Dirk Maxeiner / 02.02.2025 / 06:15 / Foto: Montage achgut.com / 113 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Der Teufel fährt Tesla

Elon Musk mutierte in kurzer Zeit vom Heiland zum Paria der Umweltschickeria. Die hat am Steuer ihres Tesla plötzlich kein gutes Gewissen mehr, sondern ein schlechtes – und fühlt sich im Ablasshandel betrogen.

Ich habe mich vor ein paar Jahren bereits mit der grundlegenden eschatologischen Frage beschäftigt: Welches Auto würde Jesus fahren? Daraufhin erhielt ich zahlreiche Zuschriften mit sachdienlichen Hinweisen. Die Achse-Leser bestachen dabei durch Fachkenntnis – und durch den entschiedenen Willen, sich in Sachen zweifelhaften Humors von niemandem unterbieten zu lassen, noch nicht mal von mir. „Er fuhr einen Märtyrer“ (gesprochen: „Mehrtürer“) schrieb mir einer, und ein anderer wusste: „In der englischen Übersetzung der Bibel heißt es ‘he came of his own accord’, also Honda. Muss wohl Sammler gewesen sein“.

Ich selbst stieß im Alten Testament auf eine automobile Vorliebe aus dem christlichen Umfeld. Vom Propheten Elia wird berichtet: „Siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel.“ Dies deutet auf einen Selbstzünder hin. Beim Diesel trifft dies allerdings nur auf den Motor zu, beim Tesla auf das ganze Auto.  

Womit wir bei Elon Musk wären. Der machte ja in Kreisen guter Menschen bis vor einiger Zeit dem Papst als irdischer Stellvertreter des Herrn Konkurrenz und wäre eine Zierde für jeden Kirchentag gewesen. Katrin Göring-Eckardt hätte sicherlich die Einladung angenommen, mit Elon in einer feurigen Rakete gen Himmel zu fahren, vielleicht im Duett mit Margot Käßmann, die Grenzerfahrungen bis zu 1,54 Promille beisteuern könnte. 

„Der Herr und Erlöser elektrisiert die Welt“

Pro – Das Christliche Medienmagazin berichtete 2020 von der Gründung der „Church of Tesla“, die sei nämlich „nicht nur Satire“. „Der Herr und Erlöser elektrisiert die Welt“, lautet das Glaubensbekenntnis daselbst. Laut PRO feiert die Tesla-Gemeinde seitdem den „Elon Musk-Tag“ und zwar jeweils „am 20. April des Jahres“. Oh, oh, das in deutschen Landen ein wenig vorbelastete Datum hat offenbar noch keiner bemerkt, sonst bekäme der Elon mächtig was auf die Batterie, genau wie man neulich eine Zuneigungsgeste gegenüber seinem Publikum partout als Hitlergruß missverstehen wollte

Elon Musk mutierte in unserem moralischen Hochlohnland nämlich vom Heiland zum Teufel, denn statt mit Katrin Göring-Eckardt zum Mars zu fliegen, was ich sehr begrüßt hätte, unterhielt er sich auf „X“ mit Alice Weidel. Ich kritisiere lediglich die Reihenfolge: Er hätte Frau Göring-Eckardt erst zum Mars expedieren und sich anschließend mit Frau Weidel unterhalten sollen. First things first, Mister Musk. Ansonsten kann ich ihm zu seiner Kommunikationsstrategie nur gratulieren, denn ist der Ruf erst ruiniert, twittert es sich gänzlich ungeniert. 

