Von Josef Kraus.
In Medizin und Psychologie gibt es den Begriff des „sekundären Krankheitsgewinns.“ Im Unterschied zum „primären Krankheitsgewinn“, der vor allem in der Genesung besteht, ist der „sekundäre Krankheitsgewinn“ derjenige, mit dem man qua Krankheit um einige Unannehmlichkeiten herumkommt. Zum Beispiel kann man dann bestimmte Pflichten oder schwierige Wahrheiten oder womöglich unschöne Begegnungen umgehen, weil man ja schließlich krank ist.
Was hat das mit der Lage in Deutschland zu tun? Eine Menge! Denn Deutschland ist nun mal ganz offiziell corona-krank. Da spielen andere Wahrheiten oder Probleme keine oder kaum eine Rolle mehr. Zum Beispiel gibt es jetzt offiziell nahezu keine Probleme mehr mit Migration, Wirtschaftsflüchtlingen, Kosten der Migration, Asylmissbrauch, eingewanderter Kriminalität usw. Das ist der sekundäre Corona-Krankheitsgewinn für Merkel und Co.
Doch halt, ab heute dem 31. August könnte/müsste/sollte es anders werden – wenn Öffentlichkeit und „Qualitätspresse“ denn mitspielen. Denn es erscheint Thilo Sarrazins neues Buch. Es hat sehr viel mit Migration zu tun und trägt den Titel „Der Staat an seinen Grenzen. Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart.“
31. August? Da gab es doch mal den 31. August 2015. Das ist der Tag, an dem Merkel angesichts anschwellender Flüchtlingszahlen den Spruch losließ: „Wir schaffen das!“ Es folgte am 4./5. September 2015 die totale Grenzöffnung – von Merkel solistisch exekutiert, ohne Parlament, ohne Konsultation mit den Bundesländern, ohne Rücksicht auf „Schengen“ oder „Dublin“ usw. Rechtlich hatte all dies keine Konsequenten für Merkels autokratisch einsame Entscheidung. Politisch hatte es allenfalls Konsequenzen insofern, als Merkel damit den größten Anteil am Erstarken der AfD und an einem der schlechtesten Wahlergebnisse der CDU nach 1949 hat. Für viele Bundesbürger hat es gleichwohl Konsequenzen, vor allem für sie als Steuerzahler und in zahlreichen Fällen als Opfer zugewanderter Gewalt.
Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft
Der Vorwurf einer „Herrschaft des Unrechts“ bleibt bestehen, er ist nicht ausgeräumt, auch wenn Merkel trotzig und patzig bei einer Pressekonferenz am 15. September 2015 hinterherschob: "Ich muß ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, daß wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land." Und noch heute hält sie an ihrer naiv-humanitaristischen Ideologie fest. Den Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft hat Hermann Lübbe so etwas einmal genannt.
Merkels dünne Begründung für die sperrangelweit geöffneten Grenzen, so in einem Interview vom 7. Oktober 2015, lautete: 3000 Kilometer deutscher Grenzen könne man nicht schützen. Dabei waren nach dem 5. September 2015 sämtliche Einheiten der Bundespolizei in Alarmbereitschaft versetzt und 21 Hundertschaften mit Bussen aus ganz Deutschland an die deutsch-österreichische Grenze gebracht worden, um am 13. September 2015 die deutsche Grenze wieder zu schließen. Indes: Die Grenzen blieben offen. Bis heute hat man in der Bundesregierung nicht eingeräumt, dass man falsch gehandelt hat. Der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte übrigens auf Grenzschließung gesetzt. Heute, Ende August 2020, verteidigt er Merkels Entscheidung.
