Der aktuelle Skandal um gefälschten chinesischen Biodiesel erlaubt einen Blick in eine Öko-Scheinwelt, in der fast nichts mehr stimmt. Das darf sich aber nicht rumsprechen. Die Klima-Prohibition ist ein Eldorado für Betrüger, Abzocker und Glücksritter.
Die chinesische Insel Hainan ist für ihre schönen Strände und die vielen teuren Luxushotels bekannt. Man kann dort sehr viel Geld loswerden und auch sehr viel Geld verdienen. Zu denen, die dort viel Geld loswerden, gehört der deutsche Staat, also der gemeine Steuerzahler – allerdings nicht als Gast in einer teuren Herberge, das ließe ich mir ja noch gefallen.
Bereits im Sommer vor einem Jahr wurde vereinzelt darüber berichtet, wie riesige Mengen an Palmöl aus Indonesien und Malaysia nach Hainan umgeleitet und dort mit neuen Papieren ausgestattet werden, ähnlich einem flüchtigen Verbrecher, der sich auf einer Weltreise befindet und öfter mal einen neuen Pass braucht. Aus ökologisch verpöntem Palmöl wird so Biodiesel-Auslese aus bester chinesischer Lage, genau richtig für europäische Dummerchen, die was Gutes tun wollen.
Der Stoff gelangt per Schiff nach Europa – mit einer Enstehungsgeschichte, die fast so blütenweiß ist wie die Hochzeits-Hemden von Ex-Habeck-Staatssekretär Patrick Graichen und seinem Trauzeugen. Das ist der, der seinen Minister mit einer gefakten Mitteilung die Vorlage zum Atomausstieg in die Hand gegeben haben soll. Beschiss an allen Fronten ist inzwischen der Kitt, der das Lügengebäude um die Energie-und Klimapolitik zusammenhält. Ceausescus „Palast des Volkes“ ist im Vergleich dazu eine Zweizimmerwohnung im Souterrain eines Hinterhofs in Moabit.
Exponentielle Steigerungsraten
Wer den feinen China-Diesel tankt, wird – ohne es zu wissen – zum Komplizen einer frevelhaften Umweltvernichtung. Denn Unternehmen holzen für die Palmölherstellung ganze Regionen von Regenwald im südlichen Asien ab. Im ersten Halbjahr 2023 kamen 12.000 Tonnen reingewaschener China-Diesel nach Europa, im Januar dann 260.000 Tonnen, im April 830.000 Tonnen. Das sind exponentielle Steigerungsraten, die man sonst eher aus dem Drogehnhandel kennt. Merke: Nirgendwo lassen sich schneller und risikoloser die Millionen abgreifen als im europäischen Dorf der Klimablinden.
Viele haben es geahnt, Kenner haben es geraunt, die Behörden und Prüfstellen haben es ignoriert – wer will schon die täglichen Wunder der europäischen und deutschen Klimaschutzmaßnahmen infrage stellen. Hainan ist für Bio-Diesel das, was der Yuan-Basar in Shanghai für Luxusfälschungen ist, nämlich der „womöglich größte Fake-Markt der Welt.“ Wer dort den Umwelt-Kraftstoff billig einkauft, der ist entweder doof, wie jemand, der an eine Rolex Oyster oder eine Patek Philippe Mondphasenuhr für 50 Euro glaubt. Oder er ist nicht doof – und will das Wunder glauben, alles andere würde sein Scheinweltbild gefährden.
Der Bauernverband beklagt einsam die unlautere Konkurrenz: „Wir erleben, wie der deutsche Markt mit angeblich fortschrittlichem Biodiesel auf Basis von Altfetten aus China überschwemmt wird, der aber offensichtlich aus umetikettiertem Palmöl stammt“, erklärte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Verbands, gegenüber der Augsburger Allgemeinen, der Betrug liege „offen auf dem Tisch“.
Inzwischen befindet sich ein einsames Bonner Staatsanwältlein an der Kruste des Großbetruges, das „Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, so heißt es, „sei an der Sache dran“ und das Bundes-Umweltministerium lässt wissen, man beobachte die Sache „sehr genau“. Die Betonung liegt auf „beobachten“, man kennt das von Geldautomaten-Sprengungen, welche die Polizei ebenfalls „beobachtet“ – um dann abzuwarten, bis die Deliquenten endlich abhauen.
„Ich war blöd, aber alle anderen waren auch blöd“
Ansonsten verlautbart das Ministerium, es lägen „keine Bestätigungen für die Verdachtsfälle vor“, weiß aber genau, das aktuelle Problem möglicher falsch deklarierter Biokraftstoffe bestehe „im gesamten EU-Binnenmarkt und nicht allein in Deutschland.“ Es sei deshalb „eine Lösung auf EU-Ebene anzustreben“. Ich kenne diese Art der Entschuldigung aus meiner Kindheit: „Ja ich war blöd, aber alle anderen waren auch blöd“. Meine Mutter pflegte dann zu sagen: „Das ist ja wirklich sehr tröstlich“. Und wo wir gerade bei familiären Auseinandersetzungen sind: Seit Wochen fordert Sabine mich auf, endlich die Kellerwerkstatt aufzuräumen. Ich habe ihr gestern geantwortet: „Ich strebe eine Lösung auf europäischer Ebene an“. Daraufhin Sabine: „Also nie“.