Mittlerweile spaltet Tesla, was aber nicht am Spaltmaß liegt. Wobei die Lage ein wenig unübersichtlich ist. Der Frontverlauf stellt sich annäherungsweise so dar: Diejenigen, die bislang keinen Tesla gekauft haben, finden Elon Musk plötzlich gut, und sind bereit ihm seine Autos zu verzeihen. Und diejenigen, die sich einen Tesla gekauft haben, finden Musk plötzlich schlecht, und sind nicht mehr bereit, ihm seine Autos zu verzeihen

Verwirrt wie eine Elefantenherde

Das liegt daran, dass er ihr Image als astrein bunte und achtsame Vorbildmenschen rücksichtslos in die Tonne getreten hat. Seine Mitteilungen auf „X“ lösen regelmäßig Fliegeralarm aus, weil der Mann uneinschüchterbar ist und gegen den Ratschlag einschlägiger PR-Berater handelt: „Entschuldigen, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden, bloß keine negativen Schlagzeilen“. Stattdessen: „Wenn Sie Dir blöd kommen, musst Du noch eins draufsetzen.“ Ich möchte dies hiermit Friedrich Merz zur Nachahmung empfehlen. Die bisherigen Inhaber der moralischen Lufthoheit sind durch eine solche Taktik verwirrt wie eine Elefantenherde, der das Leittier abhandengekommen ist.

Geisterfahrer wie etwa der mittellose Drogerieketten-Multimillionär Raoul Roßmann pinkeln Musk an, wie ein Dackel die Eiche, was dieser aber noch nicht einmal ignoriert. Man werde künftig keine E-Autos von Elon Musks Firma mehr erwerben, teilt er mit: „Elon Musk macht keinen Hehl daraus, Donald Trump zu unterstützen. Trump hat den Klimawandel wiederholt als Schwindel bezeichnet – diese Haltung steht in krassem Gegensatz zur Mission von Tesla, durch die Produktion von Elektroautos einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten“.

Roßmann will „bei zukünftigen Fahrzeugbestellungen auf alternative Hersteller und Modelle setzen“. Ich empfehle dem Seifenhandel als Alternative eine Sammelbestellung bei Ola Källenius von Mercedes-Benz, der das Unternehmen mit seiner Elektrostrategie zwar gegen die Wand gefahren hat, stattdessen aber dem Vatikan ein neues, vollelektrisches Papamobil übergeben hat, damit er trotzdem in den Himmel kommt. „Damit setzt der Heilige Stuhl ein Zeichen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz“, heißt es hier, „das neue Papamobil ist eine direkte Antwort auf die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus, in der er zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung aufruft“. Das elektrische Papamobil sei ein starkes Symbol für die Zukunft der Mobilität. Es zeige, dass auch der Transport des Papstes mit emissionsfreien Fahrzeugen bewältigt werden könne. Und dies bei Geschwindigkeiten von etwa 5 bis 10 km/h.

Für den Fall, dass entweder der Papst oder Källenius den Zuckerberg macht – soll ja vorkommen –, bleibt aber sicher noch Volkswagen übrig. So ist das sachkundige Magazin „Streetlife“ der Meinung, dass der „Wanderprediger“ Jesus heute als „charismatischer, sendebewusster Guru“ wahrgenommen würde, also der Welt gleichsam als deutscher Drogerieketten-Inhaber erschiene. Kein Auto würde sich für Jesus „perfekter eignen als der neue, elektronische, geräumige Volkswagen ID.Buzz, und zwar in reflektierendem Energetic Orange Metallic“. Damit würden Jesus und seine 12 Apostel schon einen guten Teil der Jahresproduktion dieses Fahrzeuges vom Hof räumen. 

In den Nobelvierteln des Umweltposertums

Besonders intensiv hat sich übrigens die Süddeutsche Zeitung dem Leiden der Teslafahrer angenommen, schließlich liegt ihr Abonnentenschwerpunkt in den Nobelvierteln des Umweltposertums wie Bogenhausen oder Starnberg. In einem langen Beitrag vom 25. Januar 2025 wird die verzweifelte Situation der nun Heimatlosen im eigenen Lande beschrieben: „Stefan Braunstein kam von einem Termin in der Stuttgarter Innenstadt, sein Tesla parkte am Straßenrand. In den Staub auf der Heckscheibe hatte jemand gekrakelt: ‘Drecksfascho!‘. Das konnte ja wohl nicht ihm gelten, sagt Braunstein: ‚Ich bin politisch komplett im anderen Spektrum.‘ Der schwäbische IT-Experte mit Vollbart und Hoodie, 40 Jahre alt, beschreibt sich im Videocall als politisch progressiv, technikaffin und eher links.“