Sarrazin gibt sich wie Millionen von Bundesbürgern nicht damit zufrieden. Was ihn bewegt, schreibt er auf Seite 349 seines neuen Buches: „Die Erkenntnis, dass Massenauswanderung aus Afrika und dem westlichen Asien den betroffenen Ländern bei der Lösung ihrer Probleme nicht hilft, für die Zielländer in Europa aber in vielerlei Hinsicht bedrohlich und potenziell destabilisierend ist, war der Anlass, dieses Buch zu schreiben.“
Nun hat Sarrazin also – sorgfältigst recherchiert und vorbereitet – sein sechstes Buch seit 2010 geschrieben. Damals meinte eine Kanzlerin Merkel zu Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ (2010), dass dieses Buch „nicht hilfreich“ sei. Nun ja, hätte Merkel dieses 2010er Buch gelesen, wäre sie im Spätsommer 2015 mit ihrer eigenwilligen Grenzöffnung nicht in die Humanitarismus-Falle getappt. Und hätte die SPD dieses Buch ihres nun gefeuerten und Nicht-Mehr-SPD-Mitglieds gelesen, wäre sie nicht auf 15 Prozent im Westen und auf unter zehn Prozent im Osten der Republik abgestürzt. Sarrazins erstes Buch wäre also sehr wohl hilfreich gewesen. Ob das aktuelle Sarrazin-Buch „hilfreich“ ist. Ja, denn außer dass es bestens recherchiert und mit fast 700 Fußnoten hervorragend belegt ist, ist es hilfreich, weil es alle Diktate der „political correctness“ hinter sich lässt.
„Weltgeschichte der Einwanderung“
Der welthistorisch interessierte Leser wird im ersten Drittel des neuen Sarrazin-Buches auf seine Kosten kommen. Dort geht es um die „Weltgeschichte der Einwanderung“. Der Autor selbst nennt diesen Teil einen „Parforce-Ritt“ durch die Menschheitsgeschichte. Sarrazin menschheitsgeschichtlicher Rückblick reicht von der Wiege des „homo sapiens“ vor 200.000 bis 100.000 Jahren in Afrika über dessen Wanderungen nach Europa, Asien und Australien bis hin zu frühen Hochkulturen, vor allem in Ägypten und Israel. Über Rom und Athen kommt Sarrazin auf die Germanen zu sprechen. Dezidiert widmet er sich den Arabern und dem islamischen Kalifat. Er scheut sich nicht, deutlich zu machen, dass die ausgeprägteste Form von Sklaverei im islamischen Kulturkreis stattgefunden habe.
Zur Sprache kommen ferner Indien, China, Japan, das Osmanische Reich sowie die deutsche Ostsiedlung. Gegen den historisch korrekten Strich gebürstet ist dann vor allem Sarrazins Darstellung des Kolonialismus und seiner Folgen. Er schreibt: „Nach dem Ende der Kolonialzeit vor 60 Jahren bleibt die Entwicklung in Afrika, insbesondere in Subsahara-Afrika, deutlich hinter anderen ehemaligen Kolonialgebieten zurück.“ An späterer Stelle wird Sarrazin noch deutlicher: „Es hat sich ein ausufernder postkolonialer Diskurs etabliert, der die Opferrolle der ehemaligen Kolonien in den Mittelpunkt stellt, aber z.B. um die koloniale Vergangenheit des Osmanischen Reiches einen großen Bogen macht.“ Das sei eine „Ideologie, die unter Verzicht auf historische Trennschärfe die Vergangenheit zulasten der Europäer moralisieren will.“
Politisch brisant wird es im Buch später, vor allem ab dem „Einschnitt 2015“. Für Deutschland und Europa zieht Sarrazin die Schlussfolgerung: „Eine wirksame quantitative Begrenzung der Einwanderung aus Afrika und dem westlichen Asien ist für Deutschland und Europa eine vitale politische und gesellschaftliche Notwendigkeit. Für die Legitimation des demokratischen Systems kann sie zu einer Überlebensfrage werden.“ Und diejenigen, die etwa nach Deutschland einwandern wollten, müssten laut Sarrazin auch die Bereitschaft mitbringen, die in Deutschland geltende „Leitkultur“ zu verinnerlichen. Darüber hinaus fordert Sarrazin ein wirksames Grenzregime, eine Beschleunigung der Asylverfahren auf eine Dauer von maximal 30 Tagen, eine konsequente Abschiebepraxis sowie ein Zurück beim Asyl-Artikel 16 des Grundgesetzes hin zum Grundsatz, der bei dessen Einführung galt.
