Dirk Maxeiner / 28.07.2024 / 06:05 / Foto: Montage achgut.com / 66 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Der Letzte macht das Streichholz an

Der Bundeskanzler gab in seiner Sommerpressekonferenz den E-Auto-Clown. Grund genug, mal einen Intelligenztest für Senioren heranzuziehen. 

Der Höhepunkt der Sommerferien steht bevor, in Bayern gab es zum Schulschluss am Freitag Zeugnisse, denn noch ist die Chancengerechtigkeit durch die überfällige Abschaffung von Noten nicht vollkommen hergestellt. Wobei das, was im Zeugnis steht, nicht unbedingt ein zuverlässiger Hinweis darauf ist, wie lebenstüchtig die nachwachsenden Einsteins, Goethes, Zuses und Lilienthals den Alltag meistern. 

Darauf deutet zumindest eine Pfadfindertruppe und ihre Betreuer aus Hessen hin, die vergangene Woche in einem wegen einer ausgefallenen Klimaanlage überhitzten Bus so lange ausharrten, bis sie reihenweise wegen Hitzekoller umfielen. Eine Vielzahl an Rettungswagen, Notärzten und drei Rettungshubschrauber rückten aus, um zu retten, was noch zu retten ist. Der Verstand war dem Vernehmen nach nicht darunter. Ich empfehle für den kommenden Pisa-Test die folgende Multiple-Choice Frage: Was macht man, wenn es in einem Bus über 40 Grad heiß wird? A: „Man steigt aus.“ B: „Man macht sich nackisch.“ C: „Man wartet, bis der Rettungshubschrauber kommt.“

Ich weiß nicht, ob Bundeskanzler Olaf Scholz bei den Pfadfindern war. Seine teilweise sinnbefreiten Antworten auf manche Fragen in der letzten Bundespressekonferenz (bevor er sich in die Ferien verabschiedete) legen das aber nahe. Der Mann will auf keinen Fall aussteigen, obwohl der Hälfte der Bevölkerung bereits der Angstsschweiß auf der Stirn steht. Eine kleine Auswahl seiner Einlassungen finden Sie hier. Ich komme aber noch auf einen speziellen Punkt zurück: Was wird aus dem Auto? Spoiler vorab: So leider nichts.

Trost fand ich in einem Gespräch, das die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) mit Achgut.com-Gastautor Jordan B. Peterson führte. Peterson sprach über die großen und kleinen Pfadfinder dieser Welt: „Wer reich ist, kann dumm sein, ohne umzukommen. Das heißt aber nicht, dass wir dafür keinen Preis zahlen müssen.“ Wobei ich hinzufügen möchte: Den Preis, sprich den Rettungshubschrauber, müssen wir bezahlen, nicht irgendein Oberpfadfinder. Falls es überhaupt noch einen Rettungshubschrauber gibt, denn der verbrennt Benzin oder Kerosin.

„Die einzigen Möglichkeiten sind links oder rechts“

Im Angesicht der Leistungen unserer Vorturner habe ich im Netz nach einem einfachen Intelligenztest gesucht und bin auf den „schnellsten IQ-Test der Welt“ gestoßen, der „nur aus drei Fragen“ besteht. 1. "Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1 Dollar und 10 Cent. Der Schläger kostet 1 Dollar mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?" 2. "Wenn fünf Maschinen fünf Minuten brauchen, um fünf Dinge herzustellen, wie lange würden 100 Maschinen brauchen, um 100 Dinge herzustellen?" 3. "In einem See gibt es eine Stelle mit Seerosenblättern. Jeden Tag verdoppelt sich die Größe der Stelle. Wenn es 48 Tage dauert, bis die Seerosenblätter den gesamten See bedecken, wie lange würde es dauern, bis die Blätter die Hälfte des Sees bedecken?" (Die Antworten finden Sie unter dem obigen Link).

