Dirk Maxeiner / 28.08.2022 / 06:15 / Foto: Lucas Favre/Unsplash / 90 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Autos zu Wärmestuben

Deutschland verfügt über 50 Millionen Automobile mit etwa 100 Millionen Liegesitzen, das heißt, bei einem gänzlichem Gasausfall muss niemand frieren. Fahrzeuge sind deshalb stets voll betankt zu halten und neben der Warnweste auch mit Decken und Kopfkissen auszustatten, so dass selbst Frostnächte der Bevölkerung nichts anhaben können.

Die Formulierung „Gas geben“ als Synonym für automobile Lebensfreude und schnelles Vorankommen war in grünen Kreisen bislang ja nicht so beliebt. Das hat sich jetzt geändert. Rot-grüne Emissäre brechen gleich rudelweise auf in die weite Welt und fordern Regierungschefs und Ölmagnaten auf: „Bitte Gas geben“. Vergangene Woche flöteten Scholz und Habeck in Kanada „Please give Gas“ (denglische Übersetzung) weltläufiger formuliert „Speed up“ oder auch ganz energisch „Put the throttle down“. In Venezuela heißt es „Acelerar“, in Norwegen „Å gi gass“ und in Moskau „Ускорение“. Das eine deutsche Regierung international so energisch die Freude am Angasen propagiert, trägt ihr ein seltenes Lob vom Sonntagsfahrer ein, man muss auch gönne könne.

Ergänzt wird die Charme-Offensive aus Berlin durch das „Energiesparprogramm der Bundesregierung“, das in den Medien kurz so zusammengefasst wurde: maximal 19 Grad in öffentlichen Gebäuden, Flure dürfen nicht mehr beheizt und Denkmäler nicht mehr beleuchtet werden, Heizverbot für Privat-Pools. Auch hier gilt ein großes Lob, dass sich das Heizverbot auf private Swimmingspools, aber nicht auf eine sonntägliche Spaßrunde auf dem Nürburgring erstreckt. 

Gleichwohl sollte der solidarische Autofahrer mit einem Ertüchtigungsprogramm der Bundesregierung ermutigt werden, sich an der nationalen Kraftanstrengung zu beteiligen. Die Umrisse der Regierungsvorgabe „Lastenfrei mit dem Auto“, kurz „LMA“ möchte ich im folgenden kurz skizzieren. Die Vorgabe folgt einem ganzheitlichen Ansatz, die Automobiltechnik, die Verkehrs-Infrastruktur sowie das Verhalten des Fahrers und der gesellschaftlichen Stakeholder miteinbezieht.

Die gesamte Beleuchtungsanlage ist außer Kraft zu setzen

So sind die Verdunkelungs-Anstrengungen der Bundesregierung durch das sofortige Abschalten sämtlicher Vekehrsampeln zu unterstützen, da dies nicht nur enorm viel Strom spart, sondern auch den Verkehrsfluss selbstregulierend entzerrt und unnötige Bremsvorgänge minimiert. Automobilfachleute weisen seit Jahren darauf hin, dass das Bremsen zu den Hauptenergievernichtern im Fahrzeug zählt. Für die Dauer des Winterhalbjahres sind deshalb die Bremsen sämtlicher Fahrzeuge zu deaktivieren, die Fahrer der Automobile werden in Schnellkursen auf die neuen Gegebenheiten eingestimmt, Fußgänger und Radfahrer müssen entsprechend vorausschauend agieren.

Um den Kraftstoffverbrauch weiter zu senken, ist ferner die gesamte Beleuchtungsanlage außer Kraft zu setzen, um dem Verdunkelungsgebot der Bundesregierung Rechnung zu tragen. Ist dies aus technischen Gründen nicht möglich, müssen zumindest die Scheinwerfer mit schwarzem Isolierband abgeklebt werden, wobei nur ein Streifen von ein Zentimeter Höhe und fünf Zentimeter Breite offen bleiben darf. Automobiles Fernlicht beleuchtet sonst unzulässig öffentliche Gebäude und Baudenkmäler und unterläuft die staatlichen Bemühungen im Rahmen des Energiesparprogramms der Bundesregierung. Damit Automobile auch in der Dunkelheit rechtzeitig erkannt werden, wird die Entfernung des Endschalldämpfers empfohlen.

