Liegt die Pleite mit den Elektroautos an der AfD? An den „Maxwellschen Gesetzen“? Oder treffen Mars und Uranus auf den Widder? Weit gefehlt: Mr. Bean war es! Das behauptet ein Bericht im britischen Oberhaus.
Obwohl Elektroautos wegen ihrer lautlosen und turbinenartigen Leistungsentfaltung allgemein gepriesen werden, läuft ihr Verkauf so unrund wie ein Zweizylinder mit defekter Zündspule. Kurz gesagt: Es ist ein veritables Desaster, ähnlich der Erfindung der veganen Currywurst. Beinahe täglich kommen niederschmetternde Nachrichten von der Elektrofront, die Beteiligten sitzen im Schützengraben und halten den Helm fest. „Seit dem Ende der Förderprämie werden E-Autos mit hohen Rabatten verramscht“, berichtet das Handelsblatt über die große „E-Nüchterung“. Der Daily Telegraph macht auch nicht gerade Hoffnung: „Der demütigede E-Auto-Abstieg hat begonnen“, die ehrgeizigen westlichen Regierungs-Pläne seien in vollem Rückzug begriffen.
So hat Renault seinen Plan aufgegeben die Elektrosparte „Ampere“ als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen, Volvo zieht sich aus seiner mit Vorschuss-Lorbeeren (so groß wie Melonen) gestarteten Elektromarke „Polestar“ zurück. Besonders bitter: Während bei VW die E-Auto-Bänder stillstehen, fahren sie in Wolfsburg für die Verbrennermodelle Sonderschichten. Es gibt eben nicht nur Denkzettel-Wähler, sondern auch Denkzettel-Käufer.
Und so lernen wir, ähnlich wie ein Kleinkind, das den Finger in eine Mausefalle steckt, eine Lektion: Große staatlich gelenkte Industriepläne funktionieren fast nie, weder in Rot noch in Grün. Die Große Transformation zur Elektromobilität kann es mit der Umleitung der sibirischen Flüsse Ob und Jenissei aufnehmen, die im Rahmen des „Großen Stalinschen Plans zur Umgestaltung der Natur“ in der Sowjetunion ab 1948 ins Werk gesetzt werden sollte. Michail Gorbatschow beerdigte den schönen Plan dann 1986. Auf dem Zeitpfeil befinden wir uns mit Robert Habeck derzeit in der Ära Leonid Iljitsch Breschnew. Vorläufig fließen die Flüsse noch rückwärts. Glasnost („die Dinge benennen“) kann in Deutschland noch dauern. Gerade haben sie bei der EU beschlossen auch die Lastwagenindustrie zu ruinieren. Ab 2040 sollen Brummis auch elektrisch fahren, das heißt, ihre Nutzlast dient dann dazu, ihre eigenen Mammut-Batterien durch die Gegend zu kutschieren.
Liebhaber schneller und alter Autos
Bis uns Gott Hirn vom Himmel schickt, müssen deshalb erst mal noch Schuldige für den missglückten Ausflug ins Technikmuseum gefunden werden. Liegt die E-Autopleite an der AfD? Putin? Netanyahu? Trump? An den „Maxwellschen Gesetzen“? Oder treffen Mars und Uranus ungünstig auf den Widder? Weit gefehlt: Mr. Bean war es! Der britische Komödiant Rowan Atkinson ist schuld, behauptet zumindest ein im britischen Oberhaus verlesener Bericht.
Atkinson, ist als „Mr. Bean“ untrennbar mit der gleichnamigen Serie verbunden und außerdem ein Liebhaber schneller und alter Autos sowie Inhaber eines Master of Science in Elektrotechnik. Als Serienstar und Pilot mit Autosammlung (darunter ein McLaren F1, den er bei einem Unfall couragiert und mitsamt seiner Schulter zerlegte) genießt er in Sachen Auto bei seinen Landsleuten ein hohes Ansehen. Florian Silbereisen würde sagen, er genießt "das Privileg, dass man ihm zuhört". Nur ist Atkinson eben kein Silbereisen und macht vom Privileg, dass man ihm zuhört, auch Gebrauch, wenn es den Tadellosen nicht kommodiert.
So schrieb er letztes Jahr im britischen Guardian Kritisches zu Elektroautos, von denen er ein erstes schon vor zehn Jahren käuflich erwarb. Er fühle sich ein bisschen verarscht, ließ er wissen, als wohlerzogener Gentleman benutzte er diese Vokabel natürlich nicht, sondern schrieb „duped“ – „getäuscht“. Der Idee des E-Autos eigentlich wohlgesonnen, aber aus Erfahrung kritisch geworden, nahm er unter anderem die bescheidene Ökobilanz der E-Mobile samt der Lebensdauer der Batterien kritsch unter die Lupe.