Etikettenschwindel und Luftgeschäfte sind inzwischen zum Wesensmerkmal des europäischen und globalen Klimaschutzes geworden. Die Klima-Bürokratie hat einen Bonbon-Laden für Wirtschafts-Verbrecher und Subventions-Abzocker geschaffen, in dem sich Glücksritter und Halbseidene trefflich selbst bedienen. Es geht wieder zu wie in den besten Treuhand-Zeiten nach der Wende. Das Klimaregime ist eine „himmlische Fundgrube“, frei nach dem Ablasshändler Johann Tetzel, der ausgerufen haben soll: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“. Seit dem 15. Jahrhundert hat die Menschheit offenbar eine große Nullrunde gedreht, um jetzt wieder den gleichen Stuss zu verzapfen, allerdings voll digitalisiert.
Das ging schon vor 15 Jahren im großen Stil los. Erst in London und später in Frankfurt hatten Händler der Deutschen Bank 2009 und 2010 zusammen mit kriminellen Geschäftsleuten aus halb Europa und dem Nahen Osten betrügerisch CO2-Verschmutzungsrechte gehandelt und zu Unrecht Umsatzsteuer-Erstattungen kassiert. 800 Millionen Euro wurden mit dem „Umsatzsteuerkarussell“ abgeschöpft wie die Butter in einer Zentrifuge. Man könne in diesem Sektor „schweinisch viel Geld" verdienen, brachte es ein Banker in einem Telefonat auf den Punkt. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Die CO2-Affäre war auch einer der größten Fälle von organisierter Steuerhinterziehung in Deutschland – zumindest bis zur Aufarbeitung der Cum-Ex-Geschäfte.“
Kohlendioxid-Verrechnungs-Geheimwissenschaft
Auch aktuell fliegt mal wieder so ein Ding auf. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen 17 Personen, so schreibt zdf-heute, „wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betruges". Es gebe den Anfangsverdacht, dass sie das Umweltbundesamt „hinsichtlich der Existenz und/oder jedenfalls der Antragsberechtigung verschiedener Klimaschutzprojekte getäuscht haben". Das Umweltbundesamt hat seit 2020 mehr als 60 Klimaschutzprojekte in China genehmigt, die einen geschätzten Marktwert von 1,7 Milliarden Euro haben.
Nach Recherchen von ZDF frontal sind mindestens 16 dieser Projekte mit einem geschätzten Marktwert von mehr als 600 Millionen Euro vorgetäuscht, andere Quellen sprechen von über einer Milliarde. Unternehmen, die in Deutschland der Treibhausgasquote unterliegen, können ihre Verpflichtung teilweise mit sogenannten „Upstream-Emissions-Reduktionen“ (UER) irgendwo möglichst weit weg erfüllen. Diese Projekte gibt es jedoch offenbar gar nicht, aber vielleicht zählt man demnächst ja auch Radwege in Peru dazu.
Auf dem brüchigen Fundament der Klimareligion hat die Klimabürokratie eine Kohlendioxid-Verrechnungs-Geheimwissenschaft errichtet, bei der sie selbst nicht mehr durchblickt, und die immer teurer, absurder und betrugsanfälliger wird. Vom noblen Gedanken des Umweltschutzes ausgehend, ist man inzwischen bei einem reinen Umverteilungssystem gelandet – und zwar von unten nach oben.
Die Kausalketten zwischen irgendwelchen Klimaschutz-Maßnahmen und den Vorgängen in der Atmosphäre sind längst länger als der Weg an den Rand der Milchstraße. Wer glaubt, dass in Wolfsburg kein Starkregen mehr fällt, weil in der VW-Kantine die Currywurst gestrichen wird, dem kann man einfach alles erzählen. Wer glaubt, dass in Kassel kein Hagel mehr vom Himmel fällt, weil sich der Bürgermeister einen zweieinhalb Tonnen schweren Elektrodienstwagen angeschafft hat, der trifft auch täglich das Spaghettimonster. Wer glaubt, dass in Bangladesh der Meeresspiegel sinkt, weil die Deutschen ihre Naturgebiete mit riesigen Windmühlen verschandeln, der hat das Ungeheuer von Loch Ness beim Baden getroffen.
Es geht längst nicht mehr um die Rettung der Welt, sondern um die Rettung der eigenen Scheinwelt. Großartige Zeiten für Betrüger und Selbstbetrüger.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.
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