Das herzliche Verhältnis weiblichen Führungspersonals zu einem respektive mehreren luxuriösen Dienstwagen ist derzeit ja Gegenstand zahlreicher Medienberichte. Patricia Schlesinger, gewesene Intendantin des RBB, ließ sich von ihrem Dienstwagen sogar massieren. Schließlich geht es in ihrem Job darum, Verspannungen zu lösen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Es ist gegenwärtig noch Gegenstand der Recherchen, ob der Masseur mit der internen Dienstbezeichnung „A8" auf schwedische Massage, Thai-Massage, Shiatsu-Massage oder Triggerpunktmassage spezialisiert war. Fest steht, dass er sogar die Fußsohlen küssen kann.
Eigentlich kann er alles, denn Mitarbeiter A8 ist ein Massageroboter, der die wohltuenden Techniken und Heilkünste einer professionellen Massage perfekt reproduzieren kann. Für eine Führungskraft, zu deren Hauptaufgaben die Massage der Öffentlichkeit gehört, ist dessen Gebrauch ein nachvollziehbares Bedürfnis und erlaubt einen Qualitätsvergleich mit den redaktionellen Massagerobotern des Senders. In deren Berichterstattung scheint mir die Balinesische Massage („Entspannte Grüße von der Insel“) die vorherrschende Technik zu sein. Es ist allerdings wichtig, dass das Publikum die richtige Einstellung mitbringt. Die Webseite „Massagesessel Welt“ rät: „Sich nicht durch Gedanken ablenken zu lassen oder an ihnen festzuhalten, sondern sie freizugeben, um Platz für positive Energie zu machen.“
Die Berichterstattung des RBB ist unter diesen Umständen durchaus geeignet, um Verspannungen im Bewusstsein der Bevölkerung zu lösen und zum allgemeinen Wohlbefinden des Berliner Senats beizutragen. Patricia Schlesinger darf für sich in Anspruch nehmen, eine der Pionierinnen der Massagesessel-Welt 2022 zu sein. Andere Rundfunkhäuser scheinen sich daran zu orientieren, jedenfalls wurde die MDR-Intendantin Karola Wille mit dem gleichen Masseur erwischt wie Frau Schlesinger. Noch engagierter ertüchtigt sich die Technik-Direktorin Birgit Spanner-Ulmer vom Bayerischen Rundfunk, ihr stehen gleich zwei mobile Masseure zur Verfügung. Ihren Neidern entgegnete sie sinngemäß: „Ich nutze ja nicht beide auf einmal“.
Das klingt ein wenig nach Marie Antoinette, wohnhaft in Place d'Armes, 1 Pl. Léon Gambetta, 78000 Versailles, Frankreich, die ebenfalls über ein ganzes Arsenal von edlen Kutschen verfügte und für den kleinen Shuttle zwischendurch über eine Kollektion von vergoldeten Sänften. Frau Antoinette hätte eine hervorragende Intendantin abgegeben, wurde aber leider 200 Jahre zu früh geboren.
Ein neues Kapitel der Verhaltensbiologie
Aufgrund der vorliegenden Informationen ergibt sich jedenfalls eine überraschende Konsequenz für die Verhaltensbiologie. Es muss da wohl ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. So beschreibt der Wiener Verhaltensbiologe Gregor Fauma im österreichischen Standard den „Kampf um den fettesten Dienstwagen“. Im Text heißt es einleitend:
„Bei Schimpansen ist es ganz selbstverständlich, dass das Alphatier als erster an das Futter heran darf, und dass das Alphatier auch als erster oder auch einziger an die Weibchen heran darf.“
Hierbei handelt es sich ganz offensichtlich um ein überholtes gesellschaftliches Rollenbild, das der dringenden Korrektur bedarf. Und die heißt:
„Bei Menschen ist es ganz selbstverständlich, dass das Alphatier als erster an das Futter heran darf, und dass das Alphatier auch als erster oder auch einziger an die Massagesessel heran darf.“
Weiter irrt der Verhaltensbiologe:
„Um einen wesentlichen Antreiber speziell männlichen Verhaltens zu verstehen, hilft es, den Begriff des sozioökonomischen Status zu erklären... Der sozioökonomische Status ist in der Regel gut sichtbar. Wer ihn hat, zeigt ihn gerne. Dazu verwenden die Menschen Statussymbole... Wessen Schreibtisch ist größer, massiver, holziger? Wer hat den größten Bildschirm darauf stehen, wenn nicht gleich zwei?... Wenn ein Mitarbeiter meint, sein Dienstauto, sein Mobiltelefon und sein Notebook würden nicht seinem Rang entsprechen, wird er so lange lästig sein, bis er bekommt, wovon er meint, dass es ihm zustünde.“
Dieser Passus ist richtig, irrt aber fundamental in der Formulierung „speziell männlich“. Diese Behauptung kann nun als empirisch widerlegt gelten. Dienstwagen haben in der Massagesessel-Welt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch für weibliche Rudelführerinnen eine enorme Bedeutung.
Die Öffis brauchen dringend eine eigene Hubschrauber-Flotte
Nachdem das männliche und weibliche Führungspersonal nun in gleicher Weise massiert wird, gilt es, die nächste Hürde im Kampf um soziale Gerechtigkeit zu nehmen. Der eklatante Unterschied gegenüber den Privilegien der Politik muss dringend abgebaut werden. Ein Anfang ist ja bereits gemacht, in der obersten Öffi-Etage wird ja teilweise schon besser verdient als im Regierungslager. Dem Vernehmen nach gelten für die Spitzenkräfte der Rundfunkhäuser auch ähnliche Rabattregelungen wie für die Politik und Behörden, Nobelhersteller sollen einen Nachlass von bis zu 70 Prozent auf Kaufpreis oder Leasingraten gewähren. Der Dienstwagenrabatt ist gewissermaßen das Neun-Euro-Ticket der politischen Haute volee.
Doch für die Öffis bleibt ein im wahrsten Sinne des Wortes himmelschreiendes Unrecht: das Fehlen einer Flugbereitschaft. Während unsere Rundfunk- und Fernsehchefs im Stau stehen, entschweben die Regierungs-Kollegen mit Bundeswehrjet und -Hubschrauber. Dies ist unzumutbar. Die Öffis brauchen dringend eine eigene Hubschrauberflotte – gerade im Moment. Wie sollen die führenden Alpahtiere und und ihre Kriseninterventionstruppen sonst rechtzeitig Aufstände in den diversen Rundfunkkolonien ersticken? Für die Beschaffung empfehle ich diese Beratungsseite für sachdienliche Hubschraubermodelle. Massagesitze sind im Lieferumfang enthalten.
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