„Unsere Flitterwochen sind vorbei“, schrieb er zu den „ein wenig seelenlosen“ Fahrgeräten. Sehr gut gefallen hat mir auch sein von praktischem Verstand geprägter Ratschlag, der kurz gesagt so lautet: „Wenn Sie möglichst umweltfreundlich um die Ecke biegen wollen, behalten Sie ihr altes Auto und fahren nicht so viel damit“. Da kann der Sonntagsfahrer nur sagen: Great minds think alike. Die Übersetzung dieses mir ans Herz gewachsenen Spruches schwankt übrigens zwischen „Ah, ich sehe, wir verstehen uns“ oder auch „Zwei Dumme, ein Gedanke“.
Die Netto-Null-Strategie hintertrieben
Die Öko-Lobby hat indes die wahren Schuldigen an der Kaufenthaltung des Publikums ausgemacht: Es sind die Kritiker, die in der Schule noch rechnen gelernt haben, und der "Schädlichste" von allen sei Atkinson, weil jedes Kind ihn kennt. Mr. Beans Einlassungen brachten die Großen Transformatoren auf die Palme wie einen vom Leoparden gebissenen Schimpansen, und sie setzten ein ganzes Bataillon von „Faktenfindern" und Schönrechnern in Marsch. Dem Oberhaus-Ausschuss für Umwelt und Klimawandel wurde von der Ökolobby „Green Alliance“ mitgeteilt, dass der Schauspieler für die verunfallte öffentliche Meinung über Elektrofahrzeuge mitverantwortlich sei. Kurzum, Mr. Bean habe damit die "Netto-Null-Strategie" (Zero-Emission-Strategie) hintertrieben, nach der von Premierminister Rishi Sunak neue Benzin- und Dieselfahrzeuge ab 2035 verboten werden sollen.
Ich aber erkläre hiermit verbindlich, dass ich mit dem rasenden Herrn Atkinson ein neues Vorbild gewonnen habe. Und entsprechend erwäge ich, mein künstlerisches Repertoire zu erweitern. Der Humor von Mr. Bean basiert laut Wikipedia fast ausschließlich auf Mimik, Gestik und Slapstick-Einlagen der Hauptfigur, die so gut wie nie spricht. Er steht damit in der Tradition der klassischen Stummfilm-Komödien von Buster Keaton, Charlie Chaplin, Laurel und Hardy sowie Jacques Tati und dessen Filmfigur Monsieur Hulot. Damit können die einschlägigen Hass-und-Hetze-Paragraphen schon mal erfolgreich umschifft werden. Hass und Hetze dürften, wenn es so weitergeht, ja nicht nur gegenüber Personen verboten sein, sondern auch gegenüber Gegenständen, beispielsweise Windrädern, Lastenfahrrädern und veganen Schnitzeln.
Bei Mr. Bean steht im Mittelpunkt der Handlung meist eine Alltagssituation, die er durch Ungeschick und sein Verhalten in eine Katastrophe verwandelt. „Die Handlung ist selbsterklärend, so dass es – ähnlich wie bei Dinner for One – keiner Übersetzung durch Untertitel oder Synchronisation bedarf“, schreibt Wikipedia. Da drängt sich die Schlange vor einer winterlichen E-Auto-Ladestation ja geradezu auf. Auch in der Politik gibt es auf diesem Feld übrigens Naturtalente; eine unvergessene Kostprobe liefert hier die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Eva Högl, die ihre Frohnatur während einer Traueradresse von Martin Schulz gekonnt entfaltete. Sehr gelungen kommt auch Joe Biden rüber, wenn er über das Rednerpult stolpert wie Butler James über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells in Dinner for One.
Mr. Bean, der mit einem klapprigen Austin-Mini über die Leinwand holpert, begegnet dabei übrigens oft einem hellblauen Reliant Regal Supervan III, der jedes Mal was abkriegt, etwa, indem Mr. Bean ihn von der Straße drängt und zum Kippen bringt oder das Dreirad aus seiner Parklücke schiebt. Das ist deshalb problemlos möglich, weil das lustige Gefährt nur etwa halb so viel wiegt wie eine Tesla-Batterie. Die Reliant-Dreiradfahrzeuge nehmen in der Kultur Großbritanniens einen besonderen Platz als Symbole britischer Exzentrizität ein, in Deutschland vergleichbar dem inzwischen unter die Räder gekommenen „Streetscooter“ der Post, der einen besonderen Platz als Symbol deutscher Elektrizität einnimmt und reichweitenbedingt eine Kultur des unbedingten Durchhaltewillens manifestiert.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.
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