Henryk M. Broder / 02.04.2016 / 13:00 / Foto: Victor Valore / 0 / Seite ausdrucken

Der Rabbi von Neukölln und der jüdisch-muslimische Dialog

Ein schreckliches Unrecht geschieht derzeit in Berin. Ein Unrecht, das zum Himmel schreit. Würde Emile Zola noch leben, er hätte länst J’accuse…! gerufen. Weil aber der große französische Dichter schon lange tot ist, müssen jetzt andere ran. Jan Kixmüller im Berliner Tagesspiegel, der RBB, Charlotte Haunhorst in "jetzt", dem Kindermagazin der SZ, Maximilian Popp im SPIEGEL, Thorben Lehning im Tagesspiegel. Was ist passiert? "Armin darf kein Rabbiner werden". Und warum darf Armin kein Rabbiner werden? "Weil er sich für den Dialog zwischen Juden und Muslimen einsetzt – sagt er." Und er sagt noch etwas: "Was gibt es Repressiveres, als jemandem ein Grundrecht zu verweigern?"

Ja, das ist in der Tat der Gipfel der Repression, vor allem, wenn es sich um jemand handelt, der nicht nur ständig dummes Zeug labert, sonder auch zum Judentum übergetreten ist, um es von Innen aufzumischen. So wie deutsche Linke in den 70er Jahren unbeedingt Briefträger, Lokführer und andere Staatsdiener werden wollten, um das System zu unterwandern. Heute gibt es nicht nur ein Grundrecht auf Arbeit, einen Sechser im Lotto, gutes Wetter im Urlaub und einen Platz im Dschungelcamp, es gibt auch das "Grundrecht", Rabbiner werden zu können. Dabei ist Rabbiner gar keine geschützte Berufsbezeichnung wie Dipl.-Ing. oder Veterinär, jeder darf sich Rabbiner oder Rabbi nennen. So wie sich in den USA jeder "Minister" nennen und eine eigene Kirche aufmachen kann.

Warum Armin Langer, der sich von Neukölln aus für den Dialog zwischen Juden und Muslimen einsetzt, was vor allem den Muslimen ein Herzensanliegen ist, zu dessen Verwirklichung sie auf einen Rabbinerlehrling angewiesen sind, warum er also unbedingt ein approbierter Rabbiner werden möchte, hat einer seiner Jünger so erklärt:

"He did seek to bring together Jews and Muslims; not using scholarly arguments, but rather by creating the Salaam-Schalom Initiative, a platform for direct dialogue between Muslims, Jews and others who live together in the same neighbourhoods, mostly in Berlin-Neukölln." Eine wirklich tolle Idee, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass in Neukölln ein paar Dutzend Juden leben, aber viele Tausend Muslime, weswegen die Juden gut daran tun, den Muslimen die Hand zu einem friedlichen Dialog anzubieten. Bei einem Treffen der Salaam-Schalom-Initiative, an dem Til Biermann und ich teilgenommen haben, geriet der "Dialog" mangels an Muslimen zu einem jüdischen Selbstgespräch über die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Muslimen und Juden, an dem auch einige Möchtegern- oder, wie man heute sagen würde, selbsternannte Juden teilnahmen. 

Das Ganze wäre nicht weiter bemerkenswert, man könnte es unter Folklore und Karneval der Kulturen ablegen, wenn es nicht zu einem Politikum gepusht würde. Armin Langer wird ein Grundrecht verweigert! Er selbst findet diesen Umstand vor allem deswegen skandalös, weil "das von einer Institution (geschieht), die mit öffentlichen Geldern gefördert wird".

Kleine Korrektur: Der Skandal liegt eher darin, dass die öffentliche Hand eine Institution finanziert, an der ein Fach unterrichtet wird, das es nicht gibt: Jüdische Theologie. Rabbiner sind keine Theologen, sie sind Rechtsgelehrte, die die Halacha auslegen. Die sogenante jüdische Theologie ist eine relativ junge Erfindung (das hat sie mit Gender-Studies gemeinsam), die vor allem Nichtjuden, die Juden werden möchten, den Weg in das Judentum weist, eine Art Judaism for Dummies mit akademischem Anstrich. Der Mann, der die Potsdamer School of Jewish Theology leitet, ist seinerseits eine Allroundbegabung. Er hat schon die Kulturstiftung der Deutschen Bank, Greenpeace Deutschland und die Akademie Musiktheater heute gemanagt: Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka.

Auch Armin Langer könnte ein Rabbiner werden. Weil, wie gesagt, Rabbiner keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Wie das gehen könnte, hat einer aus dem Umfeld seiner Neuköllner "Jeschiwa" bereits erklärt: "I therefore propose that we, Neuköllner Jews, ordinate Armin Langer as Rabbi of Neukölln."

Hier eine Übersicht der Causa Langer.

Und hier eine Beistellung von Mely Kiyak.

 

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