Von der deutschen Entwicklungshilfepolitik erwartet Sarrazin, dass Transferleistungen nur noch erfolgen sollen, wenn die betreffenden Herkunftsländer der „Schutzsuchenden“ bei deren Rückführung und deren Identitätsüberprüfung behilflich sind. Flüchtlinge, die mit Hilfe von Schleppern den Weg über das Mittelmeer wählen, sollen aufgelesen und an ihren Ausgangspunkt zurückgebracht werden – gegebenenfalls unter militärischem Schutz. Militärische Interventionen als Methode zur Bekämpfung von Fluchtursachen sieht Sarrazin allerdings sehr skeptisch: „Bei der Betrachtung aller militärischen Interventionen des Westens in Afrika und dem westlichen Asien über die vergangenen Jahrzehnte hinweg verspüre ich eine tiefe innere Spaltung. Möglicherweise hätte eine strikte Politik der Nicht-Intervention dazu geführt, dass Konflikte schneller ausbrennen und dass sich neue Machtstrukturen schneller etablieren, sodass es vielleicht sogar weniger Blutvergießen gegeben hätte.“
Alles in allem: Die Lektüre aller 480 Seiten von „Sarrazin Nummer 6“ samt der fast 700 Querverweise, Belege, Quellen usw. lohnt. Das Buch ist ein Feuerwerk an Fakten und Argumenten, die jeder braucht, der sich um dieses, das Land spaltende Thema kümmert oder der hier sachgerecht mitdiskutieren will. Hierfür ist das Buch sehr „hilfreich“.
Thilo Sarrazin: Der Staat an seinen Grenzen. Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart. München,Langen Müller, 480 Seiten, 31. August 2020
Der Hass und die Hetze werden sich noch in Kübeln über dieses Buch ergießen. Wie kann er sich nur erdreisten Wahrheiten auszusprechen und das in diesem Land?
"Rechtlich hatte all dies keine Konsequenten für Merkels autokratisch einsame Entscheidung." Wie das eben so in einer Diktatur läuft! Demokratie ist doch nur eine Farce. Und die unbegrenzte Aufnahme des Geburtenüberschusses aus gewissen Ländern löst kein einziges Problem sondern schafft neue! Aber davor hat seit Jahrzehnten jeder, auch in der jeweiligen Regierung die Augen verschlossen! Geld nach dem Gießkannenprinzip verteilen, keine Kontrolle, wo es bleibt, der permanente Helfer- und Sühnewahn... Und, dass sich auch 3000 km Grenze schützen lassen, müsste Frau Merkel eigentlich besser wissen! Aber, das gibt ja wieder "unschöne Bilder"! Na und? Es gibt eben nicht nur eitel Sonnenschein - es gibt auch Schatten, notwendigerweise.
Der sekundäre Krankheitsgewinn ist ein trefflicher Vergleich! Auch mit der Aggravation, also der manipulativen Übertreibung harmloser Krankheitserscheinungen, wird der sekundäre Krankheitsgewinn angestrebt. Denkbar sind auch Situationen, in denen Individuen keinen anderen Ausweg aus ihrer Not kennen, als eine Erkrankung oder Behinderung als ihr "neues Normal" zu simulieren. Selten sind sie bereit, ihre Autonomie gänzlich aufzugeben. Es erfordert etwa eine hohe soziale Kompetenz, Sozialleistungen zu erschleichen, Rücksichten und Privilegien einzufordern und dennoch ein Doppelleben zu führen: Tagsüber Rollstuhl und abends Sit-Ups für die Fitness. - Die Entlarvung des Betrugs findet selten auf freiwilliger Basis statt, zumeist ist es ein "Unfall" oder einer der wenigen Eingeweihten packt aus. Es besteht kein Zweifel, dass die konsequente Simulation eine "demokratische Zumutung" ist und ein Mindestmaß von dissozialen Persönlichkeitsmerkmalen voraussetzt. Die "aufgeflogene" Simulation hinterlässt eine Persönlichkeit, die infolge des sozialen Machtverlustes und der Bloßstellung im wahrsten Wortsinn ein neues Leben, am besten in der fernen Anonymität, beginnen muss und dabei therapeutische Hilfen benötigt, die anzunehmen sie nur selten bereit ist. Sich von Privilegien zu verabschieden, heißt in diesem Fall auch schmarzhafter Machtverlust. - Es ist den Global Governance Think Tanks der UNO zuzutrauen, dass sie im globalistischen Kampf gegen die Autonomie demokratischer Nationalstaaten bewusst auch die Aggravation und Simulation in Kambination mit Panikmache und weltumspannender Krisenpropaganda einsetzt. Die dysfunktionale WHO gehört auf den Prüfstand! Die Demokratien des Westens können es sich leisten, diese "Gesundheits-Weltregierung" in Frage zu stellen, einer Tiefenkontrolle zu unterziehen, entsandte Aktivisten zurückzurufen und die Finanzierung einzustellen. Die WHO ist eine "demokratische Zumutung" und eine Gefahr für den Weltfrieden zugleich!
