Wirklich eine gute Erklärung des Simoson Effekts, aber was genau wollen Sie uns damit sagen? Welche Teilgesamtheiten bei Covid würden Sie gerne unterscheiden? Was würde das zeigen? Und was genau hat das wiederum mit skrupellosem Controlling im Gesundheitssystem zu tun? Ok den Zusammenhang von Controlling und Simpson ist klar und ein alter Hut. Das habe ich schon in den 1990ern in Vorlesungen behandelt. Aber nochmal: was hat Covid damit zu tun?
Ick wiederhol datt Janze mal für die vielen Laien: Ein in 1000 Meter Höhe fliegendes und ein gerade abgestürztes Flugzeug ergeben laut mathematischer Statistik zwei friedlich in 500 Meter Höhe fliegende Flugzeuge. Wegen des Simpson-Effekts muss man nun bedenken, dass beim ersten Flugzeug strahlender Sonnenschein und problemloses Wetter herrschen, während bei der abstürzenden Maschine gerade ein Tornado tobt, beide Triebwerke ausgefallen sind und sich der Pilot ohnehin in suizidaler Stimmung befindet, weil seine heiß geliebte Stewardess mit dem Copiloten durchgebrannt bzw. die beiden während des Fluges mit einem Fallschirm abgesprungen sind. Da man beide Ereignisse nun nicht mehr so einfach miteinander vergleichen kann, wurde eine Ethikkommission einberufen, die nach sechstägigen Beratungen zu dem Schluss gekommen ist, dass per definition beide Flugzeuge in 250 Metern Höhe dahingleiten, um keinen der Piloten zu benachteiligen. ... Richtig?
Die Abschaffung der dualen Krankenhausfinanzierung und Einführung der Fallbauschalen Ulla SchmIdt, SPD) hat das Leistungsspektrum und die Angebotspalette der Krankenhäuser grundlegend verändert. Dass im zweiten Schritt die Krankenhäuser privatisiert wurden und aus Gründen der Wirtschaftlichkeit hohe Einnahmen und möglichst geringsten Personalkosten erzielen mussten, ist eine Realität, die typisch für das deutsche Gesundheitswesen ist. Invasive Diagnostik der Herzkranzgefäße (Herzkatheter), Stent und Bypass-Operationen, Gelenkersatz an Knie und Hüfte boomten in der Folge und nahmen im internationalen Vergleich Rekordwerte ein. Ein Regionalkrankenhaus in der Nähe hat Einnahmen generiert mit Wirbelsäulenoperationen, die, wie der aufmerksame Radiologe des Hauses herausfand, in einer hohen Rate nicht indiziert waren. Zudem wuden sie von einem Belegarzt durchgeführt, der vom Verwaltungsdirektor bei der Op.-Planung inkl. Personal dem Chirurgiechef des eigenen Hauses vor die Nase gesetzt wurde. - DAS sind die Dinge, die im Krankenhauswesen schief laufen und die Indikations-Schwelle für teure und große Eingriffe gesenkt und die Kosten für die Krankenkassen erhöht haben. Wenn man bedenkt, wie sich der Staat regelmäßig an den Rücklagen der gesetzlichen Krankenkassen vergreift, um Milliardenbeträge zweckentfremdet einzusetzen, kann man nur staunen. Dieser Raub wird Jahr für Jahr in allen möglichen Gesetzen versteckt, aber vom Parlament immer wieder durchgewinkt. Kein Wunder: Die Damen, Herren und Diversen Volksvertreterinnen dürften kaum gesetzlich krankenversichert sein. Sie verkörpern das “gute Risiko” und werden statistisch seltener und weniger schwer krank. Prof. Simpson könnte auch diesen Sachverhalt statistisch belegen. Covid-Minister Jens Spahn und seine Crew setzen andere Prioritäten.
Rein positivistisch auf irgendwelche, quasi gottgegebenen Zahlen zu starren, ergibt ein falsches Bild der Welt. Jeder methodologisch geschulte Wissenschaftler weiß, daß kein Weg um eine qualitative Beurteilung der Befunde herum führt. Ich wundere mich seit langem über die intellektuelle Armut des RKI und der Bundesregierung, mit ihrem Inzidenzwert. Der Kreis Gütersloh hat das brennpunktartig gezeigt, als um die 1000 rumänische und bulgarische Arbeiter bei Tönnies positiv getestet wurden, währen der Kreis ohne diese sozial weitgehend isolierte Arbeiterschaft völlig unauffällig war. Der Inzidenzwert suggeriert, daß eine Gesellschaft von 100.000 Individuen bezüglich der Muster ihrer sozialer Kontakte homogen wäre, was nicht einmal vorstellbar, geschweige denn tatsächlich so ist. Andere methodologische Probleme kommen hinzu. Daß die Bundesregierung sich so verbissen an diesen Wert klammert, der so offensichtlich in die Irre führt, nährt den Verdacht, daß es ihr gar nicht primär um eine vernünftige, angemessene Reaktion auf die Pandemie im Interesse der Bürger geht, sondern daß sie in Wahrheit einer ganz anderen Agenda folgt. Dabei sollte man sich bewußt machen, daß das RKI eben nicht unabhängig ist, sondern oberste Bundesbehörde und damit ihr Komplize. Oder sollten wir annehmen, daß wir von intellektuellem Prekariat regiert werden?
Puh, zum Glück kam das Wort Corona nur 1 x ganz am Ende vor, sonst hätte ich mich ermüdet abgewendet und den medialen Spin-Doktoren das Weiterköcheln der Dauerbrenner überlassen. Allgemeinbildung, für alle gut und nützlich. Man könnte sagen dieser Artikel hat etwas von “Life Hack” auf hohem Niveau, wenn dieser mich nicht im Dunkeln lassen würde, wie ich nun an die Zahlen bei der OP Verstorbenen rankomme, die noch differenzieren, ob es um einen Routine- oder Nicht-Routine- Eingriff ging. Vielleicht bekommen wir auch einmal die Unstatistik des Monats bei Achgut. Das würde mich freuen.
Ich hatte es zwar in einem Kommentar schon einmal erwähnt, aber hier passt es auch, es in Erinnerung zu rufen. Und im jüngsten Beitrag des Autors Dr. Ziegler hatten einige Leser auf Ihre Contergan-Erfahrungen hingewiesen und hier eine Parallele gesehen, wenn auch nur gefühlsmäßig. Ja, auch hier lohnt es sich, auf die damalige Statistik zu blicken. Man sieht, auch wenn man nach bestem Wissen und Gewissen Statistiken erhebt (was ja bei der Führung der Corona-Statistiken noch nicht einmal das Bestreben war), so können selbst diese in die Irre führen, wie hier geschildert und man erfährt, derjenige Arzt, der als Erster auf der richtigen Spur war, dessen Warnhinweise nicht nur ignoriert wurden, wurde auch diffamiert (hier denke ich sofort an Prof. S. Bhakdi): „Die Contergan-Katastrophe: Die trügerische Sicherheit der „harten“ Daten“, Dtsch Arztebl 2007; 104(41): A-2778 / B-2454 / C-2382, Prof. Klaus-Dieter Thomann
Bei der Achse kann man praktisch jeden Tag etwas dazu lernen. Danke für die anspruchsvollen Artikel.
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