aus aktuellem Anlass: Die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) bezeichnete Fahrzeuge der Firma Tesla als "Nazi-Auto[s]". Dazu wurde alles gesagt, nur eine naheliegende Frage wurde nicht gestellt: Wenn ein Tesla ein Nazi-Auto ist, was ist dann ein Volkswagen?
Für den Fall, dass Frau Kiziltepe vergessen hat, was ein Volkswagen ist, hier eine kleine Hilfestellung: Volkswagen ist die Firma, bei der Kiziltepe, im Windschatten des Arbeitsdirektors tätig, ab 2012 als Referentin zu Themen wie „Fachkräftemangel und Frauenquote“ auf die Spurhaltung achtete.
„Lange arbeitete sie nicht in Wolfsburg“, heißt es auf „bundestag.de“, woraufhin sie ihre Talente vollkommen der Politik widmete. Ihren Einlassungen zu Elon Musk nach zu urteilen, vernachlässigt sie in ihrem neuen Wirkungskreis jedoch einen Ratschlag von Antoine de Saint-Exupéry: „Bei einer Kerze ist nicht das Wachs wichtig, sondern das Licht“.
In logischer Fortentwicklung ihres Einsatzes für das Gute, Schöne und Tadellose empfehle ich der Berliner Arbeitssenatorin deshalb, sich für eine zeitgemäße Reform der Straßenverkehrsordnung (StVO) einzusetzen, denn dort steht Ungeheuerliches. In Paragraph 2/1 heißt es „Fahrzeuge müssen die Fahrbahnen benutzen, von zwei Fahrbahnen die rechte. Seitenstreifen sind nicht Bestandteil der Fahrbahn“ und in Paragraph 2/2 wird amtlich dekretiert „es ist möglichst weit rechts zu fahren, nicht nur bei Gegenverkehr, beim Überholtwerden, an Kuppen, in Kurven oder bei Unübersichtlichkeit“. Will sagen: Die gesamte Republik fährt rechts hinter der Brandmauer spazieren. Dem muss ein Ende bereitet werden, am besten zuerst in Berlin. Verehrte Frau Kiziltepe, übernehmen Sie.
Schwerlastregale mit immer neuen Paragraphenwerken
So viel zum Geisteszustand der Berliner Landesregierung. Und nun schalten wir um nach Brüssel ins nächste Sanatorium. Bataillone von Verbots-Ingenieuren füllen dort Schwerlastregale mit immer neuen Paragraphenwerken, voll mit einfallsreichen Gängelungen und Schikanen, für alles, was Räder oder zwei Beine hat. Selbst Vierbeiner kommen nicht ungeschoren davon: „Erstes EU-Land führt Steuer auf furzende Kühe ein“, heißt der neueste Schrei in Dänemark. Dort werden die Bauern für flatulierende Kühe besteuert. Meine Idee, aus Protest vom alten Volvo auf ein Deutsches Fleckvieh umzusteigen, scheint mir daher nicht zukunftssicher. Statt CO2-Besteuerung muss ich dann wahrscheinlich Methan-Abgabe abdrücken. Kein Entrinnen.
Wer denkt sich sowas aus? Wer zieht seine Befriedigung daraus, den Menschen und selbst den Kühen das Leben schwerer zu machen? Ursprünglich war es ja die noble Aufgabe der EU, für die Bürger in Europa zu arbeiten. Inzwischen erfolgt das Gegenteil. Irgendwann muss es in den geheiligten Brüsseler Hallen so etwas wie einen Polsprung gegeben haben. Passiert angeblich alle 200.000 Jahre und kann dauern.
Der neueste Anschlag aus Brüssel heißt „Aktualisierte Vorschriften für sicherere Straßen, weniger Luftverschmutzung und digitale Fahrzeugdokumente“. Auch das klingt, als wollten die Verantwortlichen nur unser Bestes, ist ja nur ein Pieks. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas, sagt: „Die EU ist fest entschlossen, die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten bis 2030 um 50 Prozent zu senken.“ Endziel vom guten Apostolos ist die „Vison Zero“, das heißt bis 2050 „nahezu keine Todesfälle und keine schweren Verletzungen auf den Straßen der EU“. Brüssel unternimmt somit den heroischen Versuch, das allgemeine Lebensrisiko zu beseitigen, das kommt im Ranking des Größenwahns noch vor der Klimarettung. Und sichert den Beamtensessel für mindestens weitere 5.000 Jahre, sollte die EU nicht vorher plötzlich und unerwartet aus dem Leben scheiden.
