Rainer Bonhorst / 25.08.2020 / 11:00 / Foto: Pixabay / 16 / Seite ausdrucken

Der Sieg des FC Bayern als politisches Lehrstück

Was sagt uns der Sieg des FC Bayern in der Champions League politisch? Nichts? So weit würde ich nicht gehen. Fußball und Politik sind zwar keine Zwillinge, aber mit etwas Phantasie kann man sich durchaus eine Wahlverwandtschaft zusammenreimen.

Einerseits gibt es Politiker, die ihre Arbeit als taktische Spielchen verstehen. Ein herausragender Spieler dieser Art ist der Brite Boris Johnson, der Politik als  Sportskanone betreibt. Aber auch bei uns gibt es reichlich Polit-Spieler, die mit Finten und Hakenschlagen den Gegner austricksen, als seien sie Alphonso Davies. Aber die Verwandtschaft des Fußballs mit der Politik hat nicht nur zynische Aspekte. Der sogenannte Triple-Erfolg des FC Bayern München, bestehend aus deutscher Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Sieg, kann – zumindest spaßeshalber – auch als ein Lehrstück für unsere Gesellschaft und unsere Politik betrachtet werden.

Denn die Siegesserie gibt eine interessante Antwort auf die Frage, welche Form der Führung die erfolgreichste ist. Im Profifußball herrscht eigentlich die Autokratie vor. Dominante Trainer, die ihrer Mannschaft gnadenlos ihren Stempel aufdrücken. Das kann so weit gehen, dass sich manche Spieler wie Marionetten fühlen und auf dem Platz entsprechend auftreten.

Und dann ist da einer wie Hansi Flick. Der Hansi. Er war, bevor er die Star-Riege des FC Bayern als Chef übernahm, bescheidener Assistent des Co-Trainers. Als sich die Kovac-Brüder wegen mangelnden Erfolgs aus München verabschieden mussten, wurde Hansi Flick als Notpfropfen und auf Probe an die Spitze gestellt. Ein Mann, dessen Ego sich im bürgerlichen Rahmen hält, sollte die Herren des FC Hollywood zum Erfolg führen.

Dass es ihm gelang, ist ein Sieg des Liberalismus. Flick, einst selber ein erfolgreicher Spieler, gab nicht den strengen Strategie- und Taktik-Diktator. Er konzentrierte sich offenbar darauf, die Stärken jedes einzelnen Spielers frei zur Entfaltung zu bringen und diese Freiheit in den Dienst der Mannschaft einmünden zu lassen. Er setzte nicht auf wichtigtuerische Bevormundung, sondern auf die Kraft, Kreativität und Professionalität vergleichsweise freier Spieler.

Wenn das kein Vorbild für die Politik ist. Der liberale Weg als Weg zum Erfolg. Hansi-Flick-Politik also, die den Profis in der Wirtschaft, in der Kultur und auch sonst die Freiheit lässt, die sie brauchen, um sich zu entfalten. In der Corona-Zeit hat eine solche Liberalität keine Chance. Aber das New Normal der Zukunft muss wieder der Freiheit gehören.

Wer glaubt, es sei ein Zufall, dass die Giganten des digitalen Zeitalters in Amerika entstanden sind, sollte seinen Glauben mal kritisch überprüfen. Es ist die Freiheit, die das schafft. Das staatsfrommere Europa hechelt hinterher. Und was ist mit China, dem neuen Wirtschaftsgiganten? Ein Beispiel für Erfolg durch Diktatur? Anscheinend. Aber der wirtschaftliche Erfolg Chinas ist durch weitgehende wirtschaftliche Freiheit unter dem Dach der politischen Diktatur entstanden. Sollte China seine politische Diktatur wieder auf das Feld der Wirtschaft ausdehnen, ist das Ende der Erfolgs-Story abzusehen.         

Kurz und gut: Es lohnt sich, den Erfolg des Triple-Siegers FC Bayern als den Erfolg einer liberalen Führung zu feiern. Es gibt ja im Moment sonst nicht viel zu feiern.

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Michael Sachs / 25.08.2020

Vom Grundprinzip her gesehen liegt der Artikel völlig richtig es ist die Freiheit die Amerika so weit nach vorne gebracht hat aber genau das wollen die Linken nicht sie wollen kein freies Volk sondern Diktatur.

Paul J. Meier / 25.08.2020

@B. Mundt: Harte Hunde sind bei keiner Mannschaft beliebt, es sei denn in einer masochistischen. Barcelona, Lyon und PSG sind Angsthasen? Nun denn, der FCB hat viele Gegner, sei es drum. Wäre es ein Trainer vom Typ Habeck, würden selbst die Bayern bald in der Bayernliga spielen.

Dr. Stefan Lehnhoff / 25.08.2020

Ich habe so gar keine Ahnung von Fußball, aber zu China sei gesagt, der Staat greift längst wieder stärker in die Wirtschaft ein und die katastrophalen Folgen sind bereits sichtbar- ob das Datums eher gut oder schlechteren wird, kann nicht mal irgendwann in Retrospektiven sicher festgestellt werden. China wird noch dieses Jahr schwerwiegende Nachrichten produzieren, so viel ist sicher.

Petra Wilhelmi / 25.08.2020

Sie beschreiben die eine Säule. Die andere Säule ist Geld, Geld und nochmals Geld. Ohne sehr viel Geld wird kein Fußballklub dauerhaft gut sein können. Es geht einfach nicht. Wer kann sich schon die besten Spieler leisten? Die Dresdner, die Chemnitzer oder die Roten Teufel? Niemals. Sie werden dort bleiben, wo sie sind und zweitklassigen Fußball spielen, der sicherlich auch ansehenswert ist, aber man will ja eigentlich in der Bundesliga oben mitspielen. Ohne Geld läuft gar nichts und ohne wäre auch der FC Bayern Null.

herbert binder / 25.08.2020

Bei einigen Kommentaren klang doch einiges an Wehmut durch. Ja, es gab sie, die Zeit der Torpfostenträger. Da waren nicht wenige Spieler und Zuschauer Nachbarn, oder Arbeitskollegen. Und gelegentlich kam man auch auf’n Pilsken zusammen: Dienst am Tresen sozusagen. Schöner Zeiten, der gedenk ich. Wirklich? Übrigens, lieber Herr Bonhorst, der Hansi heißt ab vergangenen Sonntag wieder Hans-Dieter.

Claudius Pappe / 25.08.2020

Der FC Bayern kassiert 130 Millionen Euro, PSG Paris kassiert 134 Millionen Euro für die Teilnahme bzw. Sieg in diesem Wettbewerb. Immerhin kassiert ein illegaler Grenzübertreter in Deutschland lebenslang ca. 1 000 Euro im Monat-ohne Gegenleistung.

Burkhard Mundt / 25.08.2020

Harte Hunde als Trainer sind bei den Bayernstars nicht beliebt. Beispiel “Quälix” Magath. Die brauchen Egostreichler und zusätzlich Angsthasengegner.

Bernd Eck / 25.08.2020

@Bernhard Freiling - Da tun Sie m.E. dem Rehakles großes Unrecht an. Der hat zwar vor den Mikrofonen viel palavert. In Bezug auf seine Spieler hat er jedoch jeden so behandelt, wie er es gebraucht hat, sonst wäre er nie so erfolgreich gewesen, denn er war nicht der große Fußballtaktiker. Als Autokrat hätte er die damals fußballerisch mehrheitlich limitierten Griechen nie zur EM führen können. Er hat den Kampfgeist, den Glauben an sich mit Einsatz der gegebenen Mittel über die Psyche der Spieler erreicht, nicht per Dekret. Er wusste z.B. auch genau, dass ein Mario Basler seine Freiheiten braucht und nicht gegängelt werden muss, um seine Leistung abrufen zu können. Nur wer es gebraucht hat, den hat er in den Allerwertesten getreten. M.E. war er dem Hansi Flick in der Menschenführung relativ nah. Und diese Freiheiten sind es, die heute in der Gesellschaft, im Arbeitsleben, in der Politik usw. immer mehr verschwinden, alles wird gleich und alle sollen das Gleiche denken. Das funktioniert aber nicht; jedenfalls nicht, wenn hinten dauerhaft Leistung herauskommen soll. Es wird sich so lange geduckt, bis es in Gewalt o.ä. umschlägt; man erträgt es nur, so lange man keine anderen Möglichkeiten hat.

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