Vielen Dank für diesen Beitrag, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Ich habe auch aus Palästina ähnliche Bilder sehen können. Es stellt sich die Frage, ob wir ohne den radikalen Islam nicht längst Frieden hätten dort. Denn die Menschen waren (für die damalige Zeit) modisch und modern angezogen. So auch gesehen zu Tunesien und anderen heute radikal-islamistischen Ländern. Übrigens erfolgt gerade eine entsprechende Wandlung in einem anderen Land. Wer quasi live erleben möchte, wie der textile Weg von der liberalen zur radikal-islamischen Welt aussieht, braucht nur einen Blick nach Malaysia oder Indonesien werfen. Auffällig auch: ausschließlich für Frauen bedeutet das ein Leben im schwarzen Sack. Männer sind gar nicht stolz genug und konsequent genug. Trotz ihrer Keiferei gegen den Westen sind sie auch heute hyper-modern westlich gekleidet. Schon das ein Widerspruch, der zeigt, wie inkonsequent sie tatsächlich sind, wenn´s um sie selbst geht.
“Ein Mitglied des Mainzer AStAs veröffentlichte Fotos von ihnen und schrieb: „Dies sind ihre Gesichter. Merkt sie euch, merkt euch ihre Namen. Sie sind wie wir, doch ihr Mut überstrahlt unsere Hilflosigkeit, und sollte uns mahnen, uns nicht der eigenen Ohnmacht hinzugeben.“ Heute würde ich die Ohnmacht mit Feigheit und Unterwürfigkeit von vielen ersetzen. “Ihnen allen wären jene Fotografien zu zeigen, die gerade in ihrer Stille und Unaufdringlichkeit deutlicher nicht machen könnten, dass die Freiheit zerbrechlich ist und der Islam sie bedroht.” Dazu müßten heute erstmal viele ihre Augen öffen und den Verstand einschalten. Außerdem scheint es ja auch ein riesen Kommerz zu sein. Das wird ein schwieriger Weg aber wenn ALLE Betroffenen an einem Strang ziehen (würden) könnte sich wirklich etwas ändern.
Lieber Herr Perrefort, was für ein beeindruckender, anrührender Text. Vielen Dank!
Man muss wohl Kulturwissenschaftler sein - also Mitglied der akademischen Disziplin, die Gesellschaft allein aus ihren Geschwätzanteilen heraus zu interpretieren und verstehen versucht, ohne Blick auf soziale Funktionsbedingungen zwischen Ethik, Wirtschaft, Recht, Politik - um zu solch naiven Einschätzungen zu gelangen. Die Kulturwissenschaften sind ja die Hauptprotagonisten der poststrukturalistischen Wende und Zerstörung der akademischen Sozialwissenschaften, und ihr Hauptanliegen und ihre poststrukturelle Methode dazu besteht in der konsequenten Dekontextualisierung von gesellschaftlichen Phänomenen. Deshalb fehlt den Kulturwissenschaftlern ja notorisch auch jede historische Tiefendimension und jede Vorstellung von sozialen “Prozessen”. Stattdessen werden diese ausschließlich über den immer selben, simplifizierenden linguistischen Leisten geschlagen, was jedes differenzierende Verstehen unmöglich macht - nun zum vorliegenden Fall: die hier prösentierten Bilder sind Momentaufnahmen von sehr, sehr kleinen Gruppen in islamischen Gesellschaften, in der Regel Menschen in sehr privilegierter Position, die für einen historisch sehr sehr kurzen Zeitraum sich westliche Lebensart und Kultur anzueignen versuchten. Diese Mimikry-Versuche, wie die darin zu sehende Übernahme europäisch-“westlicher” Kleidung und Verhaltensweisen, ist vor dem Hintergrund der ungeheuer erfolgreichen europäischen Expansion über den Globus zu verstehen. Wobei verstanden werden muss, dass diese europäische Expansion nichts mit einer besonderen “europäischen Aggressivität” zu tun hatte (wie die ungebildete Linke heute meint), sondern mit einer enormen Überlegenheit nicht nur auf wissenschaftlichem Gebiet, sondern dieser vorausgehend bezüglich der sozialen Organisation, der darauf aufbauenden Institutionen (nicht nur Militär, sondern eben auch Bildung, Wirtschaftsorganisation, Kommunikationskanälen), der Wertschätzung und Förderung individueller Leistung, und der damit verbundenen ungeheuren Innovationen (nicht zuletzt in