Keine Geburten mehr, keine Toten mehr
Der Weg zur Vision Zero ist von kindlicher Schlichtheit: kein Straßenverkehr mehr, keine Autos mehr, keine Toten mehr. Genau übrigens wie bei Zero-Covid: keine menschliche Interaktion mehr, keine Toten mehr. Noch Bestechender ist nur „Zero Birth“: keine Geburten mehr, keine Toten mehr.
Wenn das mal nicht ein hinreißendes Zukunftprogramm ist: Der sicherste Weg zur Glückseligkeit besteht darin, die Europäische Union vorsorglich und nachhaltig in den Wiener Zentralfriedhof zu verwandeln.
Laut Statisik starben 2024 in Deutschland 2.780 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr, der drittniedrigste Stand seit 1953 (im Jahr 1970 gab es noch 19.193 Verkehrstote). Während der Autoverkehr achtsame Aufmerksamkeit genießt, geben sich die Beteiligten bei anderen Zusammenstößen mysteriöserweise deutlich gelassener.
So verzeichnet die Statistik 2022 in Deutschland 8.160 Messerangriffe mit gefährlicher und schwerer Körperverletzung (sowie 4.195 Raubdelikte mit Messer-Unterstützung). Die Gefahr, in Deutschland von einem Messer-Angriff mit gefährlicher und schwerer Körperverletzung heimgesucht zu werden, ist demnach dreimal höher, als im Straßenverkehr zu Tode zu kommen. Der gemeine Bürger fährt dann doch lieber Auto statt Bahn, eine unmittelbar einleuchtende Sicherheitsmaßnahme.
Ihr Auto verwandelt sich in einen bedrohlichen Werwolf
Die volle Fürsorge unserer EU-Hirten gilt dessen ungeachtet – man muss ja Prioritäten setzen – den „Herausforderungen unsicherer und alternder Fahrzeuge, „…die zu Unfällen, Todesfällen und Verletzungen beitragen“. Deshalb sollen neben vielen anderen neuen Vorschriften jetzt alle Autos, die älter als zehn Jahre sind, jährlich zum TÜV befohlen werden, bis der Besitzer ob der teuren und nervenden Kontrollen zermürbt ist und den treuen Freund im Getrenntmüll entsorgt. Dort gehört er laut Altauto-Verordnung nämlich hin. Etwa jedes zweite Auto in Deutschland ist älter als zehn Jahre. Sollten Sie ein solches Mobil besitzen, seien Sie gewarnt: Genau an seinem 10. Geburtstag verwandelt sich ihr treuer Blechfreund über Nacht in einen lebensbedrohlichen Werwolf.
Da lohnt doch ein kurzer Blick auf die Haupt-Unfallursachen. Laut dem Statistischen Bundesamt und der Initiative „Runter vom Gas“ wurden in Deutschland im Jahr 2023 bei Unfällen mit Personenschaden folgende „häufige Fehler von Fahrzeugführenden festgestellt“:
- Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren: 52.307 Fälle.
- Missachtung der Vorfahrt / des Vorrangs: 45.758 Fälle.
- Ungenügender Abstand: 44.154 Fälle.
- Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit: 39.136 Fälle.
- Eingeschränkte Verkehrstüchtigkeit (z. B. durch Alkohol): 25.161 Fälle
Die Haupt-Unfallursachen scheinen mir demnach vom Fahrer und nicht vom Automobil auszugehen. Falsch Abbiegen oder zu wenig Abstand halten kann der Mensch auch mühelos mit seinem nagelneuen EU-konformen E-Transformationsmobil. Was die Kontrolettis nicht daran hindert, als Legitimatation für den jährlichen Altauto-TÜV anzuführen: "Zwischen 2026 und 2050 werden diese Vorschläge schätzungsweise rund 7.000 Menschenleben retten und rund 65.000 schwere Verletzungen verhindern." Und ich bin der Kaiser von China. Das Nähere entnehmen Sie der EU-Presse-Mitteilung.