In Rathäusern, ADAC-Geschäftsstellen und Covid-Teststationen werden überdies Holzklötze mit einer Seitenlänge von 2,5 Zentimetern vorgehalten und kostenlos an Autofahrer abgegeben. Diese müssen bis zum 1.Oktober fest unter dem Gaspedal verschraubt oder verschweißt werden. So ergibt sich ein individuelles Tempolimit und ein Minderverbrauch von etwa 50 Prozent. Die Gasunterlage ergänzt damit in genialer Weise die Gasumlage.

Außerdem ist auf dem Fahrzeugdach eine Wasserwage anzubringen, die über einen elektrischen Kontakt die Kraftstoffzufuhr ausschaltet, sobald das Fahrzeug bergab fährt. Versuche ergaben beispielsweise, dass eine Fahrt von der Brennerpasshöhe bis kurz vor Verona gänzlich ohne Kraftstoffverbrauch möglich ist. Ältere Automobilisten sind mit diesem Phänomen noch aus früheren Seifenkistenrennen vertraut.

„Automobile zu Wärmestuben“

Ferner ist das Automobil in das regierungsamtliche Programm „Rette sich, wer kann“ (RSWK) einzubeziehen. Deutschland verfügt über 50 Millionen Automobile mit etwa 100 Millionen Liegesitzen, das heißt, bei einem Blackout oder gänzlichem Gasausfall muss niemand frieren. Im Rahmen der Aktion „Automobile zu Wärmestuben“ (AZW) sind Fahrzeuge deshalb stets voll betankt zu halten und neben der Warnweste auch mit Decken und Kopfkissen auszustatten, sodass mit laufendem Motor und bei eingeschalteter Heizung selbst Frostnächte der Bevölkerung nichts anhaben können. Freie Plätze sind Menschen in Not oder Fahrradfahrern zur Verfügung zu stellen. Wir lassen niemanden allein.

Auch die viel diskutierte Duschfrage kann dank progressiver Automobiltechnik gelöst werden. Zu diesem Zweck wird am Kühlkreislauf ein Schlauch angebracht, der in einem Duschkopf am Dachhimmel über dem Fahrer endet. So kann auf dem Weg zur Arbeit morgens warm geduscht werden. Das Wasser wird in einer Schüssel aufgefangen und später wieder dem Kühlkreislauf zugeführt. Das Bundesverteidigungsministerium stellt zur Schonung der Fahrzeuge 100.000 Plaste-Schonbezüge aus alten Beständen der Volksarmee zur Verfügung. Christine Lambrecht sieht dies als „richtungsweisenden Beitrag der Bundeswehr zur Unterstützung der Zivilgesellschaft“. 

Im Motorraum ist ferner ein Wärmekorb im Format einer 800-Gramm-Dose zur Erhitzung von Schnellmahlzeiten und Babykost anzubringen. Zur Befüllung sind im Kofferraum neben dem Verbandskasten jeweils drei Dosen „Maggi Ravioli in Tomatensoße“, Aldi-Gulaschsuppe „La Finesse“ und einem Bohnen-Eintopf „Orientalisch“ vorzuhalten.

Für Elektroautomobile gelten Sonderregelungen. Hierbei werden die Warnungen der Bundesnetzagentur berücksichtigt. Diese warnen vor der Gefahr, „dass die Stromverteilnetze überlastet werden, wenn massig Heizlüfter angeworfen werden". Der Gebrauch von Heizungen in Elektroautos ist daher ab 1. Oktober verboten. Auch hier will Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mit 100.000 Wärmflaschen aus Beständen der Bundeswehr unbürokratisch helfen.