Und dann kam es noch schlimmer, denn plötzlich habe ein Aufkleber mitten auf seiner Frontscheibe geklebt: „FCK NZS“. Da sei Braunstein gedämmert, was los war: „Sein Auto galt als politisches Zeichen. Und zwar als eines der genauen Gegenseite, zu der er selbst sich nicht zählt“. Auch andere unschuldige Musk-Opfer hätten Vandalismus, absichtliche Kratzer im Lack und Beschimpfungen als „Trump-Unterstützer “erlebt. 

Die Süddeutsche fragt verzweifelt: Noch vor wenigen Jahren wurde man von Dieselfreunden und Rechten unter Umständen als Weltretter, Gutmensch und Grünen-Wähler verspottet. Und jetzt auf einmal gilt man als potenzieller Faschisten-Fan?“ Und sie hat auch eine Antwort: „Schuld daran trägt ziemlich ausschließlich Elon Musk“ – und nicht etwa die Idioten, die anderer Leute Autos mutwillig beschädigen. „Der vermeintliche Vordenker einer klimaneutralen Zukunft ist für viele Klimabewegte zum Paria geworden.“ Seit Musk im vergangenen Sommer seine Unterstützung für Donald Trump, „den Klimawandelleugner und Freund der Fossilindustrie“, verkündet habe, beschleunige sich der Imagewandel von Tesla. 

Schon die Schilderung des Schichtwechsels im deutschen Teslawerk erinnert plötzlich an den Hofgang eines nordkoreanischen Gulags: „Tausende Frauen und Männer in schwarzer Arbeitskluft und Tesla-Sicherheitsschuhen schieben sich aus den Fabriktoren.“ Nicht nur seine Kunden leiden schwer unter Elon Musk, sondern auch unser Bundeskanzler, dessen tiefste menschliche Empfindungen Musk schamlos ausgenutzt habe: „Es hat durchaus etwas von einem Heiratsschwindler, wie sich Elon Musk erst als Fabrikbauer feiern ließ, hier entgegen großen Widerständen von Umweltschützern seine Gigafactory aufstellen durfte – und jetzt, keine drei Jahre nach Eröffnung, den damaligen politischen Türöffnern bis hoch zu Olaf Scholz politisch in den Rücken fällt“. 

Ein Sticker-Versandhandel reüssiert gerade mit dem Aufkleber: „I bought this before Elon went crazy“(„Ich habe ihn gekauft, bevor Elon verrückt wurde“). Für Neukunden mit Drang zum politischen Bekenntnis empfehle ich das Pendant: „Ich habe ihn gekauft, nachdem Elon verrückt wurde“.

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

Foto: Montage achgut.com

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Talman Rahmenschneider / 02.02.2025

Ich habe heute in der LA Times Geschichten von Leuten gelesen, die aus Palisades nicht richtig rauskamen, weil der Sunset Boulevard stand -  im Prinzip ist man erstaunt, dass nur 12 ihr Leben verloren haben. Dabei war ein schwules Paar, von dem ich einen sympathischer fand, denn der wollte den Mustang nehmen. Der andere hatte zwei Elektroautos. An sich wollte er den Tesla nehmen, der war aber zu wenig geladen. Also nahm man den Mercedes. Sie sahen dann am Abend auf ihrem Handy, wie das Haus brannte. Ich finde es schade um den Mustang und - tja - auch um den Tesla. .... Danke, dass Sie das Vorwort von Poschardt bringen - sehr interessant.