Diese erschienen mir aber als kognitiv zu herausfordernd für unsere Regierungsmannschaft, und so stieß ich auf einen Pisatest für Senioren. Die Seite seniorenfreundlich.de versammelt viele Fragen und Antworten, die „ausschließlich der Unterhaltung, vor allem von Senioren, und dem Training ihrer geistigen Fitness“ dienen. Darunter sind viele kanzlergerechte Fragen, die ich den Kollegen der Bundespressekonferenz ans Herz legen möchte. Beispielsweise „In welche Richtung fährt der abgebildete Bus?“ Weiter: "Schau Dir das Bild genau an! Weißt Du die Antwort? Denk daran, die einzigen Möglichkeiten sind links oder rechts“. Antwort: „Der Bus fährt nach links, andernfalls hätte man die Eingangstür sehen müssen“. 

Die Sommerpressekonferenz mit dem Kanzler erinnerte mich atmosphärisch ein wenig an ein Bridgespiel in einem Altersheim in South Kensington und kognitiv an die Unterhaltung eines Clownfischs und eines Tintenfischs im Südsee-Atoll am Tierpark Hagenbeck. Ich beschränke mich hier auf die Wiedergabe eines Frage-Punktes, der den Automobilisten besonders interessiert.

Frage: „Ist es auch hundertprozentig ihre Position, dass neue Autos, die mit Benzin und Diesel fahren dürfen und können, in Europa ab 2035 nicht mehr verkauft werden dürfen“? Leider vergaß der Kollege seniorengerecht hinzuzufügen: "Die einzigen Möglichkeiten sind 'ja' oder 'nein'". Der Kanzler ist ja dafür bekannt, dass er grundsätzlich mit Schonbezug spricht. Prompt schwieg der Kanzler dazu, ließ aber im Aquarium Luftblasen ab, die besagten, es habe ihn „viel Zeit, Kraft und Power“ gekostet, das Verbot „zu ergänzen“ (Eigene Mitschrift hier ab Minute 1:17:17) Will sagen: Es sollen Autos, die sogenannte E-Fuels verbrennen, weiter erlaubt sein. Er nehme „mit einer gewissen gelassenen Zufriedenheit zur Kenntnis, dass jetzt alle das wollen“. Es erhebt sich hier zunächst die Frage: Wer sind "alle" und wenn ja wie viele?

Unbezahlbar und unbeschaffbar

Ansonsten klingt das schön und ist die gleiche Beruhigungs- respektive Zyankali-Pille wie der „grüne Wasserstoff“, von dem sein Wirtschaftsminister Habeck tagträumt. Unbezahlbar (derzeit wären es etwa 10 Euro pro Liter) und in der erforderlichen Menge auch unbeschaffbar. Der Clownfisch hat das „Verbrennerverbot“ mit „viel Zeit, Kraft und Power“ schlicht in ein Kraftstoffverbot umgewandelt: Benzin und Diesel stehen ab 2035 für neue Autos auf dem Index, das kommt faktisch auf das Gleiche heraus wie ein Verbrennerverbot, hört sich aber wunderbar zukunftsfähig an. 

Die Sommer-Ausschweifungen des Kanzlers wurden immer bunter, farbenprächtiger und strahlender, und er verkündete dem staunenden Publikum: „…wir werden ab 2035 mehrere technische Möglichkeiten haben, darunter Elektrofahrzeuge, von denen ja die deutsche Automobilindustrie überzeugt ist, dass sie erstklassig sind, um die Anforderungen an die individuelle Mobilität zu sichern und das auch die Preise weiter sinken werden und der technische Fortschritt unglaublich zunehmen wird…“. Ferner habe er, Scholz, durchgesetzt, „...dass wir 2030 ein Strommnetz haben, das 15 Millionen Fahrzeuge verkraften kann und auch noch eine bestimmte Anzahl von Elektrotrucks..."  Tatsächlich bereitet die Bundesregierung ein Gesetz vor, das es Versorgern erlaubt, bei Überlastung den Ladestrom zu rationieren. Weil mehr Elektroautos Saft ziehen, steigt die Gefahr von lokalen Stromausfällen. 