der Kunst und kulturellen Verfeinerung). Dies erlaubte es den Europäern, hoch flexibel, anpassungsfähig, effizient und grundsätzlich neugierig sich immer neuen Bedingungen und Herausforderungen zu stellen. Vor diesem Hintergrund versuchten sich die gesellschaftlichen Eliten in islamischen Gesellschaften dieser stupenden Erfolgsgeschichte anzuschließen, indem sie - mehr oder eher weniger erfolgreich - nicht nur europäische Institutionen kopierten, sondern eben auch Lebens- und Verhaltensweisen. Vor allem im osmanischen Reich lässt sich dies seit der Stagnation und Verfallsphase im 17. Jahrhundert beobachten. Nachdem zunächst allein Einrichtungen und Institutionen in Militär und Verwaltung kopiert wurden (Tanzimat), versuchte eine junge Elite seit dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auch den eurpäischen Lebenswandel teilweise zu übernehmen, da diese Gruppen sehr wohl, wenn auch unvollständig verstanden hatten, dass es zwischen dieser Lebensweise und den Institutionen einen Zusammenhang geben muss. Aber damit begaben sich diese Eliten in ein immer stärkeres Spannungsverhältnis zum allgemeinen “Volksempfinden”, das schließlich seinen Protest gegen eben jene Eliten und ihrer “korrupten”, d.h. extrem exklusiven Herrschaftsweise, mit den traditionellen Forderungen der islamischen Gesellschaftsordnung verband. Aufnahmen der damaligen Straßensituationen zeigen jedenfalls das extreme Spektrum zwischen Stadt und Land, zwischen den einerseits westlich gekleideten Effendis und der nicht nur Kopftuch, sondern Burka- und Tschador-tragenden weiblichen Bevölkerung. Von den in Photographien nicht-sichtbaren tatsächlichen sozialen Leitvorstellungen und Wertbildern ganz zu schweigen. Egal wie westlich gekleidet: Frauen hatten ZU KEINEM ZEITPUNKT in islamischen Gesellschaften, egal in welchem Land, das Recht der eigenen, freien Gattenwahl. Und als Ergänzung: es wäre auch zu prüfen, wieviele dieser historischen photographischen Aufnahmen tatsächlich moslemische Menschen zeigen, und nicht vielmehr die damals noch zahlreicheren nicht-moslemischen Minderheiten, wie koptische, armenische, aramäische und griechische Christen, Zoroastrer, Hindus und Buddhisten. Und als weitere Ergänzung: gerade der Feminismus hat sich nicht nur im heutigen Westen, sondern schon in der iranischen islamischen Revolution als stärkster Verbündeter der Islamisierung erwiesen, denn wie der Islam strebt der Feminismus eine Geschlechtersegregation an.
Ein schöner Artikel, der bestimmte falsche Selbstverständlichkeiten aufrüttelt. Ich musste dabei stets an ein radikales Gedankenspiel denken: Was wäre, wenn wir nur weibliche Flüchtlinge ins Land liessen? Würde dies etwas an dem bestehenden Konflikt ändern? (Ja, das ist ganz offensichtlich diskriminierend und auch nicht durchsetzbar. Deswegen ist es ja auch nur ein Gedankenspiel). Ich wünsche der feministischen Bewegung in jedem Fall, dass sie wieder zu ihren ursprünglichen Idealen findet - weltweit.
Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube - die islamischen Gesellschaften sind durch und durch patriarchalisch, sollten Frauen zu laut aufmucken gibt es - frei nach Andrea Nahles - “in die Fresse”. Die Linken und Grünen sehen darin wohl eine Art “folklorisitischer Tradition”, Teil einer unkritisch zu bejubelnden Kultur. Auch scheint mir das Streben nach Freiheit und Demokratie in islamischen Ländern nicht besonders ausgeprägt, kaum hatte man sich während des Arabischen Frühlings der Despoten entledigt und durfte erstmals selbst bestimmen, wählte man Gruppierungen wie die Muslimbrüder oder die Ennahda an die Macht, die ja nun nicht gerade für Liberalität und freiheitliche Werte stehen.
So schöne Fotos… Das schweigen der Linken zur schleichenden Islamisierung ist die gegenwärtig größte Katastrophe der westlich orientierten Gesellschaften.
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