Hallo Herr Haferburg, nachdem ich eben einen Artikel über Minister Jäger gelesen habe und total bedient war, ist Ihr herrlicher Artikel Balsam für meine Seele. Ich habe so sehr gelacht, vielen Dank. Aber auch in der DDR gab es genug Menschen, die nicht devot waren. Ich bin 1975 aus der DDR ausgereist und durfte nicht mehr in die DDR reisen. Meine Schwester, Ärztin, nicht in der Partei !!, hat 1988 an Honecker einen Brief geschrieben. Nur ein kurzer Ausschnitt: “Ich habe mein Studium selber finanziert, ich bin dem Staat nie zur Last gefallen und jetzt erwarte ich, dass meine Schwester zu Besuch kommen kann.” Sie hat nicht bitte geschrieben , sondern erwarte. Ich habe eine Einreisegenehmigung für 3 Wochen erhalten. “Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.” Schiller
“Ich ahne auch dunkel, dass die Fragefunktion auf der Webseite der Bundesregierung nur für zustimmende konstruktive Fragesteller geschaffen wurde.” Es liegt ja nicht fern, da eine Gegenprobe zu starten. Hier ein Vorschlag: “Sehr geehrte Damen und Herren! Hiermit möchte ich meinen ausdrücklichen Dank ausdrücken für die hervorragende Arbeit der Regierung. Ich bin froh, von einer so großartigen und vorbildlichen Kanzlerin wie Frau Merkel regiert zu werden. Bitte übermitteln Sie ihr Grüße! Hochachtungsvoll, Michaela Mitstrom” Wenn man auf einen solchen Text ebenfalls nach so langer Zeit keine Antwort bekommt, dann verbleiben nur noch zwei Möglichkeiten: 1. Die arme Bundesregierung ist überlastet und kann sich auch keine weiteren Leute leisten, die für sie am Computer sitzen. 2. Das “Internetformular” dient nur dem schönen Schein einer theoretischen Kommunikationsmöglichkeit mit diesem verkapselten Saftladen in Berlin.
Damit würde ich niemals rechnen, dass ich bei unseren Staatsoberen eine Antwort auf eine Frage bekäme, welche nicht bereits über die Presse verlautbart wurde.
Die Erfahrung habe ich auch einige Male gemacht. Unter anderem warte ich seit etwa einem Jahr und etwa zwanzig Nachfragen meinerseits auf eine Antwort von Welt-Online, welche ich gebeten hatte, mir eine Quelle zu der von der Zeitung wiederholt vorgebrachten Behauptung zuzusenden, dass Pegida “fremdenfeindlich” sei. Die “unteren” Serviceebeben waren mit der Bitte komplett überfordert. Nach einigen Monaten und vielen Mails wurde die Anfrage an irgendeinen Redakteur weitergeleitet und dort verharrt sie seitdem. Ich habe noch ein paar Mal versucht, doch noch eine Antwort zu erhalten, aber umsonst. Ich muss jedoch ehrlich zugeben, dass ich von Anfang an davon ausgegangen bin, dass Welt-Online über keinerlei Quellen verfügt. Ich weiß noch, mit welcher Verbissenheit man mir an der Uni beigebracht hat, sorgfältig mit Quellen umzugehen. Ich frage mich, für welche Art von Arbeit ich das brauchen soll. Im Journalismus jedenfalls ist es bei politischen Themen mittlerweile vollkommen irrelevant, ja, sogar hinderlich für das eigene Vorankommen.
Sehr geehrter Herr Haferburg, viel hatte man nicht, wenn man schreibend an DDR-Behörden herantrat. Es blieb immerhin die Eingabeordnung als “Berufungsinstanz” um eine Antwort an sich. Verwundert bin ich über das bundesdeutsche “diskutieren sie hier nicht rum”, das sich in der Nichtbeantwortung von Briefen, Stellungnahmen…zeigt. Sie sprechen mit Ihrem Artikel ein weites Feld an. Hätte die CDU auf Briefe von Markus Wegner, Bernd Lucke reagiert, hätte sie vielleicht die Gründung der Statt- und AfD-Partei verhindern können. Andererseits, so die Politologen, verhindert individuelle Kommunikation das Entstehen von politischer Öffentlichkeit und sei un- bzw. vordemokratisch. Wenn der Brief- und Eingabegedanke die Massen ergreift und Partei wird, sollte das zwar unbedingt möglich sein. Aber (1), man will ja nicht immer gleich eine Partei oder einen Verein gründen, sondern Unsicherheiten und Ängste klären. Die Politiker erklären doch immer ihre Zuständigkeit für die berechtigten Sorgen, die man nun ernst nehmen will. Inwiefern hinter “zugelassener Sorgen” selbst wieder ein “Klassenstandpunkt” oder obrigkeitsstaatliches mitschwinkt, sei hier unbedacht gelassen. Aber (2), da man wohl Höflichkeit, mit dem ungeschriebenen Recht auf Antwort, nicht mehr unterstellen kann, bin für eine “Antwortordnung” für Briefe (Nachfragen, Stellungnahmen, Richtigstellungen…) an Behörden, Parteien, jedwede Institutionen mit einem Anrecht auf Antwort. Dies sollte gesetzlich geregelt werden. MfG Baldur Jahn
Danke, am Ball bleiben bitte! Man könnte es mal derber versuchen, ich denke dann kommt eine Reaktion. Wenn auch keine angenehme.
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