Peter Grimm / 18.05.2018 / 17:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 18 / Seite ausdrucken

Der Ramadan als Spätheimkehrer

Wer der Überzeugung ist, dass der Islam zu Deutschland gehört, für den muss folgerichtig auch der Ramadan zu Deutschland gehören. Doch hat selbiger es derzeit noch schwer mit dem Einzug ins deutsche Brauchtum. Die meisten Eingeborenen fremdeln gehörig. Sie können sich über Ramadan-Kalender für die Kleinen in deutschen Supermärkten ebenso wenig freuen, wie über die stetig steigende Rücksichtnahme auf islamische Speiseregeln in deutschen Kantinen. Viele wollen gar, wie ihre Vorfahren, unbeschwert von den Vorschriften Allahs und seines Propheten, im Fastenmonat essen und trinken, wann und was sie wollen.

Bevor eine derart rückwärtsgewandte Lebenseinstellung auch noch politisch stärker Raum greift, muss man den Fortschrittsunwilligen die neue Welt ein wenig erklären. Und wo kann man besser verstehen lernen, was das neue Deutschland ausmacht, wenn nicht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im Deutschlandfunk Kultur hat Eren Güvercin den Gebührenzahlern endlich einmal erklärt, wie sehr der Ramadan zu Deutschland gehört:

„Der Ramadan ist alter deutscher Brauch, der hier schon länger verbreitet ist als das Oktoberfest. Ja, da dürften jetzt einige Zeitgenossen in Bayern die Stirn runzeln. Der Ramadan ist deutscher und mehr beheimatet in diesem unserem Land, als vieles, was inzwischen als deutsche Kultur durchgeht, da kann man schon fast nur noch mit dem Kopf schütteln: Halloween zum Beispiel oder Junggesellenabschiede. Was wohl Goethe, Schiller und Rilke dazu sagen würden?“

Was für eine Aussage! Wenn Goethe, Schiller und Rilke nichts mit Halloween zu tun haben und die Deutschen es trotzdem feiern, dann gehört also auch der Ramadan zum deutschen Brauchtum? Eine etwas verquere Logik, aber jeder baut seine Gedankengebäude halt anders, sagt man sich als liberaler Mensch.

Der Ramadan in Deutschland vor 1810...

Allerdings hätte ich jetzt doch gern ein paar Daten und Fakten erfahren, welche Verbreitung der Ramadan hierzulande denn vor 1810, also vor dem ersten Oktoberfest, fand. Der Kollege Güvercin ist damit etwas geizig. Wahrscheinlich meint er, dass sich seine Hörer und Leser die Fakten ja selbst im Internet zusammensuchen können, während der Autor des Senders nur für deren richtige Einordnung zuständig ist. Und wer würde eine im Deutschlandfunk gesendete Behauptung anzweifeln wollen?

Also werfen wir einen schnellen Blick in Wikipedia und erfahren immerhin, wann es den mutmaßlich ersten islamischen Gebetsraum gab. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. habe ihn 1731 für muslimische Infanteristen, die er als Geschenk erhielt, am Langen Stall in Potsdam einrichten lassen. Im Jahr 1739 hätte es dann die erste islamische Gemeindegründung auf deutschem Boden gegeben. Allerdings sei diese nicht auf Dauer angelegt gewesen. Weiter heißt es:

„In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wohnten hunderte muslimisch-tatarische Familien innerhalb der preußischen Grenzen. Ihren Kindern zahlte der preußische Staat Kindergeld, die Väter dienten in der preußischen Armee. In den 1790er-Jahren dienten bereits um die 2000 Tataren als Lanzenreiter unter dem Preußenkönig. Im Jahr 1798 verstarb der osmanische Gesandte Ali Aziz Efendi, daraufhin stellte der preußische König Friedrich Wilhelm III. zu seiner Bestattung ein Gelände zur Verfügung. Es folgte noch ein Tausch des Geländes. Dieses neue Gelände bildete den Grundstein des 1866 errichteten und bis heute benutzten Türkischen Friedhofs am Columbiadamm in Berlin-Neukölln.“

Hier bestätigt sich nun leider, was jeder nur etwas Geschichtskundige ahnte: Es gab vor dem ersten Anstich auf der Münchner Theresienwiese schon ein paar Muslime in den deutschen Ländern, doch selbst wenn man davon ausgeht, dass sich von denen durchweg alle an die Ramadan-Regeln gehalten haben, so kann man von einer Verbreitung wohl kaum reden. Schon gar nicht im Vergleich zu Festlichkeiten mit Bierausschank.

Das Geschichtsbild ein wenig an die neue Zeit anpassen

Aber auch das ist sicher wieder nur rückwärtsgewandte Kleinkrämerei. Man wird das Geschichtsbild ein wenig an die neue Zeit anpassen dürfen, oder? Und schließlich geht es doch nur darum, dass der Ramadan in Deutschland heimisch wird, wie Güvercin uns mitteilt:

„Der Ramadan mit seiner Spiritualität und Konzentration auf das Wesentliche ist ein wichtiger Teil Deutschlands, auch wenn es vielen nicht bewusst sein mag. Es ist für uns als Deutsche wichtig, über solche Glaubenswelten zu reflektieren, uns damit näher zu beschäftigen, darin einzutauchen. Denn dann würden wir sehr schnell erkennen, dass politisierte und hysterische Debatten über Fragen wie, ob nun der Islam oder die Muslime ein Teil Deutschlands sind, absurd und realitätsfremd sind.“

