Dirk Maxeiner / 04.02.2024 / 06:15 / Foto: Louis_Feuillade / 77 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Geheimsprech für Autopiloten

Sie wollen Ihre Meinung sagen? Befolgen Sie dazu einfache Prinzipien der Verschlüsselung. Ein Satz mit Olaf Scholz klingt dann so: „Die Kopfstütze braucht die Zentralverriegelung, denn sie fürchtet die Ölwanne". Ein sprachlicher Leitfaden.

Rund zwei Drittel der Deutschen trauen sich angeblich nicht mehr zu sagen, was sie denken. Es könnte ja der Falsche zuhören. So ging es mir jedenfalls neulich im Intercity-Zug nach Heidelberg. Das Abteil war voll besetzt, und ich nahm in aller Kürze und mit beinahe flüsternder Lautstärke ein Telefonat entgegen. Ein Kollege wollte mit mir über einen Text sprechen, und ich bat ihn, das bitte zu verschieben, bis ich sprechen könne. Nur einen – wie ich dachte – kryptischen Hinweis machte ich vorab: „Er hat nicht Ratten gesagt, sondern Rattenfänger.“ Daraufhin sank die Temperatur im gut geheizten Abteil auf etwa 20 Grad unter Null, und die zuvor freundliche Stimmung gefror zu Blöcken wie frisch gemolkene Milch im sibirischen Oimjakon

Da lob ich mir doch das Autofahren, besonders alleine oder in Begleitung der Familie. Wobei einer aus dem Kreise der Lieben mich sogleich darauf aufmerksam machte, dass sowohl unsere Mobiltelefone als auch das an der Windschutzscheibe befestigte Navigationsgerät unsere Unterhaltung möglicherweise aufmerksam verfolgen. Oh, oh, oh, meinte Sabine. Wir hatten uns über allerlei Despektierliches unterhalten, beispielsweise die jüngste Wahnsee-Konferenz bei Potsdam. „Worüber haben die da eigentlich geredet?“, fragte der Jüngste in der Runde. Ich antwortete mit ernstem Gesichtsausdruck: „Da hat ein Herr Sellner aus den Hitlertagebüchern vorgelesen.“ Und fügte mit fachmännischer Miene hinzu: „Damit hat er natürlich das Copyright des Stern verletzt.“ Rückfrage: „Und was macht der Stern jetzt?" Antwort: „Der hat sich Hilfe geholt von Helene Fischer, Udo Lindenberg und dem Volkswagen-Chef.“ Und was sagen die? „Nicht mit uns“. Es war eine wirklich sehr lustige Ausfahrt, und wir hatten viel Zeit, von Augsburg bis Kleve sind es nämlich fast 700 Kilometer, besonders freitags.

Früher haben wir auf solchen Fahrten immer „Kennzeichen raten“ gespielt, diesmal dachten wir darüber nach, wie wir Thomas Haldenwang, im Folgenden „Alexa“ genannt, ein Schnippchen schlagen könnten. Alexa stammt aus Wuppertal, ist 63 Jahre alt und sehr vielseitig interessiert. Alexa sitzt in WLAN-Lautsprechern, Glühbirnen, TV-Geräten, Saugrobotern, Autos, Wanduhren. „Auch 2023 steckt überall Alexa drin!“, lobt Computer-Bild, „viele plaudern gern mit Alexa und stellen sich passende Geräte ins Wohnzimmer, in die Küche oder auf den Nachttisch“.

Nach der achten Runde Kölsch

Wir beschlossen: Es muss eine sprachliche Verschlüsselung her, das hat ohnehin Konjunktur. Ist ja prinzipiell auch nix Neues. Sprachen nur für Eingeweihte schießen aus dem Boden wie das Gras aus dem Balkontopf von Cem Özdemir. Die einen stoßen irgendwelche Guttural- und Hickslaute aus wie nach der achten Runde Kölsch im Goldenen Kappes. Sie nennen das Gendersprache. Die anderen unterhalten sich auf Äthiopisch, was auch nicht gerade nach Inklusion klingt. Das gemeine Volk redet derweil von Geschenken, Facharbeitern und Goldstücken, meint aber etwas ganz anderes und grinst sich einen. Da wir gerade nichts anderes zur Hand hatten, nahmen wir die Betriebsanleitung aus dem Handschuhfach, hielten nach originellen Begriffen Ausschau und beschlossen, sie zur Grundlage unserer Enigma zu machen.