Ralf Schmidt / 02.02.2025

@s.hoppe, Wo ist denn ein Tesla modern? Wo sind BMW und Mercedes zurückgeblieben? Fahrtechnisch ist ein Tesla mehr als hundert Jahre alt. Da einzige, was an einem Tesla “modern” ist, ist die Bedienung. BEV waren schon immer, sind und bleiben ein technischer Flop. Ein Auto ist nicht nur ein reines Fortbewegungsmittel, sondern auch eine Einstellung, dazu emotionsgeladen. Als politisches Statement sicherlich überschätzt. Ich könnte zu den ganzen technischen Dingen von Fahrzeugen hier riesige Aufsätze schreiben, aber wozu? Die meisten schaffen es nicht einmal technische Kurzanleitungen richtig zu lesen, wollen aber angeblich umfassendes Wissen von Automobiltechnik haben, weil sie irgendwann einmal die ADAC Motorwelt in der Hand hielten. Nur kurz: Tesla ist nicht einmal ein modernes BEV, da gibt es fortschrittlicheres. Das Hauptgeschäft von Tesla waren schon immer Zertifikate. Elon Musk hat Wirtschaftspsychologie und Marketing studiert und abgeschlossen (Bachelor). Janis Joplin wollte von Gott einen Mercedes. (Ein Schrauber)

W. Renner / 02.02.2025

Wenn der Elon bald genervt aus Grünheide abzieht, baut der Olaf sicher eine neue Cum-Ex Terrafactory dort hin. Mit eigenem Pissoir und Seifenspendern von Rossmann im Untergeschoss.

Dirk Jungnickel / 02.02.2025

Ich hatte mich immer darauf verlassen , dass bei Achgut.com Blasphemie nicht vorkommt. Das bescheuerte Tesla / Jesus - Foto belehrt mit - LEIDER ! - eines “Besseren” .

Lutz Liebezeit / 02.02.2025

Wer sich ein Elektroauto mit 560 PS kauft, gehört mit größter Wahrscheinlichkeit zur gehobenen Mittelschicht, die alle Moden mitmacht, Smartphone, Flachbildfernseher, GPS, von der chinesischen Tätowierung im Nacken mit irre wichtiger Bedeutung, über peinliche Ohrringe, die man sich mit 16 hat stechen lassen und mit 58 noch immer trägt, bis zu schlechtsitzenden krachblauen Pufferjacken von H&M und den farblich abgestimmten krachblauen Waldbrandaustretern von Reebok; was einem die Frau angedreht hat, weil Männer keinen Geschmack haben. Das ist gelebter grüner Appell vom Kleinhirn. Jesus würde mit größter Wahrscheinlichkeit einen schicken Ford 12m fahren. Am besten, fragt den einfach, weil “3Und ich hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;” Apk 21

K.Behrens / 02.02.2025

Original Seifenmogul: “Die im Dezember 2019 angeschafften fünf Lkw ohne Außenspiegel wurden im Jahr 2020 um sieben weitere ergänzt. Sie führen zu verminderten Windwiderständen den und dadurch zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch.” Überhaupt liest sich der Seifen Handel wie eine Charity-Veranstaltung, selbst Aufforstung in Nicaragua ist dabei. Da stimmt was nicht in Hannover mit VW und Seifenhandel.

Leo Hohensee / 02.02.2025

@dr. gerhard giesemann - und schon wieder son Ding von Ihnen, dass ich verstehen möchte, aber aufgrund Ihrer “manchmal blöden” Art nicht verstehen kann. Was heißt denn, - “...... Eine Riesensauerey. Benzol im Diesel täte den sofort löschen, aus die Maus. ..... ”  Mag ja sein, dass ich blöde bin, aber, wie wärs damit wenn Sie Sie sich auch einer gewissen Pflicht unterwerfen, verständlich zu sein? - Seien Sie nicht beleidigt, ich bleibe Ihr interessierter Leser. beste Grüße

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