Eine nette junge Frau namens Sarah schildert in einer sensiblen ARD- und ZDF-Doku ihre Liebe zu einer Boeing 737-800. Ein Akt der Objektophilie („Sex mit meinem Flugzeug“), der laut einer Therapeutin meist „nicht behandlungsbedürftig“ ist. Eine Hoffnung für Deutschlands Autofahrer!

Die Übersicht über die zahlreichen neuen Geschlechter und deren Ausdrucksformen zu behalten, fällt mir immer schwerer, besonders, wenn ich vor der Frage stehe, in welchen Parkplatz ich da einrangieren soll. Zuviel Auswahl überfordert mich bereits beim Einkaufen. Die von mir konsultierte Ratgeberseite wmn konnte bedauerlicherweise auch nicht weiterhelfen: „Wie viele Geschlechter gibt es? – eine Frage ohne Antwort.“ Nun gut. Die Frage „Wer bin ich?“ korreliert ja in gewisser Weise mit der Frage: „Mit wem treibe ich es?“ Die scheint mir eindeutiger beantwortbar.

Vergangene Woche hatte ich sogar ein regelrechtes Erweckungserlebnis, dank der „TruDoku“ in ZDF und ARD. Dort wird das dringend aufarbeitungsbedürftige Phänomen der „Objektophilie“ in den Mittelpunkt gerückt. Eine nette junge Frau namens Sarah schildert ihre Liebe zu einer Boeing 737-800, wobei sie sich nicht sicher ist, ob es sich um eine „Sie“ (Boeing) oder einen „Er“ (Jet) handelt, das ist aber auch egal, Sarah nennt das Ding „Dicki“. Der etwas reißerische Titel der Doku lautet „Sex mit meinem Flugzeug“ und das „Coming-out“ wird von einer Sexualtherapeutin einfühlsam eingeordnet. Es handele sich bei der Objektophilie um „eine romantische und/oder sexuelle Annäherung gegenüber unbelebten Gegenständen“, sagt die Fachfrau, bei den meisten Menschen bestehe allerdings keine „Behandlungsbedürftigkeit“, denn die Objektophilen „leiden nicht darunter“.

Und jetzt kommt's: Sarah ist nur die Spitze des Eisbergs. Deshalb folgt hier jetzt mein Coming-out, wobei ich nicht einsam und alleine bin, denn in Deutschland wimmelt es vor allem unter der männlichen Bevölkerung nur so von Objektophilen, die bislang in übler Weise diskriminiert wurden. Menschen, die ihrem Auto sanft über die Haube streicheln, galten bislang als irregeleitete Hohlköpfe, die eine Penisverlängerung aus Blech glücklich macht – und ansonsten den Rest der Menschheit mit dem Geräusch von Klappen-Auspuffanlagen quält. Besonders unter divers-sensiblen grünen Gemütern hat sich dieses zutiefst autophobe und menschenfeindliche Narrativ verfestigt. 

Nun wird das Thema endlich aufgebrochen, und die Betroffenen erfahren eine späte Rehabilitation als Opfer sexueller Diskriminierung. Wenn das Streicheln einer Boeing 737 mit 40.000 PS (grob überschlagen) in den selbstverständlichen Kosmos menschlicher Liebeshandlungen aufgenommen wird, dann gilt dies allemal für die Zuneigung zu einem Dodge Charger mit Hellcat-Motor und bescheidenen 717 PS. Willkommen im Kreise der Guten und Bunten, im verführerischen Labyrinth der woken Verkehrsregelungen, ja ganz allgemein im Wunderland des Herren! Dank ARD und ZDF weiß der gemeine Bleifuß nun endlich, dass er nicht behandlungsbedürftig ist und kann den/die/das nörgelnde Ehefrau/-mann/-es auf seine Seeligsprechung durch ARD und ZDF verweisen. Wir sind Sarah! Endlich sind meine Rundfunkgebühren mal für etwas gut, noch nie habe ich mich von den Kollegen bei den Öffentlich-Rechtlichen so gut verstanden gefühlt. 

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