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Lucas Favre/Unsplash

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Frances Johnson / 28.08.2022

DeKaWE: Dort kann ich wärmen.

Klaus Keller / 28.08.2022

Ein Tipp wenn es keine Heizlüfter mehr geben sollte. Ich habe kürzlich meinen Staubsauger einer gründlichen Reinigung unterzogen und ihn kurz im freien ohne alles (Staubauffangbehälter, Filter etc.) laufen lassen und dabei festgestellt das die 750 Watt elektr. Leistung wohl doch zum größeren Teil in Wärme umgewandelt werden. PS Ich bin in Südhessen am Rande des Odenwaldes aufgewachsen. Der Landesteil gehörte angeblich auch zum Westen. Beheizt wurde nur das Wohnzimmer und die Küche. Im Winter waren Eisblumen in den Schlafzimmern normal. Wer das nicht kennt: Luftfeuchtigkeit kondensiert am Fensterglas und gefriert dann und es bilden sich schöne, mehrere Millimeter dicke weiße Blumenmuster aus Eis.

sybille eden / 28.08.2022

Peter ROBINSON, - ich bezeichne diese Staatsform als links - grüne FASCHOKRATIE,  also einen Faschismus mit demokratischer Fassade !

Peter Woller / 28.08.2022

ZDF Heute berichtet, dass Linke und Rechte einen heißen Herbst wollen. Linke und Rechte wollen den Unmut der Bevölkerung über die gescheiterte Energiepolitik instrumentalisieren. Das die Grünen die Energiepolitik an die Wand fahren, wird von ZDF Heute wohlweislich verschwiegen.

Wolfgang Nirada / 28.08.2022

Hab heute “im Netz” eine ganz andere Idee gefunden… Mal sehen ob ich es zensurfrei rüberbringen kann… Da hat sich jemand um einen Platz im Flüchtlingsheim beworben - dort muss sich keiner “impfen” lassen, es ist garantiert mollig warm und zum Duschen gibt es unbegrenzt heißes Wasser, 3 warme Mahlzeiten am Tag, reichlich Taschengeld und medizinische Vollversorgung…  und sollte mann sich trotzdem noch unglücklich fühlen kommt ein Psychologe… Ein Traum wird wahr - nur leider nicht für Deutsche…

Eberhardt Feldhahn / 28.08.2022

In ihrer Aufzählung fehlt das von Herrn Kretschmann initiierte DWZ! Das „Deutsche Waschlappen Zertifikat“, nur mit Originalunterschrift von Kretsche natürlich, berechtigt zur Reinigung von mehr als vier intimen Stellen und darf auch im KFZ benutzt werden.

Heinrich Wägner / 28.08.2022

Genau so ist es werter Herr Steffen Huebner. Die Achse des lächeln’s. Egal wo ich Kommentare lese , man lächelt es weg. Fängt an beim Grinsen des Kanzlers. Wehret den Anfängen wäre ein gut gehende Vorgehensweise für Mutter und Vater gewesen und hätten uns den Endsieg und das Spielen in Trümmern erspart. Wehret den Anfängen haben wir unseren Kindern gesagt. Unser Untergang war Braun . Der neue Untergang wird Grün. Armes, dummes Deutschland du fäll immer wieder auf das herein was ich dank meiner frühen Geburt nicht mehr mit erleben muss. Schieße mich ihnen an. Chris Stock , die Zeit der Lächerlichkeit ist vorbei.

Joachim Dengler / 28.08.2022

Das Abkleben der Scheinwerfer hat ganz wunderbar geklappt. Mit dem Ausbau der Bremsen gibt es noch ein paar, hoffentlich lösbare Probleme. Und für die Kühlwasserdusche muss ich noch Teile beim Baumarkt besorgen. Frage: Muss ich die Veränderungen am Fahrzeug vom TÜV prüfen lassen, oder kann ich mich auf das Kriegsrecht berufen?

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