Im Regierungsbus liest man aber offenbar nur das, was man vorher selbst geschrieben hat, denn andernorts hieß es schon seit längerem: "Die Mobilitätswende ist mausetot." Wahlweise: "Strom aus dem Speicher, Hirn vom Himmel", "In den Grabkammern der E-Auto-Wende", "Betteln um die Pleite", "Chinas-Elektroauto-Zombies", "E-Auto-Pleite in der Ampel-Galaxis", "Wie sich VW zum Affen macht". Es ist also alles längst gesagt und inzwischen bei der Bild-Zeitung angekommen, die am Freitag schrieb:

„Der Deutschland-Motor stottert: Die Auto-Aktien brechen reihenweise ein, weil sich E-Autos schlecht verkaufen! Der gesamte VW-Konzern, Mercedes, BMW und alle anderen: brusttief in der Krise! Kleinwagen verschwinden vom Markt. Alle Auto-Konzerne haben Milliarden in die E-Auto-Produktion gesteckt – und werden ihre Zukunfts-Karossen einfach nicht los: Der Absatz von Batterie-Autos brach von Januar bis Juni um 16,5 Prozent ein in Deutschland, die Zulassungszahlen gingen um 14,5 Prozent zurück“.

Und Die Welt schrieb gestern. „Die Deutschen treten bei E-Autos in den Käuferstreik... viele Autofahrer in Deutschland meiden das Elektroauto. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter Autohäusern. Demnach haben Privatkunden seit Jahresbeginn 47 Prozent weniger E-Autos bestellt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum".

Unbedingt im überhitzten Bus sitzen bleiben

Das Gespräch mit dem deutschen-Ford-Aufsichtsrat-Chef Gunnar Herrmann fasste Bild.de so zusammen:

„Jetzt knallt die Entwicklung auch bei Ford Deutschland voll rein: Die Kölner verkaufen kaum E-Autos, machen nach Branchenangaben pro Auto etwa 44 000 Euro Verlust. Folge: Am Mittwochabend rauschte der Ford-Aktienkurs zweistellig in den Keller. Neue E-Auto-Modelle sollen erst kommen, wenn damit Geld zu verdienen sei.“

Ansonsten will auch der Ford-Mann nicht aussteigen und unbedingt im überhitzten Bus sitzen bleiben – wozu gefälligst auch alle anderen gezwungen werden sollen. "Wäre die Verschiebung des für 2035 geplanten Aus für Verbrennungsmotoren eine Lösung?". Antwort: "Nein!". Forderungen nach einem Abschied vom Verbrennerverbot könnten nur „dadurch begründet sein, dass die [anderen Hersteller]... gar keine Strategie haben, beziehungsweise auf dem letzten Loch pfeifen, und jetzt zum lieben Gott beten, dass Sie das alte Zeug weitermachen können.“ Er selbst betet zum lieben Gott, dass er den neuen Wahnsinn weitermachen kann, weil er schon Milliarden darin versenkt und die Verbrenner-Produktion abgewickelt hat. Schlechtem Geld gutes hinterherwerfen ist im Managment immer noch beliebter, als einen Fehler zuzugeben. Was der Ford Oberaufsichtsrat offenbar nicht mitbekommen hat: Die Heeresleitung von Ford-USA hat in Kanada soeben die weiße Elektroflagge rausgehängt und eine neue E-Auto-Produktionsstätte abgeblasen. Jetzt wird dort die Ford F-Serie gebaut, der schwerste Verbrenner-Pickup, den die Amerikaner zu bieten haben.