„Weltgeschichte der Einwanderung“, extrem interessant. Daher auf jeden Fall bestellt.
Die Antwort ist einfach: Nein Und es wäre auch viel zu spät, in etwa so wie wenn man auf der Titanic, nachdem sich das Heck bereits aus dem Wasser erhoben hat, noch darüber diskutiert, wie man dem Eisberg am besten ausweichen könnte. Der Berg ist gerammt, das Schiff säuft ab. Ich glaube die Politiker versuchen, das Problem zu lösen, indem sie das Schiff zum U-Boot erklären. Schließlich sind Naturgesetze und Technik alles Laster des alten weisen Manns und damit können Sie weder Wahr noch Gültig sein. Gender Wissenschaften sind die Lösung aller Probleme, das Wasser steht erst bis zum Hals, und zu behaupten Wasser kann tödlich sein ist sowas von Nazi und Rassistisch, um den ist nicht Schade, schließlich passt er nicht zum hipen Weltbild.
Oh je, davon kann ich so viel unterschreiben. Eigentlich erschreckend vor dem Hintergrund der eigenen Biografie: Ich wurde in einer Stadt geboren, in der die Enkel lange Zeit die Partei gewählt haben, bei der schon der Oppa sein Kreuz gesetzt hat. Obwohl - zwischenzeitlich hatten sich die Menschen dort auch von der SPD distanziert, sie haben gesehen, dass und mit welcher Wucht sie verdrängt wurden (aus der Clique unserer Jugend lebt noch einer dort, der Rest ist gegangen). Die CDU hielt sich allerdings nur kurze Zeit, bis zu jenem Ereignis, für das man nur einen Schuldigen finden konnte - den schwarzen OB. Aber selbst der nachfolgende rote OB hat bemerkt , dass die Stadt kaputt ist und davon gesprochen, dass er eine bestimmte Gruppe von Migranten gerne los werden würde. Die mit den offenen Augen in der SPD sehen es also, den Idiologen ist nicht zu helfen. Die SPD kann Sarazin ausschließen solange und so oft sie will, die Realität spricht gegen sie.
"Hätte Merkel das Buch gelesen...", hätte sie dennoch und wahrscheinlich immer wieder so gehandelt. Weil ihr, was das Wohl des deutsche Volkes betrifft, anscheinend so ziemlich alles am Wertesten vorbeigeht. Der Autor, wie viele andere, gehen stets von der falschen Prämisse aus, daß das nicht so sei. Im Gegenteil, wie die letzten Jahre und das aktuelle Geschehen zeigen, wird nicht nur vieles billigend in Kauf genommen, was unter Zerstörung subsumiert werden kann, sondern diese sogar forciert und beibehalten. Und nein, diese Politik ist die Kehrseite dessen, was der Amtseid theoretisch beinhaltet. Überhaupt haben mich die letzten Jahre gelehrt, wenn das Gegenteil dessen angenommen wird, was die aktuellen Politiker so verlautbaren, kommt man dem zu erwartenden Ereignissen meist am nächsten. Und alle tun es freiwillig. Aus Narzißmus, Gier, Eigennutz, Prestige, Selbstverliebtheit, intellektueller Alternativlosigkeit usw. Und selbst wenn sie gezwungen werden, sich wenigstens so vorkommen, hoffe ich wenigstens, daß sie immer noch ihr Tun lassen können. Könnten. Aber sie tun es nicht und weiter so. Bis wohin eigentlich?