„Das Risiko des Kilometerzählerbetruges“
Der Gipfel der Gemeingefährlichkeit wird darin folgendermaßen beschrieben: „Mit der Überalterung des Fuhrparks steigt auch das Risiko des Kilometerzählerbetruges“. Das stimmt zwar, auch ich zähle zum überalterten Fuhrpark und bescheiße gerne um ein paar Jahre. Warum mein 30 Jahre alter Volvo 740 Kombi (über 400.000 Kilometer) und ich aber nun als potenzielle Kapitalverbrecher bekämpft werden müssen, leuchtet mir dennoch nur bedingt ein. Der Kilometerstand ist bei dem alten Elch vollkommen egal, er läuft auch so oder so noch 200.000 Kilometer. Und deshalb gebe ich ihn – trotz etlicher Avancen – auch nicht her.
Angesichts der – ähm, nicht ganz nachvollziehbaren – Argumentationsketten, drängt sich der Eindruck auf, dass es der EU weder um Verkehrssicherheit noch um ehrbaren Gebrauchtwagenhandel geht, sondern schlicht darum, solche widerständischen Mobile, deren Besitzer glauben, sich den behördlich verordneten Wanzen- und E-Mobilen entziehen zu können, endlich von der Straße zu räumen.
Der Krieg gegen das Auto ist nichts anderes als ein wichtiger Bestandteil des Vielfrontenkrieges gegen alle Aspekte der ehemals bürgerlichen Freiheiten. Das unverwanzte Auto ist gleichsam das Bargeld des fahrenden Volkes. Beides macht unabhängig und entzieht sich der Kontrolle – und deshalb muss es ausrangiert werden.
Das von vielen Menschen bezahlbare Ford T-Modell sorgte seit 1908 für die Demokratisierung des Individualverkehrs und eine bis dahin undenkbare Ausweitung des Bewegungsradius. Es wird auf ewig eine Garage im Herzen des amerikanischen Traumes besitzen – billig, robust, unverwüstlich und von jedem Dorfschmied reparierbar. Die unveräußerlichen Rechte eines jeden Menschen auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit“ („The Pursuit of Happiness“) sind in den USA untrennbar mit dem Auto verwoben.
Die Neuzulassung „ehrlicher“ Autos ist nicht mehr möglich
In Europa wird das Auto hingegen zur digitalen Fußfessel hochgerüstet:
- Mit der seit letztem Jahr vorgeschriebenen „Driver Monitoring“ Funktion. Die Reichweite oder der Bewegungsradius der Totalüberwachten kann dann künftig mühelos von Big Brother begrenzt werden. Kilometer können rationiert oder zugeteilt werden, so ähnlich wie der Strom zuhause per "Smartmeter". Das harmoniert trefflich mit der sozialistischen Idee einer „maximal zugestandenen Wohnfläche pro Kopf“ (siehe hier) und einer „maximalen Fleischmenge pro Woche“ (siehe hier), sprich Rationierung.
- Keiner fährt mehr alleine: Polizei, Staatsanwaltschaft, Führerscheinstelle, Amtsarzt, Finanzamt, Hersteller (Gewährleistungs-/Garantieabteilung), Finanzdienstleister, Versicherungen, Nachrichtendienste, Hacker, Identitätsdiebe – sie alle sind Beifahrer im zur Riesenwanze transformierten Neuwagen.
- Kleinwagen wurden bereits weitgehend gekillt, immer komplexere, teurere und schwerere Fahrzeuge („Software Defined Vehicle“), möglichst mit elektrischem Antrieb, treten an die Stelle des robusten, leicht zu reparierenden und praktischen Autos ohne Schnickschnack. So ein Mobil ist längst technisch komplizierter als die erste Mondrakete; angesichts der Preis und Unterhaltskosten muss schon der Mittelstand beim Kauf passen, laut Statista wird nur noch jeder dritte Neuwagen in Deutschland von privat gekauft.
- Die Gewöhnung der Autofahrer an die Totalüberwachung und Rationierung durch Verbrämung als Fortschritt, Gesundheitsvorsorge, Verkehrssicherheit und dergleichen – wie bei Corona und beim „Klimaschutz“ erfolgreich vorexerziert. Wer zweifelt, ist verdächtig, sprich räächts.
- „Phasing-Out“ nennt sich die künstliche Beschränkung der Nutzungsdauer eines Automobils, die auf digitalem Wege ein Kinderspiel ist. Wie so etwas funktioniert, durften im vergangenen Jahr die Besitzer von Fisker-Automobilen erfahren.
- Alternativ erfolgt die Enteignung über die EU-Altautorichtlinie.
- Die Neuzulassung „ehrlicher“ Autos ohne all diese Möglichkeiten ist in der EU seit 2024 nicht mehr möglich.
Führerschein-Entzug für Unholde aller Art
Nun gibt es einen gewissen Anteil der Menschen, der die Motivlage der barmherzigen EU-Hirten durchschaut und sich widerspenstig verweigert. Doch auch diesem kann nachgeholfen werden. Die Instrumente liegen jedenfalls bereit für die faktische Abschaffung alter, nicht überwachbarer Automobile:
- Astronomische Kosten für Steuern, Versicherung, TÜV-Gebühren. Altautoverordnungen und dergleichen.
- Verteuerung des Betriebs (Maut) und Parkens unverwanzter Autos.
- Immer neue Grenzwerte, wenn die alten Grenzwerte wider Erwarten eingehalten werden können. Ab Euro4-Norm ist die Luft aus dem Auspuff sauberer als die angesaugte Luft. Der UBA-Fachmann Axel Friedrich sagte schon im Jahr 2000 zu Die Zeit, eine früher häufiger praktizierte Selbstmordmethode funktioniere mit den neuen Autos nicht mehr: "Wer bei geschlossenem Garagentor den Motor laufen lässt, verhungert, bevor er an den Abgasen krepiert". Immer weiter verschärfte Abgasvorschriften werden dessen ungeachtet in die Welt gesetzt, um den Verbrenner endlich tot zu kriegen.
- Am besten ist es naturgemäß, wenn das gemeine Volk gar nicht erst einen Führerschein macht, um dann später auf den dummen Gedanken zu kommen, sich ein Auto zuzulegen. Die Preissteigerungen für die Fahrerlaubnis überholen sogar die Inflation mühelos. Und auch an die, die schon einen Führerschein haben, wird gedacht: In den meisten europäischen Ländern werden ältere Semester bereits regelmäßig getestet, ob sie weiterhin die Straßen unsicher machen dürfen. Danach kommt das sozialverträgliche Frühabgeben der Fahrerlaubnis.
- In Deutschland wird man derweil anderweitig kreativ: Wer keinen Unterhalt zahlt, soll laut jüngster Koalitionsverhandlungen „härter bestraft werden, beispielsweise durch Führerscheinentzug“. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Unholde, beispielsweise solche die "Hass und Hetze" verbreiten, zu Fuß gehen dürfen.
Der heroische Kampf der Obrigkeit gegen das vermaledeite Automobil, welches grundsätzlich eine Gefahr für die Allgemeinheit und im Speziellen für sie selbst darstellt, strebt immer neuen Höhepunkten zu. Ganz einfach, weil es den Untertanen völlig falsche Vorstellungen von Freiheit vermittelt.
Einschlägige, des Aufrührertums verdächtige Personen
Der Gebrauch des Autos ist aus staatlicher Sicht eigentlich nur noch gewollt oder geduldet, wenn dieser dazu dient, die Arbeits- respektive Steuerzahlerverpflichtung gegenüber dem Obrigkeitsstaat aufrechtzuerhalten. Idealvorstellung ist aber grundsätzlich die Käfighaltung von Menschen in 15-Minuten-Städten inklusive faktischem Zwang zum Home Office.
Einschlägige, des Aufrührertums verdächtige Personen aus dem Querdenker-Millieu, etwa Hannah Arendt, hegen seit jeher eine schädliche Faszination für Bewegungsfreiheit. Arendt sprach in ihrer Rede zur Verleihung des Lessingpreises in Hamburg schon 1959:
„Von allen spezifischen Freiheiten, die uns in den Sinn kommen mögen, wenn wir das Wort Freiheit hören, ist die Bewegungsfreiheit nicht nur die historisch älteste, sondern auch die elementarste; das Aufbrechen-Können, wohin man will, ist die ursprünglichste Gebärde des Freiseins, wie umgekehrt die Einschränkung der Bewegungsfreiheit seit eh und je die Vorbedingung der Versklavung war“.
Ein erstaunliches Zitat, Hannah Arendt konnte die EU-Kommission ja noch nicht kennen.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.