Die Elektromobilität entpuppt sich als die womöglich größte politikverursachte Wirtschaftspleite der Nachkriegszeit, und unser oberster Clown planscht in einem Korallenriff im Tierpark Hagenbeck und produzierrt Luftblasen. Eine letzte davon: „Wahr ist ja auch, dass alle Fahrzeuge, die bis 2025 verkauft worden sind, weil die ja dann doch überwiegend ganz gut sind, noch 20 Jahre durch die Gegend fahren – und auch dafür braucht man ’ne Lösung, was dann da reinkommt“. Und dann fügt er eine steile Behauptung hinzu, die verdammt nach einer Drohung klingt: „Vielleicht erübrigen sich manche Diskussionen, die heute geführt werden, dann auch Stück für Stück, weil für diese Fahrzeuge ja auch in wachsendem Maße ein CO2-freies Angebot gewünscht wird, von den Autofahrern…“

„Wer den Führerschein abgibt, bekommt ein Deutschlandticket“

Es ist absehbar, dass man sich etwas einfallen lassen wird, um die voll funktionsfähigen Altautos von der Straße zu kriegen. Unbezahlbare Versicherungen, lokale Fahrverbote, Erfindung neuer Grenzwerte für irgendwas, Führerscheinprüfungen für Ältere, es gibt reichlich Möglichkeiten, oder wie unser Staatsphilosoph Robert Habeck sagt: „Verbote sind die Bedingung für Freiheit". Ausbaufähig ist auch diese Idee: "Wer den Führerschein abgibt, bekommt ein Deutschlandticket" – und wer sich impfen lässt, noch eine Bratwurst mit Senf abendrauf. Das Auto als solches soll weg, und das wird auch immer klarer ausgesprochen. Ford Aufsichtsrat Gunnar Herrmann: „Da bin ich jetzt ganz trocken: Sie haben das nötige Kleingeld? Dann können Sie sich das leisten. Ansonsten werden Sie in den Nahverkehr verbannt.“

„Wenn ich das so richtig sehe“, flötet hingegen der Kanzler, …  „sind die deutschen Automobilhersteller mit Elektromobilität jetzt schon Weltspitze, die werden aber nochmal einen richtigen Boost machen mit den Entwicklungen, die allen bekannt sind und jetzt demnächst auf den Markt kommen und sogar zu bezahlbareren Preisen verfügbar sein werden, sehr freue ich mich über die billigen Elektroautos, die jetzt kommen sollen“. Damit kann Scholz eigentlich nur chinesische Staats-Dumping-Ware meinen, die gerade in Deutschland verklappt wird, um der hiesigen Autoindustrie endgültig die Zündkerze auszublasen. Was zu einem gesellschaftlich äußerts gesättigtem Gemisch führen könnte.

Angesichts dieser Sachlage möchte ich mit einer weiteren Musterfrage aus dem Intelligenztest für Senioren aller Art schließen: „Wenn Du ein Streichholz mit Schachtel hast und in einen dunklen Raum trittst, in welchem sich eine Petroleumlampe, eine Öllampe und ein Holzofen befinden, was zündest Du zuerst an?“ Antwort: „Das Streichholz“.

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

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Leserpost

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S.Busche / 28.07.2024

So lange Schiffe, Flugzeuge, Lokomotiven, LKW‘s, Traktoren, Baumaschinen, Rettungswagen und Panzer mit Diesel oder Kerosin fahren müssen, so lange wird es der Privatwagen auch tun. Sie schaffen eher den Privatverkehr ab. Und das würde Tote geben. Die Elektromobilität ist -stand heute- , egal ob man das Stromnetz und -Versorgung oder die E-Kisten betrachtet, eine technische Fehlleistung. Eine einzige Fehlkonstruktion. Etwas für Blöde.

Thomas Ebs / 28.07.2024

Ich verstehe die Frage des Interviewers nicht. Es interessiert doch die Autoindustrie einen feuchten Kehricht, was sich der CumEx-Spezialist 2035 bei seinem täglichen Hofgang für Autos draußen auf den Straßen wünscht.

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