Zunächst waren Politiker und sonstige Personen und Gruppierungen dran, die wir ins Herz geschlossen haben. Mein Beifahrer suchte aus der Betriebsanleitung einen Begriff aus – und die Anderen mussten spontan assoziieren, welchen Politiker oder welche Partei sie damit verbinden. Und los ging's: „Anhängerkupplung“. Wie aus der Pistole geschossen kam die Assoziation: „FDP“. Kommentar: „Schlepptau des Irrsinns.“ Und so ging es weiter: Ersatzrad: „Friedrich Merz“.... Hardtop: „Ursula von der Leyen“....„Reserveleuchte“: Robert Habeck. Des Weiteren wurden in einer ersten Runde genannt:

Colorverglasung: Bundespressekonferenz
Drosselklappe: Rolf Mützenich
Federbein: Christian Lindner
Kopfstütze: Olaf Scholz
Ölwanne: Björn Höcke
Stahlschiebedach: Marie Agnes Strack-Zimmermann
Standlicht: Philipp Amthor
Sonnenblende: Ricarda Lang
Pleuelstange: Alice Weidel
Wahndreieck: Karl Lauterbach
Zündkerze: Saskia Esken
Zentralverriegelung: Nancy Faeser

Aus diesen Worten lassen sich nun einfache garantiert Alexa-sichere Sätze bilden. Beispielsweise: „Die Kopfstütze braucht die Zentralverriegelung, denn sie fürchtet die Ölwanne, das Wahndreieck und die Zündkerze machen auch so genug Ärger.“ Sie haben nix verstanden? Eben. Aber ich.

In einer zweiten Runde haben wir dann selbst ganz frei Begriffe gesucht, die uns irgendwie gefallen haben und die wir uns gut merken können. Wie nennt man in einem vollbesetzten Zug beispielsweise die Unterkellerung von Gaza, ohne gleich die Häscher der Hamas am Hals zu haben? Richtig: „Eurotunnel“. Und wie nennt man die Freunde vom halbstaatlichen Flottenverband Correctiv? Richtig: „Saunafloß“. Um bei der Marine zu bleiben, kann man dann noch Sahra Wagenknecht einflechten. Aber wie? Ganz einfach: „Panzerkreuzer Aurora“. 

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

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netiquette:

Rainer Hanisch / 04.02.2024

@Paul Franklin: “... Hinter all diesen Entwicklungen steht doch die Frage, ob wir erneut 12 oder 40 Jahre Diktatur vor uns haben.” Verehrter Herr Franklin, die Frage hat die Staatsratsvorsitzende schon lange beantwortet! Einzig unklar ist, wie lande die Diktatur dauert. 40 Jahre werden wohl nicht reichen. Die Alt-Bundesländler haben seit 1949 immer noch nichts begriffen und eine Situation, wie 1989/90 ist im heutigen Schland undenkbar. Die “Bauernaufstände” gaben mir zwar etwas Zuversicht, aber die Masse zieht ja wieder mal nicht mit. Lieber demonstrieren wer weiß wieviel Millionen “gegen rechts”. Dass die sogenannten “demokratischen” Parteien nun die Buxen gestrichen voll haben, haben sie sich selbst eingebrockt. Sie kapieren es bloß nicht, sie sind dümmer als das komplette Politbüro!

Gerhard Schweickhardt / 04.02.2024

Das Warndreieck sollte doch zur Tüv Prüfing oder sie noch funkt. Oder die Sonne blendet so sehr, dass nix wissen, nix macht, nur die Drossel Plapperklape klappert wie die Mühle am rauschenden Bakon vom Düngeverhinderer. Die Karre Mit allen Platten mit High Speed auf dem rosa Ponni ins romantische Kerzen-Licht zum Abendbrot mit Dr. phil. R-Leuchte. Die Zentralverriegelung bedauert dass Alex aus und der Herd kalt ist.

Sam Lowry / 04.02.2024

“Nichts gefährdet die Dummheit mehr als das Nachdenken!”

Emil.Meins / 04.02.2024

@Heiko Stadler: ich kann Ihrer Aufzählung an Begriffen des Zwiesprech nur zustimmen, vielleicht noch ‘Entlasten’: heißt schamloser Griff in die Taschen der Bürger ( damit sie nicht mehr so schwer zu tragen haben, somit würde nicht mal der Lügendetektor ansprechen, denn es ist die “Wahrheit”, man wird “entlastet”.) Mir kam dazu die Idee, ob man nicht die jetzt überall verfügbaren KI-Apps dazu verwenden könnte, diesen Politiksprech in Echtzeit in “Klartext” zu übersetzen. Da würden die Politclowns ganz plötzlich mit heruntergelassenen Hosen dastehen. Ich kann jedenfalls schon länger keine ÖR-Nachrichten mehr ertragen, weil mein Hirn inzwischen schon automatisch den darin enthaltenen Subtext hört, ungefähr so, wie Greta CO₂ “sehen” kann. Das wäre vielleicht für viele Tagesschau Glotzer das nötige “Erweckungserlebnis”, um ihnen die letzte Illusion von Demokratie und Rechtsstaat zu nehmen, die ihnen von den gut bezahlten “Niederhaltern” immer wieder vermittelt wird. So ähnlich wie in dem Film von John Carpenter von 1988 “Sie leben” ((Originaltitel: John Carpenter’s They Live), wo der Filmheld durch eine spezielle Brille plötzlich die überall vorhandenen unterschwelligen Botschaften lesen kann ( „Gehorche!“, „Konsumiere!“, „Schlafe weiter!“,  oder „Sieh fern!“. Auf allen Geldscheinen steht „Dies ist dein Gott!“, in einer Zeitschrift sind die Worte „Stelle keine Autoritäten in Frage!“) und auch die totenschädelartigen Gesichter der Wesen, die diese Beeinflussung betreiben, und sämtliche Schaltstellen der Gesellschaft besetzt haben. Warum fällt mir das immer ein , wenn ich die Gesichter von diversen Regierungsmitgliedern, wie Lisa Paus, Geywitz, Fäser, oder von der Leyen, Olaf dem Grinser, oder Strack -Sowieso sehe?  Interessant dazu der Artikel auf Tichy: ARD-MAGAZIN SPINNT WANNSEE 2.0 WEITER: Desinformation ist die neue Aufklärung

Talman Rahmenschneider / 04.02.2024

Am besten: Wahndreieck. Turbolader (geht gern kaputt, führt dann zu einem unangenehmen Geräusch beim Gasgeben, danach kommt keine Fahrt auf): Baerbock

Lutz Liebezeit / 04.02.2024

Sind hier etwa Ostdeutsche unter uns? Nöö, ich seh’ keinen .. siehst du einen? Nee, da is keiner .. Wir sprechen dieselbe Sprache, aber reden nahezu perfekt aneinander vorbei. Das ist die Sozialisierung. Obwohl wir Hochdeutsch sprechen, ist das Deutsch der DDR so eine Art Dialekt und Geheimsprache als Resultat jahrzehnte langer Überwachung.Du bist nicht allein: paar Westler sind ja an Bord.

Bernd Keller / 04.02.2024

Das Auto als Hort der Freiheit? Ich hätte eben wieder auf der Fahrt an Sachen denken können die dann wieder hier an Netiquette scheitern. Die einseitige, ungefragte Rede meiner Holden war ebenso nervig wie die der Fahrzeugsimulation. “Du musst links!” Nö, die wohnen doch da vorn. “Das Navi sagt aber links!!!” Dann war Funkstille weil ich unter selektivem Gehör leide- bis das Auto Pippi musste, genauer gesagt vermisste. Das Pissoir wünscht einen neuen elektronischen Klostein aus garantierter Kinderarbeit den es nur im Set gibt, mit mundgeblasenem Plastiktank von dicken Kindern denke ich. Für 2000,- ...

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