Also sollten sich nun auch renitente Eingeborene endlich an die Realität gewöhnen, sich am traditionellen deutschen Ramadan erfreuen. Und wenn der Islam und der Ramadan zu Deutschland gehören, dann sollten wir uns auch dazu bekennen, dass die Scharia zu Deutschland gehört. Steinigungen gab es in deutschen Landen zwar so oft nicht, aber dafür schon ganz lange vor dem ersten Oktoberfest. 1066 wurde der Abt Ansverus von Bekehrungsunwilligen auf dem Rinsberg bei Ratzeburg gesteinigt. Eine gewisse Traditionslinie ließe sich auch hier ziehen.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Isabelle Nolte / 18.05.2018

Lieber Herr Grimm, ich habe den Beitrag im Deutschland Funk nicht gehört, aber als eifrige Achse Leserin kann ich jetzt nur herzlich darüber lachen!  Es ist unglaublich, was für ein Schmarren verbreitet wird, nur um uns die mittelalterlichen Bräuche des Islams schmackhaft machen zu wollen! Ich kenne diesen Moderator nicht, von wem wird er für seine verqueren Thesen bezahlt?? Ich persönlich ziehe auf jeden Fall eine Maß  Bier auf dem Oktober- oder jedem anderen Fest dem Ramadan vor!! Prost! ( manches ist nur noch im Suff zu ertragen ) LG I. Nolte

Caroline Neufert / 18.05.2018

Die Macht der Droge Religion. Man kann es einfach nicht lassen ... jeden Tag aufs Neue sich mit ihr zu beschäftigen. Methadon für Religionssüchtige bräuchte es ... wobei ... zumindest Sie sind entzugsunwillig ;-)

Corinne Henker / 18.05.2018

Ich soll über islamische Glaubenswelten reflektieren? Nein, danke. Muslime in relevanter Zahl gibt es in Deutschland erst seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und seitdem hat der Islam nichts zu unserer Kultur beigetragen, auf das ich nicht gut verzichten könnte. Weder auf wissenschaftlich-technischem noch auf sozial-kulturellem Gebiet gab es relevante positive Entwicklungen, die wir dem Islam als Ideologie zu verdanken hätten. Wenn man “Zugehörigkeit” als etwas Wesentliches definiert, dessen Abwesenheit man schmerzlich vermissen würde, gehört der Islam also ganz eindeutig nicht zu Deutschland. Die hier lebenden Muslime sind im Rahmen der Religionsfreiheit zu tolerieren und zu respektieren, solange sie sich an unsere Gesetze halten, unsere Werte (auch Gleichberechtigung, Leistungsprinzip und Säkularität) achten und uns nicht mit ihren Forderungen nach Sonderregeln nötigen. Ich verstehe nicht, warum man ständig über dieses Thema diskutieren muss und mit muslimischen Ritualen belästigt wird.

Joachim Lucas / 18.05.2018

Auch das Schächten gehört zu Europa. Das taten schon die Griechen und Römer beim Opfern von Lämmern. Ebenso das Kopftuch, das viele Bäuerinnern früher trugen, allerdings weniger aus religiösen Gründen, mehr der Hygiene und der Kälte wegen, aber trotzdem. Und nicht zu vergessen finden auch Kamele immer mehr Verbreitung in Deutschland und gehören zur deutschen Kultur. Das sieht man an den Zoos und den Redaktionsstuben in Presse, Funk und Fernsehen.

Rolf Menzen / 18.05.2018

Ich hab ja nix gegen Ramadan. Aber nur mit Schweinshaxe und Weißbier.

Frank Holdergrün / 18.05.2018

Ramadan ist vor allem Erinnerung an den Heiligen Krieg gegen Ungläubige. Nichts fürchten Christen in islamischen Länder mehr als diese Zeit. Mohammed hat während dem 30-tägigen Tagesfasten den Koran empfangen, durch einen Engel. Die daraus abgeleitete Lehre löste das Alte und Neue Testament ab, sie ist die einzig mögliche Wahrheit für einen Muslim, der Ungläubige als die abscheulichsten aller Wesen ansehen muss und keine Freunde unter ihnen nehmen darf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Brauch unter Juden, Christen oder Atheisten in Deutschland allzu beliebt ist, vor allem, wenn man auch diese Aussage von Mohammed berücksichtigt: “Isa, der islamische Jesus, werde wiederkommen und bei seiner Wiederkunft alle Schweine töten, alle Kreuze zerbrechen, alle Christen zum Islam bekehren und eine blutige Schlacht zur Ausrottung aller Juden führen.“

Wilfried Cremer / 18.05.2018

Ich will hier nicht von nächtlichen Fressorgien schreiben, habe aber gehört, dass gegen Ende des Ramadan die Hosen nicht mehr passen. Dann wird’s spirituell und das lange Weiße angelegt.

Gertraude Wenz / 18.05.2018

Da gehören ja eher noch die germanischen Götter zu Deutschland als der Islam und der Ramadan. Deutschland soll bunt werden, so wie die Welt bunt ist. Ich will aber nicht in einem bunten Deutschland leben, in dem der Unsinn grassiert. “Bunt” heißt doch auch, dass jeder bunte Schwachsinn bei uns Fuß fassen kann, vielleicht irgendwann auch schön bunte Stammesreligionen aus Schwarzafrika oder abstruse Medizinmänner mit alternativen Heilmethoden und dergleichen mehr. Unsere großen Denker und Aufklärer drehen sich